Frankfurter Allgemeine Zeitung - 27.03.2020

(Greg DeLong) #1

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Sport FREITAG,27. MÄRZ2020·NR.74·SEITE 31


ToshiroMutound Yuriko Koikeschie-
nen zu schaudernangesichts des Bergs
vonArbeit ,der auf siewartet. DieAufga-
be sei „überwältigend“, sagteder Ge-
schäftsführer des Organisationskomi-
tees vonTokio 2020.„Wir haben Proble-
me, die sichauftürmen“, erklärte die
GouverneurinvonTokio. DieVerschie-
bung der Spiele der XXXII. Olympiade
um maximal ein Jahr aufgrund des neu-
artigen Coronavirus istsokompliziert
und vielfältig, dassdie Arbeitsgruppe
unter dem Namen„Auf geht’s“, die
etwa 30 Personen umfasst u nd sämtli-
chemit derVerschiebung zusammen-
hängenden Probleme lösen soll, am
Donnerstag mit dem allergrößten Re-
spekt zur ersten Sitzung zusammentrat.
„Kur zgesagt“, erklärte der Präsident
des Organisationskomitees, Yoshiro
Mori, in einer Mitteilung auf der hausei-
genen Homepage, „istdas, woranwir
siebenJahrelang gearbeitet haben, zu ei-
nem kreischenden Haltgekommen,ge-
rade alseslosgehen sollte.“Nunmüsse
die gleiche Aufgabe in ungefähr sechs
Monategepacktwerden, für die sie zu-
vorsieben Jahregebraucht hätten. „Das
wirdschwierig.“ Undteuer.Muto
sprachinseiner Eröffnungsredevon
„massiven“ Mehrkosten. DieNachrich-
tenagenturKyodo kündigtean, Yuriko
Koikewerde das Internationale Olympi-
sche Komitee (IOC) darum bitten, sich
an denKosten zu beteiligen.
Die dringlichste Aufg abe derTask
Forceist es, einen neuenTermin für die
Spiele imkommenden Jahr zufinden.
„Wir befinden uns imWettlauf mit der
Zeit“, sagteMuto: „Es gibt so viele Pro-
bleme, die nichtgelöstwerdenkönnen,
wenn der neueTermin für die Spiele
nicht feststeht.“ Mutoerklärte, dassdie
Interessen derWeltverbände undNatio-
nalen OlympischenKomitees, dazu der
Sponsoren, derFernsehanstalten und
natürlichdes IOC berücksichtigtwer-
den müssten. Am Donnerstag solltees
auchbei einer Telefonkonferenz des
IOC mit den 33 betroffenen olympi-
schenWeltverbänden um Themenrund
um dieVerlegunggehen. Einigevon ih-
nen würden die Spiele, die auchim
nächsten Jahr nochTokio 2020 heißen
werden, am liebsten auf denFrühling le-
gen, um ihreGroßereignisse im Som-
mer trotzdem durchziehenzukönnen.
IOC-Präsident Thomas Bachhattebei
einer telefonischen Pressekonferenz am
Mittwochgesagt, dassalle Termine bis
zum Sommer 2021 inFragekämen.
„Alle Optionen sind auf dem Tisch.“
Eine der zentralenFragen inTokio:
ob das Olympische Athletendorfwie ge-
plant für die Spieleimnächsten Jahr zu
retten istoder ob es, wie ursprünglichge-
plant, im Herbstvon den neuenWoh-
nungsbesitzernbezogen wird. Andere
Themen sind die Sportstätten, die ei-
gentlich nicht mehr zurVerfügungste-
hen, dietemporären Anlagen, die nun
längergebrauchtwerden, derKartenver-
kauf, die Hotelbuchungen,Transport,
der Sicherheitsplan und vieles mehr.Es

existier tenTausendevon Verträgen ,die
geändertwerden müssten, sagteMuto.
Derweil verstummt die Kritik an der
zögerlichenVorgehensweise des IOC
und der japanischenRegierung nicht,
die sichtrotz derZuspitzung der Coro-
na-Lageund derVerzweiflungvonAth-
leten, die ihreTrainingsmöglichkeiten
verloren hatten, erst am Dienstagauf
eine Verschiebungder Spiele hatten ei-
nigen können. Unangenehm für das
IOC dürften dieVorwürfe des türki-
schen Boxverbandes sei, der behauptet,
bei der europäischenOlym piaqualifika-
tio nmit 40 Nationen, die am 14. März
in London begann und nachdrei Tagen
abgebrochen wurde, hätten sichzwei
seiner Athletenund einTrainer mit
dem Coronavirus infiziert. „Während
die Welt extreme Maßnahmengegen
das Virusergriff ,bin ic hverblüfft,dass
eine Task Forcedes IOC und die briti-
sche Regierung dasTurnier zuließen,
obwohl vielevonuns sic hSorgenmach-
tenund fast jeder andereSportbereits
alle Veranstaltungen abgesagt hatte“,
erklärte Eyup Gozgecgegenüber der
britischen Zeitung „Guardian“. Das
IOC hattedem Box-Weltverband Aiba
die Veranstaltung der Olympiaqualifi-
kation entzogen,weil sie mit derVer-
bandsführung nicht einverstanden war,
und eineeigeneTask Forcedamit beauf-
tragt.Die deutschen Boxer, die in Lon-
don amStartwaren, wurden nachder
Heimkehr in eine vierzehntägigeQua-
rantänegesteckt.
Zweifelhaften Optimismus,dassJa-
pan und das IOC dieAufgabe mitBra-
vour stemmenwerden, demonstrierte
nur deramerikanische PräsidentDo-
naldTrump.IneinemTweetgratulier-
te er JapansPremierministerShinzo
Abeund demIOC für die „weise Ent-
scheidung“ undkündigtefür nächstes
Jahrsein Kommenan. So ,als stünde
dazwischen nichtetwa im November
eineWahl.

Trauer um Michel Hidalgo
Frankreich trauertumden früheren
Fußball-Nationaltrainer Michel Hidal-
go. Wieder französischeVerband am
Donnerstag mitteilte, istder Europa-
meister-Coachvon 1984 nachlanger
Krankheit im Altervon87Jahrenver-
storben. Seine erfolgreichste Zeit hatte
Hidalgoinseinen acht Jahren alsTrai-
ner vonLes Bleus ab 1976. Mit derAus-
wahl um Michel Platini holteerbei der
Heim-EM 1984 denTitelund somitden
ersten großen Triumph fürFrankreich.
Mit Reimsspielteer1 956 im ersten Lan-
desmeister-Finale gegenReal Madrid
und erzieltebei der 3:4-Niederlageein
Tor. Dreimal wurde der Mittelfeldspie-
ler französischer Meister, im National-
team lief Hidalgo indes nur ein einziges
Mal auf. sid

„Geister-Tour“ als Option?
Die Tour deFrance,Frankreichs wich-
tigstesSportereignis,könnteangesichts
der Corona-Krise in diesem Jahr ohne
Zuschauerstattfinden. Diese Möglich-
keit äußerte die französische Sportmi-
nisterinRoxana Maracineanu im Sen-
der France Bleuradio. „Alles istvor-
stellbar“, sagtedie frühereSchwimm-
Weltmeisterin. Zuschauer-Ausschlü sse
habe es schon bei anderenWettbewer-
ben gegeben. „Auf dieTour hättees
aber nicht diegleichenAuswirkungen,
da deren Geschäftsmodell andersals
beimFußball oder Rugbynicht von
Ticketverkäufenabhängt“, sagtedie
44-Jährige. DieTour soll am 27. Juni in
Nizza beginnen, bis zum 19. Juliwer-
den zehn MillionenZuschauer anweit
über 3000Streckenkilometern erwar-
tet. Allein beimFinaleinParis schauen
gewöhnlichHunderttausendeFans zu.
Zuletzt wardie FernfahrtParis–Nizza,
die ebenfallsvonden Tour-Or ganisato-
renASO veranstaltet wird,als „Geister-
rennen“ bis zu ihremAbbruc hgefahren
worden. Dabeiwarzwarnicht der Groß-
teil derStrecke, wohl aberStart- und
Zielbereichgesperrt gewesen. sid

Hilfsmaterial in Bernabéu
SpaniensFußball-RekordmeisterReal
Madrid stellt sein Bernabéu-Stadion
für denKampfgegen die Corona-Pande-
mie zurVerfügung. Im Innenraum der
Arena wirdabsofor tHilfsmaterialge-
sammelt und gelagert, dasvondort
über die Behördenetwa an Altenheime
in derUmgebung verteilt wird. Ziel sei
es, eine „optimale und effizienteNut-
zung derRessourcen“zugewährleisten,
teilteReal am Donnerstag mit.Die Re-
gionrund um Madrid istbesonders
starkvom Coronavirus betroffen. sid

Motorrad-WM später
DergeplanteEuropa-Auftakt der Motor-
rad-Weltmeisterschaftimspanischen
OrtJerez wirdauf einen späterenZeit-
punktverschoben. Dasgaben am Don-
nerstag der Motorrad-Weltverband
FIM, die Teamvereinigung IRTA und
der WM-Vermarkter Dorna bekannt.
Der Lauf hätteam3.Mai stattfinden sol-
len. Nach derzeitigemStand findetdas
ersteRennen derKönigsklasse am 17.
Mai in Le Mans/Frankreichstatt. sid

ChallengeRoth abgesagt
Der dreimaligeIronman-Weltmeister
Jan Frodeno und seine Mitstreiter müs-
sen die Jagd nach einer neuen Bestzeit
über dieTriathlon-Langstrecke verschie-
ben. Die Organisatoren des Challenge-
Rennens inRoth, wo traditionellBest-
markenaufgestelltwerden, sagten am
Donnerstag die für 5. JuligeplanteVer-
anstaltung wegender Corona-Pande-
mie ab. „Es bleibt uns nachRückspra-
chemit den zuständigen Behördenkei-
ne andereWahl“, hieß es in der Mittei-
lung derFamilieWalchshöfer,die seit
der Challenge-Gründung 2002 denAus-
dauerdreikampf in derWiegedes deut-
schen Ironman veranstaltet.Frodeno
hatteinRothvor vier Jahren für die 3,86
Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilome-
terRadfahren und 42,195 Kilometer
Laufen 7:35:39Stunden benötigt. F.A.Z.

fdf Fotos PictureAlliance, dpa

bers. DÜSSELDORF. Eigentlich,so
dachten sie sichvoreinigenWochen bei
denKrefeld Pinguinen, seien sie aus dem
Gröbstenraus. „Im Februarwaralles
klar“, sagt Geschäftsführer Matthias
Roos. Monatelang hatteein Machtkampf
unterden Gesellschafternden Klubge-
lähmt.Doch nachdem dieFirmaEnergy
Consulting Europe unddamitMikhail
Ponomarewendlic hausgestiegenwaren,
schien es wieder aufwärtsgehen zukön-
nenamNiederrhein. Neue Investoren
stünden bereit, hieß es,die Zu kunftdes
Standorts sei baldgesichert. Ni chtmal
derSaisonabbruch der Deutschen Eis-
hockey Liga(DEL)wegender Corona-
Krise sollte daranetwasändern. DiePin-
guinehatten di ePlay-offs ohnehinver-
passt,Einnahmenkonntengar nicht erst
wegbrechen.Corona–das schien erst
mal ein Themader Konkurrenz zu sein.
Nunsieht das andersaus:Die Epide-
miesorgt nicht nurfür Probleme in der
aktuellen Spielzeit, sie bedroht auchdie
Zukunftder deutschen Eishockeyvereine
–vor allemvondem aus Krefeld.Denn
die potentiellenNeu-In vestoren leiden
selbs tund haben nunAbstand vonihrem
Plan genommen,beimzweimali gendeut-
sche nMeister einzusteigen. „Zwei mögli-
cheGesellschafterwollten dafür Geld
nehmen, das sie im Aktienmarkthaben,
derist aber jetzt unten, deswegen ma-
chen si edas im Momentnicht .Dreiweite-
re werden jetzt Arbeitnehmer entlassen
müssen,dai st es natürlich schl echt darzu-
stellen, Leute rauszuwerfenund Geldin

die Pinguine zustecken“, sagtRoss,der
nun abermals auf der Suche nachGeldge-
bernist,ohne dieEishockey in Deutsch-
land nicht zu finanzieren ist.Bis Ende
desMonatswollteerdie neueGesell-
schafterstrukturpräsentieren.Doch ob
das jetzt nochgelingt,steht mehr dennje
in denSternen.
Auch ein Treffender aktuellen Gesell-
schafteramMittwochbrachte keineLö-
sung. Einigevon denenwollen ihreAntei-
le abgeben, um denWeg für die Zukunft
freizumachen.Aber anwen? Wersteckt
derzeit Geld in einen Sportverein,wenn
er selbst nichtweiß, wie viel er nachder
Krise übrig hat? Dasgilt genauso für
Sponsoren. Undüberhaupt: Werweiß
schon, ob im Herbstdie nächste Saison
beginnt? „Ichkann michnicht hinstellen

und sagen: Jawoll, ic hgehe davonaus,
dass wir im September ganz normal unse-
renSpielbetrie bstartenund vorZuschau-
ernspielen dürfen. Undwenn ichdas
nicht kann,wirdauchkein Werbepartner
dabei seinund uns Geldgeben. Je länger
sichdas hinzieht,desto mehrVereine
wird es treffen“,sagtRoos, derauch
nochkeine Ticket sfür die nächste Saison
anbie tet. Normalerweise startet der Dau-
erkartenverkauf bereits in derVorsaison,
die Einnahmendaraus–meistmehrere
hunderttausendEuro–sind für vieleVer-
eine wichtig,umüberden langen Som-
merzukommen.Unddennoch verzich-
tendie Pinguine derzeit darauf:„Wenn
ich denLeuten jetzt das Geldaus derTa-
sche nehme, es dannaber keine Veran-
staltung im September,Oktober oderNo-

vember gibt,habe ichdie Falschen abge-
straft. Weil zurückgebenwerdeich das
Geld nicht, das wirddann ausgegeben
sein.“
Auch bei anderenVereinengeht die
Angstum. Unterder Wochehieltendie
Geschäftsführer der 14 DEL-Klubs eine
Telefonkonferen zab. Da sei klar zu er-
kennengewesen, dassmehrer eTeams
nicht wissen,wassie tun sollen,wenn es
im September nichtwieder losgehe,sagt
einer, der dabeiwar, seine nNamen aber
nicht in derZeitung lesenmöchte: „Es
gibt fünf Klubs, die eineZeit ohneEis-
hockey hinkriegen würden, und dann
gibt e sneunKlubs, die sagen: Es wird bit-
ter.“Sicher seien lediglichdie „g roßen
vier“ ausMannheim,München, Berlin
und Köln sowie Wolfsbu rg –solange
GeldgeberVolkswagen nicht plötzlichan-
derePläne hat.
Auch DEL-GeschäftsführerGernot
Tripcke bestätigt aufNachfrage, dassdie
Stimmung unter denKlubvertretern„an-
gespannt“war, es gebe zwar „keine Pa-
nik,alle sindsehr konstruktiv undruhig,
aber allen istschon bewusst, wasauf uns
zukommt: Keinerweiß, ob undwann es
weiter geht undwelcher Partner dann
nochimBootist.Das große Problem ist
die neueSaison, vielGeld i st schonver-
plant, weil ein Großteil der Verträge
scho ngeschlossen sind.“ Sonderregeln
soll es aberdennochnicht geben. „BeiLi-
zenzprüfung werd en wi rkeine Überschul-
dung zulassen.“ Auch nicht für die Kre-
feld Pinguine.

V


on diesemFreitag anstehtder
internationaleFlugverkehrin
Russland still.Die Charterma-
schine, die am Donnerstag um
23 UhrOrtszeit vonJekaterinburgaus
mitSpielern,Trainernund Offiziellen
Richt ung Amste rdam abheben sollte,
könnte für einige Zeit einer der letzten
Flüg evon Russlandins Auslandgewesen
sein. Einigeder acht WM-Kandidaten
wurden gesternvon einer Mitteilung des
Weltschachbunds(Fide) geweckt. Die für
16 Uhr Ortszeit angesetzteachte Runde
fiel aus.Jedersolle bitte umgehendseine
Sachen packen. So endet die letztebe-
deutsame Sportveranstaltung, diewäh-
rend der Covid-19-Epidemie nochlief.
Als Hau ptgrund für dieUnte rbrechung
desWM-Kandidatenturniersgab die
Fide an,dassesunmöglichgewesen
wäre,zueinem späterenTermin eine si-
chere Heimreise zugarantieren, und man
könnedie ausländischen Spieler ja nicht
auf unbestimmteZeit in Russland festhal-
ten. Wann undunter welche nUmstän-
dendie Ermittlung eines Herausforde-
rers fürSchachweltmeisterMagnus Carl-
senfortgesetztwerden soll, istungewiss.
Das Turnier is tnicht vorbei, sondern
gilt als unterbrochen. Sieben Runden
sindabsolviert,jeder hat einmalgegenje-
denanderengespielt .SiebenRunden mit
jeweils vertauschte nFarbenstehen noch
aus. Istdie Hälfte einesWettbewerbs ab-
solviert, gilt dasResultat, selbstwenn
Teilnehmer danachaussteigen. Sosteht
es imRegelwer kder Fide. „Alle mögli-
chen Szenarien wurden mit den Spielern
vorher besprochen. Sie wussten imVor-
aus, dass dasTurnier unterbrochenund
späterfortgesetzt werden kann“,teilt der
Fide-MarketingchefDavid Llada mit.
Wär eesnachTeim ur Radschabow oder
Wang Haogegan gen, hätteder Wettbe-
werb vonvornherein verschobenwerden
müssen. Radschabowverzichteteauf

eineTeilnahme und wurde durch Ma-
ximeVachie r-Lagraveersetzt.Wang Hao
reiste widerwilliganund schimpft nun,
das sihm in China zweiWochen Quaran-
täne drohen. Darumwollteerdie Rück-
reise lieber nachJapan antreten, wo er
wegender Covid-19-Pandemie auch
schonvordem Turnier gestrandet war.
Ausgerechnetder niederländischeTeil-

nehmer Anish Giri wartetedie Charter-
maschine nachAmsterdam nicht ab, son-
dernist mitdem nächstenFlugzeug nach
Moskau aufgebrochen.
Alexander Grischtschuk hattenach
den erstenRunden für eineUnte rbre-
chung plädiert,weil es unmöglichsei,
sichauf Schach zu konzentrieren. AnFa-
biano Caruana zehrte die Sorge,wie er in
die VereinigtenStaaten zurückkäme. Jan
Nepomnjaschtschi er klärte sein Husten

vonRunde sechsanso: „Dieganze para-
noid eAtmosphäre trägt nicht dazu bei,
sichgesundzufühlen.“ Alle Spieler und
Helfer mussten zweimal täglichzur medi-
zinis chen Unte rsuchungauf Zimmer


  1. Zuschauerund Pressewarennicht
    zugelassen.
    „Es warrichtig ,das Turnier zu begin-
    nen, weil wir dieRisikenkontrollieren


konnten, unddie er sten siebenRunden
liefenauchreibungslos“, wirdFide-Präsi-
dent Arkadi Dworkowitsc hvon
„Chess.com“ zitiert.Dass die Spieler un-
terden Umständen litten, verstehe er,
aber dassei im Sportnicht außergewöhn-
lich. „Als Weltschachbundmüssen wir
reale Risikenbewerte nund Maßnahmen
für Sicherheitund Gesundheitsetzen,
statt Entscheidungenaufgrund psycholo-
gischer Motivezutreffen.“ Dwor ko-

witsc hwar bisvorzweiJahrenstellvertre-
tender MinisterpräsidentRusslands.
Vordem Turnier galten Covid-19-In-
fektionen inRussland offiziellals Einzel-
fälle.Als sic hvorig eWoche im Moskauer
Zentralschachklub die bestenSpielerin-
nenRusslands zum traditionellen Schau-
kampf„BlondinengegenBrünette“tra-
fen, warnur das Publikum ausgeschlos-
sen, und die aus der Schweiz angereiste
Alexandra Kostenjuktrugfreiwillig ei-
nenbesonderskeckenMundschutz.Wäh-
rend der siebtenRunde desKandidaten-
turniersrief PräsidentWladimir Putin
die Russen auf,zuHause zu bleiben, und
erklärte die kommendeWochezum be-
zahltenUrlaubauf Staatskosten.Zur Ein-
dämmung des Virus alsStaatsräson pass-
te das letzteSchachturniernicht mehr.
Die Unte rbrechung erhöhttendenziell
die Chancender mi tje4,5 Punkten füh-
rendenVachie r-Lagraveund Ne-
pomnjaschtschi gegenüber deneinen
Punktzurückliegenden Caruana,Giri,
Grischtschuk undWang. DerZeitdruck
zur Veranstaltung der zweitenTurnier-
hälfte hält sich in Grenzen. Gebraucht
wirdder Herausforderer erst an Weih-
nachten,vorausgesetzt, dieWeltaus stel-
lung Expo in Dubaiund der in ihremRah-
mengeplant eWM-Kampfkann dann
überhauptstattfinden.
Viele Schachvereine und Verbände
verlegengerade Turniere insInternet.
Da sgilt auchfür dieFide, wie Marketing-
direktor Llada bestätigt :„Wirprüfen alle
Möglichkeiten, denn mit dieserPande-
mie sind wir auf unbekanntemTerritori-
um. Aber wenn es um den WM-Zyklus
geht, lautet der Plan,dassamBrett ge-
spielt wird.“ DieGefahr ,mit Hilfevon
Computeranalysen zu betrügen, is ton-
line nämlichdeutlichgrößer als in ei-
nem Turniersaal. Computerprogramme
sind inzwischen umetwa 1000Elopu nk-
te höher eingestuftals menschlicheWelt-
klassespieler.

ToshiroMuto,Geschäftsführerdes Or-
ganisationskomitees. FotoAFP

InKürze


Die Pinguine zitternwieder


Das Krefelder Eishockeyschien aus dem Gröbstenraus –dochdie Corona-Krise trifft den Klub besondershart


Schachmatt


Absturzgefahr!
Foto PictureAlliance

„Problemetürmen sich“


DieTaskForcesuchtfieberhaftnachdemneuen


Olympia-Termin /VonEvi Simeoni,Frankfurt


Mit dem WM-Kandidaten-Turnier in Jekaterinbur gwird


auchdie letztebedeutsameSportveranstaltung,


diewährendderCorona-Pandemienochlief,unterbrochen.


Wiegehtesnun weiter?


VonStefanLöffler,Frankfurt


DerWeltmeistermussauf seinen Herausfordererwarten: Magnus Carlsen (r.)
Fotos dpa, PictureAlliance
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