Handelsblatt - 27.03.2020

(Tina Meador) #1
Manche Vermittler versuchen
nun, aus dem Homeoffice mit Video-
schalten und virtuellen Rundgängen
Kunden zu locken. Doch einen
Hauskauf oder Umzug entscheidet
kaum jemand ohne Besuch vor Ort –
schon gar nicht in London, wo Im-
mobilien häufig in schlechtem Zu-
stand sind.
Bei den Kaufpreisen macht sich die
Krise aber noch nicht bemerkbar. Da-
mit sei auch nicht zu rechnen, sagt
Nick Whitten vom Immobiliendienst-
leister JLL. Da die Regierung ein Mo-
ratorium für alle Hypothekenzahlun-
gen in den kommenden Monaten er-
klärt habe, sei kein Eigentümer zum
Notverkauf gezwungen. Wenn der
Coronaschock vorbei sei, könnten
die Preise kurzfristig fallen, weil die
ersten Käufer mit Rabatten zurückge-
lockt würden.
Das knappe Angebot werde aber
dazu führen, dass die Preise für die
besten Wohnungen schnell wieder
anziehen – so wie nach der Finanz-
krise 2009. Whitten erwartet eine
komplette Erholung des Marktes in
der zweiten Jahreshälfte und hält an
seiner Jahresprognose vorerst fest:
Demnach werden die Immobilien-
preise übers Gesamtjahr um ein Pro-
zent steigen.

Spanien: Preise
werden fallen
Mit dem Alarmzu-
stand und der damit
verbundenen strengen Ausgangssper-
re ist die Aktivität auf dem Immobi-
lienmarkt größtenteils zum Erliegen
gekommen. Spaniens Notare arbei-
ten zwar noch, sind aber angehalten,
nur sehr dringende Anliegen zu bear-
beiten wie etwa Testamente. Offiziel-
le Zahlen zu Verkäufen oder Käufen
gibt es erst ab dem kommenden Mo-
nat.

Experten erwarten deutliche Preis-
nachlässe. „Wir gehen davon aus,
dass die Preise für Eigentumswoh-
nungen in den Großstädten um rund
zwanzig Prozent sinken, wenn der
Alarmzustand zwei oder drei Monate
anhält“, sagt Sandra Daza, Generaldi-
rektorin der Immobilienberatung
Gesvalt dem Handelsblatt. Einige
Kunden hätten Projekte, die sich be-
reits in einem sehr fortgeschrittenen
Stadium befunden haben, derzeit auf
Eis gelegt.
Bei den Mietpreisen, die zuletzt
vor allem in Madrid, Barcelona und
Palma de Mallorca deutlich gestie-
gen waren, erwartet sie eine Redu-
zierung um 15 bis 20 Prozent in
Großstädten, jenseits der bevorzug-
ten Innenstadtlagen. Der Grund für
den Pessimismus ist neben der aktu-
ellen Ausgangssperre auch die er-
wartete anschließende Wirtschafts-
krise, die es zahlreichen Haushalten
erschweren dürfte, hohe Mieten zu
zahlen.
Da der in Spanien wichtige Touris-
mus besonders unter der Coronakri-
se leidet, erwarten einige Experten
zudem, dass Eigentümer die Woh-
nungen, die sie bislang an Touristen
oder über Portale wie Airbnb vermie-
tet haben, wieder umwandeln in re-
guläre Mietwohnungen.

Österreich: Bau-
projekte auf Eis
Wie ein Mahnmal
steht der Rohbau der
drei Wohntürme Triiiple in Wien. Das
300 Millionen teure Projekt für Lu-
xuswohnungen auf dem Weg vom
Zentrum der österreichischen Haupt-
stadt zum Flughafen ist gestoppt. Der
beauftragte Baukonzern Strabag hat
die Arbeiten im Zuge eines generellen
Baustopps an den über 100 Meter ho-
hen Türmen wie überall in Österreich

eingestellt. Eigentlich sollten die Ei-
gentümer auf dem Gelände des ehe-
maligen Hauptzollamts der Donau-
metropole bereits im Sommer 2021
einziehen. Doch daraus wird nichts
mehr. Die Coronakrise hat die boo-
mende Immobilienwirtschaft in Ös-
terreich kalt erwischt. Ursprünglich
sollten in diesem Jahr 19 000 Woh-
nungen allein in Wien gebaut werden.
Die Pandemie trifft alle Bereiche,
wenn auch unterschiedlich stark.
Die Verkäufe und die Vermietun-
gen sind zwischen 30 und 40 Prozent
zurückgegangen. „Bei Eigentums-
wohnungen kommt es wegen der of-
fensichtlichen Verunsicherung zu
vereinzelten Rücktritten von Kaufan-
geboten“, berichtet die Ehl-Immobi-
lien-Gruppe in Wien. Auch Kapitalan-
leger halten sich in Österreich ange-
sichts der drohenden Rezession in
Europa zurück. Die Zahl der Anfra-
gen liege um die Hälfte niedriger als
vor dem Ausbruch der Coronakrise,
sagt Ehl.
Im Zuge der Krise bangen zuneh-
mend Wohnungseigentümer um ihre
Mietzahlungen. „Einfach nicht zu
zahlen ist sicher die falsche Strate-
gie“, sagte Anton Holzapfel, Ge-
schäftsführer des Österreichischen
Verbandes der Immobilientreuhän-
der, der Nachrichtenagentur APA an
die Adresse der Mieter.
Besonders betroffen ist der Büro-
markt in Österreich. Marktteilnehmer
in Österreich berichten, dass es ange-
sichts der zunehmenden Kurzarbeit
und des Auftragseinbruchs zu Absa-
gen bei Anmietungen kommt. Vor al-
lem Einzelhandelsimmobilien sind
kaum noch gefragt. Laut Ehl verhan-
deln viele der unter der wochenlan-
gen Schließung leidenden Händler ei-
ne Reduzierung ihrer Miete. S. Hua,
A. Dörner, R. Krieger, C. Volkery,
S. Louven, H.-P. Siebenhaar

Straßenzug in Brooklyn: In diesem
Frühjahr werden wenige New Yor-
ker eine neue Wohnung suchen.


AFP

Die Preise für


Eigentums -


wohnungen


in spanischen


Großstädten


könnten um


20 Prozent


sinken.


Sandra Daza
Gesvalt

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Immobilien
WOCHENENDE 27./28./29. MÄRZ 2020, NR. 62
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