Die Zeit - 02.04.2020

(Brent) #1

ENTDECKEN


Bin trotzdem weg


F


ast habe ich es geschafft:
Meine Zehen graben sich in
den feuchten Sand, die
Abendsonne wärmt mein
Gesicht. Ich kann das salzige
Meer riechen und die Wel-
len hören, die an den Strand
rollen. Dann macht mein Mobiltelefon
»Pling!« und katapultiert mich zurück in
mein Wohnzimmer in Hamburg-Eims-
büttel. Ich habe vergessen, die Push-Mit-
teilungen eines Coronavirus-Newsblogs
auf lautlos zu stellen, bevor ich auf Fanta-
siereise gegangen bin. Blinzelnd öffne ich
die Augen. Statt auf Sand liege ich auf ei-
ner pinken Yoga-Matte zwischen meinen
weißen Ikea-Möbeln. Hier gibt es kein
Meeresrauschen, nur das leise Schnarchen
meines Mitbewohners auf dem Sofa; statt
Südsee-Sonne brennt ein Teelicht. Zwar
versucht eine Frauenstimme, mich sanft
zurück nach Lemurien zu locken, einem
mythischen Kontinent zwischen Mada-
gaskar und Indien mit Kristallhöhlen und
blumenumrankten Pfaden. Doch jetzt
frage ich mich: Hätte ich den USB-Stick,
auf den mir die Hamburger Entspan-
nungstrainerin Corinna Behrendt diese
Fantasiereise gesprochen hat, vor dem An-
fassen vielleicht desinfizieren sollen?
Fantasie-, Traum- oder Märchenreisen
werden eigentlich in der Verhaltenstherapie
gegen Ängste und Schmerzen eingesetzt.
Beim Zuhören, habe ich im Internet gelesen,
sollen vor dem inneren Auge Bilder auf-
scheinen; im Kopf hört, riecht und
schmeckt man das imaginäre Reiseziel. Auf
diese Weise soll ein innerer Wohlfühlort ent-
stehen, den man zum Beispiel in Belastungs-
situationen immer wieder aufsuchen kann.
So eine Reise täte mir gerade gut. Ich
brauche Urlaub von der Isolation, we-
nigstens im Kopf. Im Netz bin ich auf die
Seite von Corinna Behrendt gestoßen, die
individualisierte Fantasiereisen anbietet.
Weil ich schon immer mal nach Marokko
wollte, bitte ich sie darum, für mich einen
Marrakesch-Trip einzusprechen. Außer-
dem bin ich neugierig auf das Fantasie-
land Lemurien, das sie standardmäßig im
Programm hat. Behrendt schickt mir
beide Reisen auf USB-Sticks. Auf der
Web site eines Klangzentrums bestelle ich
außerdem noch eine Rundreise nach Pa-
tagonien: Eine Kollegin hat mir vor ein
paar Wochen Bilder von weiten Steppen
und verschneiten Gipfeln dort gezeigt.
Erwartungsvoll stecke ich als Erstes den
schwarzen USB-Stick, auf dem von Hand
»Lemurien« geschrieben steht, in das Lauf-
werk meines Laptops. Bevor die Reise be-
ginnt, soll ich zu hohen und tiefen Tönen
von Klangschalen ein- und ausatmen. Nach
acht Minuten geht es endlich zum Strand.

Vor mir breitet sich ein Ozean aus, dessen
Farben zwischen Türkis, Aquamarin und
Dunkelblau changieren. Der Gedanke ans
Meer beruhigt mich, ich meine sein Rau-
schen zu hören und spüre den warmen Sand
unter meinen Füßen. Als Behrendt sagt,
dass im Meer Delfine auftauchen und mich
begrüßen, denke ich kurz an eine kitschige
Delfin-Karte mit Glitzerelementen, bilde
mir dann aber tatsächlich ein, in der Ferne
meditative Walgesänge zu hören. Dann
ertönt das »Pling!« der Pushmitteilung –
und anschließend schaffe ich es nicht mehr
so recht zurück nach Lemurien. »Am Ufer
eines Sees empfangen dich freundlich lä-
chelnde Lebewesen«, sagt Behrendt, worauf
ich mich frage, ob Tiere lächeln können,
und mir grinsende Einhörner vorstelle. »Die
Liebe und Harmonie dieser Lebewesen
überträgt sich auf dich, und du spürst eine
tiefe Liebe zu dir selbst und zu dem Ort, an
dem du gerade bist.« Das ist mir zu viel, ich
spüre auch keine Liebe. Als dann noch von

einem Tempel mit übergroßer Kristallkugel
in der Mitte die Rede ist und ich »von innen
heraus leuchten« soll, breche ich ab. Leuch-
ten möchte ich grundsätzlich nicht.
Stattdessen suche ich mein Glück in
Patagonien. Wieder gibt es Klangschalen,
dazu diesmal eine männliche Stimme: »Ich
möchte dich einladen, mit mir auf eine
Reise zu gehen.« Ich erschrecke ein wenig,
denn die Stimme klingt wie die eines Sek-
tenführers am Tor zur Unterwelt. »Durch
das Fenster des Flugzeugs«, geht es weiter,
»siehst du unter dir klare Seen und schnee-
bedeckte Berge.« Ich folge der Stimme in
ein Café, wo mir ein Kakao serviert wird,
der Kindheitserinnerungen wecken soll.
Gerade versuche ich, mir den Geschmack
von Schokolade vorzustellen, da sagt die
Stimme: »Indem du die klare Luft atmest,
fühlst du dich lebendig wie niemals zuvor.«
Das verwirrt mich, schnell laufe ich in mei-
nen Gedanken mit dem Kakao in der Hand
vor die Tür. Als ich gerade einatmen will,
spricht die Stimme schon weiter: »Gemein-
sam machen wir uns auf den Weg, einen
kleinen Berg zu erklimmen«. Na gut, dann
lasse ich den Kakao eben hier, denke ich
trotzig und verzichte darauf, die Rechnung
zu bezahlen. Anschließend freue ich mich
darüber, dass ich zum ersten Mal einen
Gipfel erklimme, ohne aus der Puste zu

geraten. Und blicke, oben angekommen,
auf schneebedeckte Bergspitzen und grün-
blaue Seen. Die Aussicht ist wirklich schön,
aber mit der Stimme des Sprechers kann ich
mich immer noch nicht anfreunden. Als
dann noch vor meinen Augen ein Stück des
Perito-Moreno-Gletschers in den eisblauen
See bricht, fürchte ich, dass diese Reise nicht
gut für mich ausgehen könnte, und schlage
die Augen auf.
Ich spiele ein paar Runden Quizduell
gegen meinen Mitbewohner, bevor ich mich
meinem Highlight widme, das ich mir bis
zum Schluss aufgehoben habe: Marrakesch!
Um mich in Stimmung zu bringen, reibe
ich mir vor der Reise noch Son nen creme
auf die blasse Nase, zünde ein paar Räucher-
stäbchen an und drehe die Heizung bis zum
Anschlag auf. Meine Tour beginnt zwischen
Kakteen und Palmen im Jardin Majorelle,
dem Botanischen Garten. Dann stelle ich
mir vor, wie ich in einem Sommerkleid zu
einer kobaltblauen Villa schlendere, die den
Mode-Designer Yves Saint Laurent einst zu
seinen Kollektionen inspirierte. Ich atme
Lavendel- und Orangenduft ein und freue
mich, als Behrendt mich in die schmalen
Gassen des Souks führt. Dort sehe ich
leuchtende Stoffe und glänzenden Silber-
schmuck, rieche unzählige Gewürze – be-
obachte Touristen und Händler, die um
Preise feilschen. Nie quatscht mich jemand
blöd von der Seite an, nie werde ich ange-
rempelt. Ich lasse mich weitertreiben durch
die labyrinthartigen Sträßchen der mittel-
alterlichen Stadt, laufe in Richtung Kou-
toubia-Moschee, passiere Schlangenbe-
schwörer, lausche dem Gesang des Muez-
zins. Von der Dachterrasse eines Cafés aus
sehe ich das Atlasgebirge und noch mal den
Markt von oben, wie er im warmen Licht
der Abendsonne in bunten Farben leuchtet.
Dann schlafe ich ein.
Stunden später lese ich auf meinem
Handy eine Nachricht: »Du gehst nicht
ans Telefon«, schreibt eine Freundin, »wo
bist du denn?« – »War in Marrakesch«,
antworte ich, »ist schön da!«

Diese Reisen gibt es:
Corinna Behrendt bietet individuell
zugeschnittene Klang- und Fantasiereisen
per Skype an, oder auf Bestellung via
USB-Stick: mitherzundklang.de, 80 Euro
Andreas Kreutzfeldt leitet Seminare (und
Webinare), bei denen man lernt, eigene
Klangreisen zu schreiben. Er verschickt
Fantasiereisen auch als Audiodatei für
8,90 Euro: peter-hess-zentrum-sachsen.de
Sabine Ostermann schreibt individuell
zugeschnittene Fantasiereisen und liest
diese in ihrer Praxis vor – nach Absprache
aber auch per Skype oder am Telefon:
seelenlicht-isenbuettel.de, 60–180 Euro

Reisen geht gerade nicht? Kommt auf die eigene Fantasie an.


MIRIAM DAHLINGER bucht akustische Trips nach Patagonien, Marokko und


Lemurien und versucht, von der Yoga-Matte aus abzuheben


Illustration: Monja Gentschow für DIE ZEIT

»Nie quatscht


mich jemand blöd


von der Seite an«



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ENTDECKUNGEN IN DER WALLONIE

Hier zeigt sich Belgien von seiner schönsten Seite:
Wanderer und Naturliebhaber finden abwechs-
lungsreiche Routen an den Flüssen, dazu histo-
rische Orte mit einzigartigem Stadtbild. Zum
Beispiel Dinant oder Namur, das am besten bei
einer »Balade gourmande«, einem kulinarischen
Spaziergang zu entdecken ist, denn Essen und
Trinken spielen eine Hauptrolle in der Wallonie.

Im Spreewald der


Niederlande


Bäume neigen ihre Zweige
bis ins Wasser der schmalen
Grachten. Zwischen Gärten
und Parks, reetgedeckten Bau-
ernhäusern und Villen schlän-
geln sich die Wasserläufe
durch die grüne Idylle von
Giethoorn. Wie aus dem Mär-
chenbuch wirkt dieses ehema-
lige Torfstecher-Dörfchen mit
seinen 170 Brücken, das
»Venedig des Nordens« oder
besser: der »Spreewald der
Niederlande«, nahe am Ijssel-
meer zwischen Groningen und
Amsterdam. Kein Tourist auf
einer Rundreise durch die
Niederlande lässt sich Giet-
hoorn entgehen. Große und
kleine Ausflugsboote durch-
queren die Grachten, denn
per Boot oder zu Fuß ist die
beschauliche Idylle am besten
zu entdecken und zu genie-
ßen. Eine vier Kilometer lange


Wanderroute verbindet alle
sehenswerten Punkte. Ge-
mütliche Terrassen-Cafès und
Restaurants oder der »De
Lindenhof« mit seinen zwei
Michelin-Sternen verwöhnen
mit abwechslungsreicher Kü-
che. Hotels, B&B und Ferien-
wohnungen, die am besten
gleich zusammen mit einem
Boot gemietet werden, bieten
Unterkünfte für alle Ansprü-
che. Die wohl schönste Jahres-
zeit für einen Besuch ist der
Frühling mit dem frischen
Grün der Bäume und einem
Blumenmeer in den Gärten.

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Laufzeit: bis 12.04.2020
Ort: Langkawi
Datum: 30.04.20 - 04.11.20
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