Vor einigen Tagen flog ein Kleinflugzeug über Hamburg, um das
derzeit epidemiologisch richtige Verhalten anzumahnen. Auf dem
Banner, das die Maschine hinter sich herzog, stand: »Stay at home!«
Also: »Bleiben Sie zu Hause!« Oder: »Bleiben Sie daheim!« Vielleicht
hatte sich der Pilot für das Englische entschieden, um sich nicht auf
einen der beiden Begriffe festlegen zu müssen. Die Deutschen haben
das ja auch noch nicht geschafft: »Zu Hause« sagt man im Norden,
»daheim« im Süden. Das Land ist bei diesem Sprachgebrauch in der
Mitte geteilt. Oder besser: Es war es. Die Daten stammen nämlich aus
dem Jahr 1977, seither hat sich kein Forscher mehr an das Begriffs-
paar gewagt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lag die Grenze noch
etwa zweihundert Kilometer weiter nördlich. Ein Grund für das Ver-
schieben nach Süden könnten neue Schulbücher in Nordrhein-West-
falen oder Hessen gewesen sein, deren Autoren sich für »zu Hause«
entschieden. Der Begriff wandert seither weiter südwärts. Bei In sta-
gram wird #zuhause fast zehnmal häufiger verwendet als #daheim.
Aber: Das bayerische #dahoam ist erfolgreicher als #daheim. Offen-
bar wird das Wort vor allem in seiner Dialektform überleben.
Von Matthias Stolz
Deutschlandkarte ZU HAUSE ODER DAHEIM?
»zu Haus(e)«
»daheim«
eher »zu Haus(e)«,
auch »daheim«
eher »daheim«,
auch »zu Haus(e)«
Frankfur t
Düsseldorf
Hannover
Nürnberg
München
Hamburg
Stuttgart
Dresden
Bremen
Leipzig
Berlin
Köln
Wo sagt man »zu Hause«
und wo »daheim«?
Quelle
Jürgen Eichhoff: Wortatlas der deutschen Umgangssprachen, Band 1, Berlin
/^ Boston, De Gruyter Saur 1977, Karte 29
Illustration 1kilo
16