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MIRA KRAŠ, 72 , die Mutter von Ana Kraš
Ich habe diesen Tisch in Belgrad gekauft, er ist von dem serbi-
schen Möbelhersteller Simpo und passte perfekt in die Küche. Er
war immer viel mehr als nur ein Esstisch für mich: der Mittel-
punkt unseres Familienlebens. Wenn jemand die Familie besuch-
te, gingen wir direkt in die Küche. Der Tisch war ein Ort der
Begrüßung, wo wir immer wieder zusammenkamen. Er war wie
ein Kreisverkehr in einer Hauptstadt, hier war immer Trubel, ich
verbinde mit ihm viele Erinnerungen. Ana machte hier ihre Haus-
aufgaben, wir plauderten dabei. Ana als Kind, wie sie zwischen
50 verschiedenen Stiften und einem Stapel Papier am Tisch sitzt
und zeichnet, mir eine Mil lion Fragen stellt, während ich koche
- daran denke ich gern. Auch heute liebe ich das Chaos auf dem
Tisch, wenn Ana mich besuchen kommt. Da liegen dann ein oder
zwei ihrer Kameras, Papiere, Geld, ihr Laptop. Sie sitzt am Tisch
und arbeitet, ich koche, wir lachen, und schließlich schieben wir
das Chaos beiseite und essen. Der Tisch gleicht dann einem japa-
nischen Ikebana-Blumengesteck, bei dem zufällige Dinge immer
kunstvoll arrangiert sind.