Die Zeit - 02.04.2020

(Brent) #1
Der ehemalige Weltmeister Anatoli Karpow sagte mir einmal:
Schach ist ein grausames Spiel – nach einer herrlich gespielten
Partie kannst du durch ein einziges Übersehen verlieren. Wer
von Ihnen hätte dies nicht schon einmal erlebt und sich so um
den Lohn seiner Spielkunst betrogen gefühlt?
Der Arzt und große Schachmeister Siegbert Tarrasch, der »Lehr-
meister Deutschlands«, dia gnos ti zier te sogar verschiedene For-
men der Amaurosis scacchistica, der Schachblindheit – die in
schlimmen Fällen gar chronisch werden kann. Freilich gibt es
auch eine Kehrseite der Medaille, nämlich begnadete Schwind-
ler, die mit psychologischem Geschick in aussichtslosen Stellun-
gen ein solches Übersehen provozieren und so den Spielverlauf
auf den Kopf stellen. In der Zeitschrift New In Chess schrieb
jüngst David Smerdon über die »Kunst des Schwindelns«, die
nichts mit Glück zu tun habe, sondern ebenso zum Schach ge-
höre wie Eröffnungswissen und Endspieltechnik. Ein Schwindel
sei oft tief durchdacht, um den Gegner zum Fehler zu verleiten.
Natürlich begünstigt Zeitnot ein solches Übersehen, vor dem
selbst große Meister nicht gefeit sind.
Bei einer Blitzpartie hatte der 16-jährige Iraner Alireza Firouzja,
als Weißer mit einem Turm weniger objektiv hoffnungslos ver-
loren, den Amerikaner Hikaru Nakamura, hinter Weltmeister
Carlsen der stärkste Blitzspieler der Welt, zu dessen letztem Zug
Tfc8?? »verleitet«. Warum war das ein entsetzlicher Bock?

Lösung aus Nr. 14: Eine weiße Opferkaskade
führte zum Magnetmatt des schwarzen Königs auf
h3. Wie? Auf das Turmopfer 1.Txg7! Lxg7
folgte das Damenopfer 2.Dxh7+!! (nicht 2.f6?
Sxf6). Nach 2...Kxh7 3.f6+ Kh6 (3...Kh8
4.fxg7 matt) 4.Le3+ Kh5 5.Lf3+ Kh4 6.Lf2+
gab Schwarz wegen 6...Kh3 7.Lg4 matt auf

8 7 6 5 4 3 2 1

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SCHACH

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