Süddeutsche Zeitung - 21.03.2020

(C. Jardin) #1
von joachim becker

O


́zapft is: München ist die
Hauptstadt der Stromtankstel-
len. Mit der Verdoppelung auf
mehr als 1100 Ladesäulen
schob sich die bayerische Lan-
deshauptstadt knapp an Hamburg und Ber-
lin vorbei. Deutschland-weit kamen inner-
halb eines Jahres 8000 öffentliche Zapfstel-
len hinzu – ein Plus von 50 Prozent. Für die
Energiewirtschaft ist die Welt der emissi-
onsfreien Autos daher in Ordnung: Auf
24000 öffentliche Ladepunkte kommen et-
wa neun Mal so viele Stromer. Die EU gibt
nur ein Verhältnis von 1:10 vor. „Die Ener-
giewirtschaft hat eine sehr gute Infrastruk-
tur geschaffen. Über 75 Prozent der öffentli-
chen Ladepunkte werden von Energieun-
ternehmen errichtet und betrieben“, be-
tont Kerstin Andreae, Hauptgeschäftsfüh-
rerin des Bundesverbands der Energie-
und Wasserwirtschaft (BDEW): „Wir trei-
ben die Elektromobilität in Deutschland
voran.“
Die Realität hinter den Zahlen ist nicht
ganz so glänzend: Beim dezentralen Auf-
bau der Infrastruktur ist ein Flickentep-
pich von kaum standardisierten Ladelösun-
gen entstanden. Der BDEW kann nicht sa-


gen, ob und welche Ladesäulen seiner 1900
Mitgliedsunternehmen eine Internet-An-
bindung haben oder welche dem neuen
Eichrecht entsprechen. Ohne zentrale Kon-
trollstelle wird die Kommunikation zwi-
schen Elektroautos und Zapfsäulen zum
Glücksspiel. Auch die Abrechnung des La-
destroms kann Ungeübte an den Rand des
Wahnsinns treiben, wie SZ-Testfahrten zei-
gen. Trotzdem fordert der BDEW Bestands-
schutz für das kunterbunte Durcheinan-
der von alten und neuen Ladesäulentypen.
Das kaum koordinierte Vorgehen ist zur
Einstiegshürde für die Elektromobilität ge-
worden. Probefahrer müssen sich durch
zahllose Apps klicken, während die hartge-
sottenen Pioniere der Elektromobilität in
Deutschland durchschnittlich 3,37 Betrei-
ber-spezifische Ladekarten mitführen.
Holländer kommen mit der Hälfte aus und
profitieren zudem von der europaweit bes-
ten Versorgung mit Ladepunkten. Die Be-
treiber der Infrastruktur in den Niederlan-
den haben ihre Systeme auch besser aufein-
ander abgestimmt – was weltweit eine Aus-
nahme ist. Porsche hat den Hürdenlauf zwi-
schen verschiedenen Abrechnungssyste-
men, Kommunikations-Schnittstellen und
Ladetechniken systematisch untersucht.
Das Ergebnis war ein Desaster.

„Wir sind mit den Prototypen des Tay-
can um die ganze Welt gefahren. Beim La-
den haben wir so ziemlich alles erlebt, vie-
lerorts funktioniert es nicht“, gestand Uwe
Michael vor Fachleuten im vorigen Som-
mer. Auf dem Elektronikkongress in Lud-
wigsburg zählte Porsches entnervter Direk-
tor für Elektrik und Elektronik auf, dass es
414 Ladesäulen-Hersteller weltweit gäbe:
66 in USA, 72 in Europa, 108 in Japan und
168 in China. „Und alle haben eine eigene
Interpretation der Spezifikation.“ Es sei
auch nicht sicher, dass alle die Grundlagen
der Physik verstanden hätten. Porsche wan-
delt daher auf Teslas Spuren: Die Sportwa-
genmarke rollt weltweit ein eigenes Lade-
netzwerk aus: Beim „Porsche Destination
Charging“ sind bereits mehr als 1000 Lade-
punkte in Betrieb, bis Ende des Jahres sol-
len 900 weitere hinzukommen.
Die wenigsten Elektromobilisten laden
an ausgewählten Hotels, Flughäfen, Muse-
en, Shopping Malls, Sport Clubs und Yacht-
häfen. Zumal die Zahl der Stromer viel

schneller wächst als die Ladeinfrastruktur.
Lag der Bestand zu Anfang des Jahres noch
bei 220 000 Steckerautos in Deutschland,
kamen allein im Februar jeweils über 8000
Elektro- und Plug-in-Hybridfahrzeuge hin-
zu – letztere legten im Vergleich zum Vor-
jahresmonat um 279,4 Prozent zu. Kein
Wunder, das fast die Hälfte der E-Autobe-
sitzer einen baldigen Mangel an Ladepunk-
ten fürchtet. Das zeigt die EV-Driver-Um-
frage 2020 des Ladeanbieters NewMotion.
Die Experten der Nationalen Plattform
Mobilität (NPM) gehen zwar weiterhin da-
von aus, dass rund 85 Prozent der Ladevor-
gänge über eine private Ladeinfrastruktur
erfolgen wird. Aber was machen vor allem
Stadtbewohner, die weder am Arbeitsplatz
noch im Wohnhaus oder am Yachthafen la-
den können? Momentan gibt es rund 3600
öffentlich zugängliche Schnelllader in
Deutschland. Die Mitgliedsunternehmen
des BDEW wollen weitere 4000 Schnellla-
depunkte in diesem Jahr errichten. Doch
die Investitionskosten bleiben trotz staatli-
cher Zuschüsse hoch. Erst recht, wenn La-
deplätze an den Autobahnen oder soge-
nannte Charging Hubs in den Städten an
Mittelspannungsnetze angeschlossen wer-
den, um mehrere Starkstromer gleichzei-
tig versorgen zu können. „Das Thema

Schnellladen wird immer prominenter
nicht nur durch die entsprechend ausgerüs-
teten Pkw, sondern auch durch Busse und
Lkws“, erklärt Stefan von Dobschuetz, der
bei Innogy eMobility Solutions für den welt-
weiten Vertrieb, das Marketing und die Ge-
schäftsentwicklung zuständig ist.
Der Anbieter von Ladetechnik, der über
42000 Ladepunkte installiert hat, davon
4000 Schnell- und 730 Superschnelllader,
erprobt in Duisburg ein neues Konzept:
Aus der Vogelperspektive sieht der Lade-
park aus wie eine konventionelle Tankstel-
le. Auffallend sind lediglich die Solarpanels
auf dem großen Dach und die relativ
schlanken Abgabe-Terminals. „Wir entkop-
peln die Zapfstellen und die Ladesteue-
rung. Die Fahrzeuge kommen nicht gleich-
zeitig an. Und sie haben auch nicht alle den-
selben Energiebedarf, denn die Ladekurve
flacht ja nach einiger Zeit ab.“ Obwohl den
sechs Ladepunkten jeweils 150 kW zuge-
ordnet werden können, verfügt die Energie-
zentrale nur über eine Anschlussleistung
von 600 kW. „Wir können intelligent aus-
steuern, dass es zu keiner Überlastung des
Netzes kommt“, so Dobschuetz auf dem
Car Symposium in Bochum. Das Energie-
management kann auch auf eine Pufferbat-
terie zurückgreifen, die Ökostrom aus dem

Netz zieht, wenn er reichlich vorhanden
und billig ist.
Solche Lade-Hubs erfüllen also mehrere
Anforderungen: Sie können nicht nur rela-
tiv viele Fahrzeuge mit grüner Energie ver-
sorgen, sondern nutzen den Raum auch op-
timal. „In urbanen Gebieten sind aufgrund
der begrenzten Flächenverfügbarkeit Alter-
nativen zu den aktuellen Ladestationen er-
forderlich“, warnte die NPM-Arbeitsgrup-
pe 5 schon vor einem Jahr. Es bestehe aku-
ter Handlungsbedarf, weil die bisherigen
Zapfstellen sowohl wegen ihrer hohen In-
vestitionskosten als auch städtebaulich
„nicht verträglich“ für eine anstehende
Massenelektrifizierung seien. Das gilt erst
recht, wenn die Politik den Markthochlauf
der Elektromobilität forciert.

Das ursprüngliche Ziel der Bundesregie-
rung, 100 000 zusätzlichen Ladepunkte bis
2020 zu schaffen, ist zwar Makulatur. In
China gibt es aufgrund der Corona-Krise
aber bereits zusätzliche Fördergelder für
emissionsfreie Fahrzeuge. Viel spricht da-
für, dass die Bundesregierung nachzieht.
Dann dürfte der Steckeranteil zügig in Rich-
tung zehn Prozent der Neuzulassungen
klettern. An den öffentlichen Ladesäulen
ginge es dann rund. Deshalb will die Politik
das Ladeparken am Arbeitsplatz massiv
ausbauen. Während in den Niederlanden
72 Prozent der Befragten eine Lademöglich-
keit am Arbeitsplatz vorfinden, sind es hier-
zulande bisher nur 41 Prozent.
Auf Zuwachs hat der Laser-Spezialist
Trumpf geplant. Am Firmenstammsitz in
Ditzingen entstand eine der größten Elek-
trotankstellen Deutschlands. Fast 90 Lade-
anschlüsse stehen Mitarbeitern, Kunden
und Gästen zur Verfügung, die Kapazität
lässt sich in dem Neubau relativ simpel ver-
vierfachen. „Die Auslastung ist sehr gut.
Aber wir merken, dass fast zu viel Strom
eingebaut wurde“, so Eduard Schlutius.
Die Anschlussleistung von vier Megawatt
für das Parkhaus sei überdimensioniert,
auch mehr als 11-kW-Wechselstromladen
sei in der Regel gar nicht nötig, so der Grün-
der des Ladeanbieters Reev: Die meisten
Nutzer fahren ja nicht mehr als 30 Kilome-
ter am Tag und brauchen daher nicht so
viel Strom.“
Einer ähnlichen Logik folgt das Later-
nenladen in Westminster City. In dem Lon-
doner Stadtteil haben die Projektpartner
Siemens und Ubitricity Anfang dieser Wo-
che eine „Electric Avenue“ eröffnet. Mit
den 24 neuen Ladestationen werden insge-
samt 296 Straßenlaternen im Stadtbezirk
Westminster angezapft. Die Idee ist clever:
Weil die Lampen auf LED umgestellt wer-
den, ist genügend Strom übrig, um Autos
mit 5,5 kW zu laden. Ausreichend, um auch
Kilometerfresser über Nacht aufzutanken.
Innerhalb des nächsten Jahres soll es 1000
Ladepunkte in Westminster geben, um
dem 40-prozentigen Anstieg von Elektro-
autozulassungen in den letzten 12 Mona-
ten Rechnung zu tragen. So ähnlich klang
das vor einem Jahr auch in Berlin, als im
Rahmen des „Sofortprogramms Saubere
Luft“ bis zu 1600 Ladepunkte entstehen
sollten. Doch von der günstigen Laternenlö-
sung, die nur wenige Tausend Euro kostet,
ist aufgrund bürokratische Hindernisse
noch nicht viel zu sehen. Siemens und der
in Berlin ansässige Ladespezialist Ubitrici-
ty rollen die Infrastruktur in England und
Frankreich schneller aus als zu Hause.

„Ey, Kollege!“, ruft ein junger Mann von
der Bushaltestelle herüber. „Da drüben ist
ein Fahrradweg!“ „Ey, Kollege!“, kommt so-
fort die Antwort, „da darf ich nicht fah-
ren.“ Er schaut ungläubig. „Echt? Wieso
nicht?“ „Das Rad ist 45 km/h schnell!“
„Wie geht das?“ „Es hat einen Elektromo-
tor.“ „Krass! Na dann viel Spaß!“
Wer mit einem S-Pedelec auf deutschen
Straßen unterwegs ist, merkt schnell: Er
ist ein Exot. Der Anteil der bis zu 45 km/h
schnellen Fahrräder am Verkehr ist kaum
der Rede wert. Das liegt neben dem Preis
(das Stromer ST1 dieses Tests kostet min-
destens 4300 Euro), vor allem daran, dass
sie laut deutschem Recht als Kleinkraftrad
gelten, ein Kennzeichen benötigen und
Helmpflicht besteht. Radwege und die Vor-
teile, die sie mit sich bringen, sind tabu.


Wer ein S-Pedelec fahren will, ist auf den-
selben Straßen unterwegs wie Autofahrer.
In der Schweiz hingegen, aus der das Stro-
mer kommt, dürfen die Bikes auf den Rad-
weg. Weswegen die Verkaufszahlen dort
ganz anders aussehen. Jeder vierte Schwei-
zer Radler fährt ein S-Pedelec.
In Deutschland ist man also in gewisser
Weise ein Pionier. Was auch seine Nachtei-
le hat, wie unser Test zeigt. Wir wollen wis-
sen: Kann ein S-Pedelec eine Alternative
für Pendler sein, die im Speckgürtel einer
Metropole wohnen? Eine angenehmere,
weil schnellere und weniger stressige Al-


ternative zu Autos im Stau und in überfüll-
ten öffentlichen Verkehrsmitteln bieten?
Testgebiet ist der Großraum München, je-
ne Stadt also, die gerade erneut den zwei-
felhaften Titel gewonnen hat, die deutsche
Metropole zu sein, in der die Menschen am
meisten im Stau stehen. Der Wohnort liegt
westlich der bayerischen Hauptstadt, der
Sitz des Verlages derSüddeutschen Zei-
tungim Osten. Direkte Strecke laut Google
Maps: 27 Kilometer. Mit dem Auto dauert
das knapp 40 Minuten, zu den Stoßzeiten
eher eine Stunde. Genauso lange, wie die
Verbindung mit den öffentlichen Verkehrs-
mitteln. Der Weg mit einem normalen
Fahrrad oder Pedelec: etwa 90 Minuten.
Doch schon die Anlieferung des Stro-
mers gestaltet sich schwierig. Die Spediti-
on liefert das Rad in einer riesigen Holzkis-
te, hat aber dummerweise nichts dabei,
um sie vom Laster zu bekommen. Also pa-
cken wir das ST1 auf der Ladefläche aus
und wuchten es herunter. Gar nicht so
leicht bei einem Gewicht von 31 Kilo-
gramm. Optisch ist das S-Pedelec eine Mi-
schung aus Fahrrad und Mofa. Breite Rei-
fen, Nummernschild, Seitenspiegel, neun-
stufige Kettenschaltung von Microshift.
Der Akku verbirgt sich im Unterrohr und
kann zum Laden entnommen werden. 90
Kilometer Reichweite schafft das Stromer
damit maximal. Das sollte reichen.
Der nächste Morgen, die Fahrt zum Ver-
lag steht an. Nur was in der Navigations-
App auswählen? Auto? Fahrrad? Einen spe-
ziellen Unterpunkt für S-Pedelecs gibt es
nicht. Die Wahl fällt auf „Auto“ mit dem
Vermerk „Autobahn vermeiden“. Jetzt
kann es losgehen. Gang einlegen, lostre-

ten, wieder schalten, treten, schalten, tre-
ten, alles wie bei einem normalen Fahrrad.
Bis der Blick auf das Digitaldisplay fällt:
48 km/h. Upps! Kurzes Schlucken und wei-
ter.
An die Geschwindigkeit gewöhnt sich
der Fahrer des ST1 schnell. Herrlich, wie es
sich mit dem Stromer über die Landstraße
gleiten lässt. Das Treten ist mühelos, der
Motor schiebt dezent an, das hat geradezu
etwas Entspannendes. Zumindest solange
München fern ist. Denn umso näher das
Einzugsgebiet der Stadt rückt, umso unan-
genehmer wird es auf dem S-Pedelec.
Dass ein Fahrrad auf derselben Straße un-
terwegs ist wie Autos, passt offenbar nicht
jedem Verkehrsteilnehmer. Der klassische

Überholvorgang sieht in etwa so aus: Auf-
heulen des Motors, in weitem Bogen aus-
holen und noch einmal extra Gas geben,
als Signal, dass ein Fahrrad hier nun wirk-
lich nichts zu suchen hat.
Noch schlimmer ist es in München
selbst. Im Sekundentakt schießen Autos
vorbei, obwohl hier die zulässige Höchstge-
schwindigkeit auf 50 km/h beschränkt ist


  • und das Stromer 45 km/h fährt. Das
    Hochhaus eines Kommunikationsanbie-
    ters ist zu sehen, Fahrradweg und Bord-
    stein an der Seite verschwinden, es geht
    dreispurig nach München hinein. Spätes-
    tens hier ist es einem auf einem S-Pedelec
    zwischen den Auto-Strömen ziemlich mul-
    mig zumute. Das Gefühl verstärkt sich auf


dem Weg durch das Münchner Zentrum.
Die erste Vollbremsung. Ein Audi Q5 zieht
über zwei Spuren, um abzubiegen. Kurz
vor dessen Stoßstange kommt das Stro-
mer zum Stillstand. Der SUV-Fahrer hat of-
fenbar die Geschwindigkeit des S-Pedelec
unterschätzt. Den Blinker betätigen hätte
aber auch geholfen.
Nächste Station: Gabelsbergerstraße.
Hier musste eine Autospur einem breiten
Fahrradweg weichen. Viel geändert hat
sich nicht: Die Stadtreinigung parkt auf
dem rot markierten Streifen, die Radler
müssen auf die Straße ausweichen, das Ag-
gressionspotenzial ist hoch. Der Fahrer ei-
nes laut knatternden Minis hupt und deu-
tet mit dem Zeigefinger auf den Radweg.
Kurze Überlegung wie das internationale
Zeichen für „kaputter Auspuff, es stinkt,
schnell reparieren“ geht, doch es wird nur
ein kurzes Kopfschütteln. Aus dem VW Po-
lo hinter dem Stromer dröhnt laut Udo Jür-
gens mit seinem Song „Griechischer
Wein“. Ein Schluck davon wäre jetzt wirk-
lich nicht schlecht zur Beruhigung, auch
wenn es noch zu früh dafür ist.
Nach einer Stunde und 15 Minuten ist
die Fahrt beendet. 15 Minuten langsamer
als mit dem Auto oder der S-Bahn, 15 Minu-
ten schneller als mit einem normalen Rad
oder Pedelec. Viel ist das nicht. Was vor al-
lem daran liegen dürfte, dass sich der Ge-
schwindigkeitsvorteil egalisiert, sobald
sich der Stromer in den zäh fließenden
Stadtverkehr einreiht. Der größte Nachteil
ist aber, dass sich der Fahrer eines S-Pede-
lecs trotz Nummernschild und Helm zwi-
schen all den Autos irgendwie immer unsi-
cher und gefährdet fühlt. Mangels Verbrei-

tung erkennt keiner, wie schnell das Rad
tatsächlich ist. Und ein Sturz oder Unfall
mit 45 km/h im Großstadtgewimmel
kann fatal enden.

Das zeigt sich auch auf der Rückfahrt.
Im Dämmerlicht und den Feierabend vor
Augen, ist die Hemmschwelle der Ver-
kehrsteilnehmer deutlich niedriger. Wäh-
rend im gut ausgeleuchteten München
noch alles reibungslos verläuft, wird der
Ton am Rand der Stadt auf den finsteren
Straßen deutlich rauer. Ein Autofahrer
schneidet den Weg ab, es wird gehupt, die
Scheinwerfer blitzen auf. An einer Ampel
fährt ein alter BMW so nah heran, dass die
Außenspiegel sich nur um ein paar Zenti-
meter verfehlen, und reflexartig der Fuß
zur Seite wandert, damit er nicht überrollt
wird. Das Fenster senkt sich langsam.
Ein Mann beugt seinen Kopf herüber:
„Wäre es nicht besser, wenn du auf dem
Fahrradweg fährst?“, fragt er. Ganz un-
recht hat er nicht. Wäre es. Sicher sogar.
Ab morgen dann wieder. Die Pionierarbeit
für Pedelecs müssen dann wieder andere
übernehmen. felix reek

Wenn die Elektro-Förderung
weiter ausgebaut wird,
geht es an den Ladesäulen rund

Andere Verkehrsteilnehmer
hupen und schimpfen. Sie kennen
die Regeln für Pedelecs nicht

Gefährlicher Ritt


S-Pedelecs sind so schnell, dass sie nicht auf Radwege dürfen – das passt vielen Autofahrern überhaupt nicht


Stecker sucht Dose


Nicht das Stromnetz, sondern die Ladeinfrastruktur bremst den Markthochlauf der Elektromobilität.


Jetzt sollen neue Konzepte den Durchbruch bringen – doch dabei steht immer wieder die Bürokratie im Weg


Ein Blick aufs Display:


48 km/h. Upps!


Kurzes Schlucken und weiter


DEFGH Nr. 68, Samstag/Sonntag, 21./22. März 2020 MOBILES LEBEN 63


Fast schon ein Mofa: Das Stromer ST 1 gilt laut
deutschem Recht als Kleinkraftrad und benötigt ein Kennzeichen.
Der Fahrer muss einen Helm tragen.FOTO: STROMER

Hinweis der Redaktion:Ein Teil der im „Mobilen Le-
ben“ vorgestellten Produkte wurde der Redaktion
von den Herstellern zu Testzwecken zur Verfügung
gestellt und/oder auf Reisen präsentiert, zu denen
Journalisten eingeladen wurden.

Superschnellladen im
neuen Ladepark vor
dem Porsche-Werk in
Leipzig. FOTO: PORSCHE
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