Berliner Zeitung - 21.03.2020

(Rick Simeone) #1

Berlin


(^12) · * Berliner Zeitung·Nummer 69·21./22. März 2020 ························································································································································································································································································
FrankZandersingtfüralle
DasgroßeDerbyzwischenHerthaBSCunddem1.FCUnionfälltaus.WasalsotunamSo nnaben dum1 8.30Uhr?
VonMichaelJahn
A
mSonnabend um 18.
Uhrhätten sich zu nor-
malen Zeiten, als derCo-
ronavirus noch nicht die
Welt in Atem hielt,rund 75000
Menschen ins seitWochen ausver-
kaufte Olympiastadion begeben.
DasDerbyzwischenHertha BSC
unddem1. FCUnionsollte für
beide Bundesligisten und deren
FansdasSpieldesJahreswerden.
Nachdem1:0fürUnionimHin-
spielanderAltenFörstereiwollten
beide Teams auch den Titel eines
„Stadtmeisters“holen.
Beibeiden Mannschaftengeht
esnochimmerumdenKlassener-
halt, obwohl Aufsteiger Union mit
30PunktenbesserdastehtalsHer-
thamit28Zählern.GastgeberHer-
tha rechnet nach der Absage des
Duells wegen der fehlendenZu-
schauereinnahmen mit einem
Verlust vonrund zwei Millionen
Euro netto.Was tun Berliner,die
beidiesemDerbyinunterschiedli-
chen Funktioneninvolviertgewe-
sen wären, stattdessenam Sonn-
abend zur Anstoßzeit? Eine Um-
frage.
DerbyinderKonserve
„Es ist Samstag, 18.30 Uhr, Erste
Fußball-Bundesliga im Berliner
Olympiastadion. Berliner,
Brrrrrandenburger,Herthaner –
hierkommteuerTeam,dieMann-
schaft vonHertha ...“ Sofort
schallt das„BSC“ vonden Rängen
zurück.DieAnsage kommt bei je-
dem Heimspiel vonden beiden
langjährigen Stadionsprechern
Fabian vonWachsmannund Udo
Knierim.
Diesen Sonnabendist alles an-
ders.Knierim, als Radiomannin
Diensten bei rs2, sagt, er habe bis
gegen 18 UhrDienst im Sender.
DanachwerdeersichseinerFami-
lie widmen.„Mir kam aber noch
eine gute Idee“, sagt er auf Nach-
frage der Berliner Zeitung, „ich
schaue mir als Konserve noch mal
das Stadtderbyvom 3. September
2012 an.“ Damals siegte Hertha
beim1.FCUnionmit2:1nachTref-
fernvon SandroWagner und
Derby-HeldRonny.Knierimsagt,er
und vonWachsmann hätten auch
als Stadionsprecher agiert, wenn
das Derbyals Geisterspiel ausge-
tragen worden wäre. „Wir hätten
danndieToresehreinsamgefeiert,
aberlautstark.“
Normalerweise hör tman den
Torschrei aus demStadion bis an
die berühmte Currywurstbude
vonClaudia Rose auf derOlympi-
schen Brücke.„Unswirddas Spiel
fehlen, das Gewusel der vielen
Fans vorunserer Bude“, sagt die
Besitzerin, die ihrenStand der zeit
noch geöffnet haben darf. „Mit-
tags haben wir nochStammkund-
schaft“, sagt Claudia, die wie ihre
Mitstreiterin derzeit mit Hand-
schuhen arbeitet, wenn Würste
oder Boulettenverk auft werden.
„Noch halten sich dieVerluste in
Grenzen, aber dasDerbyvermis-
senwirschon,obwohldasfüruns
Stressbedeutethätte.“
Nach den Ansagen imStadion
durch vonWachsmann und Knie-
rimist im Normalfall unmittelbar
vordem AnpfiffEntertainer und
Hertha-UrgesteinFrankZanderan
der Reihe,umd ie Vereinshymne
„Nur nachHause“ vorder Ost-
kurve zu singen.Zander,der der-
zeitnatürlichaufAuftritte verzich-
ten muss,sagt: „Ich binOptimist
Er wird singen–komme,waswolle! IMAGO IMAGES
in der Krise,nutzedie Zeit, um
wiederzumalen.“DerKünstlerist
eben ein vielseitigerMann. Auch
er war bereit, bei einemGeister-
spiel liv ezus ingen im leerenSta-
dion, um denWidri gkeitensym-
bolischzutrotzen.
Sohn Marcus berichtet, wie die
ZandersamSonnabendansausge-
fallene Derbydenken:„Frank wird
per Video dieHymne singen und
gegen18.30UhraufFacebookstel-
len–füral leFansundalleBerliner.
Vielleichtsingendanneinigesogar
mit.“
Manfred Sangel, langjähriger
Chef undModerator des ehemali-
gen „Hertha-Echos“, dem Radio
vonFans fürFans,komme ntiert
seitdieserSaisonzusammenmit
Thomas Reckermanndie Heim-
spielederHerthaliveundbetreibt
zusätzlich den Podcast „Hertha
OnAir“. Sangel istCo-Kommenta-
torundsitztaufderPressetribüne.
„Es ist bitter,dass das Derbyins
Wasserfällt,aberebennotwendig“,
sagt der treue Anhängerder Blau-
Weißen.„Wirkommentierenjaim-
merdaskompletteSpiel,beginnen
rundzehnMinutenvorAnpfiffmit
Hintergrundinformationen. Das
wirdmirsehrfehlen.Ichweißnoch
nicht, was meineFrau, die auch
Hertha-Fan ist, undich am Sonn-
abend zur Anstoßzeit machen.
Vielleicht erinnernwir uns an alte
Erfolge.Ich ha tte im Derbyauf ei-
nenHertha-Siegg etippt,egalwie.“
Fußballer-Familiekomplett
AufeinenSieghoffteauchPalDar-
dai. DerUngar haterst am
16.Mär zseinen44.Geburtstagge-
feiert. Im Sommer vorigen Jahres
warSchlussfürihnalsCheftrainer
nach viereinhalbrechterfolgrei-
chen Jahren.H erthas Rekordspie-
lerm it 286 Erstli gaeinsätzen kann
lautVertragimS ommerw iederals
Coach imNachwuchsbereich der
Herthaeinsteigen–odernimmter
einlukrativesAngeboteinesande-
renVereinsan?
DieDardais wären natürlich
zum Derbyals Fußballer-Familie
komplett imStadion erschienen.
Wassie am Sonnabend stattdes-
sentun?„Wirsindvorbildlichund
spielen zuHauseinu nseremGar-
ten Fußball“, sagtMonika Dardai,
dieChefinihrervierMänner.„Wir
spielenzweigegenzwei!“
Mitwem Vater PalDardai ein
Mini-Teambilden wird, wurde
nicht verraten. Alle drei Söhne
sind spielstark: ProfiPalko,20,
undMarton,18,(beideimMoment
U23 vonHertha) undBence,14,
der in der U15 auftrumpft. Der
Jüngste istMittelstürmer und im
Moment der torgefährlichste der
Dardai-Familie.
Dietmar Teige,langjähriger
Sportrep orterbeimRBB,hättedie
Dardais liebend gernbeim Derby
interviewt.Er wäre als sogenann-
ter Beitragsmacher amSpielfeld-
rand unterwegs gewesen, um für
den RBB zu liefern undfür die
„Sportschau“amSonntag.„Ichar-
beiteimMomentimHomeoffice“,
sagtTeige,„vielleichtwerdeicham
Samstagabend-AbendfürdenRBB
ein Handyvideo produzieren mit
Freizeit- undBewe gungstipps für
die Berliner .Aber: Dasnächste
Derbykommtbestimmt.“
„Noch halten sich dieVerluste inGrenzen,
aber dasDerbyvermi ssen
wirschon, obwohl das
für uns Stress bedeutet hätte.“
Claudia Rose,Inhaberin der berühmten Currywurstbude auf der Olympischen Brücke,
über das ausgefallen Spiel am Sonnabend
MichaelJahn
bewundertdie Lo yalität der
Fans und Hertha-Familie.
Voll uff de
Birne!
V
or langer,langer Zeit, als es in
diesem Lande nochVeranstal-
tungen gab,fuhr ic hnach Ribbeck,
umeineLesungabzuhalten.Nagut,
es ist erst dreiWochen her.Eingela-
denhattendieVeranstalterdes„Rib-
becker Bücherwinters“. Niemand
dachtedaran,dassbald„allesdicht-
machen“würdewegendesbösenVi-
rus(nicht„desViruses“,wieichinei-
nerSchlagzeilegelesenhabe).
Aber ich will mich hier gar nicht
an der Corona-Debatte beteiligen.
IchwillüberRibbeckreden.DerOrt
ist weithin bekannt.Dafür hat das
Fontane-Gedicht über „Herrnvon
Ribbeckauf Ribbeckim Havelland“
und seinen Birnbaum gesorgt. Und
Ribbeckweiß dies weidlich zu nut-
zen. Er besitzt ein wunderschönes
Schloss mit einer Fontane-Ausstel-
lung.ImFlursteckteineriesengroße
Birne. Im RestaurantgibtesBirnen-
kompott, Birneneis und Birnen-
schnaps.InderKirchesiehtmandie
Reste des berühmtenBirnbaums,
denFontaneeinstbeschrieb.Vorder
Kirche steht eine große glänzende
Birnenskulptur.„Ditjeht einem
mächtiguff de Birne“, könnte man
alsBerlinersagen.
Ichhatteübrigenslangegedacht,
derOrtseivielweiterwegvonBerlin,
irgendwoin Mecklenburg. Dasmit
dem Havelland war mir irgendwie
durchgerutscht. Doch Ribbeckliegt
nurfünfzigKilometervomStadtzen-
trumBerlinsentfernt.DerGrundfür
den Irrtum lag wohl in der Sprech-
weise des altenHerrnvon Ribbeck.
Im Gedicht heißt es: „Und kam in
PantineneinJungedaher,/Soriefer:
,Junge ,wiste’ne Beer?‘/Undkamein
Mädel,soriefer :,LüttDirn,/Kumm
manröwer,ickhebb’neBirn.‘“
DasGedicht entstand 1889 und
istein Bewe isdafür ,dassdamalsim
Umfeld vonBerlin noch Nieder-
deutsch, also Platt gesprochen
wurde –sogar noch inMarienfelde,
TempelhofundSteglitz.DasBerlini-
sche hatte sich erst nach und nach
imUmlandverbreitet.
DieLesung fand übrigens in der
alten SchulevonRibbeck statt.Ein
liebevoll gepflegtes Klassenzimmer
mit alten Schulbänken.DerVeran-
stalter sagte,dass auch viele Schul-
klassen kämen, um sich mit den al-
tenZeitenundFontanesBirnen-Ge-
dichtzubefassen.
DasGedichthatübrigens42Zei-
len, insgesamt 290 Wörter.Und es
wäregut, so sagte derVeranstalter,
wenn es eine ArtKurzfassung gäbe,
weilKinderdochnurbegrenztauf-
nahmefähigseien.Ichhabeesmal
versucht.HierdasErgebnis:
Ribbeck imHavelland./Kinder
komm’angerannt,/ weil Gutsherr
Birnenverschenkt./GeizigerSohn
nichtdrandenkt./Gutsherrsagt:Tret
ickmalab,/werftmir’neBirneins
Grab!/Gutsherrtrittab–letzteRuh!/
Sohn sperrtBirngarten zu./Birn-
baumwächstausGrab./ Jederkriegt
wasab!
Harmsens Berlin
TorstenHarmsen
erzähltausZeiten,indenen
mannochzuVeranstaltun-
genreiste.
BVGdarf
U-Bahnen
bestellen
Kammergerichtweist
Beschwerdezurück
VonPeter Neumann
D
as Kammergericht hat die seit
Monaten andauernde Hänge-
partie um die geplanteBeschaffung
vonbiszu 1500U-Bahn-Wagenbe-
endet.AmFreitagwiesderVergabe-
senat desGerichts dieBeschwerde
des Bahnherstellers Alstom zurück.
DieEntscheidungist endgültig,ein
Rechtsmittel ist nicht zugelassen.
DieBerlinerVerkehrsbetriebe(BVG)
dürfen Stadler Pankownun endlich
damitbeauftragen,dieU-Bahnenzu
bauen. BVG-Betriebsvorstand Rolf
Erfurt: „Wir sind sehr erleichtert,
dass wir den für dieBerlinerinnen
und Berliner so wichtigenZuschlag
fürden Kauferteilenkönnen.“
2019 hatte das Landesunterneh-
men entschieden, dassStadler den
aufmehralsdreiMilliarden Euroge-
schätztenAuftragerhaltensoll.Doch
Alstom zogvor die Vergabekammer
des LandesBerlin. Als das französi-
sche Unternehmen dorterfolglos
blieb,legte es beimKammergericht
sofortigeBeschwerdeein.Damitwar
diegeplanteBeschaffungblockiert.
Wieberichtet äußerte Alstom-
AnwaltAlexanderCsakiwährenddes
erstenGerichtste rminsim vergange-
nen November schwereVorwürfe.
DieBVG habe „an derGrenzedes-
sen, wasvergaberechtlich zulässig
war,gehandelt“, rügte derJurist. So
seiAlstomaufgefordertworden,das
Preisangebot zu senken, um die ei-
genen Chancen zuverbessern, so
Csaki.AndereBieterwürdenweniger
Geld wollen. Alstom wäreauch dar-
auf hingewiesen worden, in einem
PunktbessereQualitätanzubieten.
Doch dieVorsitzende Richterin
CorneliaHolldorfmachtebereitsda-
mals klar,dasssie keiner der 23 Rü-
gen vonAlstom eineErfolgschance
beimisst.DieBeschwerdewerdekei-
nenErfolghaben,bekräftigtesieam
Freitag. Zuvo rhatte es geheißen,
dassAlstom„aufdemHolzweg“sei.
Schwer eVorwürfegegenAlstom
Mehrmals mahnte dieVorsitzende
des Vergabesenats die Beteiligten
eindringlich, sich außergerichtlich
zueinigen.DaswäreeinWeg,dieei-
genenInteressenzuvertreten,sagte
sie.Doch BVGund Stadler lehnten
einen Vergleich ab .Eine Basisfür
eine vertrauensvolle Zusamm enar-
beitwär enichtgegeben,hießes.Als-
tom signalisierte Einigungsbereit-
schaft:„Wirwärenbereit,innächster
Zeit einenVorschlag zu unterbrei-
ten“, sagte die Anwältin. Allerdings
lehnteesAlstomab,imG egenzugzu
einemVergleichüberdieKostender
Beschwerdezurückzunehmen.Zu-
vorhatteAlstomamDonnerstagbe-
antragt,denGerichtsterminzuver-
legen,wasaberkeinenErfolghatte.
DerAnwaltderBVGwarfAlstom
vor,dasVerfahrenzuverschleppen.
FürSpielchenseikeineZeitmehr:
„Berlin braucht neue U-Bahnen.
Diese Fahrzeugewerden benötigt.“
NachderVerhandlungfälltedasGe-
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