Berliner Zeitung - 21.03.2020

(Rick Simeone) #1
Wersich noch raus traut, trägt Mundschutz und hält Abstand ... DDP/ INSTAR ...beim Spaziergang über die Brooklyn Bridge ebenso, wie .... DDP/ INSTAR

Report


2 Berliner Zeitung·Nummer 69·21./22. März 2020 ·························································································································································································································································································


BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGEREISEWETTER

Heute hängt der Him-
mel teils voller Regenwolken, teils
scheint aber auch die Sonne.Ihre
Höchstwerteerreichen dieTempera-
turen mit5bis 12 Grad. Die niedrigs-
ten Wertesind bei0bis minus
6Grad anzutreffen. DerWind weht
mäßig ausNordost. Morgen wechselt
sich wolkigesWetter mitvielensonni-
gen Abschnitten ab. Dabei liegen die
Höchsttemperaturenbei 4bis
11 Grad, undderWind weht mäßig
aus Ost.

Deutschland:

Sonntag


Wittenberge

Cottbus

-1°/8°

BERLIN
0°/7° Frankfurt(Oder)

Prenzlau
-1°/5°

-1°/8°

-1°/6°

Heute gibt eszeitweise Sonnenschein,ab und zu aber auchWolken, und
die Höchsttemperaturensteigen auf5bis 8Grad.Der Wind weht mäßig
aus Nordost. In derNacht ist mitTemperaturenvonminus3bis minus
6Gradzurechnen. Dazu sind nur wenigeWolken am Sternenhimmelun-
terwegs.


Montag

-1°/5° -3°/6° -2°/7°


Dienstag

Mondphasen: 24.03. 01.04. 08.04. 14.04. Sonnenaufgang: Sonnenuntergang: Mondaufgang: Monduntergang:


Rügen
Rostock 1°/5°
0°/6°

Hamburg
0°/7°

Sylt
1°/7°

Dresden
2°/7°

Köln
3°/12°

Hannover
0°/7° Magdebu-1°/7°rg
Erfurt
0°/5°

Frankfurt/Main
Saarbrücken 3°/9°
3°/9° Nürnberg1°/7°

Stuttgart
3°/9°
München
2°/9°

Konstanz
4°/11°

Las Palmas
18°

Oslo

Dublin

Reykjavik


London
11°

Kopenhagen

Stockholm

St. Petersburg

Moskau


Berlin

Paris
10°
Bordeaux
19°

Lissabon
16°

Madrid
10°

Nizza
16°

Palma
18°

Mailand
21°

Rom
19°

Palermo
Algier 15°
16°

Tunis
14°

Athen
20°
Iraklio
17°

Antalya
20°

Ankara
11°

Istanbul
16°

Varna
15°
Dubrovnik
18°

Warschau

Wien
12° Budapest
16°

Odessa
13°

Wilna

Kiew
10°

Archangelsk
-3°
Oulu
-4°

Kiruna
-5°

Trondheim

Acapulco 33° sonnig
Bali24° Gewitter
Bangkok 34 °sonnig
Barbados27° Schauer
Buenos Aires 30° sonnig
Casablanca 15 °wolkig
Chicago 4° wolkig
Dakar28° sonnig
Dubai28° Schauer
Hongkong 24° bedeckt
Jerusalem 6° Schauer
Johannesburg29° wolkig
Kairo18° wolkig
Kapstadt 23° sonnig
Los Angeles 16° heiter
Manila 34°sonnig
Miami29° heiter
Nairobi 27°wolkig
Neu Delhi35° heiter
New York 13 °heiter
Peking 18°heiter
Perth 31°wolkig
Phuket 35°heiter
Rio deJaneiro 23°Schauer
San Francisco16° bewölkt
SantoDomingo26° wolkig
Seychellen 30° heiter
Singapur 34° Gewitter
Sydney 24° wolkig
Tokio 21°wolkig
Toronto 1° heiter

Brandenburg
-1°/8°
Luckenwalde
-2°/7°

06:05 Uhr

GefühlteTemperatur:maximal7Grad.


Wind:mäßig aus Nordost.


sonnig sonnig sonnig


Min./Max.
des 24h-Tages

HochJürgen liegt über derNordsee undSüdskandinavienundsorgt in diesen
Regionen für freundlichesWetter.Gleichzeitig strömt Luft polaren Ursprungs
überdie Ostf lanke des Hochsbis zu dendeutschen Mittelgebirgen,woesge-
bietsweise schneit.VonLothringenbis zu denKarpaten fällt hingegenRegen.

18:21 Uhr 05:40 Uhr15:01 Uhr

Ostsee:
Nordsee:
Mittelmeer:
Ost-Atlantik:

6°-7°
7°-8°
13°-19°
10°-15°

Meerestemperaturen:

Bluthochdruck
Kopfschmerzen
Schlafstörungen
Rheumaschmerzen
Atemwegsbeschwerden


mäßig
mäßig
mäßig
mäßig
mäßig

Pappel
Weide
Erle
Hasel


mäßig
mäßig
schwach
keine

Biowetter:


Pollenflug:


Belastung

E


sist keine 24Stunden her,
dass derNewYorker Bür-
germeisterBillDeBlasiodie
RestaurantsundBarssowie
die Schulen derStadt hat schließen
lassenunddenKampfgegendasCo-
ronavirus mit einem Kriegverg li-
chen hat, doch hier amHudson ist
vonAusnahmezustand keineSpur.
Esist Mittwoch,ansicheinganznor-
maler Arbeitstag, aber dieParkan-
lage,diesichdieganzeLängederIn-
sel Manhattan am Fluss entlang
zieht, istvoller als gewöhnlich am
Wochenende.
Es ist Frühling inNewYork, die
Kirschbäumeblühenhieruntenund
die vielenNewYorker ,die nicht zur
Arbeitmüssen,genießendenTag.Es
wirdgejoggt undRadgefahren,Fa-
milien gehen zusammen spazieren.
Väter,diesonstimBürowären, wer-
fen sich mit ihrenKinderndie Bälle
zu. Mangenießt das unwirkliche
Idyll, bevor die totale Ausgangs-
sperrekommt, dieDeBlasio für die
kommendenTageangekündigthat.


Erinnerungenan9/

ImIn nerenderInselbietetsichhin-
gegen ein ganz anderesBild, es ist,
als sei Manhattanvoninnen nach
außen gestülpt wie eineSocke.Die
WallStreet,das HerzdesFinanzdist-
rikts,istausgestorben,eswerdenEr-
innerungen an 9/11 wach.Verein-
zelte Touristen, die entweder nicht
mehr rechtzeitig aus derStadt ge-
kommen sind oder ihreReise trotz
derPandemieangetretenhaben,fo-
tografieren sich gegenseitigvorder
Börse.Ein junger Mann nimmt
ängstlich für dasFoto seineAtem-
schutzmaskeab,umsiedannschnell


wieder hinter dieOhrenzuk lem-
men.
DerInhaber einesFood-Trucks,
der sonst zurMittagspause hier das
eiligeBürovolkmit Burritos versorgt,
plaudertaufseineThekegestütztmit
dem Souvenir verk äufer vonne-
benan, dessen Geschäft genauso
schlechtläuft.„Ichhabeheutenoch
gar nichtsverk auft“, sagt er.„Heute
MorgenkameinBüroarbeiterzumir,
umGeldzu wechseln.Daswar’s.“
DiePennsylvaniaStation an der
34ten Straße,durch die sich sonst
täglich600000PendlerundFernrei-
sende drängeln, ist ebenfalls wie
ausgestorben.DerKlangvonLeder-
sohlenundAbsätzenhalltdurchdie
leeren Hallen. DieStimme einer
Frau,diemitInbrunstdenPassanten
predigt, dass derHerrgott über sie
wachtunddassdiesdieZeitsei,sich
ihmanzuvertrauen,dringtdurchdas
gesamte Labyrinth an unterirdi-
schenGängen.
DerBahnhofistheuteebensovoll
mitObdachlosenwiemitdenweni-
genPendlern,diezurArbeitmüssen.
Fürdie WohnsitzlosenistdasLeben
indiesenTagennocheinwenighär-
ter geworden, als es ohnehin schon
ist. Menschen, die sonst dazu ge-
neigt waren, ihnen einen Dollar zu-
zustecken, machen nun einenriesi-
genBogenumsie.Wennsiesichbis-
langnichtalsAussätzigegefühltha-
ben,hatdasVirussieendgültigdazu
gemacht.
DabeiistderBahnhoffürsienoch
derbesteAufenthaltsort.IndenOb-
dachlosenunterkünften der Stadt
müssen sie sich oft zu acht oder zu
zwölfteinZimmerteilen.DieAnste-
ckungsgefahristenorm.

Dierund60000 Obdachlosen
vonNewYorkgehörenzudengefähr-
detsten Bewohnerneiner Stadt, die
bedrohtistwiekeineandereinN ord-
amerika.Wenn man dieKarten be-
trachtet, auf denen dieVerbreitung
des Virusind en USA dargestellt
wird, sindNewYorkund die Region
rund um dieMetropole tief dunkel-
rot, nirgends sonst ist die Lage so
dramatisch. Am Donnerstag dieser

Woche wurden inNewYorkCity
3600 Fälle desVirusbestätigt. 22
Menschen warenverstorben.Noch
vierTagezuvor ,alsDeBlasioankün-
digte,die Schulen undGaststätten
zu schließen,waren es gerade ein-
mal329.
Im ganzen Land sind es nach ei-
ner Zählung der Johns-Hopkins-
Universität amFreitag 14200. 205
Menschen sind gestorben.DieBe-

hörden rechnenmiteinemweiteren
steilen Anstieg derFallzahlen.Der
Bundesstaat Kalifornien verhängt
eine Ausgangssperrefür se ineE in-
wohner.Dortsind bis Donnerstag
676Infektionsfälleverzeichnet.
NochinderN achtvorderPresse-
konferenz des Bürgermeisters,bei
der er in ernstestemTonversuchte,
den achtMillionen Menschen der
Stadt NewYorkden Ernst der Lage
klarzumachen, waren die Restau-
rantsundKneipenvoll.DieStadtfei-
ertedenirischenNationalfeiertagSt.
Patrick ’s DayundobwohldieParade
zudiesemTagabgesagtwurde,bars-
tenIrishPubsausallenNähten.
Mittlerweile nimmt kaum je-
mandmehrdasVirusaufdieleichte
Schulter.DieU-Bahnensindleer,die
Menschen, die auf derStraße sein
müssen, machen einenweiten Bo-
genumeinander.DieJoggerim Park
sind sorgsam darauf bedacht, nicht
aneinanderzugeraten.
DasSchlimmste fürNewYorker
istjedoch dieUnsicherheit.Nach-
demdie Bundesregierung dieEnt-
wicklung und Genehmigung von
Testswochenlangverschleppt hat,
weißin NewYorkbisheuteniemand,
werdas Virusschon hat undwer
nicht.BiszumBeginndieserWoche
standen praktisch keineTestszur
Verfügung. WerSymptomehatte,
wurdeabgewimmelt,Hausärzteu nd
Krankenhäuser konnten denMen-
schen nurraten, zu Hausezub lei-
ben.
Erst Mitte der WocheliefenTests
in größeremUmfang an, amMitt-
woch wurden im ganzenStaat New
York rund 7500 Testsdurchgeführt.
DerNew Yorker BürgermeisterDe-

Blasio,ein scharfer Kritiker Donald
Trumps ,hat entgegenderAnwei-
sungdesBundesprivatenLaborser-
laubt, Testsdurchzuführenundaus-
zuwerten.Dochessindnochimmer
vielzu wenigeundvielzu spät.„Wir
müssenimPrinzipalledavonausge-
hen,dasswirinfiziertsind“, schrieb
deswegen schonindervergangenen
WochedieNewYorkPost.
Ande rMottStreet,im Herzender
NewYorker Chinatown, steht eine
jungeFraumiteinerGesichtsmaske
voreinem Restaura nt und verkauft
gefüllteTeigtaschen.DasLokal„Ro-
yalSeafo od“,dasbereitsinderdrit-
tenGenerationihrerFamiliegehört,
hat sich wie alleNewYorker Lokale
der Anordnung desBürgermeisters
gebeugt.Nunversuchtman,sichmit
demnochimmererlaubtenStraßen-
verkaufüberdieRundenzurette n.

LeergefegteStraßen
RundumsieherumsinddieStraßen
leergefegt.Mehrnoc halsanderswo
inManhattan hatsichNewYorkhier
in eine Geisterstadt verwandelt.
Überall sinddieRollläden herunter-
gelassen,nureinigewenigeLe bens-
mittelgeschäfteunddie berühmten
chinesischenApotheke nmit ih ren
Naturheilmitteln, dieals Gesund-
heitsbetriebegelten,habennochge-
öffnet. JederPassant wird vonden
Verkäuferinnenhinter denTheken
in derHoffnung hereingewunken,
wenigstens einpaar Dollarverdie-
nenzukönnen.
Fürdie meistenGeschäfte der
Stadtis tdieLage neu.Hier,ind eran-
sonsten vorLebendigkeit über-
schäumenden Chinatown, is tdas
Geschäft jedochschon MitteJanuar

GespenstischeStillebreitetsichaus.


NewYorkis tunterCoronanichtmehr


TheCityThatNeverSleeps.Beobachtungenaus


einerStadt,diefürdasBunteimLebenstehtwie


kaumeineandere


Rote


Zone


VonSebastian Moll
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