2 |SA./SO.,21./22.MÄRZ2020DAgenda ERSTANDARDWOCHENENDE
A
ngeschafft mit den besten Vorsät-
zen und daher auch in entspre-
chender Qualität ward es doch nur
anfangs regelmäßig und dann immer sel-
tener benutzt. Bald stand es nur noch im
Weg, verräumt von einem Zimmer ins
andere, jedenfalls weg aus dem Blickfeld,
weg aus dem Sinn, aus dem Gewissen.
Aber jetzt wird es da und dort wieder ge-
funden, das Hometrainer genannte Rad –
nicht selten unter Bergen von Kleidungs-
stücken, die es geduldig trug. Bis jetzt, da
alles in uns nach Bewegung schreit, be-
hördlich gestatteter nämlich.
Verletzungsgefahr birgt es nur beim
Schleppen vor den Fernseher, dann tut
es Dienst, ganz so, wie es der Doktor ver-
ordnet hätte. Es kann uns sanft das Herz
stärken oder auf gesunde Weise den
Atem rauben. Wer TV-Konserven von
Radrennen hat, umso besser! Oft habe
ich Lance Armstrong auf dem Hometrai-
ner gezeigt, dass ich auch ohne Doping
an seinem Hinterrad kleben kann. (lü)
Das Glas isthalbvoll, behaupten wir.Denn die Krise bietetauch eine Chance zu tun,
wofür man sonstnie Zeit hat: lernen, umtopfen, sporteln oder richtigaufkochen.
Damit Ihnen die Deckenicht auf denKopf fällt, haben wir für Sie launige, kreative
und auch forderndeTipps zurAblenkung zusammengestellt.
Unsere19 Ideengegenden Lagerkoller.
AUS DEM HOMEOFFICE:Die Redaktion
Agenda:Coronavirus-Krise
Zu Hause
nichtdie
Krise kriegen
Comeback des
Kleiderständers
G
etanzt haben wir schon vor den
Kindern, jetzt tanzen wir halt
mit den Kindern, neuerdings vor
allem daheim, um nicht zu sagen: aus-
schließlich daheim. Wir sind da ziemlich
basic unterwegs, haben praktisch keine
Hilfsmittel, die Anschaffung einer Wii ist
sich nicht mehr ausgegangen. Aber einen
Fernseher haben wir schon, wir haben
Youtube, und vor allem haben wir,
Freund Roop sei Dank, eine wunderbare
kleine Discokugel, das reicht ja dann
auch schon.
Allabendlich wird abgeshakt, bis die
Kinder ermattet ins Bett sinken. Klam-
mer auf, guter Scherz, Klammer zu. Wo
sie ihren Musikgeschmack herhaben, ist
die Frage, vom Vater nur teilweise, die
Mutter behauptet freilich Ähnliches. Wir
shaken nicht nur zuHeroesvonDavid
Bowie, zu Wanda –Bologna!–und zu den
Toten Hosen, wir shaken auch zuHey
BabyvonDJÖtzi und zu Justin Bieber.
Es sieht uns ja niemand. (fri)
Allerlei
Tanz
P
aula ist die beste Tochter der besten
Freundin, und Paula spielt Land-
hockey. Also derzeit spielt sie na-
türlich nicht. Was ihr Studium angeht,
hat Paula schon vor der Corona-Krise auf
die Pausetaste gedrückt, so oder so hat
sie jetzt viel zu viel Zeit, aber viel zu we-
nig Bewegung.
„Kennst du den Michael Strasser“, hat
Paula kürzlich gefragt. Eh klar kennt man
ihn. Der Mödlinger ist ein extremer Rad-
rennfahrer, hat Russland (Race Across
Russia), Afrika (Cairo2Cape) und Ame-
rika (Ice2Ice) jeweils in Weltrekordzeit
durchquert.
Doch so wie Paula derzeit nicht zum
Hockeyspielen kommt, kommt Strasser
nicht zum Extremradeln. Seine Lösung?
Er sportelt im Internet, wo es klarerwei-
se längst zig andere Anbieter (und Apps)
gibt. Wer Strasser sucht, findet ihn auf
Instagram, Hunderte nehmen dort an sei-
nen Freeletics-Workouts teil. Paula, das
sei verraten, ist sehr angetan. (fri)
Insta-Workout als
Extremsportersatz
B
ei dem Wetter in der Wohnung ho-
cken? Schwierig. Zudem muss der
Winterspeck ja weg. Da Liegestütze
und Kniebeugen nur bedingt für Glücks-
gefühle sorgen, empfiehlt sich ein Spa-
ziergang als Abwechslung zu den eige-
nen vier Wänden. Freilich mit möglichst
hohem Tempo, um dem erschlaffenden
Körper auf die Sprünge zu helfen und
Fettverbrennung zu befeuern.
Um Kontakt mit Passanten zu vermei-
den, drängt sich das Laufen, notfalls
zickzack, geradezu auf. Außerdem för-
dert es das allgemeine Wohlbefinden
und schafft Befriedigung, etwas geleistet
zu haben. Wenngleich es in der Stadt
herausfordernd sein kann, einsame
Wege zu finden. Die Promenade am Wie-
ner Donaukanal etwa eignet sich derzeit
ob des Gewusels nicht. Dies dürfte sich
in den kommenden Tagen aber ändern,
wenn weniger motivierende Witterung
viele bestenfalls zum Im-Kreis-Gehen
daheim animiert.(honz)
Ein paarmal
um den Block
Fitbleiben–oderendlichwerden
Illustration: Fatih Aydogdu