Der Standard - 21.03.2020

(Ron) #1

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Homeoffice klingt besser,als es ist–dasdürften viele
wohl gerade feststellen. Doch die Arbeit daheim hat
auchVorteile,weiß eine Architekturpsychologin. Sie
gibtTipps,wie man den Arbeitsplatz gut organisiert.

BernadetteRedl

Man dürfe nicht damit rechnen
oder sich gar stressen, wenn nicht
alles von Anfang an reibungslos
funktioniert. Wichtig seien klare
Regeln für sich selbst und Mitbe-
wohnern.
Gut eingerichtete Arbeitsplätze
machen die Sache einfacher. So
ist etwa aus Studien bekannt, dass
in kreativen Berufen Weite nütz-
lich sein kann, also etwa hohe De-
cken und ein Ausblick oder ein
Arbeitsplatz auf dem Balkon. „Die
Menschen können dann freier
denken“, so Kelz-Flitsch. Wer hin-
gegen Dinge abarbeiten und sich
konzentrieren muss, der sollte
sich in eine geschützte Nische zu-
rückziehen.

Daheim arbeiten und nie wieder bügeln


T


elefonieren am Klo, das
Büro im begehbaren Klei-
derschrank oder das Bügel-
brett als Schreibtisch–imForum
desSTANDARDberichten die Use-
rinnen und User, wie sie sich im
Homeoffice räumlich organisie-
ren. Schnell ist klar: Viele sind auf
das Arbeiten daheim nicht vorbe-
reitet, denn die Wohnungen sind
oft zu klein, die Grundrisse offen


und nicht gemacht für Privatsphä-
re, schon gar nicht, wenn man
nicht allein lebt.
Die Arbeits- und Architektur-
psychologin Christina Kelz-
Flitsch weiß, dass die ersten Tage
im Homeoffice ein Veränderungs-
prozess sind. „Viele müssen sich
erst an die Situation gewöhnen
und herausfinden, wie man sich
am besten arrangiert“, sagt sie.

Das Licht am Arbeitsplatz
kommt im Idealfall von der Seite
und nicht von hinten, der Tisch
steht besser mittig im Raum–als
Barriere zum Rest des Zimmers.
Wir Menschen haben gern die Tür
im Blick, weiß die Expertin: „Das
hat mit unserem archaischen Si-
cherheitsbedürfnis zu tun, da kön-

nen wir uns dann auch besser kon-
zentrieren.“
Was noch hilft: Mehrmals am
Tag die Position wechseln, etwa
vom Schreibtisch aufs Fenster-
brett oder in ein leer geräumtes
Fach im Bücherregal und dort im
Stehen arbeiten. Für eine konkre-
te Aufgabe, etwa Lesen, dürfe man
sich zwischendurch auch ins Bett
legen oder auf die Couch setzen,
so Kelz-Flitsch. Die Abwechslung
entlastet den Körper, vor allem, da
die meisten daheim keine ergono-
mischen Möbel haben dürften.
Übrigens sollte man auch im
Homeoffice regelmäßig lüften,
Pausen machen und aus dem
Fenster ins Grüne blicken: „Das ist
das Beste, um mentale Ressourcen
aufzuladen“, so die Psychologin.
Ist das nicht möglich, kann auch
ein Landschaftsbild diesen Effekt
erzeugen. Zusätzlich trägt zur Mo-
tivation bei, wenn im Homeoffice
Belege davon hängen, was man im
Lebenschonerreichthat–bei-
spielsweise das Uni-Diplom oder
die Marathon-Urkunde.
Wer auf ganz kleinem Raum,
etwa in einer Einzimmerwoh-
nung, lebt, sollte versuchen, den
Arbeitsbereich klar abzutrennen –
ihn etwa so orientieren, dass man
beim Arbeiten nicht Richtung Bett
schaut, oder ein Bücherregal als
Raumtrenner verwenden. Beides
gilt auch überall, wo das Schlaf-
zimmer gleichzeitig als Büro ge-
nutzt wird, so Kelz-Flitsch. Was
den meisten noch bekannt vor-
kommen dürfte: Unordnung hält
davon ab, konzentriert arbeiten zu
können. Daher: erst aufräumen!

Kollegenfehlen
Vielen dürfte es noch schwer-
fallen, sich daheim zu arrangie-
ren, wie der Blick ins Forum zeigt.
Die User vermissen ihre Kollegen,
die Ruhe und die zwei Bildschir-
me im Büro, außerdem beklagen
sie die Tischhöhe und Sitzmöbel
im Homeoffice. Ein User schreibt
von Mitbewohnern, die während
Videokonferenzen durchs Bild
laufen, ein anderer beklagt, dass
er nun am „Katzentisch“ arbeiten
muss, und ein dritter tut sich
schwer, daheim diszipliniert bei
der Arbeit zu bleiben. Die meisten
stört vor allem, dass dadurch
Arbeit und Freizeit vermischt
werden, das Zuhause so zu einem
weniger schönen Ort wird.
Dabei hat das Homeoffice auch
einige Vorteile, so Kelz-Flitsch:
Daheim hat man die Möglichkeit,
das Arbeitsumfeld nach den eige-
nen Bedürfnissen zu gestalten.
Das sehen auch die User ein: Einer
bezeichnet sein Homeoffice als
Pyjamaparty, ein anderer findet
den Kaffee daheim sowieso bes-
ser, und wieder ein anderer freut
sich, dass man jetzt nicht mehr bü-
geln muss, weil es eh keiner sieht.
Da kann also auch das Bügelbrett
getrost als Schreibtisch dienen.

Daheim konzentriert
zu arbeitenist nicht
immereinfach –
vor allem,wennman
Mitbewohnerhat.Ein
so großesHomeoffice
wie der kanadische
Premier Justin
Trudeau(links unten)
dürftenicht jeder
haben.Alleanderen
müssen dann etwa
auf den Küchentisch
ausweichen.
Fotos: iStock, Reuters

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