Süddeutsche Zeitung - 20.03.2020

(nextflipdebug5) #1
Auch für die Frauen und Männer, die
auch in diesen Tagen die öffentliche Si-
cherheit erhalten sollen, gibt es derzeit
fast nur ein Thema: das Coronavirus.
Nur mal ein Auszug aus den Polizeimel-
dungen vom Donnerstag: Desinfektions-
mitteldiebstahl in Münster, Faustschlä-
ge gegen einen Supermarktmitarbeiter
in Bremen, weil der Kunde das Klopa-
pierkauflimit (eine Packung) nicht ak-
zeptieren wollte, aus dem gleichen
Grund auch in Mannheim eine Super-
markt-Rangelei (Schlag mit Knie gegen
Stirn). Außerdem rückten die Beamten
in Freiburg aus, weil sich Jugendliche
auf Spielplätzen zu Coronapartys verab-
redet hatten. Bald könnte die Polizei
noch mehr zu tun bekommen, weil sie
die Einhaltung der Abstandsregeln kon-
trollieren soll. Man kann nur hoffen,
dass wenigstens gewöhnliche Kriminel-
le freiwillig zu Hause bleiben. olkl

von lena kampf, klaus ott
und reiko pinkert

W


enn sich in der Justizvollzugs-
anstalt Castrop-Rauxel alle Insas-
sen zum Mittagessen versammel-
ten, begegneten sich bis zu 450 Männer im
Essensaal, sagt Ingo Schmidt. Abstand hal-
ten sei unmöglich. „Man kann froh sein,
wenn man überhaupt einen Sitzplatz fin-
det.“ Schmidt heißt in Wirklichkeit anders.
Weil er von Problemen in einer Haftanstalt
erzählt, möchte er lieber anonym bleiben.
Sein richtiger Name ist der SZ bekannt.
Soziale Distanzierung, wie sie außer-
halb der Haftmauern weitgehend prakti-
ziert wird, ist im Gefängnis schwer mög-
lich. Seit einigen Tagen dränge die Anstalts-
leitung zwar verstärkt auf die Umsetzung
der Hygienerichtlinien des Robert-Koch-
Instituts, sagt Schmidt, doch allein beim
Händewaschen werde es schwierig. Er teile
sich in seinem Hafthaus mit etwa 60 Insas-
sen vier Waschbecken mit warmem Was-
ser. Zur Zählung abends um 20 Uhr
quetschten sich alle Mann noch einmal in
den Hausflur. Die Anstaltsleitung erklärt,
man habe zahlreiche Vorkehrungen gegen
Corona getroffen, zum Beispiel Abstands-
regeln, regelmäßige Desinfektionen oder
Hinweistafeln zur Handhygiene. Auch set-
ze man auf die Selbstverantwortung.

Unter Häftlingen und ihren Angehöri-
gen, unter Rechtsanwälten und unter dem
Wachpersonal herrscht dieser Tage große
Verunsicherung, wie Gefängnisse dem In-
fektionsrisiko begegnen können. Haftan-
stalten sind darauf angelegt, dass niemand
rauskommt. Jetzt machen sich Anstalts-
leitungen und Justizbehörden mehr Sor-
gen, wenn jemand reinkommt – und mögli-
cherweise das Coronavirus einschleppt.
Der Erreger kann sich in Gefängnissen
besonders gut ausbreiten. Teils gibt es Ge-
meinschaftszellen. Auch ist unter Gefange-
nen der Anteil an Risikopatienten hoch. Vie-
le sind suchtkrank, leiden besonders häu-
fig an Hepatitis-C oder sind HIV-infiziert,
außerdem gibt es Vorbelastungen durch
psychische oder psychiatrische Störun-
gen, und in den Anstalten sitzen viele älte-
re Männer. Sie sind besonders gefährdet.
In China, wo die Pandemie ihren Anfang
nahm, sollen sich mehr als 500 Personen
in fünf Gefängnissen infiziert haben. Al-
lein im Frauengefängnis von Wuhan sollen
mehr als 200 Insassinnen erkrankt sein. In
Italien berichteten Medien Anfang März
von sieben Toten in mehreren Haft-
anstalten. Verstärkte Einschränkungen sol-
len zu Revolten geführt haben, wobei ein
Vollzugsmitarbeiter als Geisel genommen
wurde und andere Insassen entkamen.
Im Iran wurden 54000 Strafgefangene
vorsorglich entlassen, um einer Ausbrei-
tung von Covid-19 in überfüllten Gefäng-
nissen zuvorzukommen. Sogar in den USA
werden Rufe nach Haftlockerungen und
Entlassungen lauter, Experten sprechen
von potenziellen „Todesfallen“. In Deutsch-

land versuchen Haftanstalten ebenfalls,
die Kontakte unter den Gefangenen und
die Zahl der Inhaftierten zu verringern.
Bundesweit werden Menschen, die eine
Haft als Ersatz etwa für Geldstrafen antre-
ten sollen, gerade auf freien Fuß gesetzt.
Es sind Leute, die ihre Geldbußen nicht
zahlen oder andere Auflagen nicht erfüllen
(können): Auf Anfrage der SZ geben die Jus-
tizbehörden der Bundesländer an, solche
Haftstrafen in der nächsten Zeit nicht voll-
strecken zu wollen. Um Platz zu schaffen,
hat Hamburg in dieser Woche 40 Personen
aus der Haft freigelassen, die eine solche
Ersatzfreiheitsstrafe absitzen. In Berlin
und Brandenburg dürfen am Sonntag 18
männliche und eine weibliche Jugendliche
ihren Jugendarrest verlassen. Freiheits-
strafen von unter drei Jahren werden in
Berlin bis zum Sommer nicht vollstreckt,

wenn sich die Verurteilten noch nicht in
Haft befinden. In Hessen sollen verurteilte
Personen, die von Beginn an in den offe-
nen Vollzug gehen würden, bis auf Weite-
res nicht geladen werden.
Gleichzeitig müssen die etwa 66000
Strafgefangenen und Untersuchungshäft-
linge starke Einschränkungen hinneh-
men: Gefangenenbesuche sind in fast al-
len Bundesländern für einige Wochen ver-
boten oder, wie in Hamburg und Branden-
burg, nach Genehmigung nur noch mit
Trennscheibe möglich. Außerdem wur-
den, etwa im Saarland, Haftlockerungen
wie Ausgänge bereits wieder beschränkt
und eingestellt. In Nordrhein-Westfalen
sollen in Anstalten des Offenen Vollzugs
private Mobiltelefone in einem speziellen
Raum genutzt werden dürfen, als Aus-
gleich für die Einschränkungen.

Lediglich Anwälte dürfen ihre Mandan-
ten noch sehen. Dafür arbeitet man etwa in
Berlin daran, den Insassen private Außen-
kontakte per Skype zu ermöglichen. Auch
die Übernahme von Telefonkosten wird
geprüft. Dabei geht es um offizielle, erlaub-
te Telefonate via Festnetz aus dem Gefäng-
nis. Und natürlich nicht um eingeschmug-
gelte Handys, die immer wieder Anlass von
Durchsuchungen sind. Ein weiteres Pro-
blem: In vielen Anstalten sind Beratungs-
und Betreuungsangebote ausgesetzt.
Suchthelfer, aber auch Ausbilder für Quali-
fizierungsmaßnahmen dürfen nicht mehr
kommen. Ein Anwalt, der seinen Mandan-
ten in der Untersuchungshaft in Frankfurt
besuchte, spricht von einer „gespensti-
schen Stimmung“. Kaum Anwälte, keine
Besucher, wenig Beamte, dafür „hohe An-
spannung“, sagt der Anwalt. Zwar geben al-

le Bundesländer mit Stand Mittwochmit-
tag an, es seien bisher keine Insassen mit
Corona infiziert. Aber in Niedersachsen
und Nordrhein-Westfalen gibt es jeweils ei-
nen infizierten Beamten, in Bayern zwei.
Und in Baden-Württemberg sind drei Mit-
arbeiter des Justizkrankenhauses Hohena-
sperg positiv getestet und isoliert worden.
Hinzu kommt: Unter dem Wachpersonal in
deutschen Haftanstalten gibt es ohnehin ei-
nen notorisch hohen Krankenstand, Qua-
rantäne-Maßnahmen könnten die Perso-
nalsituation weiter verschärfen. Außer-
dem ist fraglich, ob ausreichend Intensiv-
betreuungsplätze in den Justizvollzugs-
krankenhäusern vorhanden sind. Und soll-
ten Schwerkriminelle in Krankenhäusern
behandelt werden müssen, dann wären
schichtweise Wachteams nötig. Das würde
zusätzliches Personal binden.

Michael Rosenbaum wird bald zum ersten
Mal Vater. „Seit Monaten freue ich mich ul-
tra auf das Kind“, sagt der 36-Jährige aus
Bonn am Telefon. Er begleitete seine Freun-
din zu den Ultraschalluntersuchungen,
ging mit zu den Vorbereitungskursen,
sprach dem Baby durch den Bauch gut zu –
und fieberte der Geburt entgegen. Doch
seit Dienstag dieser Woche weiß er nun:
Die wird er womöglich nicht miterleben
können.
Es war bereits drei Tage nach dem er-
rechneten Entbindungstermin, als seine
Frau einen Anruf erhielt: Begleitpersonen
sind ab sofort aus den Kreißsälen ausge-
schlossen. Das Paar war bestürzt. „Wir kön-
nen ja eh so wenig tun als Väter“, sagt Mi-
chael Rosenbaum. Er hätte seine Frau so
gerne unterstützt.
Am Montag hatten Bund und Länder
zur Eindämmung des Coronavirus Be-
suchseinschränkungen in Krankenhäu-
sern beschlossen. Wie genau aber diese
umgesetzt werden, ist Sache der Länder.
Und selbst die lassen ihren Krankenhäu-
sern ein Stück weit freie Hand, in welchen
Ausnahmefällen Patienten besucht wer-
den dürfen – solange ausreichende Maß-

nahmen gegen eine Infektion mit dem Co-
ronavirus getroffen werden. Für viele Müt-
ter im Wochenbett heißt das: wenig oder
gar kein Besuch. Eine Ausnahme machen
die meisten Krankenhäuser jedoch bei der
Geburt selbst und lassen den Vater des Kin-
des oder eine andere Begleitperson mit in
den Kreißsaal, wenn sie gewisse Schutz-
kleidung tragen und vorher nicht in einem
Risikogebiet waren.
Anders ist das beispielsweise im Unikli-
nikum Bonn, in dem das Kind von Michael
Rosenbaum und dessen Freundin zur Welt
kommen sollte. „Wir wollen unsere Patien-
tinnen und Mitarbeiter vor einer Infektion
schützen“, heißt es in einer Mitteilung der
dortigen Klinik. „Dies bedeutet, dass nur
die Patientin die Klinik betreten darf.“ Das
löste nicht nur bei Michael Rosenbaum
und seiner Freundin Sorge aus – zumal an-
dere Kliniken in der Umgebung ähnlich
handeln. „Ich habe sowieso Angst vor der
Geburt“, sagt Melissa Stauf, die in einer an-
deren Bonner Klinik entbinden wollte.
„Mein Partner ist mein engster Vertrauter,
ich werde ihn brauchen.“ Auch für die
28-Jährige und ihren Mann ist es das erste
Kind.

„Die Risikominimierung in Kranken-
häusern ist wichtig, um das Personal zu
schützen und somit die ärztliche Versor-
gung aufrechtzuerhalten“, betont Sven
Stauf, ihr Mann. Deshalb sei ein Besuchs-
verbot für Freunde und Verwandte aus sei-
ner Sicht natürlich„in dieser schwierigen

Zeit vollkommen nachvollziehbar“. Er kön-
ne nur die Regelung nicht verstehen, „dass
gebärende Frauen die Geburt komplett al-
leine durchstehen müssen“, sagt der
32-Jährige. „Sollte der Vater bereits das Vi-
rus haben, trägt zu einer sehr hohen Wahr-
scheinlichkeit auch die werdende Mutter
das Virus in sich.“

Was den Staufs ein bisschen Zuversicht
gibt, ist die Zeit: Ihr Kind soll erst im Mai
zur Welt kommen. Eine Hebamme für eine
Hausgeburt in dieser kurzen Zeit zu fin-
den, ist zwar nahezu unmöglich. Und auch
Geburtshäuser sind Monate im Voraus aus-
gebucht. Aber vielleicht ebbt die Corona-
Pandemie bis dahin etwas ab, hofft Melis-
sa Stauf. Oder das Krankenhaus ändert sei-
ne Richtlinien.
Das Klinikum Südstadt in Rostock hat
das Kreißsaalverbot tatsächlich nach weni-
gen Tagen wieder aufgehoben – auch auf
Druck vieler Eltern. Andere Krankenhäu-

ser wie das Uniklinikum Jena lassen die Vä-
ter vor der Tür des Kreißsaals warten. Sie
dürfen erst hinein, wenn die Geburt unmit-
telbar bevorsteht. Die Berliner Charité, die
größte Uniklinik in Deutschland, legt Wert
darauf, dass die Väter „im entscheidenden
Moment“, also der Geburt, auch weiterhin
bei den werdenden Müttern sein können,
wie eine Sprecherin betont. Sie werden le-
diglich gebeten – wie derzeit überall – ihre
Frauen nicht zu den Voruntersuchungen
zu begleiten. Auch die städtischen Münch-
ner Frauenkliniken, die deutschlandweit
zu den geburtenstärksten gehören, lassen
die Partner in den Kreißsaal und sogar ans
Wochenbett.
Michael Rosenbaum und seine Freun-
din haben keine Zeit, auf Regeländerungen
zu hoffen oder in andere Bundesländer zu
fahren. Das Kind kann jeden Tag kommen.
Wobei die Wehentätigkeit seit der schlech-
ten Nachricht deutlich zurückgegangen ist


  • wegen des Stresses, habe die Ärztin ge-
    sagt. Nach langem Herumtelefonieren hat
    der angehende Vater eine Klinik in der Nä-
    he gefunden, die Partner weiterhin bei der
    Geburt dabei sein lässt. Die einzige in der
    Region, sagt er. veronika wulf


Corona Crimes


Die Polizei und das Virus


Papa ist nicht dabei: Manch werdende
Mutter ist jetzt im Kreißsaal auf sich al-
lein gestellt. FOTO: SINA SCHULDT/DPA

Andere Kliniken lassen Väter
zumindest im entscheidenden
Moment der Geburt hinein

Pietro Lombardi, 27, Popsänger, fühlt
sich 23 Jahre älter. „Von dem, was ich
erlebt habe, könnte ich auch schon
50sein“, sagte er der Deutschen Presse-
Agentur. „Ich könnte jetzt schon eine
Biografie schreiben, obwohl ich noch so
jung bin.“ Seine letzte Dekade im Schnell-
durchlauf: Gewinn bei „Deutschland
sucht den Superstar“, Platz eins in den
deutschen Charts, drei Alben, Heirat
seiner Mitfinalistin Sarah, Geburt des
Sohnes Alessio, drei Doku-Soaps über
das Familienleben, Scheidung, noch
eine Doku-Soap, Nebenjob als TV-Juror
und dieser Tage wieder ein Album.


Markus Maria Profitlich, 59, Spaßma-
cher, findet: Humor ist eine Frage des
Alters. Im Fernsehen sei er nicht mehr
gefragt, sagte er der Deutschen Presse-
Agentur: „Man hat irgendwelche Redak-
teure vor sich, die 30 Jahre alt sind und
mit dieser Art von Comedy nichts mehr
anfangen können. Die wollen uns dann
erklären, wie Come-
dy funktioniert.“ Er
wiederum verstehe
den Spaß der Jünge-
ren oft nicht. „Wenn
ich manche Youtu-
ber sehe, die mega-
flach sind und trotz-
dem Millionen Follo-
wer haben, dann
frage ich mich: Wo
ist der Geschmack
geblieben?“FOTO: DPA


Vanessa Hudgens, 31, US-Schauspiele-
rin, hat einen Sturm der Entrüstung
ausgelöst. Auf Instagram verbreitete sie
ihre Meinung zum Coronavirus: „Na ja,
ein paar Leute werden sterben, und das
ist schrecklich, aber gleichzeitig auch
unvermeidbar, oder?“ Wenig später
entschuldigte sie sich via Twitter: „Es
tut mir so leid, dass ich solch unsensible
Dinge gesagt habe.“ Ihr sei klar gewor-
den, welches Gewicht ihre Worte haben.
„Passt alle gut auf euch auf.“


James Milner, 34, englischer Fußballer,
vertreibt die Corona-Langeweile auf die
englische Art. Der Mittelfeldspieler des
FC Liverpool twitterte zwei Videos, das
erste zeigt ihn dabei, wie er Teebeutel
sortiert, im zweiten Clip stutzt er die
Grashalme in seinem Vorgarten mithilfe
eines Lineals und einer Bastelschere.


Kristen Bell, 39, US-Schauspielerin,
hat großherzige Kinder. Ihre beiden
Töchter Lincoln, 6, und Delta, 5, hätten
ihr Sparschwein geschlachtet, um sich
an einer Familien-
spende für Kinder
in Not zu beteiligen.
„Ich bin stolz, dass
ich sieben Dollar
und 96 Cent draufle-
gen kann“, schrieb
die Schauspielerin
auf Instagram. Ins-
gesamt betrage die
Zuwendung nun
exakt 150 007,
Dollar.FOTO: IMAGO


Noah Becker, 26, berühmter Sohn,
wusste bis zu seinem achten Lebensjahr
nicht, wie Eis schmeckt. Sie habe stets
auf gesunde Ernährung geachtet, sagte
seine Mutter Barbara Becker, 53, in der
einer Radio-Talkshow mit Barbara Schö-
neberger. „Das ist brutal, aber guck
mal, wie der aussieht“, ergänzte Becker.
Noah, der gemeinsame Sohn von ihr
und dem früherer Tennisspieler Boris
Becker, ist als Künstler tätig. Sein Bru-
der Elias ist Model. Heute bedankten
sich ihre Söhne dafür, dass sie ihnen
gezeigt habe, was sie essen sollen, sagte
Becker. „Fast jeden Tag bekomme ich
irgendwelche Liebesbotschaften.“


Holzgerlingen– Nach dem Fund von
drei Leichen in einem Wohnhaus in
Holzgerlingen bei Stuttgart sucht die
Polizei einen 30-jährigen Mann. Bei
dem Verdächtigen handelt es sich nach
Angaben der Ermittler vom Donnerstag
um den Untermieter. Die Ermittler
gehen von einem Gewaltverbrechen
aus. Am Mittwoch hatten die Beamten
die Leichen einer 27-Jährigen sowie von
ihrem 33 Jahre alten Lebensgefährten
und dessen 62-jährigem Vater gefun-
den. Die Opfer wiesen „Spuren massi-
ver Gewalteinwirkung“ auf. Wie lange
die Opfer bereits tot waren, ist bislang
unklar. Eine Obduktion am Donnerstag
soll dazu, sowie zur genauen Todesursa-
che Aufschluss geben. dpa


Stuttgart– Wegen der Entschärfung
einer Weltkriegsbombe müssen am
Sonntag etwa 1000 Stuttgarter ihre
Wohnungen verlassen. Um 8 Uhr be-
ginnt die Polizei mit der Evakuierung
im Stadtteil Möhringen. In dem Gebiet
liegen auch Teile eines Seniorenzen-
trums, dessen Bewohner innerhalb des
Gebäudes verlegt werden sollen. Anwoh-
ner können sich während der Arbeiten
in einem Gymnasium aufhalten. Auf-
grund der Corona-Pandemie sollen
Aula und Sporthalle genutzt werden,
damit der Sicherheitsabstand eingehal-
ten werden kann. Er rechne aber damit,
dass viele Betroffene in der Zeit einen
Spaziergang machten, sagte ein Spre-
cher der Stadt am Donnerstag. dpa


Endlich Neuschnee! Die Loipe ist noch nicht gespurt,
aber egal, auf mit den Skiern über die verschneiten Fel-
der. Da kommt ein Hund vorbei. Der fachmännische
Blick erkennt: kein Dackel, kein Schäferhund, also ein
Dings. Leise Hundenervosität kommt auf. Erst mal ste-
hen bleiben. Der Hund bleibt auch stehen. Na gut, dann
langsam los. Der Hund geht mit. Um die Kurve? Der
Hund rennt voraus, kommt zurück, schaut erwartungs-
voll. Will er ein Stöckchen holen? Darf das Feld hier nicht
betreten werden? Beschleunigter Skischritt: Der Hund
rennt nebenher, wälzt sich im Schnee, rennt weiter. Herr-
schaftszeiten, kann der das nicht woanders machen?
Am Ende zieht sich über den Schnee eine lange, wirre Ski-
spur samt Hundepfotengirlande, und der Dings verab-
schiedet sich erst, als die Ski abgeschnallt sind. Eigent-
lich war er doch ganz nett. marlene weiß

Es gibt Kuchen, endlich! Apfelstrudel, Millirahmstrudel,
Schokoirgendwas. So ein Glück, sonst würde im langen
Nichts zwischen Wohlfühlfrühstück und Genießerdin-
ner jedes Zeitgefühl verloren gehen. Der Kuchen aber
bietet die wohlige Gewissheit, dass es noch zwei Stunden
sind bis zum Erlebnisaufguss in der Panoramasauna
und dreieinhalb bis zum Vorspeisenbuffet. In derlei Be-
trachtungen versunken, dauert es drei Gabeln vom Apfel-
strudel, bis der Winterwellnessgast erkennt, wer ihm da
gegenüber im Bademantel am Kaffeetresen sitzt und
ebenfalls Strudel isst. Sieht sonst ja auch ganz anders
aus, im Fernsehen, im Landtag, am Nockherberg. Wie
aufregend! Da nähert sich von hinten ein Rheinländer.
Ob er nach einem Autogramm fragt? Der Rheinländer
holt tief Luft, winkt seiner Frau und sagt zum Politpromi-
Gast: „Rutsch doch mal rüber!“ lena jakat

Als Mensch mit dem einen oder anderen Jahrzehnt Le-
ben auf dem Buckel möchte man dennoch neugierig blei-
ben auf das, was die Jüngeren bewegt, was sie denken,
planen, wie sie sich ihr Leben vorstellen. Und so lauscht
man, während der Sessellift nach oben schaukelt, dem
Gespräch der beiden Anfang Zwanzigjährigen auf den
Nebenplätzen. Von Auslandsaufenthalten ist die Rede,
von Erfahrungen, die sie sammeln möchten. Von der
Freude, Dinge ausprobieren zu dürfen. Und vom Spaß,
den sie haben wollen, bevor es dann so richtig losgeht
mit dem Beruf. Das sei ihnen gegönnt, denkt sich die Zu-
hörerin und lächelt milde. Gleich ist die Bergstation er-
reicht, sie wird ihnen noch einen schönen Skitag wün-
schen. „Mit 30“, sagt der eine da, „mit 30 ist dann eh
alles vorbei.“ Ach, vielleicht wird der Kontakt zwischen
den Generationen doch überbewertet. eva dignös

Weniger Vollzugsbeamte, kaum Anwälte, keine Besuche: Die Situation in vielen Gefängnissen in Deutschland ist derzeit angespannt. Unter Gefangenen gibt es bisher
keine gemeldeten Coronavirus-Infektionen, allerdings haben sich einige Angestellte angesteckt. FOTO: NICOLASARMER / DPA

„Gespenstische Stimmung“


Bislang gibt es in deutschen Gefängnissen den Behörden zufolge noch keinen infizierten Häftling.
Aber zahlreiche Einschränkung wegen Corona bis hin zu Besuchsverboten belasten die Insassen

WINTERURLAUB (VOR CORONA) IN ...


Vaterunglück


Wegen Besuchsverboten in Kliniken während der Corona-Krise dürfen manche Männer nun nicht bei der Geburt ihres Kindes dabei sein.


Manche Haftstrafen sollen derzeit
nicht vollstreckt werden, um die
Zahl der Gefangenen zu senken

10 HF3 (^) PANORAMA Freitag, 20. März 2020, Nr. 67 DEFGH
ILLUSTRATIONEN: MARC HEROLD
LEUTE
Drei Leichen in Wohnhaus
Entschärfung in Stuttgart
Dorfgastein Bayrischzell Hochkrimml
KURZ GEMELDET

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