W i rtschaft
6 * Berliner Zeitung·Nummer 68·Freitag, 20. März 2020 ·························································································································································································································································································
NACHRICHTEN
Lebensmittelhändler:Vorerst
keine Sonntagsöffnung
DiegroßendeutschenSupermarkt-
undDiscountkettenwollenihreGe-
schäfteauchweiterhinnichtam
Sonntagöffnen.Edeka,Rewe,Aldi
undLidlbetontenbeieinerUmfrage
derDeutschenPresse-Agentur,an
dengewohntenÖffnungszeitenvon
Montagbis Sonnabendfesthaltenzu
wollen. (dpa)
Telekom undVerdi
verhandelnTarifrunde digital
AngesichtsderCoronakrisewollen
dieDeutscheTelekomunddieGe-
werk schaftVerdidieanstehendeTa-
rifrundeschnellüberdieBühne
bringenundmöglichstdigitalgestal-
ten.StatterstAnfangAprilwürden
dieParteienschonindieserWoche
indigitaleSondierungsgespräche
gehen,hießesineinerMitteilung
vonDonnerstag. (dpa)
Corona-Krise drückt
Bauzinsen
DieCorona-Kriseführtdazu,dass
Immobilienkäufersehrgünstige
Darlehenaufnehmenkönnen.Wer
einHausodereineWohnungkaufen
will,kannsichKonditionennahean
Rekordtiefssichern,beobachten
Kreditvermittler.Auchdie Aussich-
tenseiengut.SelbstnegativeBau-
zinsendürftenwiederindenFokus
rücken,glaubensie. (dpa)
Flixtrain stelltVerkehr bis
voraussichtlichEndeAprilein
VoraussichtlichbisEndeAprilfahren
wegenderCoronakrisekeineZüge
desAnbietersFlixtrainmehr.Betrof-
feneKundenkönntenihreTickets„in
dieserAusnahmesituation“inder2.
KlassederICE-undIC-Zügeder
DeutschenBahnnutzen,teiltendie
beidenUnternehmenamDonners-
taginMünchenundBerlinmit. (dpa)
US-Autokonzerne fahren
Produktion auf null
DieAutokonzerneGeneral Motors
(GM),FiatChryslerundFordschlie-
ßenwegender Corona-Kriseihre
ProduktioninNordamerikabis
EndeMärz.DiesteiltendiedreiUn-
ternehmensowiedieBranchenge-
werk schaftUAWamM ittwochmit.
DamitwerdedieGesundheitvon
Gewerk schaftsmitgliedern,deren
AngehörigensowiederBewohner
derOrtegeschützt,indenendieFa-
brikenansässigsind,erklärteUAW-
ChefRoryGambleineinergemein-
samenErklärungmitFord. (AFP)
Roland Busch wird neuer
Siemens-Chef
Roland Buschwarbislang stellvertreten-
der Konzernchef von Siemens. AFP
Neuer ChefdesSiemens-Konzerns
wirdRolandBusch.WiedasUnter-
nehmenamDonnerstagabendmit-
teilte,übernimmtBuschden Posten
desbisherigenKonzernchefsJoeKae-
ser,derkeine Vertragsverlängerung
anstrebe .Der55-jährigeBuschistbis-
herstellvertretenderKonzernchef.Er
sollspätestensbeiderHauptver-
sammlungam3.Februar2021er-
nanntwerden. (AFP,dpa)
EinMalariamittelgegenCorona
Impfstoffelassenaufsichwarten.AberMedikamentekönntenbaldErleichterungverschaffen
VonTorsten Harmsen
W
eltweit suchen For-
schernachWegen,um
die sich rasant aus-
breitenden Corona-
Infektionen zu stoppen. Doch ein
Impfstoff lässt noch länger auf sich
warten,obwohlweltweit47Projekte
dazulaufenundersteTestsmitklei-
nenGruppenbeginnen.Frühestens
imFrühjahr 2021 könneeinImpf-
stoffgegendieLungenkrankheitCo-
vid-19zurVerfügungstehen,heißtes
aus demPaul-Ehrlich-Institut, das
alsBundesinstitutfürdieZulassung
vonImpfstoffenzuständigist.
Hoffnung dagegenversprechen
geradeeinigeMedikamente,diebe-
reitszugelassensindoderbeidenen
die Forschung schonweit vorange-
schrittenist.Dabeigehtesnichtum
eineImmunisierunggegendasVirus
Sars-CoV-2,sondernume ineLinde-
rungder Symptome,dieRettungvon
Leben. DieBundesregierung hat
zum Beispiel gerade beimPharma-
UnternehmenBayergrößereMen-
gen einesMalaria-P rophylaxe-Mit-
tels für Deutschlandreserviert, wie
Bundesgesundheitsminister Jens
Spahn (CDU) gegenüber demRe-
daktionsnetzwerkDeutschland mit-
teilte.„Wirwollenschnellwissen,ob
dieses Medikament bei Corona
hilft“,sagteSpahn.Deshalbbegleite-
ten deutscheBehörden alleStudien
dazumitHochdruck.
ErfolgreicheStudie in China
EsgehtumdasMittelChloroquin.Es
bestehtauschemischenVerbindun-
gen,diedemChininverwandtsind.
1934 kam es auf denMarktund
wurde seitdem massenhaft zurMa-
lariaprophylaxe eingesetzt. Schon
vor16J ahren vermuteten Wissen-
schaftler,dassdas Mittelauchgegen
Coronavirenwirkenkönnte.„Bereits
2004 führten wirForschungen zu
Chloroquin durch. Daswar kurz
nachdemEndeder Sars-Epidemie“,
erzähltderForscherMarcvanRanst
vonderKatholischenUniversitätim
belgischenLeuven.Im Laborwurde
damals die antiviraleWirkungdes
Medikamentsbestätigt.
Doch anSars-Patienten konnte
Chloroquinnichtmehrgetestetwer-
den. Dafür starteten chinesische
Forscher imFebruar 2020 eineStu-
die,die auf die belgischenExperi-
menteaufbaute.DenndasneueCo-
ronavirus ist mit demSars-Corona-
virus derEpidemie von2002/
verwandt. In zehn chinesischen
Krankenhäuserntesteten Virologen
das Mittel Chloroquin an etwa 100
Patienten.DiesewurdeneineWoche
lang damit behandelt.WieMedizi-
ner berichteten, sei bald darauf das
Fieberzurückgegangen,dieLungen-
funktion habe sichverbessert.Die
Patienten seien schneller virusfrei
gewesen und genesen. „Ich denke,
dasseszugegebenerZeitbesser ean-
tivirale Mittelgebenwird“,sagtMarc
Wenn es doch so einfach wäre: Eine Pille eingenommen–und wegist Covid-19.IMAGO/THEA
vanRanst.„Aber siewerden auch
teurersein.“Chloroquinseidagegen
billigundschnellherzustellen.
DasTübingerInstitutfürTropen-
medizinwillnunmöglichstbald–ab
derkommendenWoche–eineTest-
gruppe moderat anCovid-19 Er-
krankter mit Chloroquin behandeln
Chloroquin kam 1934 auf denMarktund
wurde massenhaft zurMalariaprophylaxe
eingesetzt.Wissenschaftler erkannten schon
vorlängerer Zeit die möglicheWirksamkeit
gegen Coronaviren. Nunsolldas im großen
Stil getestetwerden.
und einerKontrollgruppePlacebos
geben.Denndie Wirksamkeitistof-
fenbar doch noch nicht endgültig
bewiesen.Zwar wurden in China
und auch inItalien vielePatienten
mit demMittel behandelt.Aber die
Erkrankten hätten Chloroquin zum
TeilinsehrhoherDosierungundzu-
sammen mitweiteren Medikamen-
ten bekommen, wie es aus demIn-
stitut fürTropenmedizin heißt. „Es
kann auch sein, dass es nicht wirkt
odersogarschadet“,sagtederInsti-
tutsdirektorPeterKremsner.
DieFirma BayersollauchderUS-
Regierung größereMengen von
Chloroquinzugesagthaben,berich-
tetenUS-Medien.Derfranzösische
PharmakonzernSanofi wiederum
bot der französischen Regierung
mehrereMillionen Dosen seines
Malaria-Mittels Plaquenil für den
Kampf gegenCorona an. Eine erste
Studiean24ErkrankteninMarseille
sei „vielversprechend“ gewesen,
heißtesausdemdortigenInstitutfür
Infektionskrankheiten.BeidreiVier-
telnder PatientenseidasVirusnach
einer Wochenicht mehr nachweis-
bargewesen.DiefranzösischeRegie-
rung will dieTests nun ausweiten.
AuchPlaquenilberuhtaufeinemmit
ChininverwandtenArzneistoff.
Wegind ie Zellen blockiert
AuchweitereMittelwerdenweltweit
aufihr emöglicheWirksamkeitgegen
Covid-19 hin untersucht.Dabei soll
esummehrals20Wirkstoffegehen.
Zu den Medikamenten, die helfen
sollen,gehörenKaletraundRemde-
sivir.Ersteres wurde bereits bei der
Sars-Epidemie 2002/2003 einge-
setzt.EswirdinF ormvonTabletten
oder Saft zur Behandlung der HIV-
Infektion eingelassen. Kaletrablo-
ckiertdenWegdesVirusindie Zel-
len. Somit kann es dieZelle nicht
zwingen, zurVirusfabrikzuwerden
undjeweils bis zu1000 neueViren
zu produzieren. Allerdings soll das
Mittelbei Covid-19nurinschweren
Fällen eingesetztwerden, wenn die
Atmungnichtmehrfunktioniert.
Remdesivir wiederum ist gegen
Ebolaentwickelt, aber nie zugelas-
senworden.DieWirksamkeitwarzu
schlecht.Dafür aber wurde inZell-
kulturen nachgewiesen, dass es ge-
gen Coronaviren aktiv wird. Esver-
hind ertzwar nicht dasEindringen
desVirusindie Zellen, aber dessen
VermehrungimLungengewebe.Kli-
nischeStudiensollennunklären,ob
dasMedika mentfü reinengrößeren
EinsatzgegenCovid-19geeignetist.
ForscherderBerlinerCharitéund
des Leibniz-Instituts fürPrimaten-
forschung in Göttingen haben wie-
derum einen Eiwe ißstoff identifi-
ziert,derfürdenEintrittdesVirusin
Lungenzellenunverzichtbarist.Und
dieser lässtsichmöglicherweisemit
dem MedikamentCamostat Mesi-
lateblockieren,dasinJapanzur Be-
handlung vonBauchspeicheldrü-
sen-Entzündungen zugelassen ist.
WeitereStudiendazusollenfolgen.
Torsten Harmsen
hofft auf den schnellen
Einsatz hilfreicher Mittel.
ZahlsachgrundloserBefristungenstarkgestiegen
ArbeitsministerHeilwillperGesetzdieZahldieserArbeitsverhältnisseeindämmen
I
mmermehrMenscheninDeutsch-
land arbeiten einerStudie zufolge
mit einem befristetenVertragohne
Sachgrund. Alleinvon2017 auf 2018
sei die Zahl solcherBeschäftigungen
um mehr als 200 000 gestiegen, wie
eine am Donnerstagveröffentlichte
AuswertungdesWirtschafts-undSo-
zialwissenschaftlichen Instituts
(WSI) der Hans-Böckler-Stiftung
zeigte.Demnach habe sich dieZahl
der Befristungen ohne sachlichen
Grundzwischen2001und2018mehr
als verdre ifacht –von 550 000Men-
schenauf1,8Millionen.
ImselbenZeitraumseizudemder
AnteildieserJobsanallenArbeitsver-
hältnissenvon1,7auf4,8Proz entge-
stiegen. Gründe für einen befristeten
Vertragkönnen etwa bestimmtePro-
jekte einesUnternehmens sein,Ver-
tretungenwiebeiElternzeitoderauch
dieErprobungeinesMitarbeiters.Lie-
gen diese nichtvor, spricht manvon
einerBefristungohneSachgrund.Sol-
cheVerträge will ArbeitsministerHu-
bertus Heil(SPD)perGesetzeindäm-
men. Diegroße Koalition hatte sich
bereitsimKoalitionsvertragdaraufge-
einigt,dasThemaanzugehen.EinFor-
scherdesWSIschriebdazu:„DieRege-
lungenimKoalitionsvertragstellenei-
nen brauchbarenWegdar,die sach-
grundloseBefristungindieSchranken
zu weisen. Jetzt kommt es darauf an,
diesenGesetzeskraftzuverleihen.“
DerAuswertungzufolgewarenim
Jahr 2018 insgesamt 3,2Millionen
Jobs in Deutsc hland befristet, fast
doppeltsovielewie2001.„Befristete
lenden Berufen, die einDrittel aller
befristeten Einstellungen dortaus-
mache,dafür verantwortlich.In Bre-
men spiele der LogistikstandortBre-
merhaveneinewichtigeRolle.Knapp
90 Proz ent der dortbeendetenJobs
imBereichVerkehrundLagerbestün-
denwenigeralseinhalbesJahr.
Geradein Zeitender Coronavirus-
Pandemie werdeesf ür Arbeiter mit
befristeten Verträgen besonders
schwer :„Dawirjetztinderkommen-
den Zeit voraussichtlich auch mit
Problemen auf dem Arbeitsmarkt zu
kämpfen habenwerden,wirdesb e-
fristet Beschäftigte besonders tref-
fen“, erklärte einDatenmanager des
WSI derDeutschenPresse -Agentur.
Diesewürden in Krisenzeiten näm-
lichmitalsErsteentlassen. (dpa)
Beschäftigungen stellen für die zu-
meist jungenBetrof fenen einProb-
lemdar ,weilsieoftmalsmitEinkom-
mensarmut,Einschränkungen hin-
sichtlich der sozialenTeilhabe und
der Familiengründung verbunden
sind“, erklärten die Forscher des
WSI.Siehaben fürdenBerichtDaten
ausdem Betriebspanel desInstituts
für Arbeitsmarkt- und Berufsfor-
schung sowieZahlen derBundes-
agenturfürArbeitausgewertet.
Berlin undBremenvorn
DenhöchstenAnteilansachgrundlos
Befristeten gibt es laut derAuswer-
tung in denBundesländernBerlin
und Bremen mit jeweils mehr als
sechs Proz ent. In der Hauptstadt sei
vorallem die hoheZahl vondarstel-
MÄRKTE
20.12.19 19.3.
DAX-30in Punkten
▲8610,43(+2,00%)
20.12.19 19.3.
Rohölje Barrel Brent in US-Dollar
▲28,13(+6,47%)
20.12.19 19.3.
Euroin US-Dollar
▼1,0801(–1,22%)
Stand der Daten: 19.03.2020 (21:50 Uhr)
Alle Angaben ohne Gewähr Quelle
Euro Stoxx 50 (EU) +2,
3867/2303 2454,
CAC4 0(FR) +2,
6111/3632 3855,
S&P UK (UK) +1,
1562/988,4 21 043,
RTS (RU) +8,
1652/808,7 99 02,
IBEX (ES) +1,
10100/581 56 395,
Dow Jones (US) +0,
29569/18917 20087,
Bovespa(BR)–3,6 6
119593/61691 65374,
Nikkei (JP) –1,
24116/16358 16552,
Hang Seng (HK) –2,
30280/21139 21836,
Stx Singap. 20 (SG) –3,
1674/1128 1154,
aus DAXund MDAXvom19.03. zumVortag
TeamViewer29,56 +15,79WWWWWWWWWW
MTU Aero Engines 124,80 +15,50WWWWWWWWWW
Fraport34,95 +13,58WWWWWWWWW
Aroundtown 4,32 +12,56WWWWWWWW
Münch. Rück vNA 162,45 +11,46WWWWWWW
MetroSt. 7,13+11,16WWWWWWW
Gewinner
aus DAXund MDAXvom19.03. zumVortag
52-Wochen Hoch/Tief 19.03. ±% z. 18.03.
OsramLicht NA 22,20 WWWWWWWWWWW–17,
Gerresheimer 53,00 WWWWWWW–11,
K+S NA 5,62 WWWWWW–9,
HugoBoss NA 19,63 WWWWW–7,
CompuGroup Med.47,90 WWWWW–7,
Dt. Pfandbriefbank 6,30 WWWWW–6,
Verlierer
ERLÄUTERUNGENWechselnde Darstellung:Tagesgeld (Dienstag),Raten-
kredit (Mittwoch), Sparbriefe (Donnerstag),Edel- &NE-Metalle (Freitag),
Baudarlehen (Samstag). Quelle: FMH-Finanzberatung
Leitbörsen im Überblick
Edel- und NE-Metalle
Barren&Münzen in€Ankauf Verkauf
(Endkundenpreise) 19.03. 19.03.
Gold (10 g) 434,5 487,
Gold (1 oz) 1357,0 1488,
Gold (100 g) 4349,0 4759,
Gold (250 g) 10874,0 11867,
Silber (1 kg) 351,5 510,
Platin (100 g) 1662,0 2444,
Austr.Nugget (1 oz) 1355,0 1541,
Britannia (1 oz) 1355,0 1543,
Krügerrand (1/4 oz) 338,5 405,
Krügerrand (1/2 oz) 677,5 795,
Krügerrand (1 oz) 1355,5 1543,
Maple Leaf (1/4 oz) 338,5 405,
Maple Leaf (1/2 oz) 677,5 796,
Maple Leaf (1 oz) 1355,0 1543,
Philharmoniker (1 oz) 1355,0 1542,
Quelle Edelmetalle: Degussa Goldhandel GmbH.
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