Der Standard - 20.03.2020

(Ann) #1

FREITAG,20. MÄRZ 2020 ÖSTERREICHS UNABHÄNGIGETAGESZEITUNG—HERAUSGEGEBENVONOSCAR BRONNER€2,80 | Nr.


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Manche Kunden von Super-
märkten, Drogerien oder Apo-
theken geben den Angestellten
anscheinend Trinkgeld. Bisher
war es nicht üblich, zu der Kas-
siererin „Passt schon“ zu sagen,
wenn sie herausgeben wollte.
Jetzt scheinen einige Menschen
mit Empathie zu finden, dass
man diesen schlecht bezahlten
Schwerarbeiterinnen
und -arbeitern an der
Risikofronteine An-
erkennunggeben sollte.
Die Krise, die täglich bedroh-
licher wird, bringt also nicht
nur die üblichen Krakeeler,
Vordränger, Nicht-Abstand-
Halter, Risiko-Bagatellisierer,
Verschwörungstheorie-Verbrei-
ter, Idiotische-Virenparty-Tiger
sowie inkompetenten und/oder
bösartigen Politiker hervor,
sondern auch die anständigen
und mitfühlenden Seiten des

Homo austriacus (unter be-
sonderer Berücksichtigung des
Homo viennensis).
Es gibt auch andere Beispiele
–Nachbarschaftshilfe für An-
gehörige von Risikogruppen,
dienichtaußerHausgehensoll-
ten, gegenseitiges Aufmuntern
unter Bekannten, Einspringen
unter Kollegen –, die insgesamt
für ein freundlicheres
Klima sorgen. Ange-
sichts der wenig er-
freulichen Aussichten
auf eine lange Ausnahmesitua-
tion können derlei sicher auch
andere Betriebe gut brauchen.
Appelle an einen leeren
Patriotismus brauchen wir jetzt
nicht. Aber es ist jetzt Zeit
für Solidarität und zwischen-
menschliche Zuwendung. Und
es ist auch Zeit, Aufforderun-
gen wie „Ein Meter Abstand!“
genau zu befolgen.

Zeit für Empathie


RAU


Neue Krisengesetze


Die türkis-grüne Regierung will,
beginnend mit diesem Wochen-
ende, mit neuen Krisengesetzen
gegen die Corona-Krise ankämp-
fen. Wie, wann, wo und was? Ein
Überblick. Seite 4


Sudoku................. 14
Sport .................. 18
Kultur ...............19–
Rätsel ................. 20
TV, Switchlist............ 22
Wetter ................. 18


STANDARDS


Westen:Süden: Osten:

6 bis17° 3 bis21° 5 bis19° 7 bis20°

Norden:

HEUTE


„Unser Szenario ist derzeit, dass
wir die Wirtschaft zwei Monate
auf 65 Prozent runterfahren, was
im Falle Österreichs etwa 24
Milliarden Euro kosten würde.“
WirtschaftswissenschafterGabrielFelbermayr
über die Folgen der Corona-KriseSeite 14

**

HomeofficeimTennis,


Kurzarbeit imFußball
SPORT Seite 18

Rundgängedurch


Online-Museen
KULTUR Seite 21

92 Prozenthalten


Einschränkungen


fürgerechtfertigt


Laut Umfragebefolgen dreiViertel der


Bevölkerung alleCorona-Maßnahmen


Linz/Wien–92Prozent der öster-
reichischen Bevölkerung halten
die von der Regierung verfügten
Maßnahmen zur Eindämmung
desCoronavirusfür gerechtfertigt,
ebenso viele erklären, dass sie ihr
Verhalten geändert haben.
Das geht aus einer diese Woche
durchgeführten Umfrage des Lin-
zerMarket-Institutshervor.Indie-
ser Umfrage sagen auch 76 Pro-
zent, dass sie in ihrem Bereich die
Einschränkungen „voll und ganz“
umsetzen. 22 Prozent erklären,
dass sie die Einschränkungen
großteils anwenden. Die Umset-
zungsbereitschaft ist weitgehend
unabhängig davon, ob die Befrag-
ten sich persönlich durch das Vi-
rus bedroht sehen. 16 Prozent se-
hen sich persönlich sehr stark, 38
Prozent eher bedroht–40Prozent
eher nicht, sechs gar nicht.
In einer ähnlichen, ebenfalls in
dieser Woche durchgeführten Um-
frage des Gallup-Instituts sagten

94 Prozent, sie seien „bereit, eini-
gedereigenenFreiheitsrechteauf-
zugeben, wenn es hilft, die Aus-
breitungdesViruszuverhindern“.
In der Vorwoche hatten sich be-
reits74ProzentdieserAussagean-
geschlossen.
Gallup hat auch erhoben, wel-
che Vorsichtsmaßnahmen die Be-
völkerung trifft. 91 Prozent nen-
nen „häufigeres Händewaschen“
(plus zwölf Prozentpunkte gegen-
über der Vorwoche), 90 Prozent
nennen „mehr zu Hause bleiben,
weniger sozialer Kontakt“ (plus 37
Prozentpunkte), und 19 Prozent
sagen sogar, dass sie sich selbst in
Quarantäne begeben hätten.
Verschwörungstheorien sind
verbreitet: 26 Prozent meinen,
„dass eine fremde Macht absicht-
lich die Verbreitung des Corona-
virus verursacht hat“. (red)
THEMASeite
Kommentar der anderen Seite
Kommentar, Kopf des TagesSeite 24

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N°01^20 .März 2020

Neu: RONDOexklusiv


Dieser Ausgabe liegt erstmals
unser neu gestaltetes Lifestyle-
Magazin RONDO exklusiv bei.
Sechsmal pro Jahr erwarten Sie
ab nun opulente Fotostrecken,
spannende Lesestrecken und
neue Rubriken. Was wir bei
Druck der Sonderedition noch
nicht ahnenkonnten: wiesehr
Covid-19unser allerLeben
verändern wird. Deshalb finden
sich in dieserAusgabe auch
Restaurant-und Eventtipps.
Wir hoffen, Siekönnensie
nachEnde der Krise nutzen.

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ModellKurzarbeit


Das Ziel der vom Staat finanziell
großzügig angelegten „Aktion
Kurzarbeit“ ist es, Massenarbeits-
losigkeit zu verhindern.Welche
Formen es gibt und was es zu be-
achten gilt. Seite 5

Sorgeder Geflüchteten


Weil das Rückkehrzentrum in
Schwechat zur Quarantäneein-
richtung wird, mussten 120 Ge-
flüchtete nach Traiskirchen über-
siedeln. Dort herrscht Sorge we-
gen Ansteckungen. Seiten6und 15

Italien überholt China


DieZahlderCoronavirus-Toten in
Italien stieg am Donnerstag auf
3405, das sind mehr Todesfälle als
im Ursprungsland China. Dort
wurden keine inländischen Neu-
infektionen mehr gemeldet.Seite 7

WodieMilliarden hingehen


Geld für verzweifelte Hoteliers,
Notfallhilfe für Branchen, die be-
sonders von der Coronavirus-Kri-
se betroffen sind, und vieles mehr:
wohin die Milliardenhilfe der Re-
gierung im Detail fließt. Seite 15

ZITATDESTAGES


NachLandung müssen alle FlugpassagiereinQuarantäne


Für allePassagiere,die via Luftwegnach Österreich
einreisen, gilt seitDonnerstagmitternacht die
Verpflichtungzueiner 14-tägigen Selbstquarantäne.
Die perVerordnungdes Gesundheitsministeriums
festgelegte Regelunggilt vorerst bis 10. April. Der

Passagierflugverkehr in Wien-Schwechat istauf ein
Min imum reduziert, dieAUA hat denBetriebeinge-
stellt .Die AUA-MutterLufthansastreicht 95Prozent
ihrer Flüge.Der Flughafen Innsbruckwurde ge-
schlossen. Seite 13

Foto: EPA

/C

hristian Bruna
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