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GunillavonBismarckin Marbella,Hotspotder feinen Gesellschaft,imJahr 1974.
PorträtText:MichaelSteingruber
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Blackbrow
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Newspap
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Gunilla GräfinvonBismarck ist die
ungekrönteKöniginMarbellas.Wasihre
Partys solegendär machtund wie
ein TagimLeben der Adeligenaussieht.
H
i, it ’s me, Gunilla. Please leave amessage“,
töntesfröhlich-blechernausdemTelefon.Es
folgt derwohlbekannte Piepton. GunillaGräfin
vonBismarckhabhaftzuwerden,istkeinleichtes
Unterfangen.Schon allein ihreTelefonnummer
ausfindig zu machen bedurfte einiger Anstren-
gungunddesAnzapfenssämtlicherKontakte.Ihr
Neffeund Verwalter desSchlosses derFamilie im
deutschenFriedrichsruh,GregorvonBismarck,
rückte schließlichdie heißersehnte Ziffernkom-
binationheraus.Dochauchdieis tkeinGarantfür
ein Gesprächmit derGräfin. Oft meldet sichnur
der Anrufbeantworter.Rückruf gibt es auchkei-
nen.Aber Hartnäckigkeit wird belohnt.Zahlrei-
cheVersuchespäter ist GunillavonBismarck
wirklichamanderenEnde derLeitung und sagt
zu, sichfür ein Interview in Marbella zu treffen.
Doch warum die Mühe?Kaum eineKombina-
tion aus Person undOrtverkörpert so sehr den
Esprit einer Szene, geprägtvonGlamour undStil
vergangenerZeiten. Die Modestrecke auf den
nächstenSeiten beschwört diese Epoche herauf.
GunillavonBismarck-Schönhausen ist dieUr-
enkelin OttovonBismarcks, bis 1890 erster
Reichskanzler und Mitbegründer deskonstitu-
tionell-monarchischen „Deutschen Kaiserrei-
ches“. Geboren wurde sie imNovember1949in
Friedrichsruh.1961 kamsie mit ihren Eltern und
ihremBruder nachMarbella. „Damals gab es gar
nichtshier.KeineStraßen,keineAutos“, erinnert
sie sichanihre Kindheit an derCosta delSol. Das
änderte sichrapide. Nicht zuletzt der Erfolgdes
MarbellaClubs, jenes durchAlfonsovonHohen-
lohe1954 gegründeten Hotels, machte denKüs-
tenort zum Hotspot des internationalenJetsets:
Gunter Sachs,Brigitte Bardot,Audrey Hepburn,
Sean Connery,GinaLollobrigida und CaryGrant,
sie allewaren da.Undmittendrin die„ungekrön-
te Königin Marbellas“: GunillavonBismarck.
„Auchwennessympathischgemeint ist,gehtdas
anmirvorbei“, kommentiertsiedenTitel,denihr
die Boulevardpresseverpasst hat.Ausschweifen-
de Partysbrachten ihr dieAufmerksamkeit der
Medien.
Royale Feierlaune
„Meine Partyssind perfekt!“,ist sievonihren
Gastgeberinnenqualitäten überzeugt.Esbrau-
chedie richtige Mischung aus jungen und alten
Gästen,guteMusikundgutesEssen.AuchMottos
seienwichtigfüreinegelungeneFeier,erklärtvon
Bismarck. „LetztesJahr veranstaltete icheine
Par ty zum Thema ‚Déjà-vu‘.SolcheMottos bieten
Spielraum für Interpretation. Die Gäste lassen
sichetwas Lustiges dazu einfallen.“Alkoholund
Drogen braucht dieGräfinnicht ,umSpaß zu ha-
ben. In zahlreichen Interviewsbeteuert sie,we-
der das eine nochdas andere jemalskonsumiert
zu haben. Das bekommt ihr gut.Auchmit über 70
Jahren istkein Ende des Partylebens in Sicht.„Im
Aprilreise ichnachBrasilienauf eine riesige
Hochzeit,unddanngeht’s umdieganzeWelt“,er-
zählt sievonihremvollenTerminkalender.
IhrHauptwohnsitzbefindetsichinderSchweiz,
in Crans-Montana. In Marbellaverbringtsie circa
vierMonate desJahres,wo sie mitihrem Exmann
Lui sOrtizMorenozusammenlebt.Diebeidenver-
stehensichblendend, es wirdsogar kolportiert,
dass sie sichnachelf Jahren Ehe1989 nur schei-
den ließen, um dieStory exklusivanein Boule-
vardblattverkaufen zukönnen.
IhrengemeinsamenSohn, FranciscoJosé,ver-
suchtGunillavon Bismarckmöglichstoft zu se-
hen. Er lebtmit Frau undKindern inZürich. Auch
in Deutschlandverbringt dieGräfinviel Zeit.Dort
ist sie geboren,aufgewachsen und hatFreunde
undFamilie. Einen typischenTaggibtesinihrem
Lebennicht.„IchwachejedenMorgengutgelaunt
auf,und dannsieht manweiter.Plänemacheich
keine.Eskommt immer etwasdazwischen.“
Undsokam auchdas vereinbarteTreffen in
Marbella leider nie zustande. Das Interview
musste telefonischnachgeholtwerden.Doch be-
voresschließlichstatt fand, hatte die Stimme der
Gräfinnochdes Öfterengebeten, eineNachricht
zu hinterlassen. Piep. R
EinLeben
lang Party