Der Standard - 20.03.2020

(Ann) #1

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Pfeffersack,Salzmonopol


Zu Zeiten, in denen die Lieferung
vonPfeffer oder MuskateineReise
vonMonatenaufSeebedeutete,wa-


ren Gewürze ein teures und begehr-
tes Gut.Derjenige, dersie vertrieb,
galt als sehr reicher Mann, um-


gangssprachlichund abwertend
auchPfeffersackgenannt.Salzwar
ebenfalls langeeine kostbareWare,


die nicht nur zumWürzen, sondern
auchzumKonservierenvonSpeisen
verwendet wurde. Herrscher wie


die Habsburger monopolisierten
Salzproduktion und-handel–und
verdienten dementsprechend da-


mit.Heutekostet ein halbes Kilo
Salz rund 40Cent.


Esfliegt,esfliegt ...


... die Mango.Als dieWelt begann,
durchdas vermehrteFlugverkehrs-
aufkommen und schnellereKom-
munikation näher zusammenzurü-
cken, galt es als schick, exotische
Produkte in ihrer Heimat reifen zu
lassen und sie dann erst nachEuro-
pa einzufliegen. Heute ist hingegen
in, werumdie Saisonalität undHer-
kunftvonProduktenweiß und auch
dementsprechend bewusst ein-
kauft,beispielsweise direkt beim
Produzenten, der am besten biolo-
gischwirts chafte t. ÜberKoopera-
tivengelangtman an Produkte und
Raritäten, die sonst nur schwerer-
hältlichsind.

Alles selbstgemacht


Eine selbstgebackeneTorte, die
„wie gekauft“ schmeckt,galt in den
1960er-Jahren als Kompliment.
Heute istSelbstproduziertes das
Maß aller Dinge.Zeit ist schließlich
das höchste Luxusgut.Keine Maril-
lenmarmelade schmeckt so gut wie
jene,dienurinlimitierterStückzahl
zur Verfügung steht.Nicht serfreut
so sehr wie der selbst angebaute Sa-
lat aus dem Balkonkistl oder das ge-
rade aus dem Ofen geholteBrot,mit
liebevollgepflegtem Sauerteig ge-
backen. Dazu wirdWurst gegessen,
die man selbst gefüllt hat–und bei
dermandamitauchweiß,waswirk-
lichdrinnen ist.

Gemüse ist mein Fleisch


Gemüse, das langeZeit als Beilage
abgetan wurde und dementspre-
chend lieblos zubereitet auf dem
Teller landete, wird häufigzum
Hauptakteur.Das liegtsowohlan
derwachsendenZahl der vegan
oder vegetarischlebenden Men-
schen als auchamBoomder medi-
te rranenundlevantinischenKüche.
Neue, spannende Zubereitungswei-
senund Gewürze lassen daher auch
FleischesserimmeröfterzumGrün-
zeuggreifen.UndauchLinsen,Boh-
nenundCosindwiedergefragt.Wer
auf sichhält, kauft Sorten aus klei-
nen Anbaugebieten, die dann auch
ihren Preis haben.
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