Der Standard - 20.03.2020

(Ann) #1

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seinenDesign-Meisterwerken, mitKunst und
Edelnippes aus allerWelt,mit seinen frischen
Schnittblumen und schniekerKücheüber den
Sommersalon, auch„afrikanische Halle“ge-
nannt. Blickt man aus diesemRaum mit seinen
Bildern, afrikanischen Skulpturen und einem
Sofa, auf demeine ganzeSchulklasse Platzfände,
aufdieParkanlage,könntemansichfüreinenAu-
genblickwie der große Gatsby fühlen.Wennbloß
das Meer nichtfehlen würde.„Wenn icheinmal
gro ßbin“, sagtder53-jährigeStachelschmähfüh-
rend, „lass ichden Gartenbis zumDonaukanal
hin erweitern, auf die Art,wie e reinst angelegt
war.“Der Kunstsammler,ernennt sichlieb er
„Trophy-Wife“ als Privatier,ist überhaupt zu
Scherzenaufgelegtundhautsich–aufgutWiene-
risch–über so manches ab.
Hierwohnen zu dürfen, empfindet er alsFreu-
de und Privileg. Sichselbst bezeichnet er als
„Salonkommunist“,der absolutnichts dagegen
hätte, die Steuern für dieReichen zu erhöhen.
NebendemSommersalonliegtzwarkeinMeer,
aber immerhin ein langgezogenes Hallenbad. In
den erwähntenWohntrakt,ein paarStockwerke
höher,gelangtmanübereinenmitSamttapezier-
ten Aufzug.Nach der Begrüßung durchdie Hun-
de Coco und Rico macht der Besucher erst einmal
großeAugen angesichts einesRaumes, aus dem
ihm über 100 Paar Sneaker entgegenleuchten.
Fein säuberlichinReih und Glied geschlichtet,
schmückensie inRegalen dieWände.Vielleicht
aucheineKunstin stallation?„Kunst ist nichts
Heiliges“, sagtStachel, „Museen sind oft tote
Orte. Ichaber halte nichtsvomWhite Cube“, er-
zählt ervoller Überzeugung. DassDesignvonder
Kunst mituntervonoben herab belächelt wird,
findet derKunstauskenner nicht richtig. Es gehe
im Großen und Ganzen in beiden Gefilden um
Schönheit,„auchwennKunst oft politischist“.
Man will Stachel beim Zuhören in dieAugen
schauen, dochdie sind damit beschäftigt,all die
Dinge zu betrachten, die hier nacheinem ganz
eigenen, sauberen, aber nicht sterilenSystem
auftauchen,egal,obessichdabeiumeinMeister-
stückdes Designers Günter Beltzig, ein Modell
desWittgenstein-Hauses oder das Hundekörb-
chen vonCocohandelt,das vonWiener Geflecht
umspannt wird. Gleichdaneben stehen zweiSo-
ckel: Aufdem einen thront eine barocke Figur in
Bronze, auf dem anderen eine moderne, metalle-
ne ArbeitvonManfredWalkolbinger,ein Kon-
trast,einStilbruch,aufdenderSammlerabfährt.
DassKunst aucheinedekorativeFunktion
erfüllenkann, ist Stachel klar.Allein durchihr
ArrangementwerdesiemitunterzurDekoration.
Sammlung hin, Museum her,diese rOrt istalles
andere als tot oder ehrfürchtigvorder Kunst.
Hier befindet man sichineinem Zuhause fürsie
und an einem Platz zumWohnen. Mehrere inei-
nanderfließendeRäume zählt der Dachausbau,

Nein,das istkein Kunst-, sondern das Schuhwerkdes Kuratorsund Palaisbewohners
AntonisStachel. Danebenein kleiner Ausschnitt aus der„afrikanischenHalle“.
Unten:Frisch undgelungen spielen moderne Architektur undzeitgenössischesDesign
mit dem altehrwürdigen Gemäuer.


Hausbesuch

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