Neue Zürcher Zeitung - 25.03.2020

(coco) #1

8 REFLEXE Mittwoch, 25. März 2020


INTERNATIONALE AUSGABE


Nothilfen der US-Zentralbank


Das Fed

breitet sich immer mehr aus

Martin Lanz,Washington· Das amerikanischeFede-
ral-Reserve-System (Fed) wird auf absehbare Zeit
praktisch das gesamte US-Finanzsystem absichern
und dieamerikanischeWirtschaft flächendeckend mit
Kredit versorgen.Faktisch finanziert dieUS-Zentral-
bank insbesondere auch den Staat, weil die Markt-
akteure derzeit nicht einmal mehr die normalerweise
als ultrasicher geltendenTr easuries halten wollen.
Per Ende vergangenerWoche hielt dasFed US-
Staatsanleihen mit verschiedenenLaufzeiten und
Eigenschaften imWert von über 2,6 Bio. $. Per Ende
dieserWoche dürften diese Bestände bereits die
3-Bio.-$-Marke erreichen. Die Zentralbank wird da-
mit zu einem immer wichtigeren Gläubiger des US-
Bundes, noch bevorWashington überhaupt Anlei-
hen zurFinanzierung der gigantischen Hilfspakete
zur Überbrückung der Corona-Krise aufgelegt hat.
Wenn der Markt aber schon jetzt Mühe hat, US-
Staatsanleihen zuabsorbieren, wer soll die in den
kommenden Monaten neu dazukommenden Schul-
den imWert von Hunderten von Mrd. $ finanzieren?
Nunrächt sich, dassWashington in den vergangenen

dreiJahren so viel Schulden gemacht und dasFinanz-
system mit Staatsanleihen überschwemmt hat, ob-
wohl dieWirtschaft eigentlich einen gutenLauf hatte
undkeine echte Krise zu bewältigen war.
Derzeit hat Uncle Sam 23,5 Bio. $ an Schulden
ausstehend, über100% des Bruttoinlandprodukts.
2 oder 3 Bio. dürften nun innertrecht kurzer Zeit
dazukommen.Das ist nur möglich,weil die Zentral-
bank einspringt. DiePolitiker wissen das und klotzen
jetzt erstrecht, nicht zuletzt dieRepublikaner, wel-
che die Präsidentschaft von DonaldTr ump zuretten
und dessenWiederwahl zu kaufen versuchen. «Alles
nur temporäre Notmassnahmen», heisst es freilich in
Washington, dasFed werde sich nach überstandener
Krise aus der Staatsfinanzierung und aus derRolle
als Kreditgeber der ganzen Nation wieder zurück-
ziehenkönnen.In Bezug auf dieFirmenkredite mag
das zutreffen. Die Lehre aus derFinanzkrise und den
früheren Staatsanleihenkauf-Programmen desFed
ist aber, dass eine Entwöhnung des Staats vomFed
illusorisch ist. Die Notenpresse wird auf unbestimmte
Zeit sehr heisslaufen– mit unabsehbaren Folgen.

Natalie Gratwohl· Bei Le Shop, der Online-Toch-
ter von Migros, sind die Lieferfenster für die
nächsten rund zweiWochen ausgebucht.Auch bei
Coop@home sind dieLiefertermine in verschie-
denenRegionen für mehrereTage oder teilweise
sogarvollständigvergeben. Zudemsind gewisse
Produkte online nicht mehr oder nur noch in be-
schränkter Zahlverfügbar – die Detailhändler be-
finden sich in einerAusnahmesituation. Dies zeigt
sich auch an den teilweise leerenRegalen in den
Supermärkten. Die Nachfrage nach WC-Papier,
Konserven,Pasta und anderen Gütern des täg-
lichen Bedarfs hat nach demAusbruch der Corona-
Krise vor rundeinem Monatstark angezogen. Bei
Coop@home haben sich die Bestellungen seither
verdoppelt. Die Detailhändler arbeiten denn auch
unter Hochdruck daran, die Lieferkapazitäten wei-
ter zu erhöhen. Büromitarbeiter springen ein, An-
gestellte aus geschlossenenFachmärktenarbeiten
nun in denVerteilzentren.
Doch selbst wenn die Nachfrage nach Lebens-
mitteln anhaltend hoch ist – in anderen Bereichen

sind die Detailhändler stark unter Druck. Übers
Ganze gesehen dürften die negativenFolgen deut-
lich überwiegen, heisst es bei der Migros. Insbe-
sondere imTourismus, in der Gastrobranche und
im stationären Non-Food-Bereich seien dieAus-
wirkungen happig.Hinzu kämen deutlich gestei-
gerte Unterhaltskosten wie etwa intensive Zusatz-
reinigungen. Zur Migros-Gruppegehören unter
anderem Hotelplan, Micasa, Sport-XXX oder die
Migros-Restaurants.Ähnlich tönt es bei Coop: Man
werde dieAuswirkungen aufgrund der Schliessun-
gen von über 700 Non-Food-Geschäften und allen
Gastronomiebetrieben sowie desRückgangs in der
Belieferung des GrosshandelsunternehmensTr ans-
gourmet klar negativ spüren. Unter demDach der
Gruppe befinden sich die Coop-Warenhäuser,
CoopBau + Hobby, der Uhren- und Schmuck-
händler Christ undder Elektronikhändler Inter-
discount.
Weil sie im Schweizer Detailhandel derart breit
aufgestellt sind, trifft die Corona-Krise also auch
die Grossverteiler.

Trotz Hamsterkäufen


Migros und Coop

setzt die Corona-Krise zu

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