Der Spiegel - 21.03.2020

(Michael S) #1
67

Volkswagen


Crash bedroht


Manager-Boni


 Die Ausweitung der Corona-
krise könnte künftige Bonus-
zahlungen für die weltweit
rund 18 000 Mitglieder des
VW-Managements gefährden.
Die Rekordergebnisse des Kon-
zerns lassen die variable Ver-


gütung für das Jahr 2019, die
im Frühjahr ausgezahlt wird,
zunächst noch einmal steigen.
Die Boni für Managerinnen
und Manager der Marken VW,
Škoda und Porsche erhöhen
sich um je 12 Prozent gegen-
über dem Vorjahr. Bei Audi
steigen sie um 13 Prozent, bei
Bentley um 27 Prozent und
bei Seat um 30 Prozent. Insge-
samt erreicht die variable Ver-

gütung für Spitzenkräfte unter-
halb des Konzernvorstands
mehr als eine Milliarde Euro.
Vor Ausbruch der Epidemie
hatte VW seinen Managern
eine Gehaltsgarantie bis 2022
versprochen. Demnach stehen
ihnen für das laufende Jahr
mindestens 100 Prozent der
Gesamtvergütung von 2019 zu,
in den Folgejahren 90 und
80 Prozent. Für 2019 ist VW

an seine Zusagen gebunden,
doch ob der Konzern sie auch
künftig halten kann, ist fraglich.
Finanzvorstand Frank Witter
hat diese Woche die Sicherung
der Liquidität zur Priorität
erklärt. Sollte sich die Krise
weiter zuspitzen, sagt ein VW-
Manager, müssten Bonus -
zusagen womöglich überprüft
werden. Der Konzern äußerte
sich dazu nicht.SH

DER SPIEGEL Nr. 13 / 21. 3. 2020


Wirtschaft


Am Konsens gescheitert


RentenkommissionDie Beraterrunde der Regierung legt einen bemerkenswert unkonkreten Bericht vor.


 Die von der Bundesregierung ein -
gesetzte Rentenkommission hat es nicht
geschafft, einen Konsens über ein kon -
kretes Konzept für die Zeit nach 2025 zu
erzielen. Im Abschlussbericht der Runde
werden sich mehrere Sondervoten finden.
Bei wesentlichen Parametern konnte
sich die zehnköpfige Runde nur auf breite
Korridore einigen. So empfiehlt eine
Mehrheit der Kommission, das gesetz -
liche Rentenniveau solle zwischen 44 und
49 Prozent liegen. Vereinbart ist außer-
dem, dieses Niveau künftig auf einer ande-
ren Datengrundlage zu berechnen. Durch


diese Operation steigt das Sicherungs -
niveau rechnerisch, an der Höhe der tat-
sächlichen Rentenzahlungen ändert sich
jedoch nichts. Gegen beide Vorschläge
geben die Gewerkschaften ein Sonder -
votum ab. Sie hatten in der Kommission
für eine Untergrenze von mindestens
48 Prozent gekämpft, auf der das Renten-
niveau auch derzeit festgeschrieben ist.
Der Beitragssatz soll sich nach dem Willen
der Runde zukünftig zwischen 20 und
24 Prozent des Bruttolohns bewegen.
Auf eine höhere Regelaltersgrenze, wie
sie Ökonomen seit Langem fordern, konn-

te sich die Kommission nach langen Debat-
ten nicht einigen. Ohnehin ist per Gesetz
festgeschrieben, dass das gesetzliche Ren-
tenalter bis 2031 auf 67 Jahre steigt. Über
eine mögliche weitere Anhebung in den
Jahren danach soll nun ein Beirat beraten.
Die Wissenschaftler, die an der Kommis -
sion beteiligt waren, haben mit drei Ein -
gaben abweichende Meinungen angemel-
det. Auch im Arbeitgeberlager gibt es
Bedenken. Nach bisherigem Planungs-
stand soll der Bericht Ende nächster
Woche Bundesarbeitsminister Hubertus
Heil (SPD) überreicht werden. COS

JAN HUEBNER / IMAGO IMAGES

Senioren an der Ostsee
Free download pdf