2020-04-08 Die Zeit

(Barré) #1

D


onald Trump hatte diese Video-
konferenz geradezu herbeigeschrie-
ben. Per Twitter stellte der Präsident
der USA Ende vergangener Woche
ein virtuelles Treffen der Opec-
Staaten mit Saudi-Arabien an der Spitze und Russ-
land in Aussicht. Ziel: Der zerstörerische Kampf
um den Ölpreis, der nun schon seit Anfang März
andauert, sollte mit einer Kürzung der Förder-
mengen beendet werden.
Dann wurde die Konferenz vertagt, der Ölpreis
sank Montag erneut, auf 26 Dollar pro Fass. Offen
war bis Redaktionsschluss, ob ein Treffen der Opec
mit Russland bis Ostern zustande kommen würde.
Auf den Ölmärkten tobt der heftigste Preiskrieg
seit Jahrzehnten. Im Zentrum stehen Saudi-Arabien
und Russland, die den Konflikt vor einem Monat
auslösten, weil sie sich nicht auf eine geringere För-
derung einigen konnten. Direkt betroffen sind die
USA als bisher größter Ölproduzent, genauso wie
eine Reihe von sehr verwundbaren Ölländern, da-
runter der Irak, Venezuela, Nigeria, Libyen und der
Iran. Die Öleinkommen könnten dieses Jahr um bis
zu 85 Prozent sinken, schätzte die Opec Ende März.
Verlieren würden alle, doch die große Frage ist, wen
dieser Konflikt am Ende aus dem Markt drängt. Die
Amerikaner jammern am lautesten, Saudis und
Russen geben sich gelassen. Warum ist das so?


Ölkartelle und Preiskriege haben die Geschichte
verändert, das wissen die Amerikaner besonders gut.
Die britische Petro-Vorherrschaft in Nahost ging zu
Ende, als 1945 der US-Präsident Franklin D. Roo-
sevelt und der saudische König Abdel Asis al-Saud
auf dem Schlachtschiff USS Quincy die Grundlage
künftiger Kooperationen beschlossen. Und als die
Opec 1973 ein Ölembargo gegen den Westen ver-
hängte, gewann die arabische Welt geopolitischen
Einfluss. Mit einer Produktionserhöhung half Saudi-
Arabien 1986 den USA, die Sowjetunion wirtschaft-
lich in die Knie zu zwingen. Der Ölpreissturz 2020
könnte ähnliche Umbrüche auslösen. Nur haben die
Vereinigten Staaten heute am meisten zu verlieren.
Donald Trump hat die Saudis lange umworben,
wohl mehr als jeder andere Präsident seit Roosevelt.
Seine erste Auslandsreise führte ihn im Mai 2017 in
das Land am Golf. Trump folgte den Ratschlägen der
Saudis im Ringen mit dem Iran, er lieferte viele Waf-
fen nach Riad, er schützte das Land vor Sanktionen,
als sich die Welt und der US-Kongress über den Mord
an dem regimekritischen Journalisten Jamal Khashog-
gi empörten. Genützt hat es wenig.
In der Corona-Blitzkrise lässt der saudische Kron-
prinz Mohammed bin Salman den Kollegen Trump
mit fallenden Börsenkursen, explodierenden Arbeits-
losenzahlen und der sterbenden Ölindustrie allein.
Einer der größten Fracking-Produzenten, Whiting

Petroleum Corporation, hat Insolvenz angemeldet.
Deshalb rief Trump mehrmals in Riad an. Er hoffte
auf ein schnelles Opec-Treffen – und höhere Preise.
Die Saudis hingegen wollen, dass Russland end-
lich gemeinsame Produktionskürzungen mitträgt.
»Wir können sehr niedrige Preise für eine lange Zeit
durchstehen«, sagte Amin Nasser, Chef der staat-
lichen Ölfirma Saudi Aramco, kürzlich in Riad. Saudi-
Arabien produziert ein Fass Rohöl für knapp neun
Dollar, während US-Öl an der Quelle schon mindes-
tens 21 Dollar kostet, das mittels Fracking gewonne-
ne Schieferöl sogar mindestens 23 Dollar pro Fass.
So könnte Saudi-Arabien viele Fracker in die Knie
zwingen. Wäre da nur nicht der saudische Staats-
haushalt, der am Tropf von Saudi Aramco hängt. Die
Saudis haben deshalb ihre Produktion auf bis zu 13
Millionen Fass pro Tag hochgefahren und fördern
viel zu viel für den Weltmarkt. Lagerstätten werden
knapp, die Saudis parken Supertanker mit voller
Ladung auf den Weltmeeren, bis sich ein Abnehmer
findet. Die Käufer aber spekulieren auf fallende
Preise. Amin Nasser braucht gute Nerven.
Die russische Regierung lehnte Anfang der Woche
die von Trump geforderte Versöhnungskonferenz mit
den Saudis ab. Russland ist im Kriegsmodus, Energie-
minister Alexander Nowak gibt sich unverwundbar
und droht, noch mehr zu produzieren. Die russischen
Konzerne fördern ihr Öl im Schnitt zu deutlich hö-

heren Kosten als die Saudis, aber mit 15 Dollar pro
Fass liegen sie weit unter den Amerikanern. Den
Russen kommt zugute, dass sie sich wegen der Sank-
tionen seit der Krim-Annexion 2014 von westlichen
Importen unabhängiger gemacht haben. Auch die
Ölkonzerne kaufen ihre Ausrüstung mittlerweile in
Russland zu Rubelpreisen.
Das Öl selbst geht aber für harte Dollar auf den
Weltmarkt, während der Rubelkurs sinkt und die
Konzerne daher gerade weniger für Gehälter und
Waren ausgeben. Dazu kommt die Kriegskasse.
Wladimir Putin wies im März noch einmal non-
chalant auf den russischen Staatsfonds hin, der rund
125 Milliarden Dollar Kapital vorhalte. Auch die
Saudis können, wenn nötig, in der nächsten Zeit
auf ihren Staatsfonds zurückgreifen – mit viermal
höheren Einlagen.
Trump hingegen verschuldet sein Land. Der
Kampf gegen das Corona-Virus kostet den US-
Staatshaushalt täglich mehrere Milliarden Dollar. Der
Präsident muss zusehen, wie eine seiner Lieblings-
industrien die schwerste Krise seit den 1990er-Jahren
erlebt. Viele kleinere Produzenten stehen vor dem
Ruin, vor allem in jenen Bundesstaaten, die 2016
Trump gewählt haben. In Oklahoma, Texas, Louisiana
und Montana sind die Ölfirmen oft die einzige Indus-
trie in ländlichen Gebieten. Die Zahl der Förder-
anlagen ist seit ihrem Höhepunkt 2018 schon um

30 Prozent gesunken. Anders als die quasistaatlichen
Konzerne in Saudi-Arabien und Russland müssen
die amerikanischen Ölfirmen am Markt um Hilfe
nachsuchen. Gerade die vielen kleinen Firmen waren
schon vor der Pandemie hoch verschuldet. Will
Trump also die Wähler in diesen Staaten nicht fallen
lassen, müsste er viel Geld in die Hand nehmen, um
unprofitable Ölfirmen zu retten.
Die entscheidende Frage ist, welche Druckmittel
Trump noch hat. Er kann – anders als Saudis und
Russen – die Produktion nicht ausweiten, weil das in
den USA private Firmen entscheiden. Aus demselben
Grund kann er auch keinen Produktionsstopp ver-
fügen. Deshalb hat Trump nun an sein Lieblings-
mittel erinnert, das er schon gegen die US-Verbün-
deten Kanada, Mexiko und die EU angewandt hat:
Strafzölle. »Sie sind ein Instrument im Werkzeug-
kasten«, wenn Saudi-Arabien und Russland sich nicht
bald einigten, droht er. Kanada denkt ebenfalls über
Zölle nach. Damit würde Nordamerika für saudisches
und russisches Öl praktisch abgeriegelt und jener
Weltmarkt erst mal zerstört, auf dem die USA künf-
tig stärker expandieren wollen.
Donald Trump steht vor der heiklen Ent-
scheidung, eine Reihe von finanzschwachen US-
Ölfirmen zu retten, indem er ihnen das Geschäft
der Zukunft zerschlägt. Da wäre eine Versöhnung
von Saudis und Russen allemal besser.

ZEIT-Grafik: Doreen Borsutzki

Am kürzeren Hebel


Der Ölpreis fällt und fällt. Nun muss Donald Trump lernen, was ihn nie auszeichnete: Diplomatie VON MICHAEL THUMANN


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US-Dollar hat ein Barrel Rohöl
der US-Sorte WTI
am 7. April 2019 gekostet

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US-Dollar kostete ein Barrel Rohöl
der US-Sorte WTI am


  1. April 2020 (Stand 22 Uhr)


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