2020-04-08 Die Zeit

(Barré) #1

ENTDECKEN


W I E L ÄU F T’ S?


M


it meiner E-Health-Firma ver-
suche ich seit Jahren, die Me-
dizin zu digitalisieren, zum
Beispiel durch elektronische Kranken-
akten oder Telemedizin. Meine Bran-
che profitiert natürlich von der Krise.
Was die Pest für die Renaissance war,
ist Corona für die Digitalisierung. Ich
arbeite jetzt von zu Hause aus, mit
unserer zweijährigen Tochter im Hin-
tergrund. Eine Telefonkonferenz ist da
fast unmöglich, auch wenn alle Ver-
ständnis haben. Zwischendurch mal
zurücklehnen kann ich mich nicht.
Deshalb genieße ich es, mit meiner
Frau samt Kinderwagen joggen zu
gehen. Das haben wir vorher selten ge-
schafft. Allgemein mache ich mir Sor-
gen, was wird. Noch schwimmen wir
auf einer Welle der Solidarität – aber
wie lange noch?
Ingo, Selbstständiger im E-Health-
Sektor

I


ch bin Ärztin und merke, dass
kaum jemand noch wegen Kleinig-
keiten in meine Praxis kommt.
Viele rufen lieber an. Gerade wenn ich
Patienten noch nicht kenne, fällt es
mir dann schwer, ihre Beschwerden
richtig einzuschätzen. Jüngere Men-
schen schreiben mir oft E-Mails: »Ich
habe Schnupfen – könnte das Corona
sein?« Wirklich alte Patienten rufe ich
von mir aus an und frage, wie es ihnen
geht. Ich habe Respekt vor der Krank-
heit. Klar, ich bin gesund und fit. Aber
ich darf in der Praxis nicht ausfallen,
und auch zu Hause wäre es schwierig.
Deswegen treffen wir privat gar keine
anderen Menschen mehr, weder drin-
nen noch draußen. Auch beim Laufen
ist es uns wichtig, Abstand zu halten.
Es kann sein, dass wir Ärzte bald alle in
den Krankenhäusern helfen müssen.
Ich hoffe, dass es nicht so weit kommt.
Simone, niedergelassene Internistin


D


ie Ersten sind schon
bei Sonnenaufgang
un terwegs, als fe-
dernde Silhouetten
er kennt man sie im
Früh nebel von Weitem. Nachts
tauchen sie plötzlich im Lichtkegel
von Straßenlaternen auf. Als gäbe es
in diesen Tagen zwischen ihnen eine
geheime Absprache, sind sie nie
ganz weg: Selbst auf leer gefegten
Straßen wird früher oder später ein
Läufer auftauchen.
Die Novizen erkennt man dabei
sofort. Wie im Urlaub sind es dieje-
nigen, die noch etwas des orien tiert
ihre Umgebung erkunden, diejeni-
gen, die noch etwas unsicher durch
die Gegend blinzeln. Und deren
Hautfarbe zuerst auffällig blass her-
vorsticht, bis sie sich innerhalb kür-
zester Zeit rot verfärbt.
Man sieht sie japsend Fußgängern
ausweichen oder kapitulierend ins
Gehen überwechseln, bis die Puste
wieder zum Weitertraben reicht. Und
doch sind das keine Szenen der Er-
schöpfung. Die Läufer wirken glück-
lich, ausgetobt wie Schulkinder nach
einer frühen Doppelstunde Sport, die
sich die Capri-Sonne in der großen
Pause wirklich verdient haben.
Eine große Pause – wahrscheinlich
könnten sich auf diese Formel alle
einigen, die gerade joggend die Stra-
ßen und Parks, Wälder und Flussufer
des Landes durchstreifen, als hätten
sie nie etwas anderes getan. Ob Profis
mit Smartphone-Gurten am Ober-
arm und Marathon-Heldentaten auf
der Brust (»Finisher 2017«) oder

rührend Unerfahrene, über deren
weichen Oberkörpern Band-T-Shirts
aus den Neunzigern schlabbern – sie
alle scheinen im Laufen einen Ausweg
gefunden zu haben.
Seit das Leben stillsteht und die
Welt daraus ausgesperrt wurde, seit
der ewige Pyjama-Modus jedes Ge-
fühl für Zeit und Raum zerschossen
hat, wächst die Gemeinschaft der
Laufenden täglich, kein Wunder.
Mögen virtuelle Ersatzrealitäten noch
so gut funktionieren, am Ende ist der
Mensch eben doch kein Avatar, son-
dern ein realer Körper, der dringend
frische Luft braucht und, zumindest
minimal, das Gefühl von Freiheit und
Vorankommen.
»Laufen gehen« – eine eigentlich
seltsame sprachliche Doppelung, die
das ganze Geheimnis schon verrät: Die
Strecke, auf die man sich begibt, hat
gar kein Ziel. Zwar kann jeder die
eigene beschreiben – bis zur Wiese,
Hügel rauf, wieder runter und zu-
rück –, doch anders als beim Gang
zum Bäcker oder ins Büro steht eben
doch bloß der eigene Ausgangspunkt
an ihrem Ende. Dazwischen liegen
Schritte um der Schritte willen.
»Du meinst, dann hätten sie doch
gleich zu Hause bleiben können?«,
könnte man nun mit Janosch ein-
wenden, der das fragt, nachdem Tiger
und Bär auf der Suche nach Panama
auch nur im Kreis gelaufen sind.
Doch nach dieser Runde sind die
beiden glücklicher denn je, und so
geht es eben auch den Läufern.
Hauptsache, man ist überhaupt los-
gezogen.

Mögen die Parks noch so voll
werden, lieber schlängelt man um ein-
an der herum oder tänzelt auf der
Stelle, als auch nur einen Tag länger
zu Hause zu bleiben. Zum Fitwerden
könnte man ebenso gut ein Bauch-
Beine-Po-Video durchturnen, aber
Laufen ist eben nicht nur Sport.
Wer läuft, ist in der Welt. Und
nimmt so seine Umgebung auf wie
eine Kamera, sammelt Details eben-
so wie große Panoramen und wird,
wie bei einem Wimmelbuch oder
einem Gemälde, für einen Moment
selbst Teil davon. Besonders jetzt, wo
die Natur erwacht, muss man kein
Esoteriker sein, um zu verstehen, wa-
rum für Leute, die ansonsten nur zu
Hause hocken, das Laufen einem
heilenden Trip gleichkommt. Einer
Droge, die nicht wegführt von der
Realität, sondern mitten in sie hinein:
Die Sonne am Morgen, der Mond
am Abend, die Wolken heute, der
Schauer gestern – wer das wahr-
nimmt und den Wind auf der Haut
spürt, dessen Herzschlag beruhigt
sich zuverlässig, so wie bei einem
Meditierenden, einem Betenden.
Und so ist es wohl kein Zufall, dass
die flüchtigen Blicke, mit denen Lau-
fende ein an der still grüßen, denen
ähneln, die sich Menschen in Kathe-
dralen oder an verlassenen Andachts-
orten zuwerfen. Man erkennt sich,
egal ob tiefgläubig oder bloß als Tou-
rist. Der Ort schafft die Verbindung,
so ist es auch bei den Joggern im Park.
Für sie ist das Laufen ein Versprechen.
Und jeder noch so fiese Muskelkater
ein Andenken.

Schritte um der Schritte willen


Warum das Laufen dieser Tage einer Droge ähnelt, die nicht
wegführt von der Realität, sondern mitten in sie hinein VON NINA PAUER

JULIA KOPATZKI UND ANDY SPYRA (FOTOS) waren in Hamburg an der Außenalster unterwegs



  1. APRIL 2020 DIE ZEIT No 16 59


Die Malediven
rufen!

Wer von samtweichen, weißen
Sandstränden, einem Meer in
allen Blautönen und einer üp-
pigen Vegetation im tropi-
schen Grün träumt, der sollte
sich einen Urlaub auf den Ma-
lediven nicht entgehen lassen.
Das ideale Hotel hierfür ist
das The Westin Maldives Mi-
riandhoo Resort. Das Well-
nessresort im Baa Atoll ist eine
einzigartige Symbiose aus Lu-
xus und Nachhaltigkeit und
hat sich dem kompletten
Wohlbefinden seiner Gäste
verschrieben.
Das Resort zeichnet sich
durch eine innovative, authen-
tische Architektur aus und ist
von der Meeresfauna inspi-
riert. In den drei Restaurants
zaubern die Küchenchefs
hervorragende Köstlichkeiten
für die Gäste. Im Westin
WORKOUT® kann 24 Stun-
den trainiert und im luxuriö-
sen Heavenly Spa by WestinTM
entspannende Stunden genos-
sen werden. 70 geräumige

Strand- und Überwasser-Villen
versprechen himmlischen
Schlaf. Jede der luxuriösen
Villen ist zudem mit einem
eleganten, umweltfreundlichen
Doppeldach ausgestattet. Es
sorgt für eine natürliche
Belüftung mit der sanften,
warmen Meeresbrise.

Unterwasserparadies im Korallenriff
Schildkröten, Riffhaie und Mantas
können von den Gästen im
farbenfrohen hauseigenen
Korallenriff entdeckt werden.
Die kleinen Gäste werden unter-
dessen im Kids Club unterhalten.
The Westin
Maldives Miriandhoo Resort
Miriandhoo im Baa Atoll
Republic of Maldives
Tel. +96 (0)660 44 44
[email protected]
http://www.westin.com/
maldivesmiriandhoo

HIGHLIGHT


Urlaub im gesunden Meeresklima


An Deutschlands Top-Reisezielen gibt es die Wellness-Kur inklusive

Die Küsten an Nord- und Ostsee waren
auch 2019 wieder die beliebtesten
Urlaubsziele der Deutschen – deutlich
vor Spanien, Italien oder Österreich.
Die Vorteile: Man spart eine lange
Anreise und die überaus vielfältigen
Küsten haben alles, was zu einem ge-
lungenen Urlaub dazugehört. Lange,
meist flach abfallende Sandstrände mit
sauberem Wasser sind ideal für Fami-
lien mit Kindern. Die wunderschöne,
oft naturbelassene Landschaft wechselt
zwischen Dünen und Deichen, Halli-
gen, Boddengewässern und einzig-
artigen Inseln. Und das Beste: eine ge-
sunde Wellnesskur gibt es hier gratis.
Denn das Meeresklima aus Wind,
UV-Strahlung, Salz, Temperatur und
Luftfeuchtigkeit ist ein positives Reiz-
klima für den gesamten Körper. Die
kühle, intensive Brise am Meer fordert
den ganzen Organismus: Er muss sich

Tipps für die Küste
Wer einen Urlaub am Meer plant,
kann sich hier vorab informieren,
welche Orte am besten zu den
eigenen Urlaubswünschen passen.
Außerdem gibt es jede Menge Tipps
für Aktivitäten und Empfehlungen
für Unterkünfte.
http://www.holidayland-baumschulenweg.de

der Kälte anpassen und Wärme produ-
zieren, der Körper härtet ab und das
Immunsystem wird stärker. Die feinen
Salztröpfchen in der Luft sind nicht
nur gut für die Atemwege, sondern
auch für die Haut, da der leichte
Salzbelag entzündungshemmende Wir-
kung hat. Zusammen mit dem Son-
nenlicht ist es die perfekte Schönheits-
kur. Die UV-Strahlung hilft bei der
Bildung von Vitamin D, das den
Kalzium-Spiegel im Blut reguliert und
den Knochenaufbau unterstützt. Und
natürlich hellen die Sonnenstrahlen die
Stimmung auf und sorgen für perfekte
Urlaubslaune! Deutschlands Küsten
versprechen daher zu jeder Jahreszeit
einen erholsamen und entspannten
Urlaub – für Wassersport aller Art, für
ausgedehnte Spaziergänge im frischen
Seewind am Meer oder Radtouren in
einer einzigartigen Landschaft.

ANZEIGE EIN SPEZIAL DES ZEITVERLAGS

URLAUB AM MEER


JOHANN WOLFGANG
VON GOETHE

»Bleibe nicht am Boden heften, Frisch gewagt und frisch hinaus!
Kopf und Arm mit heitern Kräften, überall sind sie zu Haus;
wo wir uns der Sonne freuen, sind wir jede Sorge los;
dass wir uns in ihr zerstreuen, darum ist die Welt so groß.«

Deutschlands
größte Sandkiste

Zwölf Kilometer lang und
zwei Kilometer breit ist hier
der Strand. Deshalb wird
St. Peter-Ording oft »Deutsch-
lands größte Sandkiste« ge-
nannt – Spielplatz für alle
Altersklassen: Die Kleinsten
brauchen nur Schaufel und
Eimer, um glücklich zu sein,
die Größeren bevorzugen
Stand-up-Pad deln, Kitesurfen
oder fahren Kitebuggy. An-
dere freuen sich auf Spazier-
gänge mit Hund, den Ausritt
am Strand oder nutzen den
flachen, harten Sandboden
zum Strandsegeln. Aber zu
allererst ist der Strand per-
fekte Kulisse für entspannten
Urlaub, Strandkörbe zum Re-
laxen und Sonnenbaden auch
bei frischer Brise gibt es reich-
lich. Zum schnellen Snack
oder ausgedehnten Menü
geht’s hinauf in die Pfahlbau-

ten, die auch stärkerem Hoch-
wasser trotzen können, wie die
»Seekiste« oder »54° Nord«.
Die ganze Schönheit der
Strand- und Dünenlandschaft
erschließt sich bei einer Rad-
tour bis zu den Salzwiesen
oder einer geführten Watt-
wanderung. Täglicher Höhe-
punkt ist der Sonnenunter-
gang: Aus dem Pfahlbau der
»Arche Noah« ein kühles
Getränk holen und dann im
Strandkorb erleben, wie die
Sonne hinter Pfahlbauten und
Strandkörben versinkt – mehr
Romantik geht nicht.
Free download pdf