Neue Zürcher Zeitung - 22.02.2020

(Frankie) #1

Samsta g, 22. Februar 2020 MOBILITÄT


Nochhatder Knabe dieKontrolle übersein Automobil.Doch wenner einmal gross ist unddenFahrausweis hat, wird erwomöglich in einem autonom fahrendenVehikelkutschieren. ALAMY

Mit den Genen


der Moto-GP-Renner


Kür. · Moto-GP-Weltmeister Honda wirft alle bisherigenVer-
nunftprinzipien über Bord und rüstet im Supersportsegment
mächtig auf. Die neue CBR 1000 RR-RFireblade/SP profi-
tiert von derTechnologie der Siegerbikes und ist aufkompro-
misslosen Rennstreckeneinsatz getrimmt.217 PS und113 Nm
brennt derReihenvierer in den Asphalt.Auch elektronisch
gibt es jetzt das volle Programm. Alle digitalenWege laufen
über eine 6-Achsen-Sensorik von Bosch.Rahmen undFahr-
werk sind ebenfallskomplett neu und sollen inKombination
mit der verschärften Ergonomie und dem auf 201 Kilogramm
reduzierten Gewichtnoch schnellere Rundenzeitenermög-
lichen. Dazu gibt es die SP-Version mit semi-aktivemFahr-
werk, schärferen Bremsen und leichteremTitan-Auspuff.

Fahrwerk und Rahmen der Honda CBR 1000 RR-R sindneu.

Das autonome Auto fährt mit Gefühl


Mit dem Projekt Human Drive wurde im Auft rag der britischen Regierung die menschliche Fahrweise in di e Steuertechnik

autonomerFahrzeugeeingebracht. VON MARTIN SCHATZMANN

Wagens wohler fühlen als in einer Simu-
lation,diedie computerisierte autonome
Fahrt wiedergibt.
Weiterführend erklärte die wissen-
schaftliche MitarbeiterinForoogh Haji-
seyedjavadi,dass Doktoranden in Leeds
in einem nächsten Schritt an Studien zur
Reisekrankheit arbeiteten. Diese kann
beispielsweise für einenFahrer zum
Thema werden, weil er bei autonomer
Fahrt kein Lenkrad mehr in Händen
hält.Andere Doktoranden in Leeds klä-
ren, wie mit Blick auf dieReisekrank-
heit künftig dasFahrzeuginterieur ge-
staltet werden müsste.
Die situativreagierendeTechnolo-
gie von Hitachi ist bereits in den drei
Projekt-Leaf implementiert, wobei das
System teilweise andere Sensoren be-
nutzt als jene, die für die 230-Meilen-
Fahrt hauptsächlich die Informationen
lieferten.Auch hier dienen die Navi-
gationskarten alsPositionierungshilfe,
aber Hitachi erarbeitet die zu fahrende
Route unter Beachtung der Umgebung
ständig neu. «Das bedeutet, dass, wenn
wir eine Strecke zehnmal hintereinan-
der befahren, die Spur zehnmal anders
gewählt wird», erklärt Nick Blake, Lei-
ter Innovationsstrategie bei Hitachi
Europa. Dieser Ansatz fokussiert die
Rechnerleistung auf die Momenter-
fassung, was wenigerDaten benötigt
und damit weniger Speicherplatz ver-
schlingt. Allerdings stellt auch Hitachi
ab aufeineVielzahl von mitTestfahrern
gesammelten Informationen,dieFakto-
ren wie Spurwahl, Lenkverhalten und
Geschwindigkeitsveränderungen aufge-
zeichnet haben.

Obwohl Human Drive Ende März
ausläuft, gehen dieArbeiten weiter.
Neben den bereits erwähnten Studien
an der Universität Leeds bringt Hita-
chi seinen situativen Ansatz inTests auf
öffentliche Strassen. Nissan entwickelt
angestossene Projekte bis 2023 weiter.
Zudem steht das europäische Entwick-
lungszentrum in Cranfield in engem
Kontakt mit Entwicklungszentren in den
USA undJapan, wo ebenfalls intensiv
am autonomenFahrzeug geforscht wird.

EineLuxusjacht


mit Umweltgewissen


hdt.· BeimBau der 109 Meter langen Superluxusjacht wur-
den ökologische Prinzipien beachtet. Gebaut hat es der nie-
derländische Spezialist für besonders luxuriöse Schiffe, die in
Alblasserdam beheimatete Oceanco. DieWerft hat die «Bravo
Eugenia» in Zusammenarbeit mit der britischen Schiffsarchi-
tekturfirmaLateral entwickelt. Die Ingenieure fokussierten
auf dieLänge derWasserlinie und verwendeten eine klein
dimensionierte Maschine. So wurden 100 zusätzlich Quadrat-
meter gewonnen, damit ergibt sich Platz für 30 Crewmitglie-
der und14 Gäst e. Der Spritverbrauch liegtrund30 Prozent
tiefer als bei derKonkurrenz. Gedacht ist die Luxusjacht für
die oberen Zehntausend – der Kaufpreis liegt bei umgerech-
net rund 200 MillionenFranken.

Die «Bravo Eugenia» verbraucht relativwenig Sprit.

Indian Challenger:


eine wahre Herausforderung


Kür.· Unverkennbar, wen Indian da herausfordert: Die neue
Challenger ist eine klare Kampfansage an Harley-Davidson.
Die markante Shark-Nose-Verkleidung mit elektrisch ver-
stellbarer Scheibe ist einem Modell des engsten US-Mitbe-
werbers nachempfunden. Herzstück ist derkomplett neue, in
der Schweiz entwickeltePowerPlus-Motor. Aus 1768 cm^3 er-
bringt der wassergekühlte V2 eine Spitzenleistung von 122 PS
und ein beachtliches Drehmoment von178 Nm.Kurven-ABS,
schräglagentauglicheTraktionskontrolle undTempomat sind
serienmässig an Bord wie 100-Watt-Audioanlage und Navi.
Und klar, dass bei diesem annähernd 35000 Franken teuren
Luxustourer auch Bluetooth und USB nicht fehlen dürfen.

Der Luxustourer Indian Challenger kostet fast 35 000 Franken.

Ein Meilenstein


der Elektromobilität


shi.· Der Honda e verbessert als batterieelektrisches Null-
Gramm-Modell die CO 2 -Bilanz der Honda-Flotte massiv. Das
3,90 m lange neue Modell fällt durch das zeitlose, fast mini-
malistische Design mit aufgeräumten Flächen, kurzen Über-
hängen und runden Scheinwerfern und Heckleuchten auf. Im
Innern führt ein durchgehendesBand von Screens für Navi-
gation,Multimedia und Energiemanagementinfos über die ge-
samte Armaturentafel.Vier Erwachsene finden ausreichend
Platz. Der E-Motor liefert 315 Nm und113 kW an die Hinter-
räder. Die Reichweite beträgt 210 km,der Preis liegt bei 43 10 0
Franken. Die erstenFahrzeuge sollen imJuli zu den Schwei-
zer Händlernrollen.

Der Hondae. ist für den urbanenVerkehr prädestiniert.

Der Stoff,


aus dem die Tr äume sind


Kür.· Carbon,Titan, Aluminium – das sind die Materialien,
aus denen Motorradträume gemacht werden. Bei derDucati
Superleggera V4 werden nur edelste Hochleistungsteile ver-
baut – ohneRücksicht auf dieKosten.Lediglich159 kg soll der
auf Moto-GP-Technik basierendeRenner wiegen und satte
224 PS leisten.Der im sechsstelligenFranken-Kaufpreis inklu-
dier te Race-Kitreduziert das Gewichtauf 152,2 kg und stei-
gert die Leistung auf 234 PS. Rahmen, Schwinge, Räder und
Verschalung sind ausKohlefaserlaminat gefertigt.Gleiches gilt
für die von denWerk-Bikes abgeleiteten Biplane-Flügel, die
bei 270 km/h 50 kg Abtrieb bewirken sollen. Mit an Bord sind
alle verfügbaren Elektronik-Features der jüngsten Generation.

DieDucatiSuperleggera V4 ist nur159 kgschwer.

Virgin Galactic vor dem Start


für dieTouristen-Raumfahrt


hdt.· Der Flug der erstenRaumkapsel vonVirgin Galactic
für Touristenflüge ins All ist nicht mehr fern.Das zweiteTrä-
gerflugzeug desRaumfahrtunternehmens von Richard Bran-
son, die VMS Eve, ist mit derRaumkapsel VSS Unity von der
Fabrik in der kalifornischen Mojave-Wüste nach New Mexico
übergesiedelt, wo derWeltraumflughafen Spaceport America
steht. Der dreistündige Flug gab den Besatzungen desRaum-
schiffs und desTrägerflugzeugs Gelegenheit zu weiterenSys-
temtests in grosser Höhe und bei tiefenTemperaturen. Eine
Reihe weitererTestflüge willVirgin Galactic in der nun be-
ginnenden Endphase durchführen.Wann dieTestphaseabge-
schlossen sein wird, gibtVirgin Galactic noch nicht bekannt.

Virgin Galactic landetauf dem Heimathafen in NewMexico.

Zahlen und Daten


von Human Drive


msz.· Für das Projekt Human Drive
hat die britischeRegierung 13,5 Millio-
nen Pfund (17, 3 MillionenFranken) zur
Verfügung gestellt. Über 20000 Kilo-
meter wurden autonom zurückgelegt
und dabei 4000 TerabyteDaten ge-
sammelt. 135Personen haben am Pro-
jekt gearbeitet, wobei weitere 360Per-
sonen zur Analyse menschlichenFahr-
verhaltens im Simulator von Leeds ge-
testet wurden.
Neben der Projektleitung durch Nis-
san sowie denPartnern Hitachi und der
Universität Leeds begleiten weitereFir-
men wie der Innovationsnetzwerker Ca-
tapult, die Strassenbehörde Highways
England, die Universität Cranfield und
die Firma Horiba Mira fürTestgelände,
der Software-Entwickler Aimsun und
die beiden Cybersecurity-FirmenAtkins
und SBDAutomotive das Projekt.

60 61

Free download pdf