Frankfurter Allgemeine Zeitung - 11.03.2020

(Greg DeLong) #1
DieRock-Ballade „StairwaytoHeaven“
vonLed Zeppelinist kein Plagiat.Inei-
nemlangjährigen Urheberrechtsstreit
hatein amerikanisches Berufungsge-
richtzugunsten der britischenKultband
entschieden. In demProzess mussten
sichGitar rist Jimmy Page (76)undSän-
gerRobert Plant(71)gegen denVor-
wur fwehren,dieGitar ren-Anfangsak-
kordedes Rock-Klassikers (1971)von
demLied „Taurus“(1968) der amerika-
nischen BandSpiritabgekupfert zu ha-
ben. Es gingdabei auchumTantiemen
in Millionenhöhe.Die Klage gegen
Page undPlant hatte der Nac hlassver-
walter desverstorbenen Spirit-Gitarris-
tenRandyWolfeangestrengt.Der Pro-
zess war2018weg en formalerFehler
neu aufgerolltworden: Zwei Jahre zu-
vorhatteder Richterkeine Tonaufzeich-
nung alsBeweismittel zugelassenund
argumentiert, dass bis 1976 nurNoten
vonStücken urheberrechtl ichgeschützt

warenund nicht Originalaufnahmen.
In demVerfahrenhattenPage undRo-
bertPlantstetsbetont, denSong allein
geschrieben zu haben.Unddie musikali-
sche nElemente,die bei„Taurus“ auf-
tauchten,seieninder westlichenMusik
seit Jahrhundertenübliche Bausteine
gewesen. dpa

N


ochvor MonatenwarRishi Su-
nak ein Unterstaatssekretär,
denkaum einer im Londoner
RegierungsbezirkWhitehall
kannte.NurimWahlkampf trat er mehr-
fach in großen Fernsehdebatten auf.
Dann wurde Sunak MitteFebruarvöllig
überraschend zum Schatzkanzler beru-
fen. Formell is tder 39 Jahrealte, ehemali-
ge Investmentbanker damit zweitmäch-
tigsterMinisterdes Königreichs. Kritiker
sehen ihnals Marionette,welche dieWün-
sche des PremiersBoris Johnson und sei-
nes ChefberatersDominic Cummings
vollstreckenwird. Sein Amtsvorgänger Sa-
jid Javidwarnicht bereit, sichunterzuord-
nen, und trat deshalb zurück.
KennervonSunak sehen das anders.
Er habe durchaus einen eigenenKopf und
in seinerKarriereschon öfters Durchset-
zungsstärkebewiesen, heißt es.Werihn
persönlicherlebt, istbeeindrucktvonsei-
nem Intellekt und seiner Eloquenz. Der
Budgetplan, den er an diesem Mittwoch
vorlegt, istdie er steund bislang härteste
Bewährungsprobe für ihn.
Keine vierWochenhatteerZeit für das
komplexe Zahlenwerk.Esbewegt sichauf
schwankendem Grund, denn dieVerunsi-
cherung istinGroßbritannien so hochwie
zu Zeiten derFinanzkrise. Durch die ra-
santeVerbreitung des Coronavirus wird
auchdie heimischeWirtschaftstarkge-
bremst. Eskönntesogar eineRezession
drohen,das bedeutetEinnahmeausfälle.
Sunakwill gegensteuern. Eineganze Liste
möglicherStützungsmaßnahmen für ange-
schlageneUnternehmenerwägt derkon-
servativeMinister:von verbilligten Darle-
hen und Bürgschaftenbis hin zu laxeren
Kreditvergaberegeln für Banken. Die Co-
rona-Krisekönntefür ausgabenfreudige
Kräf te in der Johnson-Regierung,etwa Do-
minic Cummings, auchein willkommener
Anlass sein, diestaatlichen Budget-und
Defizitregeln zu lockern.
Angesichts der neuen Krisekann das
neue Budget nicht mehrglänzen. Eigent-
lichsollte es durch hohe Investitionszusa-
genstrahlen, inklusiveMilliarden fürflä-
chendeckende Breitband-Internetversor-
gung in abgelegenenRegionen. Sunak
mussdas Geld bereitstellen für Johnsons
Wahlversprechen: mehrPersonal fürPoli-
zei und Krankenhäuser,mehr Geld für
Schulen und öffentliche Infrastruktur.
Die frohe Botschaftdes Budgetssolltelau-
ten: Nunist die Zeit der schmerzhaften
Austerität, des zehnjährigen Sparkurses
endlichvorbei.Kurz:Esgeht aufwärts.
ZumJahresbeginn zeigten dieKonjunk-

turbarometernachoben, da die lähmen-
de Ungewissheitrund um dieParl aments-
wahl und den Brexit-Termin nachließ.
Jetztsteckt das Land aber wieder im Kri-
senmodus.
Das hatteSunak nicht erwartet,als ihn
sein jüngsterKarrieresprung auf den
ChefpostenimSchatzamt, der Downing
StreetNr. 11, katapultierte.„Mit Demut
übernehme ichdie Rolle in diesem histori-
schen Moment in der Geschichteunserer
Nation“, sagteerzum Antritt. Im Schatz-
amt amtierte er kurz zuvor als „Chief Se-
cretary“, also als eine ArtUnter-Staatsse-
kretär.Ein eigenes Ministerium, geschwei-
ge denn ein sogroßes Haus wie das
Schatzamt, hat er bislang niegeleitet.
Im britischenParlament sitzt Sunak
aucherstseit fünf Jahren. Dortvertritt er
den nordenglischenWahlkreis Richmond
im dünn besiedeltenYorkshire, postetflei-
ßig BildervonBesuchen in Krankenhäu-
sern, SchulenoderVereinen. InWestmins-
terwar er imUmwelt- und Land-Aus-
schussaktiv.Vor dem Brexit-Referendum
warb er 2016 für den EU-Austritt. Dieses
Engagement für die Brexit-Sache hat ihn
im Kabinett Johnsonwohl auchfür höhe-
re Aufgaben empfohlen.
Geboren 1980 als Sohn indischstämmi-
gerEinwanderer,steht er für die neue Ge-
nerationkonservativer indischerAufstei-

gerinder Tory-Par tei. Unterallen Ein-
wanderergruppen haben hinduistische In-
der bei dervergangenenWahl am meis-
tenfür dieKonservativengestimmt.John-
sons neuesKabinett gilt als das „indischs-
te“der britischen Geschichte: Innenminis-
terinPriti Patel, Wirtschaftsminister
Alok Sharma, GeneralanwältinSuela Bra-
verman und einigeJunior-Ministerhaben
allesamtVorfahrenvomSubkontinent.
SunaksVaterwarArzt, die Mutter be-
trieb eine Apothekeinder Hafenstadt
Southampton. Inden sechziger Jahrenwa-
rensie aus Ostafrik anachBritannienge-
flohen, wie so viele andere, als die Situa-
tion mit sozialistischenRegierungen für
die dortansässigen Inder unerträglich
wurde. Sohn Rishikonnteeine elitärePri-
vatschule, dasWinchesterCollege, besu-
chen undstudierte bis 2001 in Oxford
Wirtschaftund Politik.Wirtschaftstheo-
riebezeichneterals seinegroße Leiden-
schaft. NachdemStudiumgelang ihm ein
rasanterKarriereaufstieg in derFinanz-
branche.Vier Jahrearbeiteteerfür die In-
vestmentbank Goldman Sachs,wechselte
dann zumFonds TCI(The Children’s In-
vestmentFund) undstieg dortzum Part-
ner auf. In dieserZeit absolvierte er noch
ein Master-Studium für BusinessAdminis-
tration an derkalifornischenUniversität
Stanford. Dortlernt eer2006 auchseine
spätereEhefraukennen, AkshataMur-

thy, mit der er zwei Kinder hat. Sie istdie
Tochter des indischen MilliardärsNaraya-
na Murthy, eines Mitgründersdes IT-und
Outsourcing-Konzerns Infosys. ZurHoch-
zeit in Bangalorekamen an dietausend
Gäste.DreiJahrespätergründete Sunak
mit Partnerneinen eigenen 500-Millio-
nen-Pfund-Investmentfonds. In Rich-
mond nennt man ihnscherzhaft„Mahara-
dscha derYorkshireDales (Täler)“.
DerWechsel in diePolitik auf einen
Parlamentssitz 2015 brachteihm –wie
auchseinem Minister-Vorgänger Javid –
herbe Gehaltseinbußen, denn britische
Abgeordnete erhalten nur ein Grundge-
halt von80000 Pfund plus dieKostener-
stattung für eine kleine Dienstwohnung.
Aber finanziell isterpersönlichjabestens
ausgestattet.
Vonder britischen Staatskasse kann
man das jedenfalls nicht behaupten. Als
Folgeder extrem hohenDefiziteaus der
Finanzkrisenzeit istdie Schuldenquote
des Landes aufetwasüber 85 Prozent
derWirtschaftsleistung gestiegen. Das
Versprechen der Tories im Wahlpro-
gramm lautete,bis 2023 das Haushaltsde-
fizitauf null zu drücken. AmWochenen-
de wurde Sunak in einemFernsehinter-
viewdreimalgefragt, ob er zu dieserAus-
sagenochstehe. Ebenfalls dreimalwich
der neueSchatzkanzler einer klaren Ant-
wort aus. PHILIP PLICKERT

ash.FRANKFURT. Die Corona-Krise
könntedie Klubs derFußball-Bundesli-
ga teuer zustehenkommen. Würden
die Partien der jetzt nochanstehenden
letzten neun Spieltageaufgrund behörd-
licherVerbote nur nochals „Geister-
spiele“vorleerenStadionrängenstatt-
findenkönnen, gingeder Verlustinden
dreistelligen Millionenbereich.Keiner
der Vereine hat für ein solches Szenario
Ausfall versicherungen, nurwenn Be-
gegnungenganz abgesagtwerden, exis-
tieren Assekuranzen.Rund 520 Millio-
nen Eurosetzten die Erstligaklubs zu-
letzt in dergesamten Saison (34 Spielta-
ge)mit Eintrittskartenund der Gastro-
nomie in den Arenen um, so dassauf
dieserRechenbasis mit neun Spieltagen
ohne die üblichen Besucherströme Ein-
bußenvonfast140 Millionen Euroauf
alle 18 Klubs zukommenkönnten.
In einerAd-hoc-Meldunggabder bör-
sennotierte Verein Borussia Dortmund
zwar an, dasssichtrotz abzeichnender
Spieleaustragungen ohne Zuschauer
derzeitkeine wesentlichen, nachhalti-
gennegativenAuswirkungen auf die
Vermögens-,Finanz- und Ertragslage
des Unternehmens zu erwarten seien.
Dennochkönnten kurzfristig durch
Geisterspiele negativeAuswirkungen
auf dasKonzernergebnisvorSteuernin
einer Größenordnung „zwischen 2,
und3Millionen Eurojebetroffenen
Spieltag“ entstehen. DerVerein, der zu-
dem nochinder ChampionsLeaguever-
treten ist, befinde sichmit den zuständi-

genBehörden sowie der Deutschen
FußballLiga(DFL) und dem europäi-
schenFußballverband in engemAus-
tausch.Aber auchKlubs mit kleineren
Stadien würden je Spiel ohne Publikum
eine Million bis 1,5 Millionen Eurover-
lieren.
Das DFL-Präsidium hat darüber bera-
ten, ob Gelder zum Beispielaus derMe-
dienvermarktung früher anVereine mit
Liquiditätsengpässen ausgezahlt wer-
denkönnten. Am Montagfindetzur
weiterenAbsprache eine außerordentli-
cheVersammlung der 36 Klubs aus ers-
terund zweiter Ligastatt.Die Abhän-
gigkeit der ersten Ligavon den Spiel-
tagserlösen(13 Prozent des Gesamtbud-
gets) istwenigergroß als in der zweiten
Liga(17 Prozent). Die höchstenEinnah-
mengenerieren dieTopklubs der Bun-
desligaaus der Medienvermarktung (
Prozent aller Erlöse), dem Sponsoring
(21 Prozent) undTransfergeschäftmit
Spielern(17 Prozent).
Wirtschaftlich brenzliger istdie Lage
für Vereine in der dritten Liga,voral-
lem die,welche über ein hohesZuschau-
erinteresseverfügen. Geld aus der Me-
dien vermarktungfließt nämlichwesent-
lichweniger.ImDurchschnitt liegt der
Anteil der Einnahmen aus Spieltagen
bei 21 Prozent des Gesamtbudgets. Der
Ausschussder Drittligaklubs sprach
sichdeshalb dafür aus, lieber erst ein-
mal Spiele zuverlegen,statt Geister-
spiele auszutragen. Die Erträgeaus
dem Spielbetrieb seien „signifikant für
die finanzielleStabilität“ der Klubs.

In all den turbulentenZeiten derProSie-
ben Sat1MediaSE warConrad Albert die
Konstantedes wieder einmal schlingern-
den Medienkonzerns. Jetzt hat derVize-
chef, der demUnternehmenseit 15 Jah-
renangehört, seinenAbschied angekün-
digt, und zwar viaZeitungsinterview. Da-
mit nichtgenug, kritisierte er auchnochöf-
fentlich diePersonalpolitikdes Vorstands-
vorsitzendenMax Conze.
Tatsächlichhat es unter Conze, der
nochkeine zwei JahreimAmt ist, einen
beispiellosenExodus vonFührungskräf-
tengegeben,darunterdie Vorstände Jan
Frouman, ChristofWahl, SabineEckhardt
und JanKemper.Nun geht auchAlbert.
„Ichwerde ja öffentlichgernebeschrieben
als einer,der unaufgeregt seine Pflicht er-

füllt, der dasUnternehmen auchinunruhi-
genZeiten zusammenhält–vom Vorstand
bis zum Betriebsrat. Die momentane Situa-
tion macht dies zunehmend schwierig.
Daraus habe ichfür micheine Konse-
quenz gezogen“, sagteder 52 JahrealteJu-
rist der „SüddeutschenZeitung“.Bereits
im vergangenen Juni habe er den Auf-
sichtsratsvorsitzendenWerner Brandt in-
formiert, dasser„in der aktuellenKonstel-
lation nicht für eineVerlängerung zurVer-
fügung“stehe.
Albertist seit dem Jahr 2011 imVor-
stand und führte ProSieben Sat1nach
demvorzeitigenAusscheidenvonConzes
Vorgänger Thomas Ebeling mehrereMo-
nateals Interimschef. ProSieben Sat1lei-
detunter einem schwachenFernsehge-

schäft. Derstarkgesunkene Aktienkurs
samt Dax-Rauswurf spiegelt diese Ent-
wicklung. Langehat der Aufsichtsrat dem
Niedergang zugeschaut und den medien-
unerfahrenen Conzeverpflichtet, der zu-
vordas britische Staubsaugerunterneh-
menDysongeleitethat.Dochdie erhoffte
Trendwende blieb bisher aus. ProSieben
Sat 1solle sichwieder auf seineStärkenbe-
sinnen,rätAlbert, müsse innovativePro-
gramme machen und für positive Schlag-
zeilen sorgen–„sonstbleibt der Eindruck
einerVorstands-Soapopera“ amUnterneh-
men hängen.
Mit diesem bemerkenswertenInter-
view, das zwischen denZeilen wie eineAb-
rech nung mit dem aktuellenVorstands-
chef klingt, sorgte Albert indes einmal

mehr für negativeSchlagzeilen. EineUn-
ternehmenssprecherin bestätigteam
Dienstag dengeplantenRückzugvonAl-
bert. DiesepersönlicheEntscheidung öf-
fentlich zu machen, habe Albertallerdings
„im Alleingang“getrof fen, sagtesie.
FürAlbert dürftedas InterviewKonse-
quenzen haben. Es istäußerst unwahr-
scheinlich, dassernachdieserKonfronta-
tion mit Conze seinenbis zumFrühjahr
2021 laufenden Vertrag noch erfüllen
kann. Vermutlichdürfteerschon sehr
bald dasUnternehmenverlassen.Auch
ConzesVertrag läuftimkommenden Jahr
aus. Chefkontrolleur Brandt wirdalso
nochindiesem Jahr einmalmehr dieFra-
ge nacheiner Vertragsverlängerung beant-
worten müssen. hpe.

MENSCHEN UND WIRTSCHAFT


LedZeppelinsiegt vorGericht


csc. DÜSSELDORF.Soschnell än-
dernsichdie Einschätzungenvordem
Hintergrund derAusbreitung des Coro-
navirus: In der Bilanz-Präsentation des
StahlhändlersKlöckner&Co. am
Dienstag warfür das laufende Jahr noch
voneinem leichten Absatzplusdie
Rede. DochdieseAussagewollteVor-
standsvorsitzender GisbertRühl bei sei-
nemVortragsonicht mehr stehen las-
sen. Er setztevielmehr einFragezeichen
dahinter und sprachvoneinem „vorsich-
tigenAusblick“. Denn der Duisburger
Konzernbekommt ersteAuswirkungen
durch das neuartigeVirus zu spüren.
In denVereinigten Staaten sinkeseit
kurzem die Stahlnachfrag eder Haus-
haltsgeräteindustrie, da dieverunsicher-
tenVerbraucherweniger Klimageräte
undKühlschränkekauften, berichtete
Rühl. Noch sind dieFolgen für die Duis-
burgersehr überschaubar.Doch im Jah-
resverlauf befürchtet Rühl s tärkere Ef-
fekte. Betroffensieht er dabeivorallem
das Geschäftmit den Maschinen- und
Anlagenbauernund derAutomobilin-
dustrie, da deren internationale Liefer-
ketten besondersanfällig für mögliche
Unterbrechungen seien. Zuversichtli-
cher zeigtesichder Konzernchef dage-
genbeim Blickauf die Bauindustrie und
die Werften. Der Jahresstartfielinsge-
samt aber bescheiden aus:Fürdie er sten
drei Monaterechnetder Konzernmit ei-
nem rückläufigenUmsatz und einem
operativen Ergebnis (Ebitda)von20bis
30 Millionen Euronach34Millionen
EuroimVorjahr.

Die Anleger zeigten sichamDienstag
auchenttäuscht darüber,dasssie wegen
des Verlustsvon55Millionen Euroim
Vorjahr keine Dividende erhaltenwer-
den. Die im S-Dax notierte Aktiefiel
zwischenzeitlich auf einRekordtief von
3,96 Euro. Sinkende Stahlpreise und
eine schwacheNachfragesetzten Klöck-
ner &Co. imvergangenen Jahr zu. Der
Umsatz sank um7Prozent auf 6,3 Milli-
arden Euro, das EbitdavorSondereffek-
tenlandete mit 124 Millionen Euroum
rund 100 Millionen Eurounter demVor-
jahreswert. Fürdas laufende Jahr wird
eine deutlicheVerbesserung der Ertrags-
lageversprochen. Der Vorstand hofft
auf stabilereStahlpreise und setzt auf
Einsparungen. So wirddie Digitalisie-
rung der Prozesseweiter vorangetrie-
ben. Bis 2022 soll derUmsatz zu mehr
als 60 Prozent über digitaleKanäle –
wie dieStahlhandelsplattformXom –er-
zieltwerden. Davonerhofft sichdas Un-
ternehmen einen Beitrag zum operati-
venErgebnisvon mindestens 100Millio-
nen Euro.
Eine klareAbsag eerteilteRühl mögli-
chen Avancen vonThyssen-Krupp.
Eine Partnerschaftmit dem Essener
KonzernimWerkstoffhandel mache im-
merweniger Sinn, jeweiter Klöckner
mit der Digitalisierung vorankomme.
„Wir wärendreiJahredamit beschäf-
tigt, die unterschiedlichenKulturen zu-
sammenzubringen.“ Thyssen-Krupp
hatteimvergangenen Jahr erklärt, im
Werkstoffhandel mit anderenUnterneh-
men zusammenarbeiten zuwollen.

Samsung willAusnahme
Der Apple-Zulieferer Samsung Display
setzt inmitten der Corona-Epidemie zur
Sicherstellung seiner Bildschirmproduk-
tion aufAusnahmeregelungen. Das süd-
koreanischeUnternehmen bittet Viet-
nam, 700 Ingenieurevon derQuarantä-
ne auszunehmen,und begründetdiesda-
mit, sichauf die HerstellungvonScreens
für neue Smartphonesvorbereiten zu
müssen.Vietnamverlangt eine 14-tägi-
ge Isolierungvon Menschen,die ausSüd-
koreakommen, um dieAusbreitung des
Covid-19-Viruseinzudämmen. Reuters

Geberit mit Gewinn
Der Schweizer Sanitärtechnikkonzern
hat den Gewinn 2019 dank eines besse-
renFinanzergebnisses und eineretwas
niedrigerenSteuerrate um 3,3 Prozent
auf 647 MillionenFrankengesteigert.
Die Dividende solle um 4,6 Prozent auf

11,30Franken angehobenwerden. Gebe-
ritgehe für das laufende Jahrvoneiner
global ziemlichstabilen Bauindustrie,
weiterhin hohe Margenund einemstar-
kenfreien Cashflow aus. Reuters

EU hilftFluggesellschaften
EU-Kommissionspräsidentin Ursula
vonder Leyenkündigtevor einerTele-
fonkonferenz der EU-Staats- undRegie-
rungschefsinBrüssel an, dieKommis-
sionwerdeinKürze eineVerord nung er-
lassen, mit der die derzeit besonderslei-
dendeLuftfahrtindustrietemporärunter-
stützt werden soll. Demnachsollen Flug-
gesellschaften, die bestimmteFlügebis
auf weiteres ausfallen lassen, deshalb
nicht ihre Landerechte(Slots)verlieren.
Das schützevorallem kleine Fluglinien,
sagtevon der Leyen. Zudem würden so
„Geisterflüge“ vermieden, welche die
Gesellschaftensonstnur durchführten,
um ihreSlots nicht zuverlieren. wmu.

Rishi Sunak FotoAFP

geg. FRANKFURT. Die Krise durch
dasCoronavirus siehtder Vorstandsvor-
sitzende Heinz-JürgenBertramgelas-
sen. Der Holzmindener Hersteller von
Duft- und Geschmacksstoffen Symrise
AG werdeseineWachstumsziele errei-
chen. Zwarkönnewegender Corona-
Krise derzeit ein neuesWerk in China
nicht an denStartgehen, und wie sich
der Absatz imReich der Mitte(Umsatz-
anteil 6Prozent) entwickelt,ist nochun-
gewiss.DennochwillBertramnichtla-
mentieren. „In jeder Krisesteckenauch
Chancen. In derFinanzkrise haben wir
voneiner überdurchschnittlichenNach-
frage nachSchokolade und Eis profi-
tiert.“Wie dieVerbraucher denStress
in der Corona-Krise wegsteckten,sei
nochnicht absehbar.
Undwenn dieKunden jetzt mehr Do-
sensuppenstatt Kosmetikkaufen, sei
auchdas Symrise recht.Mit seinen
30 000 einzelnenProdukten istSymrise
in sehr vielen Lebensmitteln undKos-
metikprodukten vertreten. Wenn Jo-
ghurtoder Eis nachVanille schmecken
oder eine Zahnpasta nachMenthol
riecht,wenn Nelkeden Glühweinver-
feinertoder wenn einesvon200 Grape-
fruit-Aromen einen Haushaltsreiniger
angenehm duftenlässt,dann istdie
Wahrscheinlichkeit hoch, dassdas Aro-
ma, der Duftstoff oder der Lebensmit-
telzusatz (Erbsen, Soja oderReis als al-
ternativeProteinquellen für Fleisch-
ersatzprodukte)vonSymrisekommt.
Das börsennotierte Unternehmen
vonder Weser istnicht dergrößteAn-
bieter, siehtsichmit einem Marktanteil
von10Prozent amWeltmarkt aber als
die Nummer drei nachder schweizeri-
schen Givaudan (16 Prozent Marktan-
teil) und der amerikanischen IFF (
Prozent).„Aber wir sind eines der am
schnellstenwachsenden, der profita-

belstenund der nachhaltigstenUnter-
nehmen in unserer Branche“, begrün-
detBertram seine Ambitionen, die
Marktpositionweiter auszubauen.
Symriseverzeichnete 2019 das 14.
Wachstumsjahr inFolge. DerUmsatz
stieg um8Prozent auf 3,4 Milliarden
Euro, der Jahresüberschussum10Pro-
zent auf 304 Millionen Euro. Daraus
soll den Aktionäreneine um5auf 95
Cent erhöhte Dividende zufließen. Es
sei die zehnteDividendenerhöhung in
Folge. Die Erfolgssträhne soll andau-
ern. DerVorstand hat sichdas Zielgege-
ben, bis 2025 denUmsatz jährlichum
bis 7Prozent auf dann 5,5 bis6Milliar-
den Eurozuerhöhen. Das sollvoral-
lem organischpassieren, indem man
Kundenpotentiale nochbesser ausnutzt
oder durch den EinsatzvonKünstlicher
Intelligenzganz neue Produkteentwi-
ckelt.„Wirwerden Produktlösungen für
die moderneFamilie anbieten, für El-
tern,Kinder,Katze und Hund“, be-
schreibt Bertram das Anwendungsfeld
der Symrise-Produkte.Dabei spielten
gesundheitliche und Wohlfühlaspekte
eine immergrößereRolle. Sowerde
sichangesichts dersteigendenZahl von
Veganernder Anteilvonalternativen
Proteinquellen(Eiweiß)ausPflanzen-
produkten wie Erbsen, Soja oderReis
erhöhen.
Der Verbraucherforderezudem eine
absoluteRückverfolgung derStoffe,um
sicherzustellen, dassbei der Produktion
vomBauernauf Madagaskar bis zur
Verarbeitung imUnilever-Eis dieUm-
welt geschont undkeine sozialenStan-
dards missachtet werden. Hier sei Sym-
rise weiter als andereUnternehmen,
glaubt Bertram.Unddamit man selbst
in Krisen nicht aufWare minderer Qua-
lität zurückgreifen muss, halteman
hohe Lagerbestände vor–zum Beispiel
im HafenvonWilhelmshaven.

Zerwürfnisind er Chefetagevon ProSieben Sat 1


Kassenwart im Corona-Kampf


RobertPlant, 1970 in Berlin Fotodpa

Fast 140 Millionen Euroweniger


So würden „Geisterspiele“ die Bundesligabelasten


Klöcknerstreicht die Dividende


Stahlhändler spürtsinkendeNachfrage


KurzeMeldungen


Mit Schokolade, Eis und


Nachhaltigkeit durch die Krise


Symrise bestätigt seineWachstumsprognose


Londonsneuem


Schatzkanzler, Rishi


Sunak, stehtandiesem


Mitt woch derHärtete st


bevor: ZurUnsicherheit


über den Brexit kommt


dieVirus-Krise, diesein


Budget bela stet.


SEITE 20·MITTWOCH,11. MÄRZ2020·NR.60 Unternehmen FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG

Free download pdf