Frankfurter Allgemeine Zeitung - 11.03.2020

(Greg DeLong) #1
M

it ihremvorsichtigen Opti-
mismus in Sachen Corona
sorgt dieDeutschePost für
Erleichterung unter dengebeutelten
Aktionären, auchwenn vonEnt-
warnung nochkeineRede seinkann.
In denSchatten rückt dabei eine ande-
re Entwicklung: der Amazon-Vor-
marschindie Logistik.Der amerikani-
sche Internetriese, bisher der mitAb-
stand wichtigste Paketkunde, nimmt
denTransportauchinDeutschland
immerstärkerindie eigene Hand. Die
fettestenJahreimOnline-Handel
sind für die Post vorüber –im
schlimmsten Fall stellt sie sichsogar
auf stagnierendeVersandmengen ein.
Die ungewöhnlichbreiteSpanneder
Schätzungen überihr künftigesPaket-
aufkommen zeigt die Unsicherheit.
Die Post kann sichnochkeinenrech-
tenReim darauf machen, ob esgelin-
genwird, genügend andere Versand-
unternehmen zuködern.VielenKun-
den wirdesegalsein,wenn DHL als
Lieferant ausfällt, weil sie nur auf den
Preis schauen. Klar istaber auch: Bei
der Post gehen vergleichsweise gutbe-
zahlteArbeitsplätze verloren,wäh-
rend Amazon seinePaketevon Subun-
ternehmendurch die Gegend fahren
lässt,von denen die Gewerkschaften
gern genauer wüssten, wie es dortzu-
geht.Wenn es diePolitik ernstmeint
mit fairenArbeitsbedingungen in der
Paketbranche, sollten dieAufs ichtsbe-
hördengenau hinschauen.

D


ie Abspaltung der Antriebss-
parte Vitesco Technologies
istfür den Autozulieferer
Continental ein wichtigerTeil seiner
Neuausrichtung. Dochwegen immer
neuer Hiobsbotschaftenfür dieWelt-
wirtschafterscheint zunehmend frag-
lich, wie der Spin-offfunktionieren
soll. Schon imvergangenen Jahr hat-
te die Konjunkturflautedie Lagein
der Autobrancheverschlechtert, die
wegender Umbrüche hin zur Elektro-
mobilität und anderer Einschläge
enormunter Drucksteht.Jetzt sorgt
das Coronavirus fürTurbulenzen an
den Börsen, einUmfeld, das nicht un-
günstiger seinkönnte, umVitesco ei-
genständig zu machen.Fürden Vor-
stand bleibt nur die Hoffnung, dass
die Lagesichineinigen Monaten be-
ruhigt und dieTrennung wiegeplant
im zweiten Halbjahrvollzogenwer-
den kann. EinRückzieherkommt für
ihn aktuell nicht inFrage, denn das
würde nachdem monatelangenTau-
ziehen mit den Arbeitnehmervertre-
tern ein nochschlechteres Bild auf
den Konzernwerfen. Immerhin
scheint esgelungen zu sein, die Be-
triebsrätesoweit einzubinden, dass
sie die Planung mittragen. Conti soll-
te diesenRückenwind nutzen und die
Abspaltungvorantreiben. Durch das
langeAbwägen und Planen istschon
zu vielZeit verlorengegangen.

H

andelskrieg und Protektio-
nismus reibenInfineonauf.
Es gibtkein Sachargument,
dem deutschen Halbleiterkonzern
den Kauf vonCypresszuverwehren.
BeideUnternehmen ergänzen sichim
Portfolio;nur sokann Vorstandschef
ReinhardPlossden Kauf für 10 Milli-
arden Dollarrechtfertigen. Dochden
Amerikanernunter Präsident Donald
Trumpscheint inzwischen vieles
rech tzusein, umchinesische Interes-
sen zu hintertreiben. Dafürwerden
selbstUnternehmen aus demAusland
zu Verdachtsfällen instrumentalisiert,
wenn sie umfangreiche Geschäfte mit
Chinesen abwickeln. Das trifft einen
großenTeil der deutschenWirtschaft,
der sichAkquisitionen in Amerikada-
mit eigentlichabschminken kann.
AmerikanischeUnternehmenwerden
damit wiederumfür Übernahmen pri-
vilegiert. Infineon hat dennochmit-
bietende amerikanischeKonkurren-
tenausgestoch en. Eine imRaum ste-
hende Blockade durch Behörden hät-
te die Übernahme durch Amerikaner
zu günstigerenKonditionen wieder
ins Spielgebracht. Zu dieserEskalati-
on im deutsch-amerikanischenWirt-
schaftsverhältnis isteszum Glück
nichtgekommen; viel hat aber nicht
gef ehlt .Bleibt zu hoffen, dasssichChi-
na tr otzdes angespanntenVerhältnis-
ses zuTrumpbesinnt–und Infineon
endlichCypressübernehmen lässt.

Die Zeit wird knapp


VonChristian Müßgens

Infineon in der Mangel


VonRüdigerKöhn

Pakete ohne Post


VonHelmut Bünder

R

ekordzahlen für 2019,eine hö-
hereDividende undinder Coro-
na-Krise ersteHinweise auf
eine Erholung des China-Ge-
schäftes: Wasdie DeutschePost zu berich-
tenhatte,wartrotz allerUnsicherheiten
ein willkommenerSilber streif in derallge-
meinenWirtschaftstristessedieserTage.
„Unser Immunsystem alsFirma istin-
takt“, sagteder Vorstandsvorsitzende
Frank Appel. Im Geschäftmit internatio-
nalen Eilsendungenvonund nachChina
gehe es seit Anfang Märzwieder leicht
nachoben, auchinder Luft-und See-
frachtgebe es ersteermutigende Signale.
Die übrigen Sparten–Lagerhaltung so-
wie der Brief- undPaketversand–seien
bisher ohnehin nur „marginal betroffen“.
Obwohl diePost ihren Jahresausblick
inzwischenvomweiterenVerlauf der Epi-
demie abhängig macht und der ursprüng-
lichangepeilteBetriebsgewinn nicht
mehr zu erreichen ist, sorgteder Konzern-
chef mit seiner Einschätzung für ein kräf-
tiges Zwischenhochander Börse. Als ei-
ner der bestenDax-Wertelegteder Kurs
der zuvorgebeuteltenPost-Aktie bis zum
Handelsschlussum6Prozent zu.WieFi-
nanzchefin Melanie Kreis erläuterte,sind
die Ergebnisse imFebruar allerdingsrund
60 Millionen Eurohinter den Planungen
zurückgeblieben. Damit bewege sichdie
Belastung jedochamunteren Ende der be-
fürchtetenSpanne.Weder Kreis nochAp-
pel wollten sichwährend der Bilanzvorla-
ge im Innovationszentrum inTroisdorf
bei Bonn auf eine Schätzung darüber ein-
lassen, wie hochdie finanziellen Effekte
letztlichausfallenwerden.
Weil diePost international breit aufge-
stellt sei, sei derKonzerneher in der Lage,
die Corona-Folgen abzufedern. Aber
„ganz spurlos wirddieseglobale Krise
nicht an unsvorbeigehen“, sagteAppel. In
der Luftfracht machen demKonzernge-
strichene Passagierflügezuschaffen.
Mehr als die Hälfte derFracht wirdübli-
cherweise als Beiladung inPassagierjets
transportiert. Mit Charterflügenversucht
DHL,Lücken zu schließen. Am längsten
werdedie Erholung des Seeverkehrsdau-

ern. DerStraßentransportinEuropa laufe
weitgehend normal.
Den angepeilten Betriebsgewinn von
mindestens 5Milliarden Eurokalkuliert
die Post vorsichtshalber schon abzüglich
der Corona-Folgen. Nicht eingerechnet
werden in den angepassten Ausblick300
bis 400 Millionen Euro, die die Einstel-
lung derStre etscooter-Produktionkosten
wird.Rund 11 000 batteriebetriebenePa-
ket-Lieferwagensind für diePost unter-
wegs. 2020 sollen nochrund 2000weitere
gebautwerden, berichteteVorstand Tho-
mas Ogilvie. Danachsoll sichStreetscoo-
ternur nochumdie Bestandsflotteküm-
mern.Nach eigenen Angaben istGünther
Schuh, einer der Gründer desvonder Post
2014 übernommenenUnternehmens, an
einem Rückkauf interessiertund in Ge-
sprächen mit derPost.„Wirwürden jedes

seriöse Angebotprüfen, aber ichhabe bis-
her nochkeinesvorliegen“, sagteAppel.
Schwieriger wirdesfür diePost in ih-
remdeutschen Traditionsgeschäftmit
Briefen undPaketen. Amazon als mitAb-
stand wichtigsterKunde transportiertim-
mer mehr im eigenenZustellnetz. Das
habe sichschon imWeihnachtsgeschäft
bemerkbargemacht undwerdesichfort-
setzen, sagteFinanzchefin Kreis. DiePost
wirdinihren Prognosen dahervorsichti-
ger: 2019 wuchs ihr Paketaufkommen
nochum6Prozent.Für 2020 wirdim
schlimmstenFall eineStagnation erwar-
tet, im bestenFall –wenn esgelingt, die
Amazon-Mengen durchandereKunden
auszugleichen–ein Zuwachsvon 5Pro-
zent, sagteSpartenvorstand Tobias Mey-
er.Der amerikanischeKonzernsorgt bis-
her fürrund 1,2 Milliarden EuroPost-Um-

satz, der Löwenanteil in Deutschland.
Dochnun soll ein kleinesPaketzentrum
naheAugsburggeschlossenwerden, weil
vonAmazon nicht mehrgenügendPakete
kommen.Rund 80Stellenfallen dortweg.
Gegenwindkommt auchvon derRegu-
lierungsbehörde.NachKritik der Bundes-
netzagentur nimmt diePost Anfang Mai
die Erhöhung derPaketpreise für Privat-
kunden zurück, waslaut Meyermit einem
„leicht siebenstelligen Betrag“ im Monat
zu Buche schlägt.Stattdessenrechnet die
Post mit höheren Einnahmen aus dem
Briefversand,weil sie die Preise für die so-
genannteDialog-Postdeutlichanheben
muss.NachAufräumarbeiten und einem
Stellenabbauwardas Brief- undPaketge-
schäft2019 wiedereine verlässliche Säu-
le: Vorallemgetrieben durch den Boom
im Online-Handel,stieg derUmsatz um

2,5 Prozent auf 15,5 Milliarden Euro, der
Betriebsgewinn (Ebit) wuchs um 80 Pro-
zent auf 1,23 Milliarden Euro.
Auch in den übrigen Spartenging es
nachoben. EinzigeAusnahmewar derPa-
ketversand imAusland,wo verschiedene
Restrukturierungschritteeinen Verlust
von50Millionen Euronachsichzogen.
In diesem Jahr soll „E-Commerce Solu-
tions“ profitabelwerden und einen Ge-
winnvorZinsen undSteuernvon 50 bis
100 Millionen Eurobeisteuern. Insge-
samtverzeichnete die Post 2019 einRe-
kord-Betriebsergebnisvon4,1 Milliarden
Euro. Die Dividendesollum10Cent auf
1,25 EurojeAktie steigen, im Maiwerden
voraussichtlichrund 1,5 Milliarden Euro
an Post-Aktionäreausgeschüttet.Gut ein
Fünftel geht an diestaatliche KfW-Bank,
den mitAbstand größten Investor.

joja.DÜSSELDORF.Der Energiekon-
zernUniper hat sichKlimazielegesetzt
und will bis zum Jahr 2035 in Europa kli-
maneutralStromerzeugen. Gleichwohl
läuftdann auchdanachnoch drei Jahre
lang dasKohlekraftwerkDatteln4und zu-
demweiter eGaskraftwerke,die freilich
Kohlenstoffdioxid ausstoßen. Durch
CO 2 -Zertifikatekönnte der Energiekon-
zerndiese Emissionen kompensieren,
dochhat dasUnternehmen zurVorlage
der Jahreszahlen am Dienstagnochkeine
konkretenPläne dazuvorgelegt.
Klimaaktivistenkritisieren das. „Der
Konzernfolgt dem Beispielvon RWEund
verkündetein ‚CO 2 -Neutralitätsziel‘,
ohne auchnur ansatzweise den Beweis zu
erbringen, wie dieses erreicht werden
soll“, sagt SebastianRöttersvon derUm-
weltor ganisationUrgewald, die auchTeil
der sogenannten Klima-Allianz ist, in der
sich130 Organisationen zusammenge-
schlossen haben. DieUmweltaktivisten
kritisieren, dassder Konzerninverschie-
denen Ländernimmererst dann aus der
Kohleverstromung aussteige,wenn ihm
nichts anderes übrigbleibe.
Die Situation istkonfrontativ,zuletzt
hatten die selbsternannten Klimaaktivis-

tendas KohlekraftwerkDatteln4besetzt.
„Das Engagement wirddann kritisch,
wenn es nicht friedlichist oder sichnicht
an Gesetze hält“, sagteder Uniper-Vor-
standsvorsitzende Andreas Schierenbeck
auf einer Pressekonferenz in Düsseldorf.
Uniper hat in dasSteinkohlekraftwerk
im Norden desRuhrgebietesschon mehr
als 1,5 Milliarden Euroinvestiert, es soll-
te ursprünglichschon im Jahr 2011fertig-
gestellt werden, dochverzögerte sichdie
Eröffnung auchwegen zahlreicherPan-
nen; auchdas Genehmigungsverfahren
zog sichhin. Das umstrittene, aber hoch-
effizienteKraftwerk soll nun im Sommer
ans Netz gehen. „Das Projekt schreitet
sehr gutvoran“, sagteSchierenbeck, der-
zeit läuftder Testbetrieb. DiePolitik hat
sichauchdavor gescheut, das Projekt zu
stoppen,weil Uniper sonsteinenAus-
gleichfür entgangene Gewinne und zu-
dem EntschädigungszahlungeninMilliar-
denhöhe hättefordernkönnen.Vondem
Kraftwerkerwartetder Energiekonzern
einen Gewinnbeitragvonmindestens 100
Millionen EuroimJahr.
Zwarstreitet das Unternehmen noch
mit dem EnergiekonzernRWEvorGe-
richt, weil derKonkurrent einen schon ab-

geschlossenenVertragüber dieAbnahme
vonStromaus Datteln einseitiggekün-
digt hat.ImGeschäftsberichtsteht zwar,
dassindem Streit ein Risikoliege, dass
„die Wirtschaftlichkeit vonDatteln 4
deutlichnachhaltig beeinflussen“könnte,
dochsieht Schierenbeckauf Nachfrage
kein „materielles Risiko“.
Datteln4soll, wieUniper schon zu Jah-
resbeginn angekündigt hat,von2025 an
das einzigeKohlekraftwerkinDeutsch-
land sein, das der Energiekonzernbe-
treibt.Von anderen Braun- und Steinkoh-
lekraftwerkentrennt sichdas Unterneh-
men oderwandelt sie in Gaskraftwerke
um. Schon heuteentfallen auf dieStr om-
produktion durchGas und den Handel da-
mit fast 60 Prozent der Einnahmen, dieser
Wert soll in Zukunftdeutlichsteigen.
Durch den Ausstieg aus derKernenergie
und derKohleverstromung sollen die Gas-
kraftwerke besser ausgelastetwerden. Dat-
teln 4werd eindesgebraucht, um das Ziel
der klimaneutralenStr omproduktion zu
erreichen,weil es effizienter sei als alte
Kohlemeiler.Kritiker bemängeln, dass
Datteln4imGegensatz zu alten Kraftwer-
keninhöherer Auslastung amNetz sei
und deshalb mehrKohlendioxid ausstoße.
WährendUniper in Deutschland die di-
rektenCO 2 -Emissionen imvergangenen
Jahr um 21 Prozent auf 47 MillionenTon-
nengesenkt hat und derzeit laut Ge-
schäftsbericht über dem Ziel der EU liegt,
die Emissionen bis zum Jahr 2030gegen-
über 1990 um mindestens 40 Prozent zu
senken, bleibtRussland ein Markt für
Str omerzeugung ausKohle. Mit 24,9 Mil-
lionenTonnenCO 2 in dem Land machen
die Emissionen mehr als die Hälfte der Ge-
samtemissionen aus; dortgibt es auchkei-
ne Pläne, Kraftwerke stillzulegen.
Im vergangenen Geschäftsjahr hatUni-
per,das 2016 aus derAbspaltungdes kon-
ventionellen Kraftwerksgeschäfts aus
dem Eon-Konzernentstandenwar, einen
Konzernüberschussvon 644 Millionen
Euroerwirtschaftet, nacheinemVerlust
von442 Millionen EuroimVorjahr.Mit
1,15 EurojeAktie soll die Dividende um
28 Prozentgegenüber demVorjahr stei-
gen. Davonprofitiertvor allem derfinni-
scheFortum-Konzern, der knapp 50 Pro-
zent anUniper hält und seine Beteiligung
auf mehr als 70,5 Prozent ausbauen will.

Gelb istdie Hoffnung:Post-VorstandschefFrank Appel undFinanzvorstand MelanieKreis Fotodpa

Uniper-Vorstandschef Andreas Schierenbeck(r.)und Vorstand David Bryson FotoReuters

Die Post verbreitet et wasHoffnung


cmu.HAMBURG. KommendeWoche
will derAutozulieferer Continental end-
lichGewissheit schaffen. Nachlangem
Tauziehen soll derAufsichtsrat auf sei-
ner Sitzung am Dienstagdie Ausgrün-
dung (Spin-off) der Antriebssparte Vi-
tesco Technologies beschließen, die
nachder TrennungvonConti als unab-
hängigesUnternehmenmiteigenerBör-
sennotierungfirmieren soll. Die Arbeit-
nehmervertreterimKonzernbetriebs-
ratwollen den Schritt offenbar mittra-
gen. Sie pochen aber darauf, dassals
Folgeder Abspaltungkeine Stellenver-
lorengehen,weder beiVite sco nochin
der verbleibenden Continental AG.
„SorgenSie dafür,dassder Wegineine
erfolgreicheZukunftbeiderUnterneh-
men nicht mit einemFehlstart zu Las-
tender Beschäftigten beginnt“, heißt es
in einem Appell der Betriebsrätean
Vorstand undAufsichtsrat.
DemSchreibenzufolgehabendie Ar-
beitnehmervertreterumden Konzern-
betriebsratsvorsitzenden Hasan Allak
die Plänedes Managements durchFach-
leuteder gewerkschaftsnahen EWR
Consulting prüfen lassen. Im Ergebnis
sehen sievorallem Risiken für Beschäf-
tigteinden Zentralfunktionen.Vitesco
müsse in den SpartenIT, Einkauf,Per-
sonalabteil ung,Finanzen oderKommu-
nikationPersonal aufbauen. Im Conti-
Konzernseien die entsprechendenStel-
len nachder Abspaltung dagegen über-
zählig, dochsei einTransfer der Mitar-
beiter zuVitesco nicht zu einhundert
Prozent möglich. GenaueZahlen nennt
der Betriebsrat im Schreiben nicht.
DemVernehmen nachgeht es um eine
niedrigedreistelligeZahl.
FürdenverbleibendenConti-Kon-
zern, der nachder Abspaltung aus den
Unternehmensbereichen Automotive
und Rubber Technologies bestehen
soll, sehen sie erhöhtenKostendruck.
Mit derAusgründungvonVitescover-
lier edie Gruppe 17,5 Prozent ihresUm-
satzes, der zuletzt 44,5 Milliarden Euro
betrug. DiefixenKostender Zentral-
funktionen imKonzerninklusiveder
Personalkostenmüssten also auf ein
kleineres Geschäftumgelegtwerden.

Anders als im ursprünglichgeplanten
Börsengang, in dem Conti einenTeil
der Vitesco-Aktien verkauftund die
Mehrheit behalten hätte, fließe dem
Konzerndurch die vollständigeAbspal-
tung überdies kein frisches Geld zu.
Vielmehr müsse er zusätzlicheFinanz-
lastentragen.
Um den Druckvon den Beschäftig-
tenzunehmen,forderndie Betriebsrä-
te,das vonConti vorfast zwei Jahrenge-
startete Zukunftsbündnis „Continental
in Motion“ auchfür Vite sco als „belast-
bareGrundlage“ zuverwenden. Dieses
Prog ramm sieht unter anderemAngebo-
te für die Qualifizierung sowie einen un-
ternehmensinternen Arbeitsmarktvor.
Zudem müsse dieFinanzbasis sowohl
vonVitesco als auchvon Conti nach
dem Spin-offtragfähig und belastbar
sein. Ein Sprecher desKonzernsver-
wies auf eine schon im April 2018ge-
schlosseneVereinbarung für die Sicher-
heit der ArbeitsplätzevonVitesco. Die-
se geltefortund solle auchauf Betroffe-
ne im Conti-Konzern ausgeweitet wer-
den. „Es laufen Gespräche darüber,
dass dieBeschäftigungssicherung eben-
falls für Mitarbeiter der Continental
AG gilt, dievondem Spin-offdirekt be-
trof fensind.“ DerAustauschdazu sei
konstruktiv.
Die Abspaltung istTeil einesgröße-
renUmbaus, mit dem Conti sichfür die
Herausforderungen durch den Um-
bruc hhin zur Elektromobilität, dieDigi-
talisierung und neueWettbewerber rüs-
tet. Gleichzeitig läuftein Sparpro-
gramm, dasglobalrund 20 000 Mitar-
beiter betrifft und wegender Krise, die
aktuell durch das Coronavirusweiter
verschärft wird, ausgeweitet werden
soll.Auchfür dieAbspaltung istdie In-
fektionswelle eine Gefahr,weil sie Bör-
senkurserund um die Erde belastetund
es schwer macht,Vite sco mit einerver-
nünftigen Bewertung in dieUnabhän-
gigkeit zu entlassen.Zuletzt hatteConti
aber bekräftigt, an seinen Plänenfestzu-
halten.Nachdem Beschlussdes Auf-
sichtsrats mussnochdie Hauptver-
sammlung am 30. April zustimmen,
wasals Formsache gilt.

Streit um Datteln 4lastetauf Uniper


Konzernwill klimaneutralenStromherstellen–Aktivistennehmen ihm das nicht ab


DerLogistikkonzern


sieh tStabilisierung in


Chinaund erhöht die


Dividende.Sorgen


bereitet,dassAmazon


mehr selbst bringt.


VonHelmut Bünder,


Troisdorf


Conti-Betriebsräte


fordernGarantien


AusgründungvonVitesco sollkeine Stellenkosten


SEITE 22·MITTWOCH,11. MÄRZ 2020·NR.60 Unternehmen FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG

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