Frankfurter Allgemeine Zeitung - 11.03.2020

(Greg DeLong) #1
Seite25SSeite25 Seite27 eite28

Die Schweizerische


Nationalbanksteht wegendes


Coronavirus unter Druck.


Der niedrigeÖlpreis setzt


vielenFörderer nzu–und damit


auchden Banken.


EmreCan istder neue


Dortmunder Anführer.Paris


soll seineAggressivität spüren.


Reuter macht Herrlich


zum neuenTrainer


des FCAugsburg.


SNB UNTERZUGZWANGUNRENTABLES FRACKING

Dax
in Punkten

9.3.2010.3.20
F.A.Z.-Index 1947,31 1926,84
Dax 30 10625,02 10475,49
M-Dax 23091,71 22901,96
Tec-Dax 2636,50 2623,67
Euro Stoxx 50 2959,07 2910,02
F.A.Z.-Euro-Index 109,00 106,99
Dow Jones 23851,02 23946,61a
Nasdaq Index 7950,68 8017,62a
Bund-Future 178,30 177,24b
Tagesgeld Frankfurt -0,51%-0,51 %
Bundesanl.-Rendite 10 J. -0,87%-0,80 %
F.A.Z.-Renten-Rend. 10 J. -0,54%-0,44 %
US-Staatsanl.-Rend. 10 J. 0,57%0,67 %a
Gold, Spot ($/Unze) 1671,60 1659,57
Rohöl (London $/Barrel) 33,42 36,76b
1Euro in Dollar 1,1456 1,1390
1Euro in Pfund 0,8738 0,8739
1Euro in Schweizer Franken 1,0594 1,0594
1Euro in Yen 117,12 118,65
a) Ortszeit 13 Uhr, b) Ortszeit 19 Uhr

Bundesanleihe
Rendite 10 Jahre

11.12.19 10.3.20 11.12.1 91 0.3.20

AUCH MAL BÖSE SEIN

I


nder Debatteüber eineReform
der staatlichen Altersvorsorge
hilftkein Schwarz-Weiß-Malen.
Sowohl dieUmlagefinanzierung als
auchdie Kapitaldeckung haben ihre
Stärkenund ihreSchwächen. Voral-
lem derrot-grünen Bundesregierung
istesgelungen, dieStärkender Kapi-
taldeckung etwasmehr zur Geltung
kommen zu lassen. Sokonntedie gro-
ße historische Herausforderung der
gesetzlichenSozialversicherungssys-
teme gelindertwerden: dasszuweni-
ge neue Arbeitnehmer zu vieleRuhe-
ständler der Baby-Boomer-Genera-
tionfinanzieren müssen. Das istin-
zwischen fasteine Binsenweisheit.
Trotzdem wünschen sichLinkeund
viele Gewerkschafterdie Rückkehr
zur staatlichenRente. Undindiesen
Tagenkann man die Skepsisgegen
Aktien als Altersvorsorge auch verste-
hen.Aber wervernünftigePolitikge-
stalten will, musslangfristig denken.
An mehr Aktien führtinder geförder-
tenAltersvorsorge kein Wegvorbei.
So schön die Garantien der Anbieter
auchmal klangen–spätestens mit
den permanenten Justierungen, um
die Versicherungsbranche zustabili-
sieren, sollteklargeworden sein: Es
brauchtetwasmehr Risiko,weniger
Sicherheitsillusion, Arbeitnehmer
brauchen Aktien zur Altersvorsorge.

LATTEKSERBEN

Gute Altersvorsorge


VonPhilipp Krohn

D

ie internationalenAktienmärk-
te haben in denvergangenen
Wochen durch die rasanteAus-
breitungdes Coronavirus er-
heblicheVerluste erlitten. Das deutsche
BörsenbarometerDax verlor imvergange-
nen Monatrund 19 Prozent seinesWerts,
der marktbreite amerikanische IndexS&P
500 rund 17 Prozent und der französische
LeitindexCAC-40 rund 21 Prozent.Diese
Entwicklung fällt mitten in eine bislang
nochhinterverschlossenenTürengeführ-
te Diskussion über einegrundlegendeRe-
form der staatlichgefördertenAltersvor-
sorge.Eine derKernüberlegungen:Wegen
des Zinsverfalls dervergangenen Jahre,
insbesondereinfolgeder internationalen
Finanzkrise, solltedie Ruhestandspla-
nungstärkerauf Investitionen in das Pro-
duktivkapital setzen –ansonstenlasse
sichdie Rentenlücke durch den demogra-
phischenWandel nur schwer schließen.
Auch die Ideen der Hessischen Landesre-
gierung einer Deutschlandrenteund einer
„Extrarente“ derVerbraucherzentralen ba-
siertauf höheren Aktienengagements.
Durch die Kursverluste aber bekommen
Skeptiker wieder argumentativenRücken-
wind. Die Gewerkschaften zählen dazu,
die in der betrieblichen Altersversorgung
bislang hartnäckig eine Beteiligunganso-
genannten Sozialpartnermodellen abge-
lehnt haben, die höhereAktienengage-
ments erlauben und Sozialpartnerstärker
in die Haftung für Wertschwankungen
nehmen. „Das istübrigens dieser Aktienin-
dex, auf dessen ZugewinneNeoliberaleim-
mer Deine Alterssicherung aufbauenwol-
len“, schrieb der Strategieberater Erik
Flügge, der Grüne und SPD berät, nach
den starkenKursverlusten am Montag.
Dieser polemischeTweetsoll zwar „halb-
lustig“gemeintgewesen sein, aber er dürf-
te die Haltung vieler spiegeln.Wersichfür
mehr Aktien in der Altersvorsorge aus-
spreche,könne nicht einkommensschwa-
cheHaushalteimBlickhaben, für die ein-
geplantes Geld an einem bestimmten
Stichtag ausgezahltwerden müsse. Inwie-
weit also diskreditierenKursverluste die
Aktienanlagefür die Altersvorsorge?
Viele können sichnochandie dramati-
schen Entwicklungen nachAusbruchder
Finanzkrise im Jahr 2008 erinnern. Da-
malsverlorenPensionsfonds erheblichan
Mitteln. DieFondsgesellschaftFidelity er-
rech nete für das Jahr 2008 einenVerlust
der Guthaben in ihrenstaatlic hgeförder-
ten401-(k)-Plänenvondurchschnittlich
27 Prozent.Das entsprach50200 Dollar.
Bei solchen Beträgenwaresnicht überra-
schend, dassviele ZeitungenvonAmerika-
nernberichteten, die ihregesamteRuhe-
standsplanung über den Haufenwarfen
und statt kürzerzutreten nun dochweiter
Vollzeit arbeiten mussten. Amerikanische
Pensionsfondswarendamals mit 700 Milli-
arden Dollarunter finanziert–gemessen
an denVersprechen, die sie ihren Anwär-
tern gemacht hatten.Forscher des Center
forRetirementResearch am BostonCol-
legebezifferten die Summe der Aktien-
kursverluste für amerikanische Haushalte
auf 57 Prozent oder mehr als 12 Billionen
Dollar–eine unvorstellbareSumme, die

mit bedrückenden persönlichen Geschich-
teneinherging.
Dochgibt es in der Altersvorsorge sehr
unterschiedliche Modelle. Einen solchen
Teilverlustwie in den ungesicherten ameri-
kanischen Sparplänen,indenenBürgerei-
nen Teil ihrer Einkommensteuerfrei ein-
zahlenkönnen, erleiden längstnicht alle
Vorsorgesparer.Zur Altersvorsorge sollen
hier (wie zumeistauchinder politischen
Debatte) nur solcheVerträgezählen, die
zum Beginn desRuhestands eineVerren-
tungvorsehen. Das sind diestaatlich geför-
dertenSysteme wie Riester, Rürupund

die betriebliche Altersversorgung. Um
den Wettbewerb zufördern, hat der Ge-
setzgeber sehr unterschiedlicheModelle
in der Ansparphase zugelassen,während
er in derRuhestandsphase eineVersiche-
rung verlangt.
In derRiester-Rente, der meistverbreite-
tenstaatlichgefördertenprivatenForm
der Altersvorsorge,habenVersicherer Pro-
duktemit hohem Anteilfestverzinslicher
Wertpapiereund sehr niedrigem Aktien-
anteil angeboten.Zahllose Anbieter ha-
ben sichaus dem Markt zurückgezogen,
weil sic hinzwischen eineGarantieder ein-

gezahlten Beiträgebei einer Laufzeitvon
weniger als 30 Jahrenkaum mehr erwirt-
schaftenlässt.Größter Produktgeber ist
die Union Investment, dieFondsgesell-
schaftdes genossenschaftlichen Banken-
verbunds.Während ungeförderte Invest-
mentfonds keine Absicherungenvorse-
hen,könnenKundeninder Riester-Varian-
te etwa fünf Jahrevor Rentenbeginn ein
aktivesAblaufmanagementwählen. Suk-
zessivewirddabei Geld in sichereRenten-
fonds umgeschichtet. Die Verbraucher
können aber auchindieser Phaseweiter
auf steigendeKursewettenund gegendie

Absicherungvotieren.Auchin der Anspar-
phase gibt es Sicherungen, wie sie bei In-
vestmentfonds ansonsten nicht üblich
sind. Erreichen dieKurseeine ersteSiche-
rungslinie,werden neue Geldanlagennur
nochzu10Prozent in Aktien investiert,
fallen sie unter eine zweite Sicherungsli-
nie, wirdauchder Anlagebestand inRen-
tenpapiereumgeschichtet.
Lebensversicherer haben in denvergan-
genen Jahren einigen Hirnschmalz in die
Entwicklung neuer Produktegesteckt.Zu-
nehmender Beliebtheit erfreuen sichzum
Beispiel Indexpolicen, bei denenKunden
zwar in Aktien investieren, abernur mit ih-
remÜberschussanteil. DergrößteTeil des
Geldes wirdindas kollektiveSicherungs-
vermögen desVersicherersangelegt.Ingu-
tenBörsenjahrenkonntenVersicherte so
zwischen5und 7ProzentRenditeerwirt-
schaften, in schlechten Börsenjahren sind
die Verluste dagegengedeckelt, so dassim
schlechtestenFall eine Nullrendite heraus-
springt.
DochsolchekomplexenKonstruktio-
nen sind nichtgemeint,wenn in der Debat-
te zur Altersvorsorge vonhöherenRendi-
tendurch stärkere Aktieninvestmentsge-
sprochen wird. DieVerbraucherzentralen
sind hier einWortführer.Niels Nauhauser
vonder Verbraucherzentrale Baden-Würt-
tembergempfahl am Dienstagauf Twitter,
den eigenenFinanzbedarfüber einen On-
line-Rechner seiner Einrichtung zu ermit-
teln. Darin zeigt sichzum Beispiel, dass
ein Anleger mit einemPortfolio aus 80
Prozent Aktien und 20 ProzentFestgeld
bei einem Anlagehorizontvon15Jahren
mit 5000 EuroInvestition im bestenFall
10,6 Prozent erwirtschaftet, durchschnitt-
lich4,8 Prozent und im schlechtestenFall
minus 0,1 Prozent.Bei einemAnlagehori-
zontvon zehn Jahren lägeerimschlechtes-
tenFall bei -4,6 Prozent.Bei 25 Jahren
lägeerlaut demRechner im schlechtesten
Fall bei 2,3 Prozent und im bestenFall bei
9,4 Prozent–also in jedem bisher beob-
acht eten Fall im Plus.
Kritiker des Modells derVerbraucher-
zentralenundderHessischenLandesregie-
rung mit hohem Aktienanteil befürchten,
dassinDeutschlandineinerCrash-Situati-
on wie derzeit die Debatteheiß laufen und
der Staat sichgezwungen sehenkönnte,
Verluste einesstaatlic hgeförderten Ak-
tienfonds auszugleichen. In Schweden,wo
im Jahr 1999 einekapitalgedeckteErgän-
zung derstaatlichenRenteeingeführtwur-
de, verlaufen solche Debattengesitteter.
Die schon etwaslänger operierenden
staatlichen Pensionsfonds mussten im
Jahr 2008 wie allePensionseinrichtungen
bluten. In seinem Jahresbericht erklärte
der damaligeGeschäftsführerdes Fonds
AP4 den Interessenvertreternnüchtern
die Verlustlage. Dann schauteernach
vorn:„Ichbin überzeugt, dassein Lang-
frist-Investor wie AP4 auf viele interes-
santeInvestmentgelegenheiten in den
kommenden Jahrenstoßen wird“, schrieb
Mats Andersson. Schließlichparaphrasier-
te er die InvestorenlegendeWarren Buf-
fett. „DerZeithorizont istder Schlüssel,
wenn manStrategien bewertet.“ Die deut-
sche Alternative,vorsichtigeInvestments
mit Garantien, mögen sicherer sein,Ren-
tenlückenschließensie heutenicht mehr.

Herr Kaldemorgen,wie ordnen Siedie-
senschwarzen Montag ein?
WasamMontag passiertist,ist einetech-
nische Marktreaktion. Märktesteigen
oderfallen,weil sichdie Wirtschaftver-
bessertoder weil Unternehmen mehr
oderweniger Geldverdienen. Das spie-
gelt sichentsprechend in den Kursen
nachoben oder nachunten wider.Was
am Montag passiertist,hat aber nicht mit
einer verschlechtertenfundamentalen
Lagezutun.

HatderAbsturzderKursealsonichtsda-
mit zutun,dass die Anleger Vertrauen
in di eUnternehmenverloren haben?
Nein, es gibt in diesem Markt vieleFonds
und professionelle Anleger,die ihrePort-
folios nachquantitativen Kriteriensteu-
ern. Geht der Marktrunter ,müssen sie
verkaufen.

Wassind dasfür Kriterien?
DaskönnenVerlustschwellen oder auch
Volatilitätszielesein, die sie einhalten
müssen. Zudem gibt es passiveFonds, die
immer dannverkaufen müssen,wenn sie
Rückflüsse aufweisen–ohne auf den Preis
zu achten. Deswegen sind sie ja passiv.Zu-
sammen mit demVerfalldes Ölpreises
kamdann gesternalles zusammen.

Aber das Coronavirusund seine Folgen
wird doch auch Unternehmen direkt in
ihrer Unternehmensentwicklung beein-
trächtigen.
Das Coronavirus istseit Anfang Januar
bekannt.Bis MitteFebruargalt es sogar
als Garant fürweiterhin niedrigeZinsen.
Da warlängstklar,dassdavon auchRezes-
sionsgefahren ausgehenkönnen.

Lässt sich der Absturz am Montag mit der
Finanzkrise im Jahr 2008/9 vergleichen?

Nein, überhauptnicht .Ich haltediesen
Vergleichfür absurd. In derFinanzkrise
ging es umstrukturelle Probleme derFi-
nanzmärkte. In der Situation wardie
Lagesehr viel ernster. Das Finanzsystem
standvordem Kollaps undkonntenur

mit sehr viel GeldvonStaaten undNoten-
banken überhauptgerettetwerden. Die
Banken hatten unfassbar niedrigeEigen-
kapitalquoten, die mittlerweile deutlich
verbessertworden sind.

Wird die EZBdenn am Donnerstag
neue Maßnahmen zur Stabilisierung fest-
legen?
Ja, davonbin ic hüberzeugt. Derzeitste-
hen ja alle Gewehr beiFuß, um die Krise
abzumildern. Die Bundesregierunghat
mit demKurzarbeitergeld auchschon ers-
te Aktionenauf den Plangerufen. DasVi-
rusist kein selbstverschuldetes Problem
der Wirtschaft–anders als in derFinanz-
krise,woesSchuldigegab.

Ist die Virus-Krise dennüberhauptmit
anderen Ereignissenvergleichbar?
Am ehestennochmit einer Entwicklung
im Jahr 2016,die denwenigstennochprä-
sent sein dürfte.

Waswar da los?
Anfang 2016gabeseinen sehrstarken
Rüc kgang im Markt, dervonChina ausge-
gangenwar. Damalswardie Erwartung,
dassChina–sokomischdas klingt–in
eineRezessionrutscht.Die Folgewaren
Panikreaktionder chinesischen Anleger.
DieseReaktionwarsoextrem, dassChi-
na si ch gezwungensah, denHandelzu un-
terbinden. Dieses Problem hat sichdann
auf viele andereBörsen ausgeweitet.In
der Zeit fiel der Dax um 23 Prozent.Der
Ölpreisfiel wie einStein aufetwa 25 Dol-
lar.Nachdrei Monatenwar der Spuk wie-
der vorbei.

Sie wirken wirklich entspannt.
Wirhaben eine Krise,ich will das wirk-
lichnichtverniedlichen. Das ersteund
zweiteQuartaldieses Jahres wirdwirt-

schaftlichnirgendwogut aussehen. Das
istaber zeitlichbegrenzt.Epidemien
sind auchanden Kapitalmärktennicht
neues.Wasneu ist, istdas Ungleichge-
wicht zwischen gesundheitlichenund
wirtschaftlichen Risiken. Manversucht
mit sehr brachialen Mitteln die Infektio-
nen einzudämmen. Das aberbringt er-
hebliche wirtschaftlicheKosten mit sich.
Wenn dasgut geht, istCoronaspätestens
Ende des zweiten Quartalssoweitunter
Kontrolle,dassdie Infektionsraten zu-
rückgehen.

Das heißt fürAnleger jetzt was?
Zähne zusammenbeißen.

Für Zukäufe könnte so mancheraber
vielleicht ja dochakti vwerden.
Absolut.Dabietetsichderzeit die eine
oder andereguteGelegenheit. Damit soll-
te man auchnicht allzu langewarten.

Was könntesich da lohnen?
Die sogenannten Blue-Chips sind be-
stimmt einen Blickwert. Noch besser ist
vermutlichdie In vestition in einengloba-
len Aktienfonds, der inglobalenWachs-
tumsmärkteinvestiert. Aucheuropäische
Dividendentitel habeninden vergange-
nen TagenanAttraktivitätgewonnen.

Ist das Börsenjahr2020 nach dem
schwarzen Montag nochzuretten?
Davongehe ichaus. Icherachte di eKrise
als zeitlichbegrenzt, sie wirdgefolgt sein
vonNachholeffekten. So scheu dasKapi-
talmanchmal auchist,sogierig wirdes,
wenn die wirtschaftlichen Vorzeichen
wieder ins Plus drehen. Alle, die jetztge-
flohen sind,kommen dann auchwieder
zurück.

Das GesprächführteInken Schönauer.

Die Börse


F

otodpa/Bearbeitung

F.A.Z.

„Der Vergleichmit der Finanzkrise istabsurd“


DWS-Fondsmanager KlausKaldemorgenrät nachdem schwarzen Montag dazu, die Zähne zusammenzubeißen


KlausKaldemorgen FotoWolfgang Eilmes

Nach dem schwarzenMontag zu Be-
ginn der Börsenwochezeigte sich
der Dax am Dienstag zunächst
freundlich undstiegwieder über
11 000 Punkte. Doch im Tagesver-
lauf verlor er zunehmend an
Schwung,und am Enderutschteder
Indexsogar abermals insMinus. Er
schlossauf 10 475 Punkten, 1,4 Pro-
zent im Minus. Auchdie amerikani-
schen Börsen verzeichneten imVor-
mittagshandel eher moderateZu-
wächse. Eine echteErholungblieb
aus .Sodrücktenwohl weitereNega-
tivmeldungen zum Coronavirus die
Stimmung. Darüber konnte auch
nicht die Hoffnungauf einKonjunk-
turpaket in Amerikahinweghelfen.
Zudem zeigtesich, dass Saudi-Ara-
bien im Ölpreiskampfmit Russland
vorerstnicht lockerlässt.Der natio-
nale Ölkonzern Saudi Aramcowerde
ab Apriltäglich300 000Barrelmehr
fördern, alsman auf längereZeit
produzierenkönne,kündigteUnter-
nehmenschefAminNasser am
Dienstagan. AuchamÖlmarktkam
die Rallydaraufhinetwasins Sto-
cken. mho.

Undtrotzdem: Aktien


taugen zur Altersvorsorge


sibi. FRANKFURT. Gerade noch
hattedie EuropäischeZentralbankge-
testet,wie sie mit Homeoffice auf
einestärkere Ausbreitung des Coro-
navirusreagierenkann, jetzt wirdes
Ernst:Inder Nacht zum Dienstagmel-
dete die Notenbank,ein erster Mitar-
beiter sei positiv auf das Coronavirus
getestet worden. Nicht nur er selbst
soll jetzt nicht mehr ins Büroim
FrankfurterOstendkommen, auch
100 weiter eEZB-Mitarbeiter,die un-
mittelbarKontakt mit ihm hatten, sol-
len jetztvonzuHause aus arbeiten.
Ähnliches gilt offenbar für Mitar-
beiter,die regelmäßig nachItalien
pendeln, die es bei der EZB auch
gibt.Grundsätzlichgebe es dieAuf-
forderung, nicht in die betroffenen
Regionen zureisen, esgebe einen
„Travelban“, heißt es.Für den EZB-
Rat, dem beispielsweise auchder ita-
lienischeNotenbankgouverneur ange-
hört,gebe es allerdingskeine prinzi-
pielleReisebeschränkung, das liege
im Ermessen der jeweiligenPerso-
nen. Das alles istnicht irrelevant:
Schließlichkommt der EZB-Rat am
Donnerstag zu seiner monatlichen
geldpolitischen Sitzungzusammen
undkönntewichtigeBeschlüssefas-
sen.Für dieneue EZB-Präsidentin
Christine Lagarde isteseine besonde-
re Herausforderung, wie sie auf die
Ausbreitung des Coronavirus rea-
giert,etwamit der Bereitstellungvon
Liquidität oder aber auchgeldpoliti-
sche nMaßnahmen.ZahlreicheStabs-
mitarbeiter dürften deshalb mit der
Ausarbeitung der entsprechenden
Vorschlägebefas st sein–jetztzum
Teil auchimHomeoffice.

Am Endedoch


im Minus


DieKursverluste durchdie Verbreitung desCoronavirus werfen dieFrageauf,


wie viel Schwankung für dieRente akzeptabel ist.VonPhilipp Krohn,Frankfurt


Geldpolitik


im


Homeoffice


Dax 30-Index

Tagesschlusskurse. 10.3. im Tagesverlauf.
Quelle: Bloomberg F.A.Z.-Grafik Heß

inPunktenBörseFrankfurt

10000

11000

12000

13000

14000

15000

30.12.2019 10.3.2020

FRANKFURTER ALLGEMEINEZEITUNG Finanzen MITTWOCH,11. MÄRZ2020·NR.60·SEITE 23

Free download pdf