Frankfurter Allgemeine Zeitung - 11.03.2020

(Greg DeLong) #1
WerimSommer 1990 mit der Eisenbahn
nachLitauengereistist,kam gleichzeitig
in zweiZeitzonen an: ImFahrplanwardie
Ankunftszeit inVilnius nachMoskauer
Zeit ausgewiesen, doch die Bahnhofsuhr
zeigteetwas anderes.Aufihr gehörte Li-
tauen schon zu derZeitzone, in der auch
Finnland und Griechenland liegen. Das
warnicht die einzigeUngleichzeitigkeit,
mit der mankonfrontiertwurde: Manreis-
te mit einem sowjetischenVisum ein, aber
alle Menschen, mit denen man sprach, be-
harrten darauf, dassman nicht in der Sow-
jetunion sei.
Das Land befand sichineinem Schwe-
bezustand, seit Litauen am 11. März
als ersteTeilrepublik der Sowjetunion sei-
ne Unabhängigkeit erklärthatte. Esexis-
tierten parallel zweiStaatsgewalten: Eine
Mehrheit der Polizisten, Staatsanwälte
und Richterverstand sichals Vertrete rder
wiedererrichteten unabhängigen „Repu-
blik Litauen“,während eine Minderheit
weiter die „Litauische Sozialistische Sow-

jetrepublik“ repräsentierenwollte. Erstere
hatten dieUnterstützung der Bevölke-
rung, Letzterehatten ihrenRückhalt in
Moskau und in den im Landste henden
sowjetischenTruppen.Undein Ausweg
aus dieser Lagewar nicht zu erkennen.
Litauenwarnicht die einzigeRepu-
blik, die sich vonder Sowjetunion lösen
wollte.Seit 1988warenauch in Lettland,
Estland, Moldau, Georgienund Arme-
nien Hunderttausende mit derForde-
rung nachstaatlicherSelbständigkeit auf
die Straßengegangen.Unter dem Ein-
druc kdieser Bewegungenverkündeten
scho n1989 mehrereTeilrepubliken in
Parlamentsbeschlü ssen ihre„Souveräni-
tät“: Darin wurdezwardie Zugehörigkeit
zurSowjetunionnicht inFragegestellt,
aberdieRepublikgesetze sollten überde-
nender Unionstehen.

DiesefeinsinnigeUnterscheidung zwi-
schen „Souveränität“ und „Unabhängig-
keit“ warvor allem ein Ergebnis desTak-
tierens der lokalenkommunistischenPar-
teiführungen. Siewollten einerseitsvon
der Popularität der neuenNationalbewe-
gungen profitieren, andererseits aber
auchihreBeziehungen im sowjetischen
Machtzentrum nichtgefährden.Tatsäch-
lichaber ging die Bewegung schon in Rich-
tung einervollständigen Loslösungvon
der Sowjetunion. Dassdie Litauer im
März1990 mit ihrerUnabhängigkeitser-
klärungvorpreschten, hattezweiGründe.
Zumeinen hattedie Parlamentswahl
EndeFebruar einen überwältigenden Sieg
der Unabhängigkeitsbewegung „Sajudis“
gebracht:Vonden 141 Sitzenwarennur
sechs anKandidatengegangen, die nicht
vonihr aufgestellt oder unterstütztwor-
den waren.
Zumanderenwollten die Litauer Ent-
scheidungen in Moskau zuvorkommen.
Dortwurde im Eiltempoeine Verfassungs-
änderungvorangetrieben, die dem sowjeti-
schen Staats- undParteichef Michail Gor-

batschowweitreichende neueVollmach-
tengab –etwadie Verhängung des Aus-
nahmezustands über einzelne Gebiete.Au-
ßerdemstand ein Gesetz auf derTagesord-
nung des Obersten Sowjets, das derForm
nachden Austritt vonRepubliken aus der
Sowjetunionregeln, ihn dem Inhalt nach
aber unmöglichmachen sollte.
Die sowjetischeFührung reagierte zu-
nächstzögerlich.Nachdem das litauische
Parlament ein Ultimatum des Staats- und
ParteichefsGorbatschowverstreichen las-
sen hatte, seinen Beschlusszurückzuneh-
men,geschah einigeTagewenig. Seine
Lagewar nicht einfach: Einerseits hätte
eine zu harte Reaktionwomöglicheine
Front der Solidaritätgegenihn geschaffen
–zumal auchinRussland dieForderung
nach„Souveränität“vonder Sowjetunion
populär war. Zum anderen aber hätte
Nachgiebigkeitgegenüber Litauen mit Si-
cherheit zu einer raschen Serieweiterer
Unabhängigkeitserklärungengeführt.
Ab MitteApril versuchte Gorbatschow,
die Litauer mit einerWirtschaftsblockade
in die Knie zu zwingen: Alle Gas- und Öl-

lieferungen an dieRepublik wurden einge-
stellt.DassLitauen das nicht langedurch-
haltenkonnte,warklar.Die Rolle desWes-
tens in dieser Situationwarzwiespältig:
Sowohl dieVereinigtenStaaten als auch
die Europäer betonten zwar das prinzipiel-
le Selbstbestimmungsrecht der Litauer.
PraktischeUnter stützunggewährtensie ih-
nen aber nicht–imGegenteil: Ihnen lag
daran, dassGorbatschowsohnehin schon
schwierigeLagenicht nochschwieriger
würde. Erwarihr Partner in denVerhand-
lungen über die deutscheWiedervereini-
gung und in den Gesprächen über dieRüs-
tungskontrolle. ImWesten fürchtete man,
die halsstarrigenLitauerkönnten diege-
samteRefor mpolitik in der Sowjetunion
gefährden. Bundeskanzler Helmut Kohl
und Frankreichs PräsidentFrançoisMitte-
rand fordertenden litauischenParl aments-
präsidentenVytautas Landsbergis in ei-
nemgemeinsamen Brief zurRücknahme
der Unabhängigkeitserklärung auf. An-
ders, als die heutigerussischeFührung be-
hauptet, hat derWesten die Auflösung der
Sowjetunion nicht vorangetrieben, son-
dernimGegenteilversucht, dieZentral-
macht zustützen.
Mit derForderung nacheiner friedli-
chen Lösung erreichte derWesten aber im-
merhin,dassGorbatschowvonseinerWei-
gerung abrückte, nicht mit der litauischen
Führung zureden.Das Ergebnis dieser Ge-
sprächewar, dassdas litauische Parlament
Ende Juni 1990 dieUnabhängigkeitserklä-
rung für hundertTageaussetzte, in denen
Verhandlungen über eine Lösung desKon-
flikts stattfinden sollten. Moskau hob dar-
aufhindie Wirtschaftsblockade auf. Doch
zu ernsthaften Gesprächenkamesnicht.
Im Januar 1991versuchten sowjetische
Truppen, dieUnabhängigkeitsbewegung
gewaltsam niederzuschlagen. Sie scheiter-
tenammassenhaftengewaltfreienWider-
stand der Litauer–und an Demonstratio-
nen in Moskau undst.Petersburg, die zu
den größten derPerestrojka-Jahrezähl-
ten. Der Schwebezustand, der im März
1990 begonnen hatte, dauerte in Litauen
an, bis der PutschsowjetischerReaktionä-
re in Moskau imAugust1991 und die Ge-
genwehr derRussen der Sowjetunion den
Todesstoß versetzten.

1990
WEGMARKEN DER GESCHICHTE

E

ines mussman Wladimir Pu-
tin lassen: Im Ergebnis istdie
Lösung ehrlich, die er für sein
Problemgefunden hat, dasserlaut
der nochgeltendenVerfassung zur
nächstenPräsidentenwahl 2024 nicht
mehr antreten durfte. Er bleibt ein-
fach Präsident.Der Wegdahinwar
freilicheine große Farce, die bloßge-
legt hat, wiePolitik inRussland funk-
tioniert. An derAusarbeitung derVer-
fassungsänderungen warenweder
die dafür eingesetzteArbeitsgruppe
nochdas Parlament wirklichbetei-
ligt.Sie warennur Schauspieler in
der theatralisiertenImitation einer
Debatte, dievorallemvonden vielfäl-
tigen, mitunter wilden Spekulationen
darüber lebte,welcher Punkt in den
widersprüchlichen und unklaren Ent-
würfennun Putin die Macht sichern
sollte.
Das Schauspiel warnötig, weil
eine offenvorgetragene einsame Ent-
scheidung Putins diegleicheReakti-
on hättehervorrufenkönnen wie bei
seinerRückkehr in den Kreml 2012:
Proteste.Die Begründung dafür,war-
um Putin im Amt bleiben soll, zeigt
freilich, wie fragil seinRusslandtat-
sächlich ist. DessenStabilität hängt
nichtvomFunktionierenstaatlicher
Institutionen ab, für deren Leeredie
Rolle der Duma in dieser Debatteein
Sinnbild ist, sondernvon informellen
und intransparenten Machtverhältnis-
sen. Putin istihr Garant–und nicht
der derVerfassung, wie er selbstsagt.
Indirekt hat er es selbsteingestan-
den: Irgendwannwerdedie Macht in
Russland nicht mehr so personifiziert
sein, aber nochsei dieZeit dafür
nichtreif.


Dauerpräsident Putin


VonReinhardVeser

E

sist erst gut einen Monather,da
erschiendie Welt der Linken in
rosarotem Glanz. In Thüringen
hatten sichCDU und FDP so
gründlichblamiert, dassdie Linkspartei
als Retterin der Demokratievordrohen-
dem Höcke-Faschismus samt dessen bür-
gerlichen angeblichen Hilfstruppen auf-
trat .Und BodoRamelow, der schnöde
ums AmtgebrachteMinisterpräsidentder
Herzen, erschien vielen als lupenreiner So-
zialdemokrat, den nur die Laune des
Schicksals in diePartei vomlinkenRand
gespült hatte. Er und dieganze Partei ge-
rierten sichals Garant dafür,dassin
Deutschland unseligeZeiten nicht wieder
anbrechen würden. Selbstein auf denBo-
den geworfener Blumenstrauß wurde zur
heroischen antifaschistischen Tatgekürt.
Der Coupder AfD und seineFolgen
führten dazu,dassdie LinkeinThüringen
in einerUmfrag e40ProzentZustimmung
erreichte, einenTraumwert,der selbstdie
CSU in Bayern erblassen ließ.Bundesweit
kletterte die Linkeauf dieZehn-Prozent-
Marke.Zusammenmit den Grünen und ei-
ner leicht erholten SPD hätteGrün-Rot-
Rotsogar wieder eine Mehrheit,solltees
baldBundestagswahlengeben.
Dochauf die Linkeist Verlass, wenn es
darumgeht, eigene ErfolgeinWindeseile
zunichtezumachen. Hattesie sichinEr-
furtals Partei der Pragmatikerdargestellt,
so zeigtesie auf der Strategiekonferenz in
Kassel voranderthalbWochen ihr ande-
resGesicht. Dorthatten sichvor allem
Mitgliederder „Bewegungslinken“, der
„Antikapitalistischen Linken“, der „Kom-
munistischen Plattform“ und anderelinks-
radikale Sektiererversammelt.Auchdie

ParteichefsKatja Kipping und Bernd Rie-
xingerwarenerschienen, die sichinden
innerparteilichen Machtkämpfen auchauf
diese Bataillonestützen. Riexinger zeigte
sich„begeistert“ überdie „klugenKöpfe“,
die auf derKonferenz so eifrigstrategisch
debattierten.
Dochdann wurde über die sozialen Me-
dien die Szeneverbreitet, in der eineTeil-
nehmerin davonspricht, dass„ein Prozent
der Reichen“ nacheinerRevolution er-
schossenwerde. UndRiexinger machtesei-
ne Bemerkung, man mögesie dochlieber
der „nützlichen Arbeit“, also der Zwangs-
arbeit,zuführen. Im Laufeder nächsten
Tage wurden immermehr krude Beiträge
aus derKonferenz bekannt,etwa der Auf-
tritt eines Genossen der„Antikapitalisti-
schen Linken“, der Bundestag sei nur gut
dafür,„Staatsknete“und „Informationen
aus demStaatsapparat“ abzuziehen und al-
les an die „Bewegungen“weiterzuleiten.
Die Fraktionsvorsitzenden im Bundestag,
Dietmar Bartschund AmiraMohamed
Ali, distanziertensichalsbaldvonRiexin-
ger, um das Schlimmstezuverhindern.
Derweil er statteten achtAbgeordnete
derLinksfraktion Anzeigegegen dieKanz-
lerinwegenVerdachts der „Beihilfezum
Mord“ am iranischen General Qassem So-
leimani. Merkelsoll demnach schuld an
dessenTötungsein, weil der Drohnen-An-

griffder amerikanischenTruppen angeb-
lichüber denLuftwaffenstützpunktRam-
stein in Rheinland-Pfalz gelaufen sei. Die
Bundesregierung hättedas nach dieser
Version unterbinden müssen. Diesmaldis-
tanziertensichPartei- undFraktionsspit-
ze vonden Abgeordneten, die ihreKlage
ohneAbsprache erstattet hatten.
Undobesdamit anVerwerfungen nicht
genüge, machteamWochenende wieder
SahraWagenknechtvonsichreden.Essei
garkeinegute Idee, angesichts der Flücht-
lingssituationander türkisch-grie-
chischen Grenze jetzt die Außengrenze
der EU zu öffnen, sagtesie imFernsehen.
EntsprechendeVorschlägeder Grünen sei-
en „wohlfeil“ und „unehrlich“.Unehrlich
warallerdingsWagenknecht, denn die
Grünen-Spitze hattedie Aufnahmevon
Kontingenten, aber nicht die Öffnung der
Grenzegefordert. Das willhingegenWa-
genknechts eigenePartei, mit der sie in
der Flüchtlingspolitikschon langeüber
Kreuz liegt.Die „völlige Kontrolllosig-
keit“ des Jahres 2015dürfe sichnicht wie-
derholen, sonststärke das nur die AfD, so
Wagenknecht–eine nicht ungewöhnliche
Einschätzung,die aber vieleLinken-Mit-
glieder durch den Gleichklang mitUni-
ons-Forderungen rasend macht.
Das allesvollziehtsichvor dem Hinter-
grund einer ungeklärtenFührungsfrage

der Linken. Im Juni soll der Bundespartei-
tag eine neueParteispitzewählen.Sowohl
Katja Kipping als auchBernd Riexinger
sondieren, ob es nocheinmal für eine
Mehrheit reicht. Die ChancenvonRiexin-
gersind nachder Konferenz inKassel ge-
sunken; am Dienstagforderte die Linken-
Fraktion in Schwerin ihn auf,nicht wieder
zu kandidieren. AuchKippingwirbt für
sich, unter anderem mit einem Buch über
„Neue linkeMehrheiten“. Viele in derPar-
teimeinenjed och, dassdie Zeit der bei-
den nachachtJahren an der Spitze abge-
laufensei. Dochbisher hat sichkeiner der
möglichen Anwärter aus der Deckung ge-
traut,etwaSusanne Hennig-Wellsowaus
Thüringen oder JanineWissler aus Hes-
sen,die allerdings den Makel hat,zur
Trotzkistengruppe Marx21 zugehören.
Derwohl härteste der vielen Schläge,
unter denen die Linkederzeit leidet,kam
EndevergangenerWocheaber vondem
Mann, dem sie ihrengrößten Erfolg zuver-
dankenhat.Ministerpräsident BodoRa-
melowbekannte, dasserden AfD-Kandi-
daten MichaelKaufmann mit zumVize-
präsidenten des Thüringer Landtags ge-
wählt hat te.Kaufmannwarmit einerStim-
me Mehrheit gewählt worden. Ramelow,
der nachseinerWahl dem AfD-Fraktions-
chef BjörnHöcke den Handschlagverwei-
gert hatte,begründete seinVotum damit,
dassdie AfD andernfallsdie Benennung
vonKandidaten für den Richterwahlaus-
schussverhinderthätte.Reihenweise dis-
tanziertensichführende Linken-Politiker
vonihremStar, der denscheinbar unum-
stößlichen Grundsatz „KeineStimme für
die AfD“ ohnegrößereNot missachtet hat-
te.Esheißt,Ramelowhabe mit seinem
Manöver der Linken die „Glaubwürdig-
keit“ genommen.

E

rst warder türkischePräsi-
dent Erdoganbei Putin,woer
erleben musste, wasesheißt,
sichmilitärischübernommenzuha-
ben. Dann lud er sich selbstnachBrüs-
sel ein, und auchdortwurden ihmkei-
ne Rosen gestreut.Ein Erfolg warsei-
ne Taktik nicht, an der türkisch-grie-
chischen Grenze eine neue Flücht-
lingskrise zu inszenieren, um so die
Europäergefügig zu machen und zu
größerer Unterstützung des türki-
schenVorgehensinSyrien zu bewe-
gen. Dochdie Europäer haben sich
nicht erpressen lassen–gut so.
Eine andereSache istes, das 2016
geschlossene Flüchtlingsabkommen
mit derTürkei zu überprüfenund ge-
gebenenfallsanzupassen.Ja, dieTür-
keiträgteine große Lastund nimmt
den europäischenLändernviel ab.
Dasssie dafür eine ArtEntschädi-
gungverlangt, liegt in derNatur der
Sache.UndGeld fließt ja in Projekte
in derTürkei zurVersorgung syri-
scher Flüchtlinge. Dassdie in Aus-
sicht gestellteVisa-Liberalisierung
nichtgewährtworden ist, hängt auch
an der inneren Entwicklung in der
Türkei, hin zu einem autoritärregier-
tenStaat.Dassdie EU (so wie die
Nato)jetzt nicht begeistertist,Erdo-
ganaus dersyrischen Patsche zu hel-
fen, is tzudem nichtverwunderlich:
Ankarahat bislangkeinerlei Interesse
an Konsultationen undKoordination
gehabt.Wenn es alsozu einemTref-
fenErdogans mit Merkelund Macron
in derkommendenWocheinIstanbul
kommt, gibt esviel zu besprechen. Ei-
nes mussklar sein:UnterPartnern
darfeskeineErpressung geben.


Dassdie Corona-Krise auchden deut-
schenFußballerfa ssen würde,war
vorhersehbar. Die Auswirkungenkön-
nen der Bundesligafinanziellscha-
den. So musssichChristian Seifert,
Geschäftsführer der DeutschenFuß-
ball-Liga(DFL),die alle36Profiklubs
der beiden höchstenSpielklassenre-
präsentiert, auf neuemTerrain als Kri-
senmanager beweisen.Wiekann die
Saisonweiterlaufen? MüssenPartien
abgesagtwerden?Finden nun soge-
nannteGeisterspiele ohne Zuschauer
statt? Nicht jedemhat gefallen, dass
der 50 JahrealteNordbadener,der
eher alskühl und hartkalkulierend
gilt, betont hat, dassdie Klubs trotzVi-
rus-Epidemieamliebsten mit Zu-
schauerninden Stadienweiterspielen
wollten. ZwarstellteSeifer tzugleich
fest,dassdies vonBehörden entschie-
den werde, dochfehlte manch einem
in dieserReaktion Empathie für die
gefühlteNotlage, dassder Fußball
jetztvonsichaus aufvolle Stadien
und Geldverzichten sollte.
Aufder anderen Seiteist Seifertvor
allem dafür da, diekommerziellenIn-
teressen der Bundesligaund dasweite-
re Wachstum zu sichern.Vor15Jah-
renkam er nachStationen bei Medien-
unternehmen in dieexponiertePositi-
on. AlsFußballfremder,was in der
vonalten Männerbünden beherrsch-
tenBranche zuerst mit Unglauben auf-
genommen wurde.
Damalsnachder Kirch-Pleite war
nicht klar,welche Entwicklung die
Bundesligafinanziell nehmenwürde.
Mit Struktur,Strategie und hohen Er-
wartungen an das eigene Personal
formte Seifert eine Organisation, die
er heuteselbstbewusst als das „inter-
nationalste deutsche Medienunter-
nehmen“ bezeichnet. Die DFLver-
fügt überTochterunternehmen,pro-
duziert die Bilder der Bundesliga
selbst, handelt in derganzenWelt mit
den Rechten, verkauftReisen,veran-
staltet eine Messe, betreibt Büros im
Ausland, beteiligtsichals In vestor an
Start-up-Unternehmen und unterhält
eineStiftung. Die Klubs habenviel Re-
spektvorSeifert,weil er ihnen mehr
als ein Drittel ihres Budgetsorgani-
siert. Der DFL-Chef dirigiertdie Ver-
marktung der Medienrechte –das
wichtigsteStandbein der Bundesliga.
Im Maifindetdie nächsteAuktion
statt.Zuletztstiegen die Preise noch
mal um 80 Prozent.Insgesamt spielt
die Ligaderzeitjedes Jahr 1,4 Milliar-
den Euro ein. Das istSeifertsgrößtes
Pfund.
Ein Fußballkumpel isterdeshalb
nicht. Der schlagfertigeFamilienvater
lässt sichwährend der Saisonkaum in
den Logen derStadien blicken, was
ihm auchunter Vereinsvertreternden
Rufeingebracht hat,unnahbar zu
sein. Es istseine Schwäche, aber zu-
gleicheine Stärke.Seifer tverhindert
so, in denVerdacht desKungelns zu
geraten, wasindieser Branche
schnell passiert. Echte fußballerische
Qualitätenhat er zu bieten: Als Gast
im ZDF-Sportstudioversenkte Seifert
mit Anzugschuhen einmal vier Bälle
in derTorwand. MICHAELASHELM

Nicht erpressen lassen!


VonKlaus-DieterFrankenberger

Sichselbstder größteFeind


ChristianSEIFERT Fotodpa

Rausaus der Sowjetunion:Demonstration in Litauen Anfang 1990 FotoAFP

Kalkuliert


hart


Zwischen zwei Welten


LitauensUnabhängigkeitserklärung, derWesten und das Ende der Sowjetunion/Von Reinhar dVeser


Schießen,streiten, AfDwählen: Die


Linkezerstörtihren eigenen Erfolg.


VonMarkusWehner,Berlin


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