ZEITUNGFÜR DEUTSCHLAND
Freitag, 13. März2020·Nr.62/11 D2 HERAUSGEGEBENVONGERALD BRAUNBERGER,WERNER D’INKA, JÜRGENKAUBE,BERTHOLDKOHLER 3,00€D295 4AF. A.Z. im Internet:faz.net
sat.WASHINGTON.Nacheinemtödli-
chen Raketenangriffauf internationale
Truppen im IrakweistWashington Iran
die Schuld zu.Nurdie proiranische Grup-
pe „Kata’eb Hizbollah“ habe bisher sol-
cheAngriffeausgeübt, sagteGeneralKen-
neth McKenzie, der Kommandeur der
amerikanischenStreitkräfte im Mittleren
Osten, am Donnerstag imKongress.Bei
dem Angriff aufden StützpunktTadschi
nördlichvon BagdadwarenamMittwoch
drei Soldaten der Allianzgegendie Terror-
organisation „IslamischerStaat“getötet
und zwölfweiter everletztworden. Zwei
der Getötete nwaren Amerikaner,einer
warBrite.ZuJahresbeginnhatteder ame-
rikanische Präsident DonaldTrumpTehe-
ranmit Vergeltungsschlägengedroht,soll-
te das Regime AmerikanernSchaden zu-
fügen.
bub./mwe.BERLIN.Der rechtsnationale
„Flügel“ der AfD wirdvom Verfassungs-
schutz ab sofortals „extremistische Be-
strebung“ eingestuft. DieStrömung, die
vonden AfD-PolitikernBjörnHöcke und
AndreasKalbitzgeführtwird, kann mit
demgesamten Instrumentarium nachrich-
tendienstlicher Mittel beobachtet wer-
den. Höcke und Kalbitz, dieFraktionsvor-
sitzende der AfD in Thüringen und Bran-
denburgsind, seien „Rechtsextremisten“,
sagteThomasHaldenwang, der Präsident
des Bundesamtes fürVerfassungsschutz,
am Donnerstag in Berlin.
Zuvorwar der „Flügel“ schon im Janu-
ar 2019 als„Verdachtsfall“ eingestuftwor-
den. In Thüringenstufte der Landesver-
fassungsschutz den AfD-Landesverband
vomPrüf- zumVerdachtsfall hoch,wasbe-
reits den Einsatz nachrichtendienstlicher
Mittel ingeringeremUmfang zulässt.Der
„Flügel“ wirdvom Bundesverfassungs-
schutz aufrund 7000Personengeschätzt,
waseinemFünftelder 35 000 AfD-Mit-
glieder entspricht.Erhabe einen „signifi-
kanten Bedeutungszuwachs“ in der AfD
erfahren und seineStrukturenverfestigt,
sagteHaldenwang.
„Wenn sichdie Spielarten desExtremis-
mus erweitern, dann erweiter nwir auch
unseren Beobachtungsradius“, sagteder
Verfassungsschutzpräsident. Die bisheri-
genAnhaltspunktehätten sichinden ver-
gangenen Monatenzur Gewissheitver-
dichte t. Haldenwang attestierte dem „Flü-
gel“ Verstöße gegenprägendeMerkmale
der freiheitlichen demokratischenGrund-
ordnung, Menschenwürde, Demokratie
und Rechtsstaatlichkeit.Wer als „Flügel“
-Anhänger im öffentlichen Dienstbe-
schäftigt sei,werde„zukünftig ein Pro-
blem mit seiner Dienststelle bekommen“.
Der „Flügel“kennt keine offizielle Mit-
gliedschaft, dominiert aber die ostdeut-
schen Landesverbände der AfD. Er gilt
als strafforganisiertund machtgezielt
Personalpolitik in derPartei.
Die AfD-Spitze reagierte zunächst
nicht auf die neue Einstufung. Eine ange-
kündigteStellungnahme desParteivorsit-
zendenTino Chrupallaund desFraktions-
vorsitzenden Alexander Gauland wurde
gestrichen. Der Leiter der Arbeitsgruppe
Verfassungsschutz der AfD, der Bundes-
tagsabgeordnete Roland Hartwig,kündig-
te später eine Klagegegen die Einstufung
an. EinVerfassungsschutz,der „rechts-
widrig eine demokratische Oppositions-
parteiangreiftund diffamiert, stellt
selbsteine Gefahr für die Verfassung
dar“, so Hartwig.
Der „Flügel“könneselbstdazu beitra-
gen, die„Absurdität der Beobachtung“
zu beenden,„indemerseineStrukturen
undseine politische Arbeit in derPartei
offenlegt“, sagtehingegender Berliner
AfD-FraktionsvorsitzendeGeorgPaz-
derski dieserZeitung. Dazugehöre, dass
der „Flügel“offenlege,wer zu ihmge-
hört.Soschütze er „die Masse der AfD-
Mitglieder,die mit dem Flügel nichtszu
tun haben,vorder Bespitzelung durch
den Geheimdienst“.
DerPräsident desZentralrats derJu-
deninDeutschland,JosefSchuster, be-
grüßtedie Entscheidung desVerfassungs-
schutzes. Es sei längst klar,dassvom
„Flügel“derAfD „einemassiveGefahr
für unsereDemokratie und unsere offene
undpluralistische Gesellschaft ausgeht“,
so Schuster.Der Grünen-VorsitzendeRo-
bertHabeckforde rte, „diegesamteAfD
als Verdachtsfall“einzustufen“. (Siehe
Seit e4.)
D
as Bundesamt für Verfas-
sungsschutz lässt Mildewal-
ten. Länger schon als ein Jahr
beobachtet es den „Flügel“ der AfD
und deren Jugendorganisation„Junge
Alternative“, länger als ein Jahr
„prüft“ es auchdie Gesamtpartei
schon auf deren Verfassungstreue.
Das hat der AfDreichlichZeit gege-
ben, ihrVerhältnis zum Extremismus
zu klären. Die AfD hatetwasanderes
getan. Sie hat dieVerfassungstreue
desVerfassungsschutzes in Zweifelge-
zogen, ihn als plumpesKampfmittel
des „Machtkartells“ der Bundesrepu-
blik diskreditiert. Das istdas gute
Rechtder Partei –die Linksparteihat
es nicht andersgemacht.Eine Entkräf-
tung derVorwürfe istesaber nicht.
Schwierig wurde die Sache für das
Bundesamt dadurch,dassdie AfD auf
die Prüfung mit einer Methoderea-
gierte,die sie eigentlichimmerver-
dammthat: mit politischerKorrekt-
heit.Die Partei wurdevonoben bis un-
tendazu angewiesen,ein Vokabular
zu pflegen, das denVerfassungshü-
tern keine Anhaltspunktebietet.
Noch am Vorabend der Mitteilung
vomMittwochlegten Scharfmacher
wie BjörnHöcke und Hans-Thomas
Tillschneider–der eineFührer des
„Flügels“, der andereein Islamfeind,
wie er im Buchesteht –eiserne Schwü-
reab, es sei alles nicht sogemeint,
wassie an Menschenverachtung je
vonsich gege ben hatten.Fürden Ver-
fassungsschutz ergibt sichdaraus je-
weils dieFrage, wie Einzelmeinungen
tatsächlichzubewertensind –und ob
sie derPartei als Ganzer zugeordnet
werden können.
Um rechtlichauf der sicheren Seite
zu sein, beließ es das Bundesamt da-
bei, seine EntscheidungvomJanuar
2019 zu bekräftigen, aber nicht drama-
tischauszuweiten. Die AfD giltweiter
als Prüffall, nur der „Flügel“ wirdals
„erwiesenextremistisch“ eingestuft.
Thomas Haldenwang, der Präsident
des Bundesamts, bezeichnete deren
Anführer, Höckeund Andreas Kal-
bitz, beides immerhinFraktionsvorsit-
zende in Landesparlamenten, als
„Rechtsextremisten“. Wieist aber
dann die Beteuerung desFraktions-
vorsitzenden im BundestagAlex-
ander Gauland zu bewerten, die bei-
den seien nichtetwa Radikale, son-
dernstünden in der „Mitteder Par-
tei“? Wielässt sichder „Flügel“ über-
hauptorganisatorischabgrenzen?
Der Verfassungsschutzgeht derFra-
ge aus demWeg. Er tut so, als sei die
Mitgliedschaftim„Flügel“ klar umris-
sen. Das wirktkonstruiert,weil der
„Flügel“ Mitglieder docheigentlich
nicht hat–erversteht sich als Samm-
lungsbewegung,eben als Flügel. Er ist
das Produkt einerStrategie, die dazu
führen sollte, dassdie AfDFett an-
setzt :Ohne dieradikalen Krakeeler
und die „Kyffhäuser“-Propaganda
wäre sie zumindestinOstdeutschland
nie zu ihrerStärke gekommen. Den
„Flügel“ abzusondern, schützt den
Verfassungsschutz jetzt davor, die gan-
ze Partei zu beobachten. Das mag
rechtlich der sichereWeg sein, poli-
tischist es aber inkonsequent.
Da derFall vordem Bundesverfas-
sungsgericht landen könnte, istes
gleichwohlratsam, sichfür die sichere
Seitezuentscheiden. Das bewahrt
den Verfassungsschutz vordem Ver-
dacht, sich als politisches Instrument
missbrauchen zu lassen. Die AfD wird
sichentscheiden müssen: Schürtsie
diesenVerdachtweiter nachKräften
und damit das Misstrauen gegenden
Verfassungsschutz(bei eine rNiederla-
ge in Karlsruhe: auchgegen das Bun-
desverfassungsgericht)?Oder trennt
sie sichvom„Flügel“?Aber wasbleibt
dann nochvon ihr übrig? Die Ant-
wort steht schon seit längererZeit
fest:nicht mehr viel.
F.A.Z.FRANKFURT. Nach dem „Schwar-
zen Montag“ sind die Börsen am Donners-
tagimZusammenhang mit der Corona-
Pandemie abermals eingebrochen. Der
deutsche LeitindexDax verlor zeitweise
zwölf Prozent undrutschteauf etwa 9100
Punkte.Auch an derWall Street gabes
Kursverluste.Selbst die Krisenmaßnah-
men der Europäischen Zentralbankkonn-
tendie Situation an denFinanzmärkten
nicht beruhigen. Die EZBkündigteNotkre-
ditean, dievorallem kleineren und mittle-
renUnternehmen durch die Corona-Krise
helfen sollen.Zudem will die EZB ihreAn-
leihekäufeum120 Milliarden Euro bis Jah-
resende ausweiten. „DieVolkswirtschaf-
tendes Euroraums sind mit einem massi-
venSchockkonfrontiert“, sagteEZB-Präsi-
dentin Christine Lagarde nachder Sitzung
des EZB-Rates am Donnerstag inFrank-
furt. Die Geldpolitik nutzealle ihr zurVer-
fügungstehenden Instrumente, um dieFol-
gender Krise abzufedern, sagteLagarde.
Notwendig seien abervorallem entschlos-
sene Entscheidungen der Fiskalpolitik:
„Alle Regierungen müssen an Deck sein
und bereit zu handeln.“ Der Leitzinswur-
de bei null Prozent belassen.Bundesbank-
präsident JensWeidmannwarntimGe-
sprächmit dieserZeitungvorzugroßen
Erwartungen an die Notenbanken imZu-
sammenhang mit der Corona-Krise. Gefor-
dertsei nun dieFinanzpolitik. Dabei solle
nicht dogmatisch über die Schwarze Nulle
gestritten werden.
Die europäische Infektionsschutzbehör-
de hat am Donnerstag davorgewarnt, dass
es inKürzeinweiteren EU-Staatenund
demVereinigtenKönigreich zu einernatio-
nalen Corona-Epidemiekommenkönne,
die das Gesundheitswesen „handlungsun-
fähig macht“. Gemäß einer neuenGefah-
reneinschätzung der EU-Behörde istdies
wahrscheinlichschon „inwenigenWo-
chen oder sogarTagen“ derFall; die Lage
veränderesich„sehr schnell“. Die Behör-
de stufte das Risiko, dassnationale Ge-
sundheitssysteme überlastetwerden und
sichmedizinisches Personal selbstinfi-
ziert, als hochein. Die Mitgliedstaaten
müssten nun dringendvonder bisherigen
Strategie, dasViruseinzudämmen, zu ei-
ner Strategieübergehen, die dessenAus-
breitungverzöger t. In diesemZusammen-
hangwerden Maßnahmen sozialer Ent-
flechtungempfohlen, etwa die Absage
sämtlicher Großveranstaltungen, der
Übergang zuTelearbeit, die Schließung
vonSchulen und dieAbriegelungvonGe-
meinden mit hoher Anstec kungsrate.
Derweil wiesen die Präsidenten von
EU-Kommissionund Rat, Ursulavonder
Leyenund Charles Michel, in scharfer
Form die vonPräsidentTrumpverhängte
Einreisesperre gegenalle 26 Länder des
Schengen-Raums zurück. „Das Corona-
virus isteine globale Krise, die sichnicht
auf einenKontinent beschränkt und die
Zusammenarbeit erfordertstatt einsei-
tiger Handlungen“,teilten beide mit.Sie
beklagten sichdarüber, dassTrump sie vor
seiner Entscheidung nicht konsultiert
habe. Betroffensind vondem Ein-
reisestopp alle „Fremden“, die in den
vergangenen zweiWochen im Schengen-
Raum waren; ausgenommensind Ameri-
kaner,ihredirekten Angehörigen,rec ht-
mäßige Einwohner derVereinigtenStaa-
tenund Diplomaten. DasVerbottritt in
der Nachtvon Freitag auf Samstagin
Kraf t. AufUnverständnisstieß in Brüssel,
dass Trumpdas Vereinigte Königreichaus-
nahm.
Bundespräsident Frank-Walter Stein-
meier äußerte am Donnerstag, errec hne
mit einem Anstieg derZahl vonCorona-In-
fizierten. „Nachallem,waswir heutewis-
sen, stehen wir nochamAnfang einer sehr
erns tzunehmenden Entwicklung.“ Die
Dauer der Krise sei nochnicht absehbar.
„Für denStaat, dieWirtschaftund die
Menschen in unserem Land, aber auchfür
unsereeuropäischen Nachbarnund welt-
weit is tdas eine ungewöhnliche Herausfor-
derung“, äußerte der Bundespräsident in
einer Mitteilung.InBaden-Württemberg
istschon am 4. Märzein 67 Jahrealter
Manngestorben, der mit dem Coronavirus
infiziertwar.InBayernstarb ein 80 Jahre
alter Mann in derNachtzum Donnerstag
nacheiner Infektion mit dem Coronavi-
rus. Er hatteVorerkrankungen.
Nach Treffender Ministerpräsidenten
und auchder Kultusministerzeichneten
sichamDonnerstag umfassende Schul-
schließungen ab. Die Ministerpräsidenten
trafen sichbei ihrerregulärenZusammen-
kunftinBerlin amNachmittag wie üblich
mit Bundeskanzlerin Angela Merkel
(CDU).Auch bei dieserZusammenkunft
stand derUmgang mit der Corona-Pande-
mie im Mittelpunkt. Die CDU hat be-
schlossen, den für den 25. April in Berlin
geplantenParteitag zuverschieben, auf
dem ein neuerParteivorsitzendergewählt
werden sollte.
Das Coronavirus trifft derweil auchdie
militärischen Verbände der Nato: Das
Hauptquartier des amerikanischen Heeres
in Europa bestätigte,dasssich der Ober-
kommandierende, Generalleutnant Chris-
topher Cavoli, in freiwillige Quarantäne
begeben habe. (Siehe Seiten2und 3,
Deutschlandund dieWelt, Wirtschaft,Sei-
ten15und23sowieSport.)
S
pätestens nacheinemweiteren
schlimmenTagander Börse
steht fest:Die Geldpolitik
kann den aus demVirusentstehen-
den wirtschaftlichen Schaden einzu-
grenzenversuchen, aber sie istallein
nicht in der Lage, denSturzder Wirt-
schaftineine Rezession zuverhin-
dern. Das hat auchdie Europäische
Zentralbank erkannt, die mit ihren
BeschlüssenvomDonnerstag einen
wichtigen und willkommenen Bei-
trag leistet, die Geschäftsbankenvor
Liquiditätsnötenzubewahren.Aber
die EZBverzicht eteaus guten Grün-
denauf weiter eSenkungen ihrer Leit-
zinsen, die imgegenwärtigenUmfeld
den ohnehin unter Druckstehenden
Geschäftsbanken eher schaden als
nützen würden.Auch die Finanzpoli-
tik kann derzeitkaum mehr tun, als
die Liquiditätslageder Unternehmen
durch einen erleichtertenZugang
zumKurzarbeitergeld und durch Li-
quiditätshilfen zu lindern.
Alle herkömmlichenVersuche, die
Kaufkraftder Menschen zustärken,
scheiternander außergewöhnlichen
Artder Herausforderung:Wenn die
Menschen aus Gesundheitsgründen
zu Hause bleiben sollen, hätteeswe-
nig Sinn, sie mitKaufanreizen in die
Geschäfte,Restaurants und Flugzeu-
ge lockenzuwollen. Mit dieser Er-
kenntnis tun sichviele Teilnehmer an
denFinanzmärkten schwer,die nun
die EZB heftig kritisieren. Sie hatten
sichinden vergangenen Jahren an
den Gedankengewöhnt,die Geldpoli-
tik könne alle ernsthaftenwirtschaft-
lichen Schwierigkeiten bekämpfen.
Das warimmer eine abwegigeVorstel-
lung. Umso schmerzhafter istnun
das Erwachen.
Dies istohnehin nicht in erster Li-
nie dieStunde der Ökonomen und
der Wirtschaftspolitiker,sonderndie
Stunde der sichzum Teil aufopfern-
den Ärzteund Krankenschwestern so-
wie der Gesundheitspolitiker.Die
Lehreaus China lautet,dassvor einer
Erholung derWir tschaftund der Bör-
senkurse zunächstdie Ausbreitung
des Virusaufgehaltenwerden muss.
Die dafür notwendigen Maßnahmen
wie Beschränkungen des Flugver-
kehrs, die SchließungvonGeschäf-
tenund dieAbsagevon Kultur-und
Sportereignissen tragen zwar zu dem
wahrscheinlichenFall derWirtschaft
in dieRezession bei, aber sie sind im
Interesse der Menschen dennochun-
erlässlich. Seriöse Prognosen über
die weitereWirtschaftsentwicklung
sind derzeit nicht möglich. Sokann
nicht ausgeschlossen werden, dass
sichnach einer erfolgreichen Be-
kämpfung desVirusWirtschaftund
Börsen schnell wieder erholenwer-
den.
Bis dahin gilt es aus ökonomischer
Sichtvorallem, die Banken gegen
eventuelle Risiken abzuschirmen.
Vorgut zehn Jahren führte eine die
Banken schwer erschütterndeFinanz-
krise in eine anschließendeRezessi-
on. Nach allen Erfahrungen sind sol-
cheKombinationen aus Finanzkrise
und Wirtschaftskrise auchfür dasVer-
trauen der Menschen in diePolitik
verheerend. Heute mussunbedingt
verhindertwerden, dasssichaus ei-
ner Wirtschaftskrise eineFinanzkri-
se entwickelt.Die starkfallenden Ak-
tienkurse der Bankenstehen für ein
latentes Misstrauen der Börse in die
Gesundheit der Geldhäuser.Hier
sindZentralbanken,Aufsichtsbehör-
den und Regierungen aufgefordert,
für Vertrauen zu sorgen. Die EZB hat
heuteeinen Beitraggeleistet; ob er
ausreicht, musssichzeigen. DieUnsi-
cherheit über die weitereAusbrei-
tung desVirusund dieUnsicherheit
über die weitere Entwicklung der
Wirtschaftwerden auchweiter auf
der Börse lasten.
Abwärts:Der Dax sinkt am Donnerstag deutlichunter die Markevon10000 Punkten. FotoWolf gang Eilmes
F.A.Z. BERLIN.Der FDP-Politiker Burk-
hardHirsc hist am Mittwoch im Altervon
89 Jahrengestorben.Hirschwar fünf Jah-
re lang (von 1975 bis 1980) Innenminister
vonNord rhein-Westfa len, wechseltedann
als Abgeordneterinden Bundestag,wo er
viele Jahrespäter,zuBeginn derWahlperi-
ode von1994 bis 1998, in das Amt eines
der Vizepräsidenten gewählt wurde.
Hirschverstand sichstets als Anwalt der
Bürgerrechte.ZumBeispiel bekämpfte er
jahrelang die Bemühungen derUnionspar-
teien um die Einführung des „großen
Lauschangriffs“ und hattedamit 2004vor
dem Bundesverfassungsgericht inTeilen
Erfolg. Erwareiner der profiliertesten
Vertreterdes sozialliberalen Flügels der
FDP.ImGegensatz zu anderenverließ er
die Partei nachdem Koalitionswechsel
1982 aber nicht.(SieheSeite5.)
lock. DRESDEN.ImProzessgegen acht
Mitglieder der mutmaßlichenTerrorgrup-
pe „Revolution Chemnitz“ hat die Gene-
ralbundesanwaltschaftamDonnerstag
vordem Oberlandesgericht in Dresden
Haftstrafen zwischen drei und fünfein-
halb Jahrengefordert. Die Anklagesieht
es als erwiesen an, dassdie Männer im
Spätsommer 2018 eineterroristischeVer-
einigung mit dem Zielgebildethaben, mit
bewaffnetenAnschlägen in Deutschland
einenBürgerkrieg anzuzetteln und die
Verhältnisse gewaltsam umzustürzen.
Darüber hinaus hätten sichfünfAngeklag-
tedes schweren Landfriedensbruchs so-
wie ein Angeklagterder Körperverlet-
zung schuldiggemacht.Die Anklagever-
treter attestiertenallen Angeklagten eine
ausgeprägtenationalsozialistische Gesin-
nung.(SieheSeite5.)
hw./loe.BERLIN. Das Berliner Landge-
richthält den seit EndeFebruar in der
Hauptstadt geltenden Mietendeckelfür
verfassungswidrig. Dem Land Berlinfeh-
le die entsprechende Gesetzgebungskom-
petenz, teilte dasKammergerichtamDon-
nerstag mit.Die 67. Zivilkammer be-
schloss, dem Bundesverfassungsgericht
die Fragezur Entscheidungvorzulegen.
In dem zugrundeliegenden Fall hatten
sichMietergegen eine Mieterhöhungge-
wehrt. Ein Vermieterist unterdessenvor
dem Bundesverfassungsgericht mit ei-
nem Eilverfahrengegendie in dem Berli-
ner Gesetzgeregelten Auskunftspflichten
undgesetzlichen Höchstmietengeschei-
tert (Az.:1BvQ 15/20). Die Grundsatzent-
scheidung, ob das Land Berlin derartin
das Mietrecht eingreifen darf,steht noch
aus.(SieheWirtschaft, Seite18.)
Neue Kurseinbrüche an den Börsen
Dax verliertdramatisch/EZB-Intervention bringtkeine Beruhigung/EUempörtsichüber Trump
BurkhardHirsch
gestorben
Trumpgibt Iran Schuld
an Raketenangriff im Irak
LangeHaftstrafen in
Dresdengefordert
Gerichthält Mietendeckel
fürverfassungswidrig
Milde gegen die AfD
VonJaspervonAltenbockum
Der „Flügel“ der AfD istextremistische Bestrebung
Haldenwang: Höcke und Kalbitz sind „Rechtsextremisten“ /Pazderski: Mitglieder des „Flügels“ offenlegen
Nicht die Stundeder Ökonomen
VonGerald Braunberger
Der „Flügel“ isterwiesen
extremistisch.Aber wo
fängt der „Flügel“ an,
wo hörterauf?
Auch die Börsen
müssen lernen, dassdie
Geldpolitik nichtgegen
Verluste versichert.
FrankfurterAllgemeine Zeitung GmbH;Kundenservice: (069) 75 91-1000, Telefax: (069) 75 91-21 80 oder http://www.faz.net/meinabo. Briefeandie Herausgeber:[email protected]
4<BUACUQ=eadaaj>:q;V;l;W;m Belgien,Frankreich, Italien,Luxemburg, Österreich,Portugal (Cont.), Slowakei, Slowenien, Spanien 3,80€/Griechenland,Kanaren, Malta, Niederlande,Zypern3,90 €/Dänemark29dkr /Großbritannien 3,70£/Schweiz 5,10 sfrs/Ungarn1050Ft