Frankfurter Allgemeine Zeitung - 13.03.2020

(avery) #1
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Wirtschaft FREITAG,13. MÄRZ 2020·NR.62·SEITE 15

Seite18SSeite20 eite

Die Reichenwerden immerreicher,


die Armenwerden immer ärmer –


stimmt das?


Profi-Desinfektor Marcell Engel


erklärt,wie er ein Gebäudereinigt


und wasgegen dasVirushilft.


Das neue ElektroautoID.3 kommt


im Sommer mit einer abgespeckten


Grundausstattung.


STUDIE ZURVERMÖGENSVERTEILUNG„ICHHABE KEINEANGSTVORCORONA“VWKÄMPFT MITSOFTWAREPROBLEMEN

D

er Markt hat es nicht leicht
in diesenTagen. Immer un-
verhohlener wirddem Ver-
hältnisvonAngebotund Nachfrage
die Eignung alsgrundlegendes Ord-
nungsprinzip abgesprochen und glat-
tesVersagenvorgeworfen. In Berlin
soll deshalb eine Mietpreisbremse für
vermeintlichgerechtereVerhältnisse
am Wohnungsmarkt sorgen. Mindest-
löhne alsUnt ergrenzen für den Preis
der Arbeit sind ohnehin längsteta-
bliert.Aktuell hat die Corona-Krise
eine Debattedarüber angestoßen, ob
der Westen Teile der Medikamenten-
produktion–gegen alleKostenargu-
mente–nicht aus China zurückholen
sollte. Dadurch droht eine elementa-
re Funktion des Marktesverlorenzu-
gehen. Denn nur er legt schonungslos
unrentable Ideen und Projekteoffen
und siebt sie aus, erscheinen sie auch
nochsoattraktiv.
Gerade erging ein solcheindeuti-
gesUrteil imFalle eines Produktes,
das viele Anhänger der Mobilitäts-
wende buchstäblichelektrisierthat-
te:den vonder Post entwickelten
ElektrolieferwagenStreetscooter. Er
galt seinen Befürworternals Beweis
für die Beharrungskräfte der klassi-
schen Automobilindustrie und auch
dafür,dassesgar nicht so schwierig
sei, neueFahrzeugkonzepte auf vier
Räder zustellen, sofernbloß derWil-
le da ist.
EndeFebruar aber hat die Deut-
schePost das Ausfür ihrVorzeigepro-
jekt verkündet. DerVorstandsvorsit-
zendeFrank Appel wiederholtezum
AbschiedvomeinstigenWunderkind
nocheinmal die Losung, man habe ja
nie Autohersteller werden wollen.
Eine offensichtliche Selbstverständ-
lichkeit für dengrößten Logistikkon-
zernder Welt, sollteman meinen.
Dochzwischenzeitlichwaren bei eini-
genPost-ManagernTräume in diese
Richtungweit gediehen.Vorallem
das einstzuständigeVorstandsmit-
glied JürgenGerdesverfolgtedie Vi-
sion einesTechnologieführersimLo-
gistiksektor mit großem Engage-
ment.ImMittelpunktstand dabei der
Streetscooter, jener elektrischbetrie-
bene LieferwagenMarke Post-Eigen-
bau, der antrat, um dieetablierten
Nutzfahrzeughersteller das Fürchten
zu lehren. Dochder is tzum Millionen-
grab geworden, allein imvergange-
nen Jahrfiel ein Minusvon100 Mil-
lionen Euroan.
Postchef Appel hat dieReißleine
gezogen und sicherstvon Gerdes und
nun auchvom Streetscootergetrennt.
Eigentlichhattedas Projekt mitsamt
seiner beiden Produktionsstandorte
in Aachen und Düren an einenWett-
bewerber oder Finanzinvestorver-
kauftwerden sollen. Dochnachdem
sichpartout kein Interessentfinden
ließ, der Chancen aufWirtschaftlich-
keit des Streetscooters erkennen

mochte, zieht diePost nochindiesem
Jahr endgültig denStecker. Einewei-
tere Skalierung, also einenAusbau
ohne einenPartner aus derAutobran-
che, komme nicht inFrage. Deshalb
werden lediglichdie vorhandenen
Teile nochverbaut.Die Post-Flotte
wirddamitvonderzeit 11 000Streets-
cootern auf maximal 17 000 anwach-
sen. Daswar’s.
Appel, bleib bei deinenPäckchen,
lautet die Lehre, die sichaus demAus-
flug derPost in dieWelt derAutoher-
steller ziehen lässt?Oder kann man
aus dem Projekt, das einstander re-
nommiertenRWTHinAachen mit
den Arbeiten zweierForscher seinen

Anfang nahm, auchetwas für die Zu-
kunftlernen? Eswäre in derTatein
Leichtes, denStreetscooterlediglich
als teurenFehlschlag in der Geschich-
te des Bonner Briefkonzerns abzutun.
Eine solchverengteSicht gingeje-
docheinher mit einervertanen Chan-
ce; der Chance, den Streetscooter
auchals Ermutigung an Manager zu
verstehen, manchmal auchschräge
Ideen zu spinnen und mitÜberzeu-
gung zuverfolgen.
Gerade eineWissensgesellschaftbe-
findetsich in einer hohenAbhängig-
keit vonInnovationen. Deshalb sind
in Deutschland unzähligeInkubato-
renund Gründungszentren entstan-
den,arbeiten internationaltätigeKon-
zerne mitStart-ups zusammen, um
das nächste g roße Ding zu entdecken.
Aufeine Idee, die am Ende für aus-
sichtsreicherachtetund mit ordentli-
chen finanziellen Mitteln gefördert
wird,kommen unzähligeweitere, die
mangelsPerspektiveaussortiertwer-
den. Am Endekann es also nur der
Markt sein, der aus einerUnmenge
kreativerVorschlägediejenigen mit
dem höchstenPotential identifiziert.
Deshalb mussdie Antwortauchlau-
ten, dassein Land wie Deutschland
nicht weniger Projektewie den
Streetscooterbraucht, sondernviel
mehr.ZueinerKultur des Scheiterns
gehörteben auch, dasshoffnungsvoll
gestartete Projektegestopptwerden
können, bevordie Kosten aus demRu-
der laufen–ohne dassdadurch gleich
sämtlicher InnovationsgeistimUnter-
nehmen erstickt wird. Dennwenn wir
es nicht tun, tun es andereirgendwo
auf derWelt.WenigeTagenachdem
Ausfür denStreetscooterverkündete
der Internet- und Handelskonzern
Amazon, 100 000 Elektrolieferfahr-
zeugebei seiner amerikanischen Be-
teiligung Rivian zu bestellen.

D


as Coronavirus wirdimmer
bedrohlicher,selbstfür dieje-
nigen, die sichnicht infiziert
haben, diekeine VerwandteinItalien
wissen und sichnicht vonder großen
Geldvernichtung an den Märkten be-
trof fenfühlen. DasVirusdrängt sich
ins Privatleben: In Österreich,Tsche-
chien, Dänemarkund Norwegenwer-
den Schulenund Universitäten ge-
schlossen, um die Verbreitungvon
Covid19 und Gefährdungvorallem
der Alten zuverlangsamen. Man wird
hierzulande kaum umhinkommen,
dem guten Beispiel zufolgen.Wiein
Österreich, wo Kanzler Sebastian
Kurz früh und entschiedendie Krisen-
kommunikation übernommen hat,
spräche wenig dagegen, dortKitas
und Schulen offenzuhalten,wo arbei-
tende Elternkeine Betreuunggewähr-
leistenkönnen.Wieso in Deutsch-
land nurVeranstaltungen mit mehr
als 1000 Besuchernabgesagtwerden,
anderswodie Grenzevon100 gilt, ist
kaum verständlich. Das gilt ebenso
für die nicht nur in Osteuropawach-
senden Reisebeschränkungen. Eine
bessereAbstimmung in Europa und
weniger nationale Alleingängewären
auchinder Corona-Krise hilfreich–
wasjedochjeden Einzelnen nicht aus
seinerVerantwortung entlässt.

Warum wir mehr Streetscooter brauchen


VonSvenAstheimer

D


ie Europäische Zentralbank
(EZB)hat am Donnerstag ein
umfangreichesgeldpolitisches
Lockerungspaket vorgestellt –
belässt aber,andersals vonvielen Anle-
gern an denFinanzmärkten erwartet,den
Einlagenzinssatz bei minus 0,5 Prozent.
Allerdingskündigte dieNotenbank neue
langfristigeLiquiditätsspritzenfür Ban-
ken(„TLTRO“) zu sehr günstigen Bedin-
gungen an. Dabeihat die EZBvorallem
kleinereund mittelgroße Unternehmen
im Blick,die wegender Viruskrise in Be-
drängnisgeraten. Zudem sollenbestehen-
de Geldspritzen nochvorteilhafterfür
Bankengestaltet werden, so sollen die
Zinssätze niedriger ausfallen. Die EZB be-
schlosszudem bis zum Jahresende zusätzli-
cheAnleihekäufeimVolumenvon 120
Milliarden Euro, dabeigeht esvorallem
um Unternehmensanleihen.Fürdie mo-
natlichenKäufesoll eskeine Obergrenze
geben,sodassdie bisherigenKäufevon
20 Milliarden Euro im Monatvorüberge-
hend sehrstarkerhöht werden könnten.

Die Finanzmärktereagiertenent-
täuscht auf den Ausfall der erwarteten
Zinssenkung,auch wenn manche Ökono-
men die sehr günstigenKapitalspritzen,
deren Zinssätze zumTeil minus 0,75 Pro-
zentbetragen sollen,also 25 Basispunkte
unterhalb des Einlagensatzes, als „Zins-
senkung durchdie Hintertür“ bezeichne-
ten. Die Banken bekommen also 0,75 Pro-
zentZinsen,wenn sie diese Krediteanneh-
men und an ihreKundenweiter reichen.
Erwartet worden waranden Finanzmärk-
tenüberwiegend eineSenkung des Einla-
genzinssatzesummindestens zehnBasis-
punkte, wie an der sogenannten Zinsstruk-
turkurveder Bundesanleihen in denver-
gangenenTagenabzulesenwar.
Die Aktienkursefielen, der deutsche
AktienindexDax ging mit einemTagesver-
lustvon mehr als 12 Prozent aus dem Han-
del.Besondersstark litten Bankaktien.
Der Aktienkursder Deutschen Bankgab
mehr als 18 Prozent nach, die Aktie der
Commerzbank erreichte mit 3,12 Euro
den tiefsten Kurs ihrer Geschichte, ein Mi-
nus vonzeitweise 21,2 Prozent.
Am Abend deutscher Zeit kündigte
auchdie amerikanischeNotenbankFede-
ralReserve an, ihreAnleihekäufeauszu-
weiten, um so dasFinanzsystem zustabili-
sieren. Auch diese Ankündigungenkonn-
te hoheKursverluste an den amerikani-
schen Börsen nurkurz eindämmen.
EZB-PräsidentinChristine Lagarde, die
ruhig, aber ernst wirkte, hob hervor,die
Entscheidung sei im EZB-Rat einmütigge-
fallen, allerdings nachlangen und harten
Gesprächen, die zumTeil als Schutzvorei-
ner Corona-Infektiononlinestattgefun-
den hätten, nicht alleRatsmitglieder seien
physischdabeigewesen. AufeineZinssen-
kung habe man nicht deshalbverzichtet,
weil man an eineUntergrenzezu stoßen
meine.Wenn es nötigwerde, werdedie

EZB die Zinsenweiter senken. Lagarde
hob hervor, in erster Linie seien die Staa-
tenaufgefordert, mit Haushaltspolitik auf
den Schockdurchdie Ausbreitung desVi-
ruszureagieren. Das sei „eilig“. Die EZB
werdedas ihretun, um zu einergemeinsa-
menReaktion aller politischen Institutio-
nen in Europa beizutragen. Lagarde erin-
nerte daran, sieselbsthabe bei der Amts-
übernahmegesagt, siewolle keine Situati-
on wie ihrVorgänger Mario Draghi erle-
ben, in der sie sagen müsse„Whatever it ta-
kes“. Siewolle auchjetzt nicht mit einem
solchen Satz in die Geschichte eingehen.
Die Bankenaufseher der EZB beschlos-
sen Maßnahmen, die den Banken denUm-
gang mit der Corona-Krise erleichternsol-
len. Dazugehörengeringer eKapitalanfor-
derungen. Allerdingsgab eskeine Locke-
rung derVorgabe, wonachein Kreditnach
90 TagenZahlungsverzug als notleidend
eingestuftund mit mehr Eigenkapital un-
terlegt werden muss. DieswarimVorfeld
erwartet worden, dochdie zuständigeEU-
Bankenaufsicht Eba will hiernur instituts-
spezifischentscheiden. Sie wies aberauf
die Flexibilität derRegeln hin undkündig-
te einen engen Kontakt dazuzwischen
Aufsicht und Banken an. DerStresstestin
diesem Jahr wirdauf 2021verschoben.
Auch die Aufseherverwiesenauf die be-
stehende Flexibilität imUmgang mit aus-
fallgefährdetenKrediten. Aufgrund des
Stillstands in Italien und der Beschränkun-
genauchanderswoist zu er warten, dassvie-
le Unternehmen inVerzuggeraten. Das
könnteBanken überfordernund ihr Eigen-
kapital aufzehren. Der Chef der EZB-Ban-
kenaufsicht, Andrea Enria, willBanken in
die Lageversetzen,weiterhin Haushalte
undUnternehmen,die si ch in Schwierigkei-
tenbefinden,finanziellzuunter stützen. Er
verwies darauf, dassdie zusätzlichen Eigen-
kapitalpufferder Banken dafürgedacht sei-

en, Krisenzeiten wie diegegenwärtig ezu
überstehen. Jedochsagteer, dassKapitaler-
leichterungen nicht für Dividenden oder
Bonizahlungenverwendetwerden dürfen.
Die Notenbank senkteihreErwartun-
genfür das Wirtschaftswachstum.Für
2020 rech netdie EZB jetzt mit einem
Wachstum vonnur noch0,8 Prozent.Im
Dezemberhattedie Prognose noch1,
Prozent betragen.2021 dürftesichdas
Wachstumauf1,3(bisher1,4)Prozentbe-
schleunigen. Auchdie Inflation werde
durch Virusund Ölpreisschockniedriger
ausfallenals er wartet,sagteLagarde.
Lagardekündigtean, die Journalisten
würden sie und denVizepräsidentenLuis
de Guindos demnächstnicht mehrzusam-
men auf demPodium sehen.Als Schutzge-
geneine Ausbreitungdes Coronavirus ar-
beiteten siekünftig ingetrenntenTeams.
„Alles in allem einvernünftigesPaket“,
meinteHolger Schmieding, der Chefvolks-
wirt der BerenbergBank.Estrage den Be-
denkenRechnung,dassein nochhöherer
Strafzinsfür Bankeinlagen beider EZB
die Kreditvergabe kaum stimuliertund
stattdessen eher die Diskussion übernega-
tive Nebenwirkungen nochangeheizt hät-
te.„Die zusätzlichen Anleihekäufekön-
nen dazubeitragen,die Finanzierungsbe-
dingungen fürUnternehmen halbwegs sta-
bil zu halten.“ JörgKrämer,der Chefvolks-
wirt der Commerzbank,sagte: „Ichhabe
in derVergangenheit niegezögert, die
Geldpolitik der EZB zu kritisieren.Aber
heutemussich sagen, dassich Respektvor
der Entscheidung der EZB habe, ihreLeit-
zinsennichtweiter zu senken–obwohl
der Druckvon Seiten derFinanzmärktesi-
cher hochwar. Stattdessen hat die EZB
zielgeric htete Maßnahmen beschlossen,
um dieFolgen der Corona-Epidemie abzu-
federn.“(Weiter eBerichte, Seiten 17 und
23.)

A


ustralien gilt als das „glück-
liche Land“. Es istgesegnet
mit Bodenschätzen, die es
nachNordasien verkauft. Mit jeder
Tonne Erzund Kohle, jedemTanker
voll Öl und Flüssiggas, steigt der
Wohlstand Down-under.Vor allem
dank ChinasWachstum kennt einAus-
traliervon29Jahren dasWort „Rezes-
sion“ nurvomHörensagen. Dochnun
kommt es dicke:Das Land spürtden
Klimawandel, kämpftemit Dürren,
Bränden und Fluten. Darübergeriet
das Haushaltsplus der liberalenRegie-
rung insWanken. Jetzt öffnetsie die
Geldschleusen, um dieKonju nktur an-
gesichts der Coronavirus-Krise zustüt-
zen. Dagegen istwenig einzuwenden.
Dennochmussdie Regierung zwei
Lektionen lernen: Zum einen, dass
Klimawandel und Katastrophen im
Zusammenhangstehen, undAustrali-
en als einer der schlimmen Klimasün-
der endlich einenKursschwenkeinlei-
tensollte. MitTricks,umsichdie Kli-
mabilanz schönzurechnen, kommt
Canberra nicht mehrweiter .Zum an-
deren mussdie Regierung lernen,
dassdie AbhängigkeitvonChina Risi-
kenbirgt. Gerät China in Probleme,
leidetAustralien mehr als andere.
Auch weil es die eigene Industrie und
Forschung vernachlässigt hat.

Postler,bleib bei deinen
Päckch en –das darf
nicht die Lehre aus dem
Ausfür E-Lastersein.

Die EZB spricht –der Dax rauscht ab


Ruhig,aber ernst:EZB-Präsidentin Lagardekurz vorder wichtigen Pressekonferenz FotoGetty

Herr Weidmann, an den Finanzmärkten
herrscht eine große Nervosität. Stehen wir
vor einer Krise wie in den Jahren 2007 bis
2009?
Wirbefindenuns heute nicht in einerver-
gleichbaren Situation.Die Krisekommt
nicht aus demFinanzsystem. Esgeht in
erster Linie um die Eindämmung des Co-
ronavirus. Insgesamtist das Finanzsys-
temheuteauchdeutlichstabiler aufge-
stellt.

Die Finanzmärkte haben mit Enttäu-
schung auf die heutigen Beschlüsse der
EZB reagiert. Hätten Sie mehr tun müs-
sen?
Nein, wir haben mit Blickauf unsereRol-
le und Möglichkeiten angemessenrea-
giert. Es gabwomöglichzuhohe Erwar-
tungen an die EuropäischeZentralbank,
so wie es auchzuhohe Erwartungen an
die Fedund an die Bank of Englandgab.
Derzeitstehen dieNotenbanken nicht in
der ersten Verteidigungslinie.

Was ist denn Ihre Rolle?
Wirhaben dasgetan, waseine Notenbank
in einer Krise in erster Linie tun muss:
Wirhaben für einegroßzügigeVersor-
gung der Banken mit Liquiditätgesorgt.
Unddas beiweiterhin außergewöhnlich
niedrigen Zinsen. Damittretenwir der Ge-
fahr einer Kreditklemme entgegen. Die

geldpolitische Linie haben wir–auchüber
die Anleihekäufe–nochmalgelockert.

Stehen wir voreiner Rezession?
Natürlichsind unserebisherigenKonjunk-
turprognosen zu optimistisch.Kurzfristig
wirdesschon zu einem deutlichenRück-
schlagkommen.Aber nachder Eindäm-
mung desViruswirdsichdie Wirtschaft
wiedererholen. Allerdings istderzeit
schwer abzusehen,wann dies derFall
sein wird.

Muss mansich Sorgenumdie Stabilität
derBanken machen?
Nein. Die deutschen Banken haben ihr
Eigenkapitalgestärkt,und Liquidität ist
im Bankensystemreichlichvorhanden.
Unddie europäischenAufseher haben
heutekommuniziert, dassvorhandene
Pufferauch genutztwerden können.

Wenn der Spielraumder Geldpolitik be-
grenztist:Wer soll nun handeln?
Entscheidend sindvorallem die Gesund-
heitsversorgung und die Eindämmung
der Epidemie.Unddie Finanz politik ist
gefordert: zunächstmit einem erleichter-
tenZugang zuKurzarbeitergeld und Hil-
fenfür Unternehmen, dievorübergehend
in Schwierigkeitengeraten. Sie mussda-
für sorgen, dassaus einemvorübergehen-
den Problemkein dauerhafterSchaden

für dieWirtschaftentsteht.Das kann im
weiterenVerlauf auchbreiter ekonjunktu-
relle Hilfen erfordern.

StehtinDeutschlanddieSchwarzeNull
zur Disposition?
Das istwirklichnicht derrichtigeZeit-
punkt, um dogmatischüber die Schwarze
Null zustreiten. Geradewegender Haus-
haltsdisziplinder vergangenen Jahrever-

fügt Deutschland über einenweitgehen-
den Spielraum imRahmen der bestehen-
den europäischen und nationalenRegeln.
Wirmüssen aber auchsehen, dassauf lan-
ge Fristund nacheiner Überwindung der
aktuellen Krise allein schonwegender de-
mographischen Entwicklung Belastungen
auf den Staatshaushalt zukommen.

Das GesprächführteGerald Braunberger.

„Wir haben getan, waseine Notenbank tun muss“


Bundesbank-Präsident JensWeidmannverteidigt die EZB undversucht zu beruhigen


Bundesbankpräsident JensWeidmann FotoWolf gang Eilmes

Jeder für alle


VonAndreas Mihm

Australien, verwundbar


VonChris toph Hein

Die Notenbank


enttäuscht mit ihrem


Lockerungspaketdie


Märkte.Dabeistecktviel


in demProgramm.


VonChristian


Siedenbiedel und Markus


Frühauf, Frankfurt

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