Frankfurter Allgemeine Zeitung - 21.02.2020

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SEITE 12·FREITAG,21. FEBRUAR2020·NR.44 Feuilleton FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


Fürjemanden wie mich, der nochin
einemunterdrückerischenpolitischenSys-
temaufgewachsen ist, zeigt die Musik
Beethovens vorallem eines: dasssie sich
letztlichallen Vereinnahmungsversuchen,
durch wenund mitwelcher Absicht auch
immer,erfolgreichwidersetzt.Das macht
für michbis heuteihreungebrocheneFas-
zinationskraftaus.
Noch in meiner Kindheit in Rigahabe
icheserlebt, dassBeetho vens Sympho-
nien, deren Verlaufsweg „durch Nacht
zum Licht“, ihre triumphalen Schlussges-
ten, im Sinne der marxistisch-leninisti-
schenErziehung nurallzugernalsglorrei-
cher Sieg des Sozialismus ideologisiert
wurden. Allerdingsverfing diese Artpoli-
tischer Indoktrination in den letzten Jah-
renvor demFall des EisernenVorhangs
kaum noch.
Gewis skann die Musik Beethovens ge-
sellschaftsstärkend und völker verbin-
dend sein, denken wir an den Schlusschor
der Neunten Symphonie.Immer aber hat
sie ein Moment der persönlichen Anspra-
che, des ganz persönlichen Erlebens; dar-
in besteht für michihre tiefer liegende
Botschaft, die siegegenjedwede Instru-
mentalisierung immunisiert, auchgegen
die der damaligenwestlichenWelt.
Als sichmit demZusammenbruchdes
Ostblocks die Tore in denWesten öffne-
ten, tatsichfür jemanden wie mich
schlagartig ein unermesslichweiter Hori-
zont an Möglichkeiten auf. An derViel-
zahl der Beethoven-Einspielungen,etwa


vonBerns tein, Karajan oder Carlos Klei-
ber,konnteich michgar nicht satthören.
DieTatsache aber,dassder große, unnah-
bareBeetho venzueinem Produkt der
Popkultur trivialisiertwerdenkonnte–
Anfang der neunziger Jahregab es etwa
den Film „EinHund namens Beethoven“
–, schien in denAugeneines Teenagers,
der bisher nichts als das Leben hinter
dem EisernenVorhang kannte, völlig un-
vorstellbar!
Inder globalisiertenWeltvonheute,ei-
nem ZeitaltergrenzenloserVerfügbarkei-
tenund scheinbarer Beliebigkeit, empfin-
de ic hdie verschiedenen Beethoven-Tra-
ditionen, die ichals Dirigent in derZu-

sammenarbeit mit so vielengeschichts-
trächtigen Orchestern kennengelernt
habe,mehr denn je als Bestandteil einer
jeweils ganz eigenen Identität.Einmal ge-
fragt, ob das alljährliche Silvesterkonzert
des Leipziger Gewandhausorchesters mit
Beethovens Neunter Symphonie nicht ir-
gendwann Gefahr liefe, inRoutine zu er-
starren, wenn es wie ein Ritual dargebo-
tenwürde, entgegnete ich, dassKurtMa-
sur einmalden Versuchunternommen
hatte, statt der Neunten Beethovens
BrucknersSiebteaufsProgramm zu set-
zen –eine Symphonie, die immerhinvom
Gewandhausorchesterunter Arthur Ni-
kischuraufg eführtwordenwar–;doch
das Leipziger Publikum liefSturmdage-
gen! Hierwachsen die Leutemit dieser
Tradition auf; dieNeuntejedes Mal neu
undmitanderenDirigentenzuerlebenge-
hörtzum Jahresende so selbstverständ-
lichwie Weihnachten.
Als Dirigent bin ichmir der vielen und
vielfältigen zyklischen Einspielungen der
Beethoven-Symphonien, der Traditio-
nen, denen dieseverpflicht et sind, wohl
bewus st,sei es in Leipzig oder aktuell bei
den Wiener Philharmonikern. Dabei soll
es aber nicht darumgehen, diestrukturel-
le Anlageeines Werkes –für die Interpre-
tationeiner Beethoven-Symphonieessen-
tiell –auf Kosten des Klangcharaktersei-
nes Orchesters herauszustellen. Wasdie
Musikermir anzubietenhaben, versuche
ichauszuformen –und dabei hoffentlich
nochder Intention desKomponistenzu
entsprechen. Insofernist auchimJubilä-
umsjahr 2020 jedesTourneekonzertein
gegenseitigesNeuentdecken.

AndrisNelsonsistGewandhauskapellmeister
und Chefdirigent des BostonSymphony
Orchestra. SeineTournee mit denWiener
Philharmonikernund allen neun Beethov en-
Symphonienstartet am 25.Februar inParis.
Weiter eStationen sindKöln, Hamburg,
München und Baden-Baden.
Die Gesamtaufnahme auf CD erschien bei
Deutsche Grammophon (Universal).

BEGEGNUNGEN
MITBEETHOVEN

„Liebes Publikum“, sagt der sangesfreu-
digejungeMann mit der dunklenStrick-
mütze freundlich, „jetztgeht es um die
sprichwörtliche Leiche imKeller.“ Man
könntedas für einen kleinen Scherzun-
terOpernfreunden halten (und an Flo-
restan im „unterirdischen dunklenKer-
ker“ in „Fidelio“ denken),wäre er nicht
tatsächlichInsasse der Justizvollzugsan-
stalt Berlin-Tegel. Karim, der wie andere
imProgrammheftnurmitseinemVorna-
men genanntwerden will, zählt zu den
vielen Laienschauspielern, mit denen
dasGefängnistheateraufBruchseit
im Strafvollzug arbeitet.
Prinzipiell darfjeder der knapptau-
send Inhaftiertender JV Amitmachen,
egal, wofür erverurteilt wurde. Das
Team vonaufBruchhat keine Aktenein-
sicht undweiß nicht,wasdie Menschen
auf demKerbholz haben, dochdadie
meistenvon ihnen jahre- bis lebenslang
eingesperrt sind, werden durchaus
schwereJungs dabei sein–eben mit Lei-
chen imKeller.Über zwanzig spektaku-
läreProduktionen hat aufBruchschon
unter schwierigen Bedingungen zwi-
schenKunstanspruch, Knast und Büro-
kratie realisiert, darunterStücke von
Shakespeare, Kleistoder HeinerMüller.
Diesmal hat derRegisseurPeterAtanas-
sowmit dem Gefangenenensemble der
JVAsogar nachden Sternengegriffen
und „Fidelio“ nachLudwigvanBeetho-
veninszeniert.
Ein Staatsgefängnis istder Schauplatz
dieser Oper,sie verkörper tdie Sehn-
sucht nachGerechtigkeit undFreiheit,
aber wie würde es klingen,wenn echte
Häftlinge„Der Kerker eine Gruft“ oder
„Nun istesmir geworden /Den Mörder
selbstzumorden“singen?Umdies zuer-
fahren,istmehralsderspontane Kaufei-
ner Eintrittskarte nötig. Die gibt’snäm-
licheinzig imVorverkauf, Name, Adres-
se, Geburtsdatum müssen angegeben
werden.
Die Vorstellungenfangen bereits um
17.30 Uhr an,weil der Zugang für Besu-
cherzeitlichbegrenztis t. DieSicherheits-
kontrollen am Eingang sindstreng, alle
persönlichenDingemüsseninSchließfä-
cherndeponiertwerden. Gespielt wird
in einem erst seit wenigen Jahren nicht
benutztenTrakt nochaus derKaiserzeit.
DieBacksteinwände sindgrob übermalt,
die Leitungen liegen auf Putz.Vonden
offenen Treppenhäusernzweigen lange
Fluremit niedrigenZellentüren ab. Das
PublikumfindetanwechselndenStatio-
nen auf provisorischenTribünen Platz.
Es is tkalt, ungemütlichund bedrü-
ckend. Wieein Gruß aus einer anderen
Welt is tdagegen zu Beginn Beethovens
erstes Streichquartett zu vernehmen.

Die Musiker sitzen hinter einer Gitter-
wand vorden –maximal 75–Zuschau-
ern. Denn dieses „Fidelio“-Projekt
entstandin KooperationmitdemEduca-
tion-Programm der Berliner Philharmo-
niker ,weshalb für die musikalische
Begleitung Stipendiaten der Karajan-
Akademie sorgen, außerdemStudieren-
de der Berliner Hochschule für Musik
„Hanns Eisler“.
Als musikalischer Leiter hat der Phil-
harmoniker-Schlagzeuger Simon Röss-
ler einecharmant-originelle Mischung
mit unterschiedlichstenWerkenBeetho-
vens zusammengestellt.InAusschnitten
kommentieren und ergänzen etwa „Die
Wutüber denverlorenen Groschen“,die
Coriolan-Ouvertüre, das Gassenhauer-
Trio oder die Mondschein-Sonatedas
Geschehen. Mal im Chor,mal solistisch
folgen die siebzehn Gefangenen Beetho-

vens Oper undvertrauen ihr alskünstle-
rischer Herzensangelegenheit.Sie ver-
wandelnsichdie Figuren, die Geschich-
ten, dieMelodien,dieihnendiefabelhaf-
tenInstrumentalistenausbreiten, mit In-
bruns tan. Unsentimental wie direkt las-
sen sie immer wieder eine Ahnungvom
Prinzip Hoffnung spürbarwerden, das
Beethovenhineingewoben hat.
Die mannigfachen Gesangseinlagen,
die aktualisiertenRezitative, die einge-
fügtenTextezumal vonPeter Weissund
Rudolf Leonhardverbinden sichinPeter
Atanasso ws Regiezueinerklugen,bewe-
genden, oftwitzigen undstetskunstvol-
len Aufführung.Konstruktivfließen die
vielfältigenTalentedes Ensembles ein.
Resul Tat(später der cooleKerkermeis-
terRocco)rapptgekonnt zum ersten
Satz der 5. Symphonie („Ichklinkemich
aus /und fliegedavon“), ein anderer

singt PizarrosArien mit Bravour,und
alle strömen zwischen den vielen Gitter-
torenzum Gefangenenchor zusammen,
der malkurz an die frischeLuft darf.
Wenn nichtjeder Ton,nicht jedeHarmo-
nie stimmt,störtdas nichtweiter ,denn
die Haltung, die Emphase, ja dieWahr-
haftigkeit des Ausdruc ks überzeugen
und prägen dengesamten,rund zwei-
stündigenAbend.
Marzelline wird mit sichtlichem Spaß
an derVerkleidungvomglatzköpfigen
Gino dargestellt, Fidelio vommuskulö-
sen Paul E. und Florestanvom gebro-
chenheutigwirkendenChrisBärTempli-
ner.ImJahr seines zweihundertfünfzigs-
tenGeburts tageswird landauf, landab
natürlichnochmehr Beethovenzuhö-
rensein als sonst, aberwohl nie mehr so
verzweifelt schön und überlebenswich-
tig wie hier. IRENEBAZINGER

S


ilio delFabrohat keine Macke.
Das sagt er selbst. Ganz normal
sei er und ein hundertprozentiger
Saarländer nochdazu, Sohn einer deut-
schen Mutter und eines italienischenVa-
ters,der aber im Saarland aufgewachsen
ist. Koch wurde erwegendes Kinderarz-
tesder Familie, der leidenschaftlichger-
ne Kochkursebesuchteund demVier-
zehnjährigeneinSchülerpraktikumin ei-
nem Restaurant besorgte. Dawaresum
den Knaben geschehen, der fortan
nichts anderes mehrwollte, als zuko-
chen. Eine Lehreineiner grundsoliden
Hotelküchefolgte, dann die Wander-
schaf tdurch eine imposanteSchar von
Spitzenhäusern, alle der klassischen
HauteCuisineverpflicht et und fast alle
in derNähe der Heimatgelegen, 2017
schließlich das „Esplanade“ als eigenes
Restaurant in Saarbrücken. Dortkocht
er gemeinsam mit seinerFrau, einer aus-
gebildetenKüchenmeisterin, die er aber
nicht inderKüche,sondernbeimKarao-
ke kennengelernthat.Beieinem solchen
Lebenslauf bekommt man keine und
kocht schongarnicht mit Macken, we-
der mit derNull-Kilometer-Fessel eines
regionalistischen Dogmatismus noch
mitsonstigenmasochistischenSelbstkas-
teiungen am Herd. Silio delFabrowill
das alles nicht.Erwill einfachnur sei-
nen Spaß haben.
Der Spaß beginnt mit vierKüchengrü-
ßen, die sofortaufhorchen lassen,weil
sie keine routiniertenPflichtübungen
sind, sondernhandwerklichhervorra-
gendeMiniaturkunstwerke understaunli-
cheBeweisstücke fürdelFabrosüberbor-
dendeLust am Kochen: ZumAufwär-
men gibt es eine Rinderconsommé mit
Périgord- Trüffel, die voller Kraftsteckt,
ohne dafür ihreFeinheit zu opfern, dann
einen Reiscrackermit Thunfischtatar,
Osietra-Kaviar undWasabi, einen Brot-
chip mitgebeizter Enteund Kumquat-
Kompott, zum Schlussein Hühnerei mit
einer Füllu ng ausKartoffelmousseline,
Trüffelschaum, Saiblingskaviar und
schottischem Wildlachs. Das macht
gleicht doppeltLust auf mehr:zum ei-
nen, weil del FabrogleichzuBeginn so
großherzigdieSchatzkammer seinerbes-
tenZutaten für uns plündert; und zum
anderen,weil er es schafft,komple xe
Aromen nichtkompliziertschmeckenzu
lassen, sondernsokunstvoll miteinan-
der kombiniert, als seien sie schon im-
merfüreinanderbestimmtgewesen.Die-
se selbstbewusste Leichthändigkeit, die

nie arrogant wirkt, setzt sichnahtlos
beim Kalbstatarfort, das mit einer dün-
nen Schicht Ochsenschwanzgelee, einer
nochdünneren Scheibe ausFiloteig und
wiederreichlic hOsietra-Kaviar bedeckt
ist. Das mag nicht dieNeuerfindung des
Kochens sein, dochangesichts derPer-
fektion der Proportionen und des Spiels
der Konsistenzen verzichten wir auch
gernedarauf.
Silio delFabroservier teine Genuss-,
keine Experimentalküche, er sorgt für
Geschmack, nicht fürVerwirrung und
scheut sichnicht,aus einer Allerweltszu-
tatwie Gnocchi mitPetersilienschaum,
Trüffel, Lardo und jungem Lauchbeste
Haute-Cuisine-Hausmannskostzuma-
chen–imGrunde einganzeinfacherTel-
ler,der aber nachallem anderen als Ein-
fachheit schmeckt.Nichts anderes hat er
bei seinen Lehrmeistern gelernt, die
wahrlic hnicht vonschlechten Eltern

sind. Er warbei Alexander Oos im
„Wein- undTafelhaus“ an der Mosel und
in Heinz Winklers„Residenz“ in
Aschau, wurde aber amstärkstenvom
Präzisionfanatismus und Qualitätsrigo-
rismus der deutschen Drei-Sterne-Kü-
chenwunderlegende Helmut Thieltges
im WaldhotelSonnorageprägt.Diesem
Erweckungserlebnis folgten sechsein-
halb intensiveJahrebeim Drei-Sterne-
GroßmeisterKlaus Erfort in Saarbrü-
cken, vier davonalsdessen Souschefund
mit Ende zwanzig die Erkenntnis, dass
es Zeit für die eigenen Meriten sei.
Im „Esplanade“ hat sichSilio delFa-
broseinenSternund fabelhafte Bewer-
tungen bei allen anderenFührer nim
Handumdrehen erkocht, und dassdas
Ende des Liedes nochlangenicht gesun-
genist,zeigt er mitTellernwie der Mak-
karoni-Chartreuse.Ausdenaufrechtste-
hendenNudeln baut er sicheine Palisa-

dewiebeieinemrömischen Militärlager,
füllt es allerdings nicht mit Legionären,
sondernmiteiner Garnelenfarce,umzin-
gelt es statt mit unbeugsamen Galliern
in Angriffslaune mit Buchenpilzen und
einer buttersatten Hummer-Bisque, die
sogar Obelix nichtverschmähen würde,
und krönt das Ganze mit bindfadendün-
nem, frittiertemEngelshaar,das mit
Krus tentierfondaromatisiertist.So amü-
sant und elegantkommenNudeln, ei-
gentlichdie Schmuddelkinder der
Feinschmeckerei,seltenin einemSterne-
restaurant zum Einsatz.Undsie widerle-
gennonchalant jedenVorwurf, hierrei-
te ein jungerKoch den alten Gaul der
klassischen HauteCuisine zuTode.
„Moderne Klassik“ nennt Silio delFa-
broseine Küche, wasden Nagelaber
nicht ganz auf denKopf trif ft.Für seine
eher traditionalistische Seezungeaus
der Bretagne, die er mit Bouchot-Mu-
scheln,geschmortemund rohmit Per-
nod mariniertemFenchel und einer Sa-
fran-Nagekombiniert,mag das nochgel-
ten–nicht aber für sein Supremevon
der Miéral-Taube, die in eineganz eige-
ne Richtungfliegt, ohne ihreHerkunft
zuverleugnen.IhrNestbestehtausCous-
cous mit Cranberrys, Zwiebelconfit und
Purple Curry.Dortliegt die Brustunter
einer hocharomatischen Kräuterkruste,
während es sichdie Leber als Barrenun-
terKrauser Glucke bequem macht und
eine Kugelaus Kumquat-Püree für eine
animierende Säure, ein Schweif aus Le-
ber-Cognac-Creme für die nötigeWucht
und ein sirupartigerTaubenjus fürTiefe
und Dichtesorgen. Das istnicht dietau-
sendste Variation dieses Hochküchen-
klassikers, sonderndessen derarteigen-
willigeund gelungene Interpretation,
dassjeder Gedanke, die HauteCuisine
stecke in einer Sackgasse, lächerlichwir-
kenmuss.
ZumSchlussgibteserstChampagner
als Creme-Eis und Espuma, dann Zitrus-
früchte als Gel, Sphäreund Tarteaus der
Pâtisserie,diebisvorkurzemvonSiliodel
Fabres Frau verantwor tetwurde. Manch-
malkommt siemitdem dreijährigen Kind
der beiden zum Spielplatz,der direktvor
der Glasfront derKüche liegt.Der Chef
geht dann heraus und setzt sich mitdem
Kleinen für einhalbesStündc hen aufdie
Wippe.SolcheMenschenhabenkeineMa-
cken. JAKOB STROBELYSERRA

Esplanade,Nauwieserstraße 5, 66111
Saarbrücken, Telefon: 0681/84499125,
http://www.esplanade-sb.de. Menü ab 86 Euro.

Manchmal sind es traurigeAnlässe, die
uns in Erinnerungrufen, das sdie techni-
schen Errungenschaftendieser Welt nicht
etwa irgendwannvonselbstauf denMarkt
gekommen sind, sonderninder Regelals
ErgebniskühnerVision undharterArbeit.
Gerät ewie das Smartphone,Strukturen
wie das Internet, Softwarezum Schreiben
und EditierenvonTexten, Betriebssyste-
me, Programmiersprachen, Platinen und
Halbleiter haben ihreGeschichte.Auch
Selbstverständlichkeiten beim Gebrauch
vonComputernwie die Anzeigeverschie-
dener FenstermitunterschiedlichenInhal-
tenund Funktionen oder der Doppelklick
haben ihreErfinder und Entwickler.
Undhinter dieserGeschichtestecken
Menschen wie Larry Tesler.Der hat in
den siebziger Jahren einen Arbeitsschritt
inde rTextverarbeitungmaßgeblich entwi-
ckelt, der heuteaus unseremUmgang mit
Texten nicht mehrwegzudenken ist: das
Kopieren und Einfügen zuvo rmarkierter
Zeichenfolgen.


Geboren am 24. April 1945,studierte
Lawrence GordonTesler von1961 an in
Stanfor dInformatik.Von 1973 an arbeite-
te er im XeroxPaloAltoResearch Center
(Parc) undveröffentlichte mit Timothy
Mott dort1975 einTextverarbeitungspro-
gramm mit demNamen Gypsy,das einige
Neuerungen einführte, die heuteStandard
sind –eine blinkende Eingabemarkie-
rung, die man mit der Maus an eineStelle
imTextplazierenkonnte, um dann dort
weiterzuschreiben,einenDoppelklick,um
ein Wort zu markieren—sowie die Funk-
tionen„Ausschneiden und Einfügen“ und
„Kopieren und Einfügen“.
Die unkomplizierte Möglichkeit,Texte
umzugruppieren undvoneinem Zusam-
menhang in den anderen zu übertragen,
hat nicht nur die entsprechende Software
grundlegendverändert, sondernauchihre
Nutzung: Seit Larry TeslersEntwicklung
schreiben wir unsereBriefe, Aufsätze, Ar-
tikel und Bücher nicht mehrvonoben
nachunten. WirsortierenTextebeim
Schreiben um, änderndie Anordnungvon
Absätzen—und nehmen uns mitunter
leichtfertig dieFreiheit, uns für den eige-
nen auchaus anderen, aus fremdenTex-
tenzubedienen. Ohne Larry TeslersEnt-
wicklungwärenwissenschaftliche Plagia-
te wie auchderen Aufdeckung im heuti-
genMaß undenkbar.
Gypsy istfür einTochterunternehmen
vonXerox entwickeltworden. Es war
SteveJobs, der die Bedeutung seiner Ide-
en bei einem BesuchinXerox Parc er-
kanntundfürseineApple-Computerüber-
nommen hatte.Auch Tesler arbeitetevon
1980 bis 1997 bei Apple—unter anderem
anNewton,einemvisionärenAssistenzge-
rät mit Handschrift-Erkennung, das sich
ob seiner Schwächen nicht durchsetzen
konnte. Danachging er unter anderem zu
AmazonundYahoo,bevorers ichalsBera-
terselbständig machte. LarryTesler starb,
wie gesternbekanntwurde, am Montag im
Alter vonvierundsiebzigJahren.
Wirverdanken ihm viel.
Wirverdanken ihm viel.
Wirverdanken ihm viel.
FRIDTJOF KÜCHEMANN

Freigang nachNoten: H.PeterMaier in derRolle des Pizarro und Mitglieder des Gefangenenchors FotoThomasAurin

Tüchtigodersüchtig?
Nachts noc himBüroundimmer
online:WennArbeitzur Drogewird

GESCHMACKSSACHE


Wiedigital sinddie Unis?
Lerne nauf demSmartphoneund mit
derVR-Brille:Werdasschonmacht

SchwereJungs, ganz inbrünstig


DerKerker eine Gruft: Das Berliner Gefängnistheater aufBruchspielt „Fidelio“ in der JVATegel


Garnelen hinter einer


Makkaroni-Palisade


Silio delFabroist ein Erz-Saarländer,gelassen,


genießerisch, heimattreu–und ein fabelhafterKoch


dazu, der in seinemRestaurant „Esplanade“ in


Saarbrückengenauso viel Spaß hat wie seine Gäste.


Kostenloses Probeabo:
0697591-3359; http://www.faz.net/probeabo

Copy&Paste: Larry Tesler FotoYahoo


Das Persönliche


istimmer stärker


SeineBotschaftdes Widerstands /VonAndrisNelsons


MORGEN IN


BERUF UND CHANCE


Kopieren und Einfügen


ZumTod des visionären InformatikersLarryTesler


Brauche ich einRepetitorium?
FürvielGeldin kurzer Zeit
Examensstoffpauken:Wasdasbringt
Free download pdf