Frankfurter Allgemeine Zeitung - 21.02.2020

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FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Sport FREITAG,21. FEBRUAR2020·NR.44·SEITE 27


cld. ANTHOLZ. Dasist schon ein
Ding. Dakommt einer,der es normal-
weise garnicht nachAntholzgeschafft
hätte, aus denTiefen des zweitklassigen
IBU-Cups daher und rettet bei den Bi-
athlon-Weltmeisterschaften mal so
eben die Ehreder deutschen Biathleten
männlichen Geschlechts. Erik Lesser
wardas Sor genkind, aber der 31 Jahre
ThüringerwaramDonnerstag auf den
Punkthellwachundfit,al sesumdieSin-
gle-Mixed-Staffelging. Undander Seite
der 25 Jahrealten BayerinFranziska
Preuß holte er sichdie Silbermedaille
17,6 Sekunden hinter dem norwegi-
schen Titelverteidiger-Duo Marte Olsbu
Röiseland/JohannesThingnes Bö. „Jetzt
stehenwirhier,habeneszuzweithinbe-
kommen, unsereNervenimGriffzu ha-
ben“, sagteLesser ,„gerade nachmeiner
Saison einextrem tolles Gefühl.“ Ein
bisschen Genugtuung schwang da
schon mit.
Die deutschenTrainer hatten auf ein
bewährtes Duogesetzt, das auchschon
imWeltcupdieses jüngsteBiathlon-For-
mat bestritten hat.DassFranziska
Preuß rechtzeitig zur WM ihreFormge-
funden hat,waroffensichtlich. Auch
wenn es bislang nicht zur Medaillege-

reicht hat.Jetzt is tsie da. „Ichbin sehr
erleichtert, eben weil es bislang so
knappwar“, sagtesie. Aber das Risiko
bei ihremKollegenwarhoch, denn Erik
Lesser hateine schwierigeSaison hinter
sich. Rückenprobleme und dieNachwir-
kungen eines Schlüsselbeinbruchswa-
renseinelästigenBegleiter.Erstbeiletz-
terGelegenheit inPokljukaschaffteer
wenigstens die halbeNorm.
Aber seine langjährigeErfahrung
machte den OlympiazweitenvonSo-
tschi undWeltmeistervon2015 zum
idealen Backup. Aber er mussteerst
durch die Mühlen des zweitklassigen
IBU-Cups, um seineForm aufzubauen.
Zuletzt, parallel zur WM, im Südtiroler
Martelltal.Undweil der Aufwärtstrend
unverkennbar war, hat Bundestrainer
MarkKirchner ihn eingesetzt.„Erik hat
sicheinen Plangemacht, er hat jeden
Taggenutzt, um inForm zu kommen,
und heutehat er geliefert“, sagteKirch-
ner.„Riesenrespekt.“ Lesser hattezu-
dem denVorteil, frischzusein. Dasser,
wieFranzisk aPreuß,zudenbes tendeut-
schen Schützengehört, warzusehen.
Nurfünf Nachlader warender Schlüssel
zum Erfolg. Unddie er stehalbe Medail-
le für die deutschen Männer.

V


on Statistik hält MartinFourcade
nichtviel.„IchhabejanichtmitBi-
athlon angefangen, um es in die
Geschichtsbücher zu schaffen. Ic hhabe es
gemacht,weil ic hdraußen in derNatur
sein wollte“, sagt der 31 JahrealteFranzo-
seun dfährtfort: „Aberwenndannsoeine
Statistik auftaucht, musst du einfachstolz
sein.“DahaterdochglattdieBiathlon-Le-
gende Ole Einar Björndalen eingeholt mit
dem WM-Titel im 20-Kilometer-Einzel:
Es warsein elftesWM-Gold als Solist.
Wasdie komplett eWM-Sammlung an-
geht, steht es, inklusiveStaffeln, immer
noch45zu27für den norwegischenTrai-
ner deschinesischenTeams. Aber Björn-
dalenmussmachtlo szuseh en,wiesei nIm-
perium allmählichins Wanken gerät.
Das kümmertFourcade im Moment
herzlichwenig. Fürihn zählenganz ande-
re Dinge:Dasseretwas geschaf fthat,wor-
an er imvergangenenWinter mächtigge-
zweifelt hat:aus der tiefsten Krise seiner
Karrierewieder auf die höchste Stufezu-
rückzukehren. Der letzteBeweis, dassdie
Gespensterder Vergangenheit endgültig
vertrieben sind. „LetzteSaisonwarich
out“, sagt er.Keine Medaille bei der WM
in Östersund, als er sichsaft- und kraftlos
über dieStreckenquälte, Platz zwölf im
Gesamt-Weltcup –für seineVerhältnisse
unterirdisch.Undermusstehilflos mit-
ansehen, wie der jungeNorwegerJohan-
nes Thingnes Bö ihm wie selbstverständ-
lichden Rang derNummer eins ablief.
„Deswegen bedeutetmir dieses Gold hier
inAntholz mehralsmanchandererTitel.“
WersiebenJahrenacheinanderdenGe-
samt-Weltcup gewinnt, musssichirgend-
wann nahezu unschlagbar fühlen.Four-
cade macht dakein Hehl draus: „Die ers-
tenJahremeiner Karrierewaren ein
Traum“, sagt er.Als Dauergast auf den
Treppchen der großen Biathlon-Welt.

„Und wenn ic hmal nichtgewonnen habe,
dann halt amTagdrauf.“ Das GelbeTri-
kotwurde soetwaswie seine zweite Haut.
Nach demerstenSaisonrennen saß esfest
aufseinenSchultern,undniemandkonnte
es ihm ausziehen. „Es wurde eine Selbst-
verständlichkeit“, sagt er.
Aber danngabesd iesen tiefen Bruchin
seinerKarriere. Ausder Unverwundbar-
keit direkt in dieFrustration, in dieVer-
zweiflung. Ein Siegertyp wirdplötzlich
auf Normalmaß reduziert: ein Albtraum.
„Ichhabe meineStärke verloren, und ich
habe plötzlichgemerkt, dassBiathlon
schwierig ist.“ Esgabdurchaus kleine Kri-
sen in seinergroßen Karriere: Mit 16 Jah-
renschmisserdie Brocken hin,weil er die
Freundevermissteund Angsthatte, seine
Jugendzuverpassen.Dabeihatteers einer
späteren Gattin Hélène schon mit 14 Jah-
rengesagt:„Wenn du meineFrau wirst,
wirst du michöfter imFernsehen sehen
als in echt.“Natürlic hmacht eerweiter.

DiezweiteDellegabes2008beiderJunio-
ren-WM inRuhpolding: Da dachteFour-
cade,erkönnteallesüberseineLaufstärke
regeln, aber am Endestand er mit leeren
Händen da.
Aber alles daswarnichts imVergleich
zur Horrorsaison 2018/19. An der nie-
mand anderer schuldwarals er selbst.
Nach seinen drei Goldmedaillen von
Pyeongchangwarerin Frankrei ch ein ge-
fragter Mann, konnteder Versuchung
nicht widerstehen–und rieb sic hauf: als
Botschafterfür Olympia 2024 inParis, als
Promoterseiner Autobiographie, als Ex-
perte fürein Biathlon-Computer-Spiel,als
MitgestaltereinesBiathlon-Holzgewehrs
fürKinder.Undweildie Terminflutbiswei-
len bedenklichanschwoll, wurde er schon
malmitdemHubschraubervomTrainings-
lager zum nächsten Sponsor geflogen.
Wenn dieKollegen nachden anstrengen-
den Trainingslagerndie Füße hochlegten,
warMonsieurFourcadestetsbusy.Und er

hat ja auchFrauund zweiTöchter.Die
Quittung: mangelndeRege neration, ho-
her Substanzverlust. DieTeamkollegen,
dieerimmerinSchachgehaltenhatte,wa-
renauf einmal deutlichbesser als derUn-
besiegbare. Immerhin hat er dierichtigen
Konsequenzengezogen. Der Sporthat in
dieser Saison wieder absolute Priorität.
Undjetzt kann er Sätze sagen wie: „Ich
bin sostolz, dassesmir gelungen ist, mei-
ne Zweifel und meine Albträume zu besie-
genund wieder zurückzusein.“
Wobei ausgerechnetsein größter Kon-
kurrent undNachfolger zum besten Auf-
bauhelfergeworden ist. Johannes Bö, der
im Dezember denWeltcupnachBelieben
dominierthatte, legteimneuen Jahrwe-
genderGeburtvonSöhnchenGustaveine
länger eWettkampfpause ein und überließ
freiwilligFourcade dasTerrain. Undder
nutztedie Abwesenheit desNorwegers,
um seinverschüttetes Sieger-Gen wieder-
zuentdecken. Sogar in Antholz profitiert
Fourcad enochdavon,das sBöseinePriori-
täten andersgesetzt hat und nicht in Best-
formantritt .Wiedemauchsei:DasSelbst-
vertrauen desFranzosenist zurück, er
trägtwieder das GelbeTrikot des Führen-
den imWeltcup. Aber Fourcade hat in der
Krise einigesgelernt :Demut etwa,die Fä-
higkeit, Emotionen an sichheranzulas-
sen, seine Erfolgezuteilen. Undsichfür
anderezufreuen: so wie beim Sieg seines
jungen Teamkollegen und „Ziehsohns“
EmilienJacquelinin derVerfolgung.Sieht
fast so aus, als habe der EgomaneFour-
cade in der Spätphase seinerKarriereden
Wertder Teamarbeit erkannt.„Wirprakti-
zieren einen Individualsport, aber die Me-
daillen sind nichts ohne die Leuteneben
dir“, sagt er.„Die sind eingroßer Teil des-
sen, werdubist. Ichbin stolz, ihnen dieses
Gold heutezuw idmen.“ Solche Sätzewä-
renihmfrühernieüberdieLippengekom-
men.

Ausden Tiefen des IBU-Cups


Lesser und Preuß laufen zur Silbermedaille


Ist das eine Frage: Saisonziel Köln?
Keine Frage! Wirsteuernmit Anadolu
auf alleFälle dasFinal Four an.Für
michpersönlichwürde ein großer
Traum wahr werden, in meiner Heimat
um den Sieg in der Euroleague zu spie-
len. Daswäre ein Höhepunkt meiner
Karriere.

Siesind Kölner,Sie haben in Köln das
Basketballspielengelerntund 2006in
Köln Ihr Debüt als Profi gegeben.
Nunsind Sie im zweiten Jahr Center
vonAnadoluEfes Istanbul,der Num-
mer einsder Euroleague.Dennoch
wird die Mehrzahl der Zuschauer,
wenn Sieandiesem FreitagbeiBay-
ernMünchenspielenundinderkom-
menden Woche bei Alba Berlin, über-
raschtsein, Sie zu sehen. Erleben Sie
dasauch so?
Manchmal istdas traurig. Obwohl ich
eine Zeitlang nicht in derNational-
mannschaftgespielt habe,vertre te ich
dochmein Land in der Ligaund mache
dabei einen guten Job. Ichspiele meine
acht eSaison imAusland und spüre,
dassich ein bisschen aus demFokus
des Publikumsgeratenbin. Ic hfreue
michüber jedenFan, der sichnoch an
micherinnert.

Geht diese Distanz mit einem Mangel
an Wertschätzungeinher?
Ichhalte michnicht oftinDeutschland
auf. Nunwerde ichmichzweimal kurz
zeigen, dann bin ichwieder weg. Frü-
her,als nur ein Klub Euroleague spiel-
te,war ic hnur einmalpro Saison dort.
Für dieNationalmannschaftgilt ein
bisschen: aus denAugen, aus dem Sinn.
Aber es istjanicht so, dassich michmit
meinerLeistu ng nicht anbietenwürde.

Bundestrainer Chris Fleming hat Sie
2016 aus der Nationalmannschaftge-
worfen. Holt HenrikRödl Sie zurück?
DieseFragekann ichnicht beantwor-
ten.Daskannnur HenrikRödl.Wirhat-
tenguteGespräche hier in Istanbul.
Die Vorwürfe vo ndamals sind–das
passtzur fünftenJahreszeitinKöln –
alteKamelle. In meinemKopf und in
den Köpfen der Beteiligten spielen sie
keine Rolle mehr.

Sie haben damals die Nationalmann-
schaft verlassen, weil Ihnen einlukra-
tiver Vertrag winkte, wardas nicht
so?
Ichbekam damals die Chance, bei zwei
NBA-Teams vorzuspielen. Ichwollte
meinenTraum vonAmerik arealisie-
ren. Aufdem Wegzum Flughafen hat
er sic hinLuftaufgelöst.

Sie hatten schon fürUtah Jazz gespielt
und fürderen Farm-Team in Idaho.
Als ic himAutozum Flughafensaß,rief
CoachErgin Ataman an und sagte, wir
könnten zusammen Großartiges leis-
ten. Wenn einTrainer persönlichan-

ruft und sagt, dasserdichhaben will,
istdas die beste Situation,indie du
kommenkannst. Ichhabe dieTryOuts
in denVereinigtenStaaten sausen las-
sen, dennich liebe diesenSportund sah
die Chance,viel Spielzeit zu bekom-
men. Das bereue ichnicht.

Ataman hat Sie damalszuGalatasa-
ray geholt, jetzt ist er bei Anadolu Ihr
Trainer. IstIhre Situation sportlich
und wirtschaftlichmit einem Engage-
mentinderNBAvergleichbar?
Die Euroleague istdie bes te LigaEuro-
pas. Wieattraktiv siegeworden is tund
welchen Anspruchsie an ihreSpieler
stellt, zeigt sichauchdaran, dasssovie-
le Spieler aus der NBAzurückgekom-
men sind nachEuropa. Ichspiele mei-
ne neunteSaison in der Euroleague,
und ic hhabe nicht den Eindruck, dass
jemand sagen kann, ic hspieltedort
nur,weil ic hesind er NB Anicht ge-
schaf ft hätte. Ichbin stolz auf meine
Karriere.

Waren Sie erleichtert, dass Sie nicht
zur Nationalmannschaft gehörten, die
bei der Weltmeisterschaftdes vergan-
genenJahres gescheitert ist? Oder
wäreesmit Ihnen andersgelaufen?
Dasweißmannicht.Frohbinic hjeden-
falls nicht.Ich habe mir imTrainingsla-
germeines Klubs in Italien ein paar
Schlussviertelder Spiele Deutschlands
angeschaut.Obesmit mir bessergelau-
fenwäre, is tSpekulation.

Sind Sie bereit,inSplit mit umdie
Olympia-Qualifikationzuspielen?
Ichwar immerstolz, denAdler auf der
Brus tzu tragen, und ichhabe michauf
jedes meinerhundertLänderspielege-
freut .Ich wä re froh, wenn ic hgesund
bin und es zeitlichpasst, mit dem Bun-
destrainer darüber zu sprechen.

Was erwartenSie von Bayern Mün-
chen,woSie an diesemFreitagspie-
len?
Sie befinden sichgerade am uns entge-
gengesetzten Ende der Tabelle.Aber
man darfsie nicht unterschätzen. Das
isteine gefährlicheMannschaft. Unsere
Spieler Shane Larkin undVasilije Micic
haben Verletzungsprobleme. Larkin
hat beim 104:75 im Hinspiel 49 Punkte
gemacht, diewerden unsfehlen. Und
ob Micic zurücksein wird, istungewiss.
Aufdem Levelder Euroleague mit ih-
renerstklassigenTeams kann dasFeh-
len eines solchen Spielersden Unter-
schied machen.

Was haltenSie vonBerlin?
Auch sie sind sehrgefährlich. Ichhabe
ihren Pokalsieg gegenOldenburg gese-
hen. Sie habeneinen großartigenZu-
sammenhaltgezeigt.Ich kann mirvor-
stellen, dasssie aus diesem Sieg viel
Selbstbewusstsein mitnehmen.

Das GesprächführteMichaelReinsch.

„Manchmalistdas traurig“:Tibor Pleiß (li.) Fotoimago

E


sgeschieht nicht oftimBerufs-
boxen, dassdie Wertung der
drei Punktrichter bei einemTi-
telkampf in der Summe einRe-
misergibt. Kommtesmaldazu,hebtinal-
ler Regelein größeres Lamentoan: Min-
destens einer derKämpferfühlt sichdann
vomoffiziellenVerdikt benachteiligt.So
geschehenimDezember 2018, als derbri-
tische HerausfordererTyson Fury in Los
Angeles den Großteil seines Duells mit
WBC-WeltmeisterDeontay Wilder be-
stimmte, dochamEnde nur halbierten
Lorbeer erhielt.Für die Expertengehörte
der Gipfel der beidenKolosse gleichwohl
zumBesten,wasdassogenannteKönigsli-
mit in den letzten Jahren an Spannung
und Dramatik aufgebotenhat.
Vierzehn Monate später hat sichdie
Gemütslageder Pr otagonisteneigentüm-
lichgewandelt.Plötzlic hwollen beide in
gleichem Maße aus dem ersten Kampf
Selbstbewusstsein undStärke ziehen, um
sichfür das zweite, amSamstaginLas Ve-
gasanstehendeRendezvous mental zu
wappnen. „Ichhabe michbeim ersten
Malbewiesen und bin bereit, es wieder zu
tun“,tönteWilder(2,01MeterKörpe rgrö-
ße).Der 34-Jährigeaus Alabamaspieltda-
mitaufdiebeidenMomentean,alserden
Widersacherseinerzeitkurz fristig am Bo-
denhatte–eineErfahrung,diejenemsei-
ner Ansicht nachinden Knochensteckt:

„Wenn du so ausgeknockt wirst und nicht
weißt, wie du aufgestanden bist,wares
Gottes Gnade. Das beschäftigt dich.“
Tyson Fury(2,06 Meter) wiederum hat
für sichmitgenommen, dasserdamals
„backtomybest“ gewesen ist, also sein
bestesIch gezeigt undweiteStreckendes
Duells bestimmt habe:„Ichhabe es nicht
auf den Punktezetteln bekommen, aber
für michwaresein Sieg.“ Diesmal will es
der 31-Jährigejedochnicht auf eine Ent-
scheidungnachzwölfRundenankommen
lassen.Stattdessen will er „diesenPen-
ner“zuBodenstrecken,wie erWilderwis-
sen ließ. In dem Sinne legteersichbei ei-
nemgemeinsamenPR-TerminMitteJanu-
ar fest:„Du wirst in Runde zwei schlafen
gehen.Lachjetztdarüber,aberwas, wenn
duaufdemRückenliegstundzumirhoch-
schaust?“
Hinter den markigenWorten verber-
gensichGegner,die sic hvielleichtgar
nicht so sicher sind.Auch wenn er den
WBC-Gürtelinzwischen zweimalim Eil-
tempoverteidigt hat, istDeontay Wilder
beim ersten Duell mit dem ungeschlage-
nen Briten (29 Siege,1Remis) einStück
entzaubertworden. Phasenweise wirkte
er überfordertvon dessenflinker Beinar-
beit, dem unorthodoxenStil, an dem
schon Wladimir Klitschko verzweifelte.
Dazu reicht esein explosiverPunch, der
95 Prozent allerVergleiche (42 Siege, 1

Remis) beendethat, für den hartgesotte-
nenWidersachernichtganz;dieserwarin
den Runden 9und 12 „down, but not
out“,kam also jeweils in denKampfzu-
rück.
UmgekehrtweißFury,dassdermit gro-
ßem PR-Getöse eingeläuteteAbend in
der Arena des MGM Grand Garden die
wohl letzteChanceist,den selbstprokla-
mierten„Löwen“zuerlegen.Es istseiner-
klärtesZiel, inWilder und Landsmann
AnthonyJoshua, Champion mit Segen
vonWBA,IBF und WBO, die beidenre-
nommiertesten Mitbewerber zu entthro-
nen. Dafürhat er seinen CoachBen Davi-
son gegen„SugarHill“ Stewardausge-
tauscht,einenNeffenundAssistentendes
verstorbenen Klitschko-TrainersEmanu-
elSteward. Hatin seinemCampinLasVe-
gasunter Anleitung eines japanischen
Meisters oftmit verbundenenAugenge-
sparrt,wie er erzählte, um seine Instinkte
zu schärfen, und seine Hände zurAbhär-
tung in Benzingetaucht .„Wenn ic hWil-
der und Joshua schlagenkann, habe ich
den Rufals größter Schwergewichts-
Champion meiner Generation zemen-
tiert“, istFuryüberzeugt, „und das istal-
les, wasein Mann erreichenkann.“ Für
die Zeit danachsieht er sicheher alsStar
der WrestleMania oder der Ultimate
FightingChampionship(UFC).SeinRiva-
le möchtemit einem Sieg unterdessen die

Marke seines Idols Muhammad Ali über-
tref fen, der den WM-Titelzehnmal nach-
einanderverteidigenkonnte: „Es würde
alles für michbedeuten.“
Esgehtwiedermalum ultimativeAner-
kennung und einen Platz in der Geschich-
te –ähnlich wie zu jenenZeiten, als Mu-
hammad Ali, JoeFrazier und George
Foreman um den Nimbus des besten
Schwergewichts auf dem Planetenstrit-
ten. Das istnicht mal ein unangemesse-
ner Vergleich, wieForeman selbstbetont
hat.Der inzwischen 72-Jährigezählt das
transatlantische Kräftemessen zu den
drei größtenRückkämpfeninder moder-
nen Geschichte, nachLouis–Schmeling
II sowie Ali–Frazier II. Diefinanziellen
Dimensionen sind gigantisch. Allein die
beiden amerikanischen Pay-per-View-
SenderESPNundFoxdürftenschätzungs-
weise rund 70 Millionen Euroeinneh-
men.
Die Beteiligung daranwerden Wilder
und Fury zu gleichenTeilen einstreichen;
das is tebensovertraglic hfixiertwie die
Option auf einen drittenKampf, der Mit-
te des Jahressteigen könnte. So brauchen
Deontay undTysoneinanderwie Muham-
mad und Joe, um ihre Klasse zu definie-
renund den Jackpotzuknacken. Erzfein-
de bei allen PR-Terminen, dochhinter
den glitzernden Kulissen strategische
Partner.

Bangemachen gilt nicht:Deontay Wilder (li.) undTyson Fury FotoReuters

Nachdem Bruch:MartinFourcadegenießt wieder. FotoAFP

Hand im Benzin

Die Gespenstersind vertrieben


Nacheine rtiefen Krise entdecktMartinFourcade seinSieger-Gen wieder /VonClaus Dieterle, Antholz


„Freue michüber jeden,


der sichanmicherinnert“


Tibor Pleiß, Basketball-Profibei Tabellenführer


AnadoluIstanbul, kommt nachMünchen und Berlin


Loui sgegen Schmeling?Ali gegenFrazier?Nicht ganz.Aberder Rückkampfzwischen WBC-Champion


Deon tayWilder und TysonFuryinLas Vegaselektr isiertdie Sz ene.VonBertram Job,Bochum

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