Frankfurter Allgemeine Zeitung - 21.02.2020

(ff) #1

SEITE 28·FREITAG,21. FEBRUAR2020·NR.44 Sport FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


D

ie AngehörigenvonBorus-
sia Dortmund erleben wun-
derbareTagedes Fußball-
glücks.Nicht nur,dassEintracht
FrankfurtundParisSaint-Germainge-
schlagen wurden, dasTeam hatwo-
möglichauchnocheine begrüßens-
werteStiländerung vollzogen. Der
modifizierte,robustereundef fiziente-
re Fußball, dendie Mannschaftmit
EmreCan und ErlingHaaland spielt,
schür tneue Träumevongroßen Ti-
teln. Am Donnerstagpräsentierteder
Klubdannauchnocheinneues,lukra-
ti veresVermarktungsmodellfür die
Werbeaufschriftauf denTrikots. Von
der kommendenSaisonanwirdsich
der alteSponsor Evonik nur nochbei
internationalenPartien und im DFB-
Pokalauf den Shirts präsentieren, in
der Bundesligaziertkünftig das Logo
des Telekommunikationskonzerns
1&1 dieTrikots. Die Einnahmen für
den Verkauf derTrikotwerberechte
sollen sichangeblichvon 20 Millio-
nen Euroauf 40 Millionenverdop-
peln. DerBVBwächs tund gedeiht.
Aber ganz so perfekt, wie sichdie
Lageanfühlt, sind dieseTage bei ge-
nauer Betrachtungnicht gewesen.Bei
aller Freude über Haaland und die
neue Mentalitätdes Teams wurde bei-
nahevergessen,dassdas2:1 gegenPa-
riseigentlichgarkeinbesondersgutes
Ergebnis für so ein Hinspiel in der
K.-o.-Runde der Champions League
ist.
UndamDonner stagwurdenochbe-
kannt, dassder DFB-Kontrollaus-
schu sszude nnächstendreiAuswärts-
partien desRevierklubs bei derTSG
Hoffenheimkeine Gästefans zulassen
will. Wegenwiederholter Beleidigun-
gengegen den Klubbesitzer Dietmar
Hopp.Ursprünglichwar dieseStrafe
zur Bewährung ausgesetzt,nachneu-
erlichen SchmähungenimDezembe,
folgtnundieKonsequenz:eineKollek-
tivstrafenach Verfehlungen Einzel-
ner.Eine Maßnahme mit zweifelhaf-
temEffekt.StatteinenFanblock-inter-
nen Widerstand gegendie Sturköpfe
zufördern,wirdesden insolchenFäl-
len üblichen Solidarisierungsprozess
derstillen Masse mit denfür die
Schmähungenverantwortlichen
Grüppchen geben. Denn der DFB
scheintdenWegdergege nseitigenAn-
näherung zuverlassen, ohne das klar
zu kommunizieren und zu begründen.
Vorrund zwei Jahren hattederVer-
band angekündigt, aufKollektiv stra-
fenverzichten zuwollen,umdas Ver-
hältniszur or ganisiertenFanszene zu
entspannen.Extremisten unter den
Anhängernhatten diesen Annähe-
rungsversuchvonAnfang analspopu-
listisc habgetan. Bei den moderaten
Leuten in denKurven keimtehinge-
gendie Hoffnung auf einkonstrukti-
vesMiteinander.Solltedie Strafe
durchalle Instanzenkommen,wer-
den die unterschiedlichen Kräfte auf
der Südtribüne wieder sehrgemein-
schaftlich„Scheiß DFB“ brüllen.
Schlimm wäre,wenn der Verband
sein Friedensprojektmit denKurven
tatsächlichnie richtig ernstgenom-
men hätte.Nochtraurigerwäre aller-
dings,wenn man in derFrankfurter
Otto-Fleck- Schneise zur Erkenntnis
gelangt wäre,dassder Versuch, sich
gegenseitigbesser zuverstehen, sinn-
los war. UnddassinZukunf twieder
mit aller Härte agiertwird. Eine neue
Eskalationwäre so gut wie sicher.

Die Rückkehr der


Kollektivstrafe


VonDaniel Theweleit

ash. FRANKFURT. Einer der einfluss-
reichs tenMultifunktionäreundGeschäfts-
männerinderWeltde sFußballsgerätwei-
terins Zwielicht. Der QatarerNasser Al-
Khelaifi,Vereinspräsident des französi-
schen Klubs Paris Saint-Germain, Mit-
glied in denVorständen des europäischen
Fußballverbandes (Uefa) und der euro-
päischen Klubvereinigung (Eca) sowie
Chef des qatarischen Sportsenders
BeIn Sports,istvonderSchweizerBundes-
anwaltschaftaufgrund vonKorruptions-
vorwürfenimZusammenhangmitderVer-
gabe vonMedienrechten angeklagtwor-
den.
Im gleichen Zughat die Behörde in
Bernein Strafverfahrengegenden frühe-
renGeneralsekretär des Internationalen
Fußball-Verbandes (Fifa), JérômeValcke,
eingeleitet. Dem 59 Jahrealten Franzo-
sen, welcherimSeptember2015vomWelt-
verband suspendiertwordenwar, werden
„passiveBestechung“, „mehrfachequalifi-
zierte ungetreue Geschäftsbesorgung“ so-
wie „Urkundenfälschung“ vorgeworfen.
Al-Khelaifiund ein dritter Beschuldigter
sollenValcke zurun getreuenGeschäftsbe-
sorgung angestiftethaben.
„Aus den Ermittlungen hat sicherge-
ben, dassValcke vonbeiden Mitbeschul-
digten nichtgebührendeVorteile erhalten
hat“, teiltedie Schweizer Bundesanwalt-
schaf tineinem Schreiben mit. So habe
Al-Khelaifidem langjährigenFifa-Gene-
ralsekretär,der viele Jahreunter dem frü-
herenFifa-Präsidenten Joseph Blatter die
Hauptverwaltung desWeltverbandes an-
führte, unter anderem das alleinigeNut-

zungsrecht an einerVilla auf Sardinien
überlassen.DerFifa sollValcke dasniege-
melde thaben.HierbeigingeslautBundes-
anwaltschaftum denVerkaufvonMedien-
rech ten derFifa an denWeltmeisterschaf-
ten2026 und 2030 sowieVeranstaltungen
im gleichen Zeitraum für die Region
Naher Osten undNordafrik aimGegen-
zug zur Gewährung vonVorteilen.
BeIn Sports hat sichüber Jahrezueinem
größeren Sportsender entwickelt.
DieBundesanwaltschafthattedasStraf-
verfahren gegendie drei Beschuldigten im
März2017 eingeleitet.Undauchdie Fifa
hatteEnde des Jahres 2016 einenStrafan-
trag wegendes Vorwurfs der Privatbeste-
chung gegenalle drei Beschuldigteeinge-
reicht .Wie die Schweizer Behörde jetzt
mitteilte, habe derWeltverband mit dem
Qatarer Al-Khelaifiinzwischen eine
„nicht näher definierte gütliche Einigung“
erzielt,weshalb dieFifa ihren Strafantrag
mittlerweile zurückgezogen hat.
So soll Valcke vomMedienmanager
und Klubchef Al-Khelaifidas alleinige
Nutzungsrecht für eineLuxusvillaauf Sar-
dinien für einenZeitraumvoninsgesamt
18 Monaten mietfrei erhalten haben–bis
zu seiner Suspendierung vonder Fifa im
September 2015 –, für einen Gegenwert
vonschätzungsweise 900 000 bis 1,8 Mil-
lionen Euro.Vomdritten Beschuldigten
soll Valcke drei Zahlungen im Gesamt-
wert von1,25 Millionen Euroanein eige-
nes Unternehmen (Sportunited) bekom-
men haben.
Al-Khelaifi, der in der europäischen
Klubvereinigung unter anderem auchmit

dem Dortmunder Geschäftsführer Hans-
JoachimWatzkeimVorstand sitzt,hat
nicht nur diese Schwierigkeiten: In einem
weiterenVerfahren haben ihn französi-
sche Finanzstaatsanwältewegen dubioser
Geldflüsse imZusammenhangmit derBe-
werbung Qatarsumdie Leichtathletik-
Weltmeisterschaftenangeklagt.Hinter-
grund sind zweiZahlungen in einer Ge-
samthöhevon3,5 Millionen Dollar aus
dem Jahr 2011, die an eine Sportvermark-
tungsagenturvonPapa MassataDiack,
dem Sohn des ehemaligen Präsidenten
desInternationalenLeichtathletik-Verban-
des, Lamine Diack, gegangen sein sollen.
Damals bewarb sic hDoha um die Leicht-
athletik-WM2017, die dann aber an Lon-
don vergeben wurde. Im Jahr 2014 erhielt
Doha den Zuschlag für 2019. Al-Khelaifis

Anwalt wies die Anschuldigungen diesbe-
züglic hzurück.
Nach der gütlichen Einigung mit der
Fifa zu den WM-Rechten hatteder Qata-
rersichineiner Stellungnahme „zufrie-
den“ gezeigt,dassdieBes techungsvorwür-
fe,die er immervehement zurückgewie-
sen hatte,fallengelassenworden seien. Er
erwarte, das ssichauchder verbleibende
Vorwurfals „völligunbegründet“ erwei-
sen werde. ZudemteilteAl-Khelaifimit,
selbstbei den Behörden eineUnte rsu-
chung geford ertzuhaben, weil während
der Ermittlungen interne Details und fal-
sche Informationen an die Öffentlichkeit
durchgesteckt worden seien.Fifa,Uefa
und Ecagaben am Donnerstag keine Stel-
lungnahme ab.
Ihrem ehemaligenGeneralsekretär Val-
ckehattedie Fifa im Januar 2016 fristlos
gekündigt.Ein internes Dossier,welches
die Unternehmensberatung KPMG für
den Weltverband angefertigt hatte, doku-
mentierte angeblich diversesFehlverhal-
ten. So soll derFranzose nicht nur einen
Schwarzmarkt-TicketdealvorderFußball-
Weltmeisterschaft2014 in Brasilien mit-
organisiert, sondernauchExtrakosten
vonfastzehnMillionenEurofürPrivatflü-
ge und Luxusreisen aufKosten derFifa
verursachtundseinemSohndurchInsider-
wissenzueinemVertragmi tWM-Rechten
in Höhevonrund 600 000 Euroverholfen
haben. Im Maivergangenen Jahres wurde
bekannt, dassValcke mit einer Klagege-
genseine vonder Fifa-Ethikkommission
verhängteSperre alsFußballfunktionär
bis 2025vordem Schweizer Bundesge-
richtgescheitertist.

LangePause fürFederer


RogerFedererfällt nacheinem Ein-
griffamrechtenKniemehrereMona-
te lang aus und wirdauchdie French
Openverpassen.Wieder 38 Jahre
alteTennisprofiaus der Schweiz am
Donnerstag mitteilte,planternachei-
ner Arthroskopie eineRückkehr er st
zur Rasensaison, zu der auchdas
ATP-Turnier im westfälisc hen Ort
Halle im Juni zählt.Danachsteht das
Grand-Slam-Turnier in Wimbledon
an. Federer berichtete, das serschon
seiteinigerZeitProblemeam Kniege-
habt habe. „Ichhabe gehofft,dasssie
verschwinden“, schrieb Federer.
Aber nacheiner Untersuchung und
Diskussionenmit seinemTeam habe
er sic hfür den am Mittwoch in der
Schweiz vorgenommenenEingriff
entschieden. dpa


Preis für Zivilcourage


Der Fußball-Drittligaklub Preußen
Münstererhält fü rseinenUmgang
mit demRassismusvorfallimeige-
nen StadioneinenPreis für Zivilcou-
rage. DerKlub wird vomFußball-
undLeichtathletik-Verban dWestfa-
len ausgezeichnet, derneugeschaffe-
ne Preis sollkünftig jährlichverge-
ben werden. Im Heimspielgegendie
WürzburgerKickers hatt einMüns-
terauf de rHaupttribüneeinZuschau-
er Af fenlautevon sichgegebenund
damit GästespielerLeroyKwadwo
beleidigt.Der Täterwurde durch
Fans fü rdie Ordnungskräfteerkenn-
bargemacht,danngestelltun dfestge-
nommen.Der Klubverhängt eein
bundesweitesStadion verbotvon drei
Jahren. dpa


Comebackfür Freund


Der ehemaligeWeltmeisterSeverin
Freund hat sichnach14-monatiger
AbwesenheitinRasnov(Rumänien)
erfolgreichimWeltcup der Skisprin-
gerzurückgemeldet. Der 31-Jährige
aus Rastbüchl belegteinder Qualifi-
kation für denWettbewerb vonder
Normalschanze am Freitag mit ei-
nem Sprung auf 89 Meterden 32.
Platz. Freund sicherte sichdamit die
Teilnahme an der Konkur renz der
besten50. dpa Im Zwielicht:Nasser Al-Khelaifi FotoAFP


Bundesliga, 23. Spieltag:Bayern Mün-
chen –SCPaderborn07(20.30 Uhr).
ZweiteBundesliga, 23. Spieltag:SV We-
hen Wiesbaden–SpVgg Greuther Fürth,
VfL Osnabrück–ErzgebirgeAue(beide
18.30 Uhr).

InKürze


J


osé Mourinho mochtedie Frage
nicht, also beantwortete er sie
nicht: ob seine Mannschaftso
schlecht oderLeipzigsogut gewe-
sen sei. Daswardem Trainer derTotten-
ham Hotspursoffenbar zu billig,vielleicht
auchzuforsch. Ansonsten aberwareskei-
neswegs so, dassMourinho defensiv und
schmallippig über dasverlorene Spielge-
genRBLeipzigredete am spätenMitt-
wochabend.Er beschwore rstblumig„Spi-
ritund Mentalität“ seinerMannschaft, ei-
ner „phantastischen GruppevonSpie-
lern“, dann ratterte er einmal durch die
Aufstellungdes Gegners. „Sie habenWer-
ner,Schick, Nkunku“, sagteer, „nach70
Minuten bringen sieForsberg, Poulsen,
Haidara.Unddann haben sie immer noch
LookmanaufderBank.“Dassolltedasun-
gleiche Kräfteverhältnis in der Offensive
illustrieren, dasderTrainerals Hauptursa-
chefürdas0:1imAchtelfinal-Hinspielder
Champions League ausgemacht hatte.
Schließlichhatten er und die Spursauf
Moussa Sissoko, Harry Kane und Heung-
min Sonverzichten müssen,weshalb Pro-
fessor Mourinho zum Experimenteinlud,
sichBarcelonamal ohne Messi, Suárez,
Griezmannvorzustellen.
Das stimmt eeinerseits. Andererseits
witter tenvor alle menglischeReporterso-
gleichdie alt eMourinho-Masche, zuerst
besser malvonsichselbst abzulenken:
Alle(s) böse außer Mou.Wieauchimmer
–imLicht eder 90 MinutenimStadionpa-
lastder Spurs,dieser mitreißenden Kraft-
undKlassedemonstrationderjungenLeip-
ziger Schule,saß der portugiesischeStart-
rainer da wie der Herrscher eines zerfal-
lenden Empires, ein alternderFußballkö-
nig ohneReich. Fürdie „Times“waram
Donnerstag klar,dassdie ZuschauerZeu-
geneiner Zäsur geworden waren, die
„Über gabe derFackel“ an die nächste Ge-
neration,den 32 Jahrealten Nagelsmann,

„ein brillanter jungerTrainer,der bei sei-
nem ersten Auftritt auf diesem Leveldes
Wettbewerbs einen alten Meister demü-
tigt, indem er dieTaktikder neuen Äraals
Waffen gegendie alt ericht et“.
Es gibt Geschichten, im Lebenwiein
derFiktion,diescheinenregelrechtaufein-
ander zuzulaufen. Mourinho istmehr als
einmalals derfinster eLordVoldemort
des englischenFußballs beschriebenwor-
den, JulianNagelsmann bekam frühdas
Etiketteines HarryPotterdes (deutschen)
Fußballsverpas st.Aber mankonntees
auchviel prosaischer betrachten, mit ei-
nem nüchternen Blickauf die sportlichen
Entwicklungslinien der beidenTeams vor
diesemSpiel. Tottenham hattesichzuletzt
unter Mourinhostabilisiert.Wer aber ei-
nenLeipziger SiegvorabzuetwasMiraku-
lösem erklärenwollte, warwohl zu sehrin
KategorienvonTraditionund Erfah rung
gefangen. DassNagelsmann und seine
Leipziger jedoch auf derartzauberhafte
Artund Weise als Sieger aus dieser Begeg-
nung hervorgehen würden,warsonicht
zu er warten. Der Applaus in den engli-
schen Medienwarrauschend nachdiesem
„ungleichen Duell“ („Guardian“)zwi-
schen dem Bundesliga-Zweiten und dem
Fünftender Premier League.
Als Nagelsmann am Mittwochkurz
nachMourinho im Pressekonferenzraum
Platz genommen hatte, dürfteauchersich
zuerst wie imfalschenFilm vorgekommen
sein.DieersteFrage nachdemgroßenPre-

mieren-Sieg für ihn persönlich und den
ganzen Klub auf diesem Levelwar die
nachder „Trikot-Panne“, zwei Leipziger
HemdenwarenmiteinemfarblosenSpon-
sorenlogobedrucktworden.Aberdannbe-
kamder Trainer nochgenug Gelegenheit,
überdaszusprechen,waszählte.Dieschil-
lernde Leistung, die Nagelsmann mit
Recht undVergnügen als „sehrreif“ be-
zeichnete.Wenn derTrainer schonkeinen
Barthabe, sagteer, habedie Mannschaft
die nötige„Senioritätreingebracht“.Was
Nagelsmann meinte,konnteman nicht
nur an den üblichen LeipzigerVerdächti-
gensehen:Laimer und Sabitzer,die das
Zentrumbearbeiteten, Schick, der schon
aufgrund seiner physischen Präsenz eine
ständigeBedrohungwar, und natürlich
Werner,der sic himVerbund mit denKol-
legen sogeschicktbewegte,dasserRäume
fand, die esgarnicht hättegebendürfen–
wenngleicherbis zu seinemElfmetertor
in der 58. Minutezuwenigdaraus machte.
Sondernauchanjemandemwie dem 19
Jahrealten Ethan Ampadu, der zwar ei-
nen Milchflaum trägt, in derAbwehrzen-
trale aber „seinenMann gestanden hat“,
wiede rKolleg eLukasKlostermannesfor-
mulierte.
Nagelsmann hatteaus der eigenen klei-
nen Not–alle dreigelernten Innenvertei-
diger fehlten –eine taktischeTugend ge-
macht, indem erden Londonerngarnicht
erst Gelegenheit gab, darausKapital zu
schlagen, ja nicht einmal daran zu den-

ken. Mag sein, dassdie Spursvon Mourin-
ho aufAbwarten undKonter neingestellt
worden waren. Aber im Augedes Leipzi-
gerSturms, der schon mit drei Großchan-
cen in den ersten 90 Sekunden über sie
hereinbrach, wirktees, als wüssten sie gar
nicht,wieihnengeschah.Nagelsmannlob-
te späterdieRuhe, mitder seinTeam nach
dener sten Fehlversuchen am ProjektFüh-
rung arbeitete, das sei bei so einer jungen
Mannschafteigentlichein „Klassiker für
Ungeduld“.
Auch wenn die Leipziger zuwenig aus
ihren vielen Möglichkeiten machten, ihr
„Invest“nicht in mehrToreummünzten,
wie Nagelsmann beklagte,steht dieser
Sieg vielleichtbald als Klassiker anderer
Artda: als prägender Moment für denvon
Nagelsmannverfeinerten „Leipzig Style“.
Wassichnebenbei in das gute Bild fügt,
das England wiedervom deutschenFuß-
ball hat–oder jedenfallsvondeutschen
Trainern. Mit ihremhohen Pressing, dem
Teamwork und der Leidenschaft, dieNa-
gelsmann „Emotional Attacking“ nannte,
kamen die Leipziger i nLondon wie ein
kleinesLiverpool daher–wobei es Timo
Werner auffallendschmeichelte, mit dem
OriginalinVerbindunggebracht zuwer-
den, dem „bestenTeam derWelt“,wie er
sagte. „Das macht einenstolz.“
Jetzt geht es für die Leipziger darum,
die nächstenSchrittezumachen,auchim
Rückspiel am10.März.VorstandschefOli-
verMintzlaffklang nicht einmalsonde r-
lichforsch, als er die Chancen mit 60:40
bezifferte. Mourinho wiederumver-
sprach, dassseine Mannschaftkämpfen
werde.Nurwomit?InderOverground-
Bahn, die am spätenAbend vomBahnhof
Whit eHartLane RichtungCity abfuhr,
wurdeheftig unter Gebrauchdes F-Worts
geflucht :„No f*ing forwards!“–Keine
Stürmer .Die feine englischeArt wardas
nicht.Aber,inanderenWorten,dochauch
das, wasMourinho meinte.

Wieein kleines Liverpool?LeipzigerSturmund Drang an der WhiteHartLane FotoReuters

ARD:9.55 Uhr: Ski alpin,WeltcupinCrans-
Montana/Schweiz,Abfahrtder Frauen.
14.05 Uhr:Skispringen,WeltcupinRas-
nov/ Rumänien, ersterund zweiterDurch-
gang.
EUROSPORT1:9.55Uhr:Ski alpin,Weltcup
in Crans-Montana,Abfahrtder Frauen.
13.45Uhrund 21.30 Uhr: Snooker, Turnier
in Watford, erste Runde. 17 Uhr:Judo,Tur-
nier in Düsseldorf, erster Tag. 19.15 Uhr:
Fußball, Frauen-Bundesliga der Frauen,


  1. Spieltag: VfLWolfsburg –1.FFC Turbi-
    ne Potsdam.4.50 Uhr(Samstag): Ski alpin,
    WeltcupinNaeba, Riesenslalom derMän-
    ner,zweiter Lauf.
    SPORT1:19.30 Uhr: Eishockey, Deutsche
    Eishockey Liga: Straubing–Nürnberg.


PSG-BossAl-Khelaifiinder Schweiz angeklagt


BundesanwaltschaftwirftMultifunktionärund BeIn-Chef Anstiftung zur ungetreuen Geschäftsbesorgungvor


Londonliebtdie LeipzigerSchule

dpa.FRANKFURT. Der mutmaß-
lichrechtsradikale undrassisti schmo-
tivier te Anschlag vonHanau hat im
Fußball für Bestürzunggesorgt .DFL-
Chef Christian Seifert sprac hvon ei-
nem „entsetzlichen Verbrechen“. Die
Mannschafteninden ers tendreiLi-
gender Männer und dieTeams der
Frauen-Bundesligenwerden amWo-
chenende mitTrauerflor spielen.Zu-
dem wirdeseineSchweigeminute ge-
ben,teilten die Deutsche Fußball-
Ligaund der DeutscheFußball-Bund
am Donnerstag in Frankfurtmit.„Die
Tatlässt uns geschockt undverständ-
nisloszurück“, sagteSeifer t. „Unse re
GedankensindbeidenOpfernundde-
renAngehörigen.“ DFB-Präsident
Fritz Keller äußerte: „Wir sind ange-
sichts diesersinn losen Gewalttat er-
schüt tert und fassungslos.Sie is tdie
nächs te eindringlicheMahnung, dass
wirallegegenHassundRassismus,ge-
genjedeFormderDiskriminierungzu-
sammenstehen müssen–obauf der
Stadiontribüne, auf derStraße oder
im Internet.“Vor den Europa-Lea-
gue-Partien inFrankfurt,Leverkusen
und Wolfsbur gamDonner stag sollte
ebenfallsder Opfergedacht werden.


mr.BERLIN.Henner Misersky hat
den Vergleich, zu dem ihm das Land-
gerichtBerlin imRechtsstreit mit der
Schriftstellerin Ines Geipelgeraten
hat, zumAblauf derFristwiderrufen.
Das bestätigtedas Gericht am Don-
nerstag. Misersky will demnachnicht
daraufverzichten, dieRolle der ehe-
maligen Sprinterin undVorsitzenden
der Doping-Opfer-Hilfee.V.(DOH)
alsOpfer desstaatlichen Doping-Sys-
tems der DDR sowie als Opfer politi-
scher Repressionweiter öf fentlichin
Zweifel zuziehen.Miserskyistfürsei-
neWeigerung,ihmanvertraute Athle-
tinnen zu dopen, Mitglied der Hall of
Fame derStiftung Deutsche Sporthil-
fe ge worden. Ende 2018 trieb er mit
publizistischen Attacken auf die
DOH, auf diestaatliche Entschädi-
gung vonDoping-Opfernsowie auf
Ines Geipel persönlichdiese zum
Rück tritt .Inder „Tageszeitung“ sagt
Misersky,von einem Prozessverspre-
cheersicheinen Beitrag zurWahr-
heitsfindung. Das Landgericht hat
die Verkündung einer Entscheidung
für den 12. Märzterminiert.


England schwärmt voneiner„Fackelübe rgabe“:


DerAuftrittvonNagelsmanns jungemTeam gegen


Totten ham wirkt wieein mode rner Klassiker.


VonChristianKamp,London


SportliveimFernsehen

Bundesliga


mit Trauerflor


Reaktion auf


Anschlag inHanau


Misersky


widerruft


Fußball amFreitag
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