Frankfurter Allgemeine Zeitung - 21.02.2020

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FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Politik FREITAG,21. FEBRUAR2020·NR.44·SEITE 3


A


ls die Kränze niederge-
legt sind, die Bundesjus-
tizministerinaufgefor-
derthat, sichfür eine
freie und offene Gesell-
schaf teinzusetzen, der
Hanauer Oberbürgermeisterall jenenge-
dankt hat, die Anteil nehmen in dieser
schwerenZeit, da wirdHorst Seehofer
voneiner Gruppe Männer angesprochen.
Drei Herrenindunklen Mänteln und mit
erns tenGesichtern.Essind Vertreterder
Migranten-Community in Hanau. Einer
vonihnen sagt zum Bundesinnenminis-
ter, es seien deutsche Bürger, die am
Abend zuvor ermordetworden seien.
„Wir sindFreunde“, sagt Seehofer.Erver-
sichert, dassermit dem türkischenAu-
ßenminister telefonieren werde. Die
neun Personen, die derAttentäter Tobias
R. in einer Shisha-Bar und einem Kiosk
erschossen hat, haben alle einen Migrati-
onshintergrund. „Wir sind deutsche
Staatsbürger“, sagt nocheinmal ein ande-
rerHerrzuSeehofer.„Weiß ich“, sagt der.
Zuvorhatteerschon gesagt, dassRassis-
mus „Gift“ sei. „Gift, dasVerwirrung in
den Köpfen auslöst und dafür sorgt, dass
das Böse hervortritt.“ Er habe für alle öf-
fentlichen Gebäude in DeutschlandTrau-
erbeflaggungangeordnet.


Ein Mann aus der Gruppe, die Seeho-
fernochfür einen Moment aufhält, äu-
ßertdie Bitte, alles zu tun, um die Sicher-
heit zu erhöhen. Seehofer nickt und hört
zu. Esgehöre„zu unsererStaatsräson“,
dassman zusammenstehe. Dann wünscht
er „alles Gute“, legt einem der Männer
nochdieHandaufdie Schulter undbegibt
sichzuseinem Dienstwagen.
DiesesEreignis bewegt und erschüttert
–nicht nur sichtlichden Innenminister,
sondernauchall die anderenPolitiker,
die am Donnerstag nachHanau gekom-
mensind.JustizministerinChristineLam-
brecht (SPD), derFrankfurterOberbür-
germeisterPeter Feldmann (SPD), der
hessischeWirtschaftsministerTarek Al-
Wazir (Grüne) und einigeweitere. An der
Ecke der StraßenNeumarkt und Krämer-
straße in der Hanauer Innenstadt haben
einigeBürgerBlumen abgelegt undKer-
zen aufgestellt.Auchviele ausländische
Fernsehteams,etwa aus derTürkei und
aus Polen, sind angereist.
Der hessische MinisterpräsidentVol-
kerBouffier (CDU) sagt, dasVerbrechen
vonHanau mache „im Grunde sprachlos“
und zudem „unendlichtraurig“. Den An-
gehörigen der Opfer sprachersein tiefes
Mitgefühl aus und wünschteden Verletz-
tenbaldigeGenesung.Diese Tat„verän-
dertalles, nicht nur für dieStadt, für un-
ser Land“. Er hat am Morgenschon mit
Bundeskanzlerin Angela Merkelgespro-
chen, auchJean-ClaudeJuncker, der frü-
hereEU-Kommissionspräsident, hat sich
bei Bouffier gemeldet. Die Anteilnahme
geht über Grenzen. Eines sagt Bouffier
an diesemTaggleichmehrmals, so wich-
tig is tesihm of fenbar.„Ichmöcht eallen
Menschen sagen, auchund gerade denen,
dievielleicht andersaussehen,die aus an-
deren Ländern zu unsgekommen sind,
Menschen, die hier eine neue Heimatge-
funden haben, ichweiß, dassSie jetzt
Angsthaben.Ichmöcht eIhnensagen: Ich
verstehe das.Aber umso mehr gilt, dass
wir alles tun, alles,waswir können, um
gegenRassismus, Hetze und Hassanzu-
kämpfen.“ Zugleichversicherte Bouffier
aber:„In unserem Land istjeder willkom-
men,egalwo erher kommtundwieer aus-
sieht.“
Am Donnerstagvormittag hattesich
der hessische InnenministerPeter Beuth
(CDU) zumTathergang geäußert, aber
nochsind nicht alle Details bekannt.
Beuth sprachvon Hinweisen auf ein
„fremdenfeindliches Motiv“. Tobias R.
mordete demnachandreiTator ten. Neun
Menschenstarben, einer wurde schwer
verletzt, mehrereweiter everletzt.Laut
den Ermittlernfielen die ersten Schüsse
gegen22Uhr am Heumarkt, einerStraße
in der Hanauer Innenstadt.Hinter dunk-
len Fenstern liegt die Shisha-Bar „Mid-
night“,inderandiesemAbenddasCham-
pions-League-Spiel übertragenwurde.
Auch in anderen Häusernander Straße
sind Bars, die am Mittwochabend gutge-
füllt sind. Etwadas Lokal „BlindRabbit“,
das Kadir Köse seit drei Jahrengehört. 21
Gäste habe er amAbend gehabt, erzählt
erMittwochMorgenvorseinemLokal ste-
hend. Er habe die Schüssegehört, sieben
oder acht, es habe sichwie sehr laute Sil-
vesterkracher angehört. Alles sei sehr


schnellgegangen.EtwafünfMinutenspä-
tersei die Polizei an Ortund Stelle gewe-
sen, dann ein Krankenwagen. Immer
mehr Einsatzfahrzeugeseien gekommen.
Kadir Köse sagt, er sei immer wieder auf
die Straße gegangen, dann wiederinsei-
nen Laden. DerTätersei da schon längst
wiedermitseinemAutoweggefahren. Ka-
dir Köse sagt, er und seine 21 Gäste hät-
tensehrgroßesGlückgehabt,dassderTä-
ternichtbeiihnenreingestürmtsei.Insei-
ner Zeit als Lokalbesitzer habe er schon
ofterlebt,dassesabendsAuseinanderset-
zungenin derStra ßegeg ebenhabe,Prüge-
leien und Messerstechereien.Aber noch
nie habe er erlebt, dassjemand schieße.
Trotzallem fühlt sichKadir Köse sicher.
Er is tein „Hanauer Junge“, lebt seingan-
zes Leben, seit 38 Jahren in derStadt.Er
vertrautdarauf,dassdie Sicherheitsbehör-
den nun alles aufklärenwerden.
Tobias R.tötetemutmaßlichfünf Men-
schen in der Innenstadt.Dann fuhr er mit
demAuto etwa zwei Kilometerzum Kurt-
Schumacher-Platz im Stadtteil Kessel-
stadt.Dortstürmt eerineinen Kiosk und
tötete vier weiter ePersonen.Nurwenige
hundertMeter entfernt liegt dieWoh-

nung vonTobias R. DorttöteteerErmitt-
lernzufolg eschließlichseine 72 Jahre
alteMutter und sichselbst. Noch in der
Nach twurde seineWohnung in Hanau
voneinem Sondereinsatzkommando der
Polizei durchsucht .Sie fanden Sohn und
Mutter,beide wiesen Schussverletzungen
auf,eineSchusswaffe lagnebendem mut-
maßlichenTät er.Sein Vaterwar un ver-
letzt geblieben.Nach dem Ende des SEK-
Einsatzes an derWohnung des mutmaßli-
chen Terroris tenwurde auchsein Flucht-
autobeschlagnahmt,zur weiterenUnter-
suchung. Es bestand die Sorge,dassTobi-
as R. darin nochSprengstoff plaziertha-
ben könnte.
Schon am Donnerstagmorgenum
Uhr hatteder Generalbundesanwalt die
Ermittlungen an sichgezogen. Esgab
schnellgenügend Anhaltspunktedafür,
dasseswieder einrechtsextremer An-
schlagwar: Schließlichhatten alle Opfer
einen Migrationshintergrund. In einem
Manifest, dasTobias R. auf seiner Inter-
netseiteeinges tellt hatte, istetwazule-
sen,dassganzeVölker„komplettvernich-
tetwerden müssen“, insgesamt 24 Länder
zählt er auf, darunter zahlreiche muslimi-

sche, aber auchIsrael. Generalbundesan-
waltPeterFrank,dersic hamDonnerstag-
nachmittag öffentlichäußerte,sprac hda-
von, das sdie Dokumenteneben „wirren
Gedanken un dVerschwörungstheorien“
aucheine „zutiefst rass istische Gesin-
nung“aufwiesen.ImAuftragdes General-
bundesanwalts ermittelt nun das Bundes-
kriminalamt,unter stützt durch das hessi-
scheLandeskriminalamt.Dadermutmaß-
liche Tätertot ist, geht es dabei nun um
dieFrage, ob es MitwisseroderUnterstüt-
zer gab. Dazu klären die Ermittler nach
Angaben des Generalbundesanwalts Um-
feld und dieKontakt evon Tobias R. ab.

D


ie Schusswaffe ge hörte
wohl Tobias R. selbst.
Der Mann,1977 in Ha-
nau geboren, hattezwar
nacheigenen Angaben
auf seiner Internetseite
nachdem Abitur Zivildienstgeleistet. Of-
fenbar gabesaber dennocheine gewisse
Affinität zu Waffen. Dem Vernehmen
nachsoll er insgesamt dreiWaffen beses-
sen haben: neben der mutmaßlichenTat-
waffe, einer Pistole Glock17, 9Millime-

terLuger ,nocheinevomTypSIG Sauer,
Millimeter, sowie eineweiter edes Typs
Walther,ebenfalls9Millimeter, das be-
richtetdie „Bild“-Zeitung. Seit 2013ver-
fügteTobias R. über eineWaffenbesitzer-
laubnis, daneben angeblichauchüber ei-
nen Jagdschein. Im Jahr daraufkaufte er
die Tatwaf fe und die SIG Sauer in einem
Internetshop. Nach dem Waffengesetz
mussmindestensalledreiJahredieZuver-
lässigkeit und die persönliche Eignung
zum Führeneiner Waffeüberprüftwer-
den, dies istauchgeschehen, zuletzt im
vergangenen Jahr durch die Kreisverwal-
tungdesMain-Kinzig-KreisesinGelnhau-
sen.
Noch wissen die Ermittler nicht, obTo-
bias R.Teil einesrechtsextremenNetzes
war. Nach bisherigenErkenntnissen ister
nicht vorbestraft, auch fürErmittlungsver-
fahren mit politischem Bezug gibt eskei-
ne Anhaltspunkte. Auch dem Verfas-
sungsschutzwarTobias R.wohl zuvor
nicht bekannt.Weder gabesfür denNa-
meneinenTrefferimnachrichtendienstli-
chen Informationssystem„Nadis“ nochin
den sogenannten Quarantäne-Dateien.
Das sind ältereAkten, die nurwegendes

Löschmoratoriums alsFolgeder Taten
des NSU nochzugänglichsind. Untersei-
nem KlarnamenwarTobias R. im Inter-
netnicht aktiv,inSicherheitskreisen gilt
es aber alswahrscheinlich, dasserdort
unter einemPseudonym auftrat. Esis tein
neues Musterimrechtsextremistischen
Milieu, dassVernetzungen über das Inter-
netstattfinden–die Anbahnung im offe-
nen Netz, konkrete Tatplanungen und die
BeschaffungvonWaffenimverdeckten
Teil. Er st in einemfortgeschrittenenSta-
dium kommt es dann zu einem persönli-
chen Treffen. So verhielt es sichauchbei
den Mitgliedernder Terrorzelle, die erst
am vergangenenFreitag vonden Sicher-
heitsbehördenzerschlagenwurde.Hin-
weise darauf, dassTobias R. eineVerbin-
dung zu demTerrornetz hatte, gibt es bis-
lang aber nicht.

B


undesinnenministerSeeho-
fer(CSU) will alsReaktion
auf den Anschlag die Si-
cherheitsvorkehrungen in
Deutschland verstärken.
Er werdenochamDon-
nerstagabend mit den Innenministernder
Länder darüber beraten, „wie wir in den
nächs tenTagen die Sicherheitslagenoch
bessergewährleis tenkönnen“. Dies sei
auch„vordemHintergrundvieleröffentli-
cher Veranstaltungen in den nächstenTa-
gen“ er forderlich. Im Bereichdes Rechts-
extremismus habe es zuletzt „eine Menge
vonsehr besorgniserregenden Entwick-
lungen“gegeben. Es sei nun „diegroße
und zentraleAufgabe“, den Gegnernder
freiheitlichen Grundordnung „die Stirn
zu bie ten“.
Die Tatwirft weiter eFragenauf. Auch
die, wassie für dasZusammenleben be-
deutet.Seit dem Donnerstagmorgenha-
ben sichamKurt-Schumacher-Platz, dem
zweitenTatort,vor allem Migranten ver-
sammelt.Viele vonihnenstehen dort
schon dieganze Nach t. Yusuf B. sagt,
nochamAbendhabe er sichselbstindem
Caféaufgehalten, habe mitFreunden zu-
sammengesessen. „Die sind jetzttot. “Yu-
sufB. gingfrühnachHause, alserdortan-
geko mmen sei, habe er schon diePolizei-
wagendie Straße herunterfahren sehen.
„Dawarklar,dassirgendwaspassiertsein
muss.“Yusuf B., aber auchandere, die
nun am Kurt-Schumacher-Platz stehen
und auf das Flatterband schauen, das den
Tatort absperrt, machen sichGedanken
darüber,was dieseTatfür Ausländer und
Migranten in Hanauund ganz Deutsch-
land bedeutet.Ein Freund vonYusuf B.
sagt, man müsse jetzt abwarten. „Im Mo-
ment können wir nochnicht viel dazu sa-
gen. DieTrauer und der Schocksind ein-
fach zu groß.“ Einigevermuten, es wird
vielleicht sogar ein paarTage dauern, bis
das ganze Ausmaß des Schreckens in der
ausländischen Community angekommen
ist. „Viele fühlen sichjagar nicht als Mi-
grant“, sagt einFreund vonYusuf B. Das
bestätigen auchandere.
In Hanauweiß man,welche Chancen,
aber auchwelche Schwierigkeiten es mit
sichbringt, wenn dieStadtbevölkerung
sehr durchmischt ist. Rund 100 000 Men-
schen leben in der hessischenStadt, etwa
eine halbeAutostunde vonFrankfurtent-
fernt. Laut Zahlen von2011 haben vier
vonzehn Hanauerneinen Migrationshin-
tergrund. LangeZeit gehörtenauchmeh-
rere tausend amerikanische Soldaten zu
Hanau, die hierstationiertwaren. Durch
ihren Abzug hat sichdie Stadt verändert,
er brachteaber auchdie Chance mit sich,
neu über ein Zusammenlebeninder
Großs tadt nachzudenken. DerStadtteil
Kesselstadt, aus demTobias R.stammt,
zeigt dieZersplitterung: Der eineTeil ist
gutbürgerlich, nurwenigeStraßen ent-
ferntaber liegen die Sozialwohnungen,
die sogenannteWests tadt. Hanau hat
kein Problem mitrechtsextremistischen
Strukturen, es mag einzelneRechtsextre-
me geben, aber in einerStadt dieser Grö-
ße is tdas nichtsUngewöhnliches. Hanau
hat viel eher ein Kriminalitätsproblem.
Seit Jahren wirdversucht, daranetwaszu
ändern. EinigeStraßenund Plätzewer-
den schonvonKameras überwacht, ge-
meinsam mit ihren Bürgern berät die
Stadt, wie sienochsiche rerwerden kann.
ClausKaminsky,der Hanauer SPD-Bür-
germeister, sag tamDonnerstagmittag,
dass die letztenStunden zu den bitters-
tenund traurigsten inder GeschichteHa-
naus gehörten. Aber er erlebe gerade
aucheine großartigeWelle der Solidari-
tät.Erdanktdem Ministerpräsidenten
und dem BundespräsidentenFrank-Wal-
terSteinmeier, deramAbendzusammen
mit seinerFrau ElkeBüdenbenderzuei-
nerMahnwacheaufdemMarktplatzkom-
men wird.„Jetzt wirdalles Menschen-
möglichegetan, dass wir nacheiner Zeit
der Trauer so beieinanderbleiben,wie
das über Jahrhunderte in Hanaugewach-
sen ist.“

Inden Schriften, diedermutmaßlicheTä-
tervon Hanau hinterlasse nhat, wird
klar, waservon de nmeistenNichtdeut-
schenhält:Die Weltmü ssevon ihnen„ge-
säubert“werden ,forde rt er.Der An-
schla greiht sichineineSerie vonrassis-
tischmotivier tenGewalttaten ein. In ei-
nigen Tagenwirddie Anklage des Gene-
ralbundesanwalts zu dem Mordandem
Kasseler RegierungspräsidentenWalter
Lübcke im JunivergangenenJahres er-
wartet.Von de mErgebnis derErmittlun-
generhofft man sichaucheine Antwort


aufdie Frage, ob nicht do ch einrechtsex-
treme sNetzwerk dieTatzumindestunter-
stützte. DerhessischeVerfassungsschutz
hatt eden Hauptverdächtigen StephanE.,
derbis 2009 alsMitglied derNeonazi-Sze-
ne beobachtet wurde, nach eigenem Be-
kunden danach„nicht mehr auf dem
Schirm“. Inzwischenwurde jedochbe-
kannt, dassE.s ichkeineswegs aus diesen
Kreisenzurüc kgezogen hatte, wieBilder
in sozialenNetzwer kenbelegen.
DiehessischePolizei hat in denvergan-
genen Wochen versucht ,die rechtsextre-

me Szene durch eineSerie vonHaus-
durchsuchungenzuverunsichern. Als
derVerfassungsschutzbericht im Septem-
ber vorgestellt wurde, sprach Hessens In-
nenministerPeter Beuth (CDU)vonei-
ner hohenGewaltorientierungund Waf-
fenaffinität der Szene. 1475 Männerund
Frauen wurden ihr in Hessen lautVerfas-
sungsschutz zugerechnet;für 2019dürfte
die Zahl deutlichhöherliegen. Nach
Beuth ,dersic hamDonner stag zurTatäu-
ßerte ,lassen die bisherigenErkenntnisse
darau fschließen,dassder mutmaßliche
TodesschützevonHanau,Tobias R., al-
lein handelte. Dokumente auf seiner In-
ternetseitezeigeneinenradikalenRassis-
mus, ebenso wiefortges chritten ePara-
noia.Das zeigtParallelen zu dem Mann
im hessischen Wächtersbachauf,der
Ende Juli auf einen Eritreer schoss und
sichspäter selbst töte te. Au ch RolandK.
wardem Verfassungsschutz „nicht be-

kannt“. Er hinterließ einen eherkrypti-
schen„Abschiedsbrief“.Darin vermeng-
te der 55 Jahre alteMann seine mangeln-
de Lebensperspektiveals arbeitsloser
undkranker Lastwagenfahrermitseinem
Fremdenhass.
Auch in anderen Bundesländernkam
es in derjüngsten Vergangenheit zu
rechtsext remistischmotiviertenGewalt-
taten. In HalleinSachsen-Anhaltver-
sucht eein Mann imOktobe r, sich mit
Waffen und Sprengsätzen Zugang zur
dortigen Synagoge zu verschaffen, wäh-
rend die Gläubigendarin denjüdischen
FeiertagJom Kippurbegingen. DieTür
der Synagogehielt dem Angreifer stand,
auf derStra ße erschoss er eine 40 Jahre
alteFrauund in einembenachbarten
Schne llimbisseinen20Jahre alten
Mann. Der Generalbundesanwalt berei-
tetnochdie Anklage g egen Stephan B.
vor, der dieTatgestande nhat.NachAn-

gaben seines Anwalts gabStephan B. als
Motiv eine „judenkritische Einstellung“
an.Eineweiter eGewalttat,die sichoffen-
bar dezidiertgegen Judenrichtete ,ereig-
nete sic himSpätsommer2018 i nChem-
nitz.Während dieRepublik überHetzjag-
denvonRechtenaufAusländerdiskutier-
te,blieb ein Anschlagvon Neonazisauf
einjüdischesRestaurantzunächstweitge-
hend unbemerkt. Etwaein Dutzend
Rechtsextremegriffen dasRestaurant an
und riefen demWirt zu:„Hau ab aus
Deutschland, du Judensau!“
Erst vorwenigenTagen gingendie B e-
hörde ninmehreren Bundesländernge-
geneine mutmaßlichrechts extremeTer-
rorzelle vor, die eine Moscheeins Visier
genommen haben soll.Die zwölffestge-
nommenen mutmaßlichenRechtsextre-
men sollen sich überdas Internetkoordi-
nierthaben. DerGeneralbundesanwalt,
der auchindiesemFall die Ermittlungen

übernommen hat, wirftzweimutmaßli-
chen Mitgliedernder Zelle vor, Anschlä-
ge auf Politiker, Asylbewerber undMusli-
me geplantzuhaben. Ihr Zielsollesge-
wesen sein, „bü rgerkriegsähnliche Zu-
stände“ herbeizuführen.
Nachdem die Zuwanderung nach
Deutschland im Herbst2015 deutlichan-
gestiegen war, kameszueiner Reihe von
ausländerfeindlic hmotivier tenGewaltta-
ten. BinnenwenigerWochenregistrier-
tendie Behörden im Herbstdes folgen-
den JahresAnschlägeauf Flüchtlingshei-
me in Erbach in Baden-Württembergso-
wie im sächsischen Döbeln.Kurzzuvor
hatte der18JahrealteDavid S. in Mün-
chen neun Menschen und danachsich
selbs tgetöt et,ertat dies ausrechtsext re-
mistischenMotiven. DerMann hatteein
„Manifest“ hinterlassen. Darinbeschrieb
er Ausländer als„Kakerlaken “und als
Menschen, die er „exekutieren“ werde.

Voll des Hasses


Eine Übersichtrechts extremerGewalttaten /


VonKim BjörnBeckerund HelmutSchwan


Zeichen gegendas Gift


Der Täter erschoss auch einenAutofahrer:Mitarbeiter derPolizei sicherndie Spuren amTatort. FotoReuters

VonMonaJaeger,
Katharina Is kandar,
Hanau, und Helene
Bubr owski,Berlin

Trauer:Anwohner legen Blumen an einem derTatorte nieder. FotoReuters

Hanausteht unter Schock:Yussuf B. hat in derNachtseine Freundeverloren. Vertreter


der Migranten-Communityfordernvon InnenministerSeehofer mehr Sicherheit.Und


Hessens Ministerpräsident sagt immer wieder,dasserdie Angstgut verstehen kann.


Hanau-
Kesselstadt

Stadtmitte

HANAU

Schloss
Philippsruhe

Rathaus
Am
Markt

Heu-
markt
Bahnhof
Hanau-West

Forum Hanau

500 m

Ma

in

Philippsruher

Allee

KesselstädterLandstr.

F.A.Z. -Karte Levinger

Fünf Tote im Kiosk
„Arena Bar & Café“

Gegen 3 Uhr Stürmung
der Wohnung des
mutmaßlichen Täters, er
und seine Mutter sindtot

Mi., 19.2., gegen 22 Uhr
Vier Menschen werden
in der Shisha-Bar„Midnight“
erschossen, der Täter
flüchtet im Auto 1

2

3

TerrorTerroranschlag in Hanauanschlag in Hanau

Frankfurt Hanau

HESSEN

Berlin
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