N
orbert Wirth zeigt seine
„Teufelsmaschine“, wie
der Ingenieur den riesigen
Apparat im Erdgeschoss
der Fabrikhalle von Lamy
nennt. Gefüttert wird der Metallkoloss
mit einer Rolle Stahlband, heraus
kommt am anderen Ende eine filigrane
Stahlfeder für Füller.
VON BIRGER NICOLAI
AUS HEIDELBERG
Dazwischen wird gestanzt, gebogen
und gelocht und am Schluss noch ein
Körnchen des Edelmetalls Iridiumauf
die Spitze geschweißt. Der Clou istder
Schlitz in der Mitte der Feder, durch
den die Tinte fließt: Auf ein hundert-
stel Millimeter genau schneidet ein La-
ser den Spalt in das Metall hinein. Nur
bei dieser Genauigkeit ergibt sich jenes
weiche Schreibgefühl, das der Kunde
empfinden soll. Davon ist jeder hier am
Werkssitz in Heidelberg überzeugt.
Firmengründer Josef Lamy hat in den
späten 1950er-Jahren im Stadtteil Wieb-
lingen ein Gebäude im Bauhausstil ge-
baut. Seither werden Stifte und Füller
in dem typischen Design von Lamy aus-
schließlich in diesen Hallen gefertigt.
Neun Millionen Stück waren es im ver-
gangenen Jahr – das war eine Million
Schreibgeräte weniger als im Vorjahr.
Deshalb wurde die Arbeit in der Fabrik
von drei auf zwei Schichten verringert.
Das Familienunternehmen muss Fehl-
entwicklungen korrigieren. So sollen
die Fertigung stärker automatisiert und
die Auslandsexpansion in Teilen zu-
rückgeschraubt werden. Eine Auswei-
tung auf andere Produkte wie Acces-
soires ist dagegen nicht geplant. Ledig-
lich in das Geschäft mit Schreibbüchern
hat sich Lamy bislang hineingewagt.
Das Geschäft mit Schreibgeräten ist
ein Nischenmarkt. Im Luxussegment
bietet Montblanc aus der schweizeri-
schen Richemont-Gruppe teure Stifte
und Füller an. Im Massenmarkt behaup-
ten sich Namen wie Schwan-Stabilo,
Staedtler oder auch Edding. Irgendwo
dazwischen tauchen Namen wie Faber-
Castell oder Lamy auf. Allesamt sind sie
deutsche Mittelständler, die sich mit
Spezialisierung und weltweiter Präsenz
bislang ihre Eigenständigkeit erhalten
haben. Anders erging es den Marken Pe-
likan und Geha, die heute einem Unter-
nehmer aus Malaysia gehören. Dagegen
will Lamy es allein schaffen.
Doch das wird nicht einfach. Gerade
leidet das wichtigste Auslandsgeschäft
von Lamy in China unter den Folgen
des Coronavirus. Der chinesische Markt
hat nach Deutschland die größte Bedeu-
tung für das Unternehmen, wenn es um
den Wert und nicht die Stückzahl der
Stifte geht. „Wir sind die einzige auslän-
dische Marke, die in China mit Schreib-
geräten wirklich erfolgreich ist. Und
jetzt mussten wir unsere Geschäfte erst
einmal schließen“, sagt Geschäftsführe-
rin Beate Oblau. In den Großstädten
des Landes lassen sich Lamy-Füller im
Vergleich zu Deutschland zum vierfa-
chen Verkaufspreis absetzen.
Rund die Hälfte des Umsatzes
stammt aus dem Ausland. Die Liste ist
lang und reicht von Chile über Rumä-
nien bis nach Korea. Doch in manchen
der 80 Ländern geriet der Handel mit
Lamy-Produkten in die Hände von Dis-
tributeuren, die nicht mehr den Vorstel-
lungen des Managements entsprechen
und nun nicht länger beliefert werden.
Betroffen war davon vor allem der Onli-
nehandel in einigen Auslandsmärkten.
Auch aus diesem Grund sank der Um-
satz zuletzt um zwölf Prozent auf nun-
mehr 118 Millionen Euro. Der Premium-
markt ist zwar stark gewachsen, das
Massengeschäft dagegen hat an Absatz
verloren. In der Branche sowie im Un-
ternehmen selbst wird offen von einem
Übernahmeinteresse inländischer wie
auch ausländischer Investoren gespro-
chen. „An der Selbstständigkeit gibt es
nichts zu rütteln. Die Familie Lamy hat
dazu ein klares Bekenntnis abgelegt“,
sagt Firmenchefin Oblau. Der Schreib-
gerätehersteller gehört den Geschwi-
stern Vera und Markus Lamy.
Hinzu kommt, dass Lamy durch die
Digitalisierung und das Schreiben mit
elektronischen Geräten unter Druck
steht. Mit dem eigenen Stift für Ta-
blets namens „Screen“ kam das Famili-
enunternehmen viel zu spät auf den
Markt, der Verkauf wurde jetzt einge-
stellt. Dafür kooperiert Lamy nun mit
dem Elektronikhersteller Samsung
und liefert die Hülle für dessen Tablet-
Stift zu – „made in Heidelberg“ natür-
lich. Vom Design und Image her hätten
die Schreibgeräte auch gut zu einem
anderen Konzern gepasst. „Wenn Sie
danach fragen: Applewill nicht mit La-
mmmy zusammenarbeiten“, sagte Oblau.y zusammenarbeiten“, sagte Oblau.
Jetzt reist die Managerin durch
Deutschland und spricht Start-up-Fir-
men an.
Zusätzlich erschwert wird das Ge-
schäft durch das Ladensterben in
Deutschland. Gab es vor 20 Jahren noch
rund 20.000 Fachgeschäfte, sind es heu-
te gerade noch rund 5000 Schreibwa-
renhändler. Jedes Jahr verschwinden
weitere 300 Läden. Auch Buchläden
oder Drogeriemärkte als neue Verkaufs-
stellen reichen dafür nicht als Aus-
gleich. Zwar ist Lamy mit einem Anteil
von 75 Prozent Marktführer bei Schul-
füllern, doch seit Jahren schon stagniert
der Verkauf in Deutschland.
Markenkenner halten den Weg nicht
für aussichtsreich. „Das Schreiben steht
unter gewaltigem Druck durch alle ande-
ren Formen der Kommunikation. Eine
traditionelle Spezialisierung auf ein klei-
nes Segment ist nicht mehr zeitgemäß“,
sagt Franz Maximilian Schmid-Preissler,
ein seit Jahrzehnten erfahrener Marken-
experte. Mit reinem Design und einem
vom Inhaber geprägten Verhältnis zum
Produkt allein könne ein Traditionsun-
ternehmen wie Lamy heute nicht mehr
auf Dauer überleben. „Eine derartige
Marke benötigt ein breites Angebot an
Accessoires“, sagt der Markenkenner.
Dazu könnten Uhren oder Taschen zäh-
len. Ein Beispiel dafür sei Montblanc.
Zurück in der Fabrikhalle: Ein ande-
rer Apparat dort könnte auch in einem
Krankenhaus stehen. Auf eine Papier-
rolle werden fortlaufend Striche aufge-
malt. Mit wenigen Ausnahmen sehen
die Zacken aus wie die Aufzeichnung
eines gleichmäßigen Herzschlags.
„Hier wird die Mine eingeschrieben“,
erklärt der studierte Elektrotechniker
Wirth. Auch eine Geräuschprüfung ist
Teil der Fertigung in den neuen Appa-
raten. Auf dem Papier kratzen soll die
Feder nämlich nicht.
Etwa vier Millionen Kugelschreiber-
minen fertigt Lamy in diesem Jahr. Aus-
gangsprodukt ist ein dünnes Metall-
röhrchen, in das exakt 0,8 Gramm Tinte
gepresst werden. Das reicht laut Lamy-
Aussage für einen acht Kilometer lan-
gen Kugelschreiberstrich. Eine Zentri-
fuge sorgt dafür, dass die Tintenpaste
an die Spitze gedrückt wird und der
Stift funktioniert – was wiederum mit
der Schreibprüfung jeder einzelnen Mi-
ne dokumentiert wird. Ebenso ge-
schieht das auch mit jedem einzelnen
Tintenfüller, und das bei bis zu 10.
Füllern, die in einer einzigen Schicht
produziert werden.
An der nächsten Station schleift eine
Mitarbeiterin die Plastikhülle eines Ku-
gelschreibers per Hand an einer kleinen
Drehmaschine ab. Die Oberfläche soll
sich durch die Bearbeitung mit dem
Schleifpapier samtig anfühlen. „Dafür
haben wir noch keine Maschine gefun-
den“, sagt Wirth. Der 60-jährige Inge-
nieur leitet seit fünf Jahren die Ferti-
gung bei Lamy. Sein Job ist es, die Auto-
matisierung zu steigern.
Paradebeispiel ist für ihn die erwähn-
te neue Maschine, deren Roboterarme
statt bisher 40 nun 80 Füllerfedern in
der Minute fertigen. Eine Folge davon
ist, dass nicht mehr vier, sondern nur
noch zwei Mitarbeiter an der Anlage be-
nötigt werden. Allerdings ist das Rie-
sengerät zu schwer für das Stockwerk.
Nun wird für die Federfertigung neben-
an eine fünf Millionen Euro teure Halle
gebaut. „Lange Wege in der Produktion
sind Verschwendung“, sagt Wirth.
Bei Verkaufspreisen der meisten Stif-
te und Füller zwischen zehn und 25
Euro zählt jeder Arbeitsschritt und jede
Optimierung. Dies gilt nicht für die
hochpreisigen Angebote, bei denen
Handarbeit großgeschrieben wird.
Schreibgeräte ab 60 Euro aufwärts bis
hin zu mehreren Hundert Euro fertigt
Lamy an speziellen Montageplätzen.
Das Unternehmen beschäftigt rund
3 00 Mitarbeiter sowie etwa 50 Leihar-
beitskräfte. Mehr als die Hälfte aller
Beschäftigten bringt keine Ausbildung
mit. Vor dem Job bei Lamy hat Wirth
bei Siemens gearbeitet. Für den Welt-
konzern hat er das japanische Kanban-
System in deutsche Fabrikverhältnisse
übersetzt und eingeführt. Seit seinem
WWWechsel arbeitet auch der Stifther-echsel arbeitet auch der Stifther-
steller nach der Methode: Er verrin-
gert die Zahl paralleler Arbeitsschrit-
te, verkürzt dadurch die Durchlaufzei-
ten und erkennt frühzeitig Engpässe
oder Probleme. Vor allem aber werden
keine großen Mengen mehr auf Halde
produziert. Für die Mitarbeiter heißt
das: Sie wissen oftmals nicht, was sie
in der nächsten Schicht machen wer-
den. Ob Minen oder Federn gefertigt
werden oder ob Handarbeit an spe-
ziellen Stiften benötigt wird, das ent-
scheiden die Nachfrage und der Lager-
bestand. Auch Tinte und Tintenpatro-
nen produziert Lamy selbst. Mehr als
3 00.000 Patronen spucken die Ma-
schinen am Tag aus.
Neuester Trend ist die Tintenfarbe
Candy Mango. Das eigene Labor sorgt
bei der Entwicklung dafür, dass sie hö-
henbeständig ist. Schließlich soll der
Stift auch im Flugzeug in 10.000 Meter
Höhe funktionieren. Auch die Spritz-
gussteile für die Stifthüllen stammen
aus eigener Produktion. Die Ferti-
gungstiefe liegt laut Managementanga-
ben bei mehr als 90 Prozent – im Mo-
ment jedenfalls.
Mehr
MADE IN
GERMANY
geht nicht
Lamy produziert nur in Heidelberg und hat bis
vor Kurzem immer mehr Füller nach China
verkauft. Noch halten die Familieneigentümer
des Schreibgeräteherstellers an der Fabrik am
Stammsitz fest. Doch der Export wird
schwieriger und der Inlandsabsatz stagniert.
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07.03.20 Samstag,7.März2020DWBE-HP
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18 MITTELSTAND DIE WELT SAMSTAG,7.MÄRZ
F
rauen haben in mittelständischen
Firmen einer Studie zufolge im
Schnitt bessere Chancen auf ei-
nen Topjob als in börsennotierten Un-
ternehmen. Der Frauenanteil im Vor-
stand beziehungsweise in der Ge-
schäftsführung lag im Mittelstand An-
fang dieses Jahres im Durchschnitt bei
16 Prozent, wie aus einer Umfrage des
Beratungsunternehmens EY anlässlich
des Weltfrauentags an diesem Sonntag
hervorgeht. Vor zwei Jahren waren es 14
Prozent. Im Durchschnitt der Börsenin-
dizes Dax, MDax und SDax sind dage-
gen gerade einmal neun Prozent der
Vorstandsposten mit Frauen besetzt.
Deutlich höher liegt der Anteil mit 15
Prozent, betrachtet man nur die 30
Dax-Konzerne.
„Die Karrierechancen für Frauen im
deutschen Mittelstand sind weiter ge-
stiegen“, erläuterte EY-Partnerin Elfrie-
de Eckl. Dafür gebe es mehrere Gründe.
So müssten sich die Firmen im Wettbe-
werb um Fachkräfte generell mehr ein-
fallen lassen als die oftmals größeren
und bekannteren börsennotierten Un-
ternehmen. Viele mittelständische Un-
ternehmen seien zudem familienge-
führt. „Weibliche Familienmitglieder
werden dort oft schon früh auf Füh-
rungspositionen im Unternehmen vor-
bereitet“, erklärte Eckl.
Für die Studie wurden im Dezember
deutschlandweit 1500 mittelständische
Unternehmen mit mindestens 20 Mil-
lionen Euro und höchstens einer Milli-
arde Euro Umsatz befragt.
Ein weiteres Ergebnis: Je kleiner das
Unternehmen, desto größer ist der An-
teil von Managerinnen in der Führungs-
etage. Bei kleineren Mittelständlern mit
einem Umsatz von weniger als 30 Mil-
lionen Euro sind es 18 Prozent. Bei gro-
ßen Firmen mit einem Umsatz von
mehr als 100 Millionen Euro sind es nur
14 Prozent. Bei zahlreichen Firmen ha-
ben allerdings weiter ausschließlich
Männer das Sagen. In 52 Prozent (2018:
55 Prozent) der Unternehmen ist die
Topetage eine reine Männerdomäne.
Eine Untersuchung der staatlichen
Förderbank KfW kam jüngst ebenfalls
zu dem Ergebnis, dass der Frauenanteil
an der Spitze kleiner und mittlerer Un-
ternehmen (KMU) leicht gestiegen ist.
Demnach wurden 2018 etwa 613.000 der
3,81 Millionen Mittelständler von Mana-
gerinnen geführt, was einem Anteil von
16,1 Prozent entspricht. Die KfW zählt
Unternehmen, die nicht mehr als 500
Millionen Euro jährlich umsetzen, zum
Mittelstand.
EY zufolge variiert der Anteil weibli-
cher Führungskräfte im Mittelstand je
nach Branche allerdings stark. Bei Fi-
nanz- und anderen Dienstleistern wer-
den demnach inzwischen mehr als ein
Viertel (26 Prozent) der Führungspos-
ten von Managerinnen besetzt, in der
Ernährungsbranche 22 Prozent und im
Bau 20 Prozent. Im Maschinenbau und
in der Elektrotechnik sei der Anteil mit
acht beziehungsweise zehn Prozent da-
gegen unterdurchschnittlich.
Zugleich klage knapp die Hälfte der
Unternehmen in der Elektrotechnik da-
rüber, dass es schwierig sei, genügend
qualifizierte Frauen zu gewinnen. Im
Kraftfahrzeugbau seien es sogar 51 Pro-
zent. „Teilweise sind die Probleme
hausgemacht“, sagte Eckl. In vielen Un-
ternehmen unterstützen Männer sich
gegenseitig. „Frauen werden hingegen
nicht ausreichend gefördert.“ Aller-
dings gelinge es gerade in den vermeint-
lich typischen Männerberufen auch
nicht ausreichend, Mädchen für The-
men wie Mathematik, Physik oder Che-
mie zu begeistern. dpa
WWWandel im Mittelstandandel im Mittelstand
Frauen haben mittlerweile bessere Karrierechancen in kleinen und mittleren Firmen
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Lamy beschäftigt rund 300 Mitarbeiter und etwa 50 Leiharbeitskräfte
LAMY
/ TILLMANN FRANZEN
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