Handelsblatt - 06.03.2020 - 08.03.2020

(Greg DeLong) #1
Bloomberg/Getty Images

dpa

A


m Sonntag kommen die Spitzen von
Union und SPD zum Koalitionsaus-
schuss zusammen, um über den
Kampf gegen das Coronavirus und
die Flüchtlingskrise zu beraten. Für
die SPD-Fraktion spricht dabei Rolf Mützenich. Er
ist nicht nur in diesen Tagen viel beschäftigt. Wäh-
rend des Handelsblatt-Interviews klingelt ununter-
brochen sein Handy – bis er es ins Vorzimmer legt.

Herr Mützenich, in Supermärkten decken sich
Menschen wegen der Corona-Krise mit Mehl und
Nudeln ein. Sind die Hamsterkäufe ein Misstrau-
ensvotum gegenüber der Politik?
Das glaube ich nicht, sie sind vielmehr Ausdruck ei-
ner Angst davor, selbst betroffen sein zu können.
Angst ist aber ein schlechter Ratgeber. Unser Land
sollte gelassener reagieren als manch andere Län-
der, die nicht diese medizinische Versorgung ha-
ben. Wir brauchen nicht in Panik zu verfallen.

Handeln sollte die Koalition schon. Am Sonntag
sprechen Sie im Koalitionsausschuss über Kon-
junktur-Stützungsmaßnahmen. Braucht man ei-
nen Schutzschirm für die deutsche Wirtschaft?
So weit würde ich noch nicht gehen. Wir sollten an-
gemessen reagieren. Die Bundesregierung ist in
der Lage, gegenzusteuern, wenn nötig. Wir werden
Sonntag wichtige Zeichen setzen.

CSU-Chef Markus Söder fordert wegen den Coro-
na-Folgen Steuersenkungen. Zu Recht?
Man wird der Corona-Krise am besten dadurch ge-
recht, wenn man adäquate Antworten gibt. Ich
warne davor, aktuelle Probleme zu instrumentali-
sieren, um alte Forderungen aufzufrischen. Das ist
nicht seriös.

Was schwebt Ihnen denn konkret vor?
Eine Ausweitung des Kurzarbeitergeldes, gekoppelt
mit Weiterqualifizierung, hatte die SPD bereits vor
Corona vorgeschlagen, das kann aber gerade auch
jetzt helfen. Das „Arbeit-von-morgen“-Gesetz wäre
daher ein wichtiger Bestandteil eines Hilfspro-
gramms. Darüber hinaus machen sicher gezielte
Hilfen für Unternehmen Sinn, die wegen Corona
unverschuldet in Schieflage geraten, etwa weil sie
ihren Betrieb eine Zeit lang schließen müssen.

Was ist mit Steuerentlastungen?
Unabhängig von der Corona-Krise hatte die SPD
bereits vorgeschlagen, die Soli-Abschaffung für 90
Prozent der Steuerzahler auf Mitte dieses Jahres
vorzuziehen. Von den Überschüssen des vergange-
nen Jahres sollten die Bürgerinnen und Bürger
auch etwas zurückbekommen, zudem wirkt das
positiv auf die Konjunktur. Die Union ist herzlich
eingeladen, dabei mitzumachen. Man kann auch
über Entlastungen für Unternehmen reden. Eine
Angleichung der Besteuerung von Personen- und
Kapitalgesellschaften wäre eine weitere Entlastung.

Sollte der Staat auch stärker die Investitionen er-
höhen, um die Wirtschaft zu stützen?
Die SPD hat angelehnt an die Wirtschaftsinstitute
der Arbeitgeber und der Gewerkschaften ein gro-
ßes Investitionsprogramm auf ihrem Parteitag be-
schlossen. Für höhere Investitionen brauchen wir
aber auch beschleunigte Planungsverfahren, weil
die Planung hinter den bereitgestellten Mitteln zu-
rückbleibt. Es geht nur beides zusammen.

Muss man im Notfall die Schuldenbremse über
Bord werfen?
Die Schuldenbremse erlaubt in Krisenzeiten schon
jetzt einen ganz ordentlichen Spielraum. Klar ist
aber auch, dass die Schuldenbremse in bestimm-
ten Situationen nicht sakrosankt sein darf. Wenn
der Moment kommen sollte, wo wir sie überprüfen
müssen, werden wir das tun. Aber noch ist dieser
Moment nicht gekommen.

Einst war Deutschland die Apotheke der Welt.
Nun werden neben Atemmasken auch Medika-
mente knapp, weil die in Asien produziert werden.
Muss man angesichts solcher Krisen hier nicht
über eine Änderung nachdenken?

Schon jetzt kehren manche Unternehmen zurück.
Ich glaube, dass sich viele weitere Firmen nach den
Erfahrungen aus der Corona-Krise die gleiche Frage
stellen werden.

Neben der Corona-Krise schauen die Menschen be-
sorgt in die Türkei und nach Griechenland. Warum
ist Europa wieder so schlecht auf eine Flüchtlings-
krise vorbereitet?
Europa versucht mit allen zivilen Mitteln einer zyni-
schen Politik entgegenzuwirken. Diese rücksichtslo-
se Politik besteht darin, dass Syrien mit Unterstüt-
zung Russlands gezielt Krankenhäuser angreift und
der türkische Präsident völkerrechtswidrig Teile Sy-
riens besetzt und Flüchtlinge als Geisel für seine In-
teressen nimmt.

Was kann die EU tun?
Es besteht Konsens, dass die Länder mit EU-Außen-
grenzen alle notwendige Hilfe bekommen müssen,
sowohl was Grenzsicherung, humanitäre Hilfen, aber
auch die Aufnahme von Flüchtlingen angeht. Ich fin-
de es aber auch sehr irritierend, dass 55 Lkws, die
die EU vor Weihnachten nach Griechenland ge-
schickt hat, um die Lage auf den griechischen Inseln
in den Griff zu bekommen, noch immer im Hafen
von Athen auf den Transport warten.

Muss Deutschland mehr Flüchtlinge abnehmen?
Das haben wir im Rahmen einer UN-Vereinbarung be-
reits zugesagt. Und ich bin sehr froh, dass Innenminis-
ter Seehofer auf eine europäische Lösung drängt, die
nicht unbedingt alle 27 EU-Staaten umfassen muss. Er
kann da auf unsere volle Unterstützung zählen. Viele
Städte und Gemeinden haben sich bereits bereit er-
klärt, schutzbedürftige Personen aufzunehmen. Der
luxemburgische Außenminister Jean Asselborn hat als
Sofortmaßnahme den guten Vorschlag gemacht, dass
die EU-Staaten pro halbe Million Einwohner 10 Flücht-
lingskinder aufnehmen. Das ist ein guter Anstoß.

Die Obergrenze aus dem Koalitionsvertrag von
200 000 Flüchtlingen gilt?
Wir arbeiten immer auf der Grundlage des Koaliti-
onsvertrags, allerdings spielt dieser Punkt an-
gesichts der aktuellen Zahlen keine wirk-
liche Rolle.

Welche Sprache versteht Erdogan noch? Wirt-
schaftssanktionen?
Der Türkei tut schon sehr weh, dass wir bestimmte
Angebote wie die Fortentwicklung einer Zollunion
nicht mehr machen. Ich denke, dass sich noch in
diesem Jahr zeigen wird, wie falsch es war, dass die
Türkei sich Richtung Russland orientiert hat. Ich
hoffe nur, dass Erdogan das auch begreift und rea-
lisiert, wo er die richtigen Partner findet.

Russische Bomber attackieren Schulen, Märkte,
Krankenhäuser. Müssten diese Kriegsverbrechen
nicht mit neuen Sanktionen beantwortet werden?
Das Bombardieren von Zivilisten ist ein Kriegsver-
brechen! Deutschland muss daher mittels interna-
tionalem Strafrecht und mit dem Völkerstrafgesetz-
buch eine Antwort geben. Genau für solche Fälle
gibt es das ja und ich kann das Bundeskriminalamt
und die Generalstaatsanwaltschaft nur ermutigen
alles zu tun, damit internationale Strafjustiz auch
hier wirken kann.

Wird uns die Flüchtlingskrise jetzt für Jahrzehnte
beschäftigen?
Fluchtbewegungen sind nicht neu. Sie waren
schon zu Zeiten Willy Brandts und der UN-Reporte
ein großes Thema. Die Menschen haben es nur we-
niger mitbekommen, weil die Hotspots woanders
waren. Das ist heute anders. Hinzu kommen die
stärkeren klimatischen Veränderungen und der Be-
völkerungsanstieg sowie eine sehr vernetzte Kom-
munikation. Dies führt dazu, dass Fluchtbewegun-
gen heute wesentlich größer sind.

Die Flüchtlingskrise könnte Friedrich Merz
im Rennen um die CDU-Spitze helfen. Hof-
fen Sie auf einen Sieg von Merz, weil CDU
und SPD wieder unterscheidbarer wären?
Mit dieser Glaskugel beschäftige ich mich
überhaupt nicht.

Die Union wird Ende April jedenfalls ih-
ren Kanzlerkandidaten gefunden ha-
ben. Muss die SPD dann nicht auch bald
einen präsentieren?
Egal, wer sich im CDU-Rennen durchsetzt,
muss im Dezember auf dem regulären Par-

„Wir brauchen


gezielte Hilfen


für Unternehmen “


Der SPD-Fraktionschef skizziert in Zeiten von Corona seine


Pläne zu einem Hilfsprogramm für die Wirtschaft und erklärt,


welche Konsequenzen er aus der Flüchtlingskrise zieht.


Rolf Mützenich

Der Politiker Rolf
Mützenich sitzt seit
2002 im Bundestag.
Nach dem Rücktritt
von Andrea Nahles
übernahm er 2019 als
dienstältester Frakti-
onsvize zunächst
kommissarisch und
kurz darauf dauerhaft
den Fraktionsvorsitz.

Der Mensch Der
60-Jährige ist promo-
vierter Politologe, ver-
heiratet und hat zwei
Kinder. Hobbys sind
Touren mit Trekking-
Rad und Lesen.

Vita
Rolf Mützenich

Wirtschaft


& Politik


WOCHENENDE 6./7./8. MÄRZ 2020, NR. 47
8

Produktion von
Autoteilen: Wenn
die Lieferketten
durchbrochen
sind, könnten
weite Teile der
Wirtschaft
darunter leiden.

teitag wiedergewählt werden. Das zu erfahren,
fand ich doch sehr interessant (lacht).

Bei möglichen SPD-Kanzlerkandidaten fällt neu-
erdings auch Ihr Name. Wären Sie bereit?
Ich glaube, wir haben genügend gute Kandidaten.

Die beiden Parteivorsitzenden zählen offenbar
nicht dazu. Es gibt parteiintern die Kritik, beide
agierten nicht wirklich wie Vorsitzende.
Das ist nicht meine Erfahrung. Ich erlebe derzeit eine
SPD, die geschlossen auftritt, und in der jeder Einzel-
ne weiß, was seine Rolle ist. Aber natürlich müssen
die beiden Parteivorsitzenden mit Blick auf die Bun-
destagswahl ein Gesamtprogramm erarbeiten. Wir
als Fraktion versuchen auch dazu unseren Beitrag zu
leisten, ebenso wie wir das im laufenden Geschäft
tun, etwa mit dem Vorschlag, den Soli vorzuziehen.

Die einzige Machtoption der SPD wäre ein Bünd-
nis mit Grünen und Linken. Allerdings haben Ab-
geordnete der Linken gerade die Regierung ver-
klagt, dann sorgte die Forderung auf einer
Linken-Konferenz, die ein Prozent Reichsten zu
erschießen, für Unruhe. Kann man mit so einer
Partei im Bund Staat machen?
Diesen menschenverachtenden Zynismus mache
ich mir nicht zu eigen. Ich will mich auch nicht mit
einzelnen Äußerungen auf Delegiertentagungen
der Linkspartei beschäftigen. Unabhängig davon
haben wir uns eine Zusammenarbeit mit der Lin-
ken nie einfach vorgestellt. Wir wissen, dass die
Fraktion der Linken sehr heterogen ist und teils
wenig Rücksicht untereinander nimmt. Daher
muss jeder wissen: Für eine linke Mehrheit jenseits
der Großen Koalition braucht es eine starke SPD.

Noch einmal zu Corona: Wie halten Sie es in die-
sen Zeiten mit dem Händeschütteln?
Ich schüttele weiter Hände, aber ich treffe auf
mehr und mehr Kolleginnen und Kollegen, die lie-
ber darauf verzichten.

Herr Mützenich, vielen Dank für das Interview.

Die Fragen stellten Martin Greive und
Thomas Sigmund.

Die SPD will


den geplanten


Soli-Abbau


vorziehen.


Die Union


ist herzlich


eingeladen,


dabei


mitzumachen.


Rolf Mützenich
SPD-Fraktionschef

Drohende Rezession

Große Koalition arbeitet


an einem Krisenplan


A


ngela Merkel (CDU) hat sich bei der Wirt-
schaft keine Freunde gemacht. Die Bun-
deskanzlerin sagte ihr Spitzentreffen mit
der deutschen Wirtschaft im Rahmen der Hand-
werksmesse in München ab, weil die Messe we-
gen der Corona-Epidemie ebenfalls ausfällt. „Die-
se Veranstaltung hätte gerade jetzt stattfinden
müssen“, zeigte sich Holger Schwannecke, der
Generalsekretär des Zentralverbands des Deut-
schen Handwerks, enttäuscht.
Eine Hauptforderung der Wirtschaft für das
Gespräch wäre ein „Belastungsmoratorium“ ge-
wesen – die Handwerker protestieren gegen die
verschärfte Regulierung der vergangenen Jahre
und fordern einen Verzicht auf weitere Vorschrif-
ten wie die angeordnete Pflicht zur Arbeitszeiter-
fassung. Zugleich hätte die Wirtschaft aber auch
gerne von der Kanzlerin persönlich erfahren, auf
welche Hilfen des Staates man sich denn im Zuge
der Corona-Krise einstellen kann. Für Politik und
Wirtschaft wäre es wichtig gewesen, gemeinsam
ein Stück Normalität aufrechtzuerhalten, sagte
Schwannecke.
Die Wirtschaft macht sich große Sorgen und ist
wegen der Ausbreitung des Coronavirus in
eine tiefe Krise geraten. Der Bundes-
verband der Deutschen Industrie
(BDI) warnt in seinem neuen
Quartalsbericht vor einer Re-
zession. „Das wirtschaftli-
che Wachstum droht, fast
zum Erliegen zu kom-
men“, heißt es in dem Be-
richt. Komme es nicht zu
einer wirtschaftlichen
Normalisierung in den von
der Epidemie betroffenen
Ländern im zweiten Quartal,
erwartet der BDI für Deutsch-
land fürs Gesamtjahr einen
Rückgang der Wirtschaftsleistung.
Es wäre die erste Rezession der deut-
schen Wirtschaft seit 2009.
Die Bundesregierung verfügt durchaus über
Mittel um gegen eine Krise anzugehen. Am Frei-
tag trifft sich bereits zum zweiten Mal in dieser
Woche eine Arbeitsgruppe aus Union und SPD,
um über höhere Staatsausgaben und Steuerent-
lastungen zu beraten, nachdem ein erstes Treffen
diese Woche ergebnislos zu Ende gegangen war.
Am Sonntag sollen im Koalitionsausschuss dann
endgültig Entscheidungen festgezurrt werden.
„Wir sind uns einig, dass wir uns einig werden
müssen“, hieß es in Regierungskreisen.
Die Bundesregierung zählt jedenfalls schon
mal das Geld und prüft, wie hoch die Reserven
für ein mögliches Konjunkturpaket sind. So kön-
ne die Bundesregierung im Notfall sicher rund 50
Milliarden Euro mobilisieren, hieß es in Regie-
rungskreisen. Diese Zahl hatte Bundesfinanzmi-
nister Olaf Scholz (SPD) bereits vergangenen
Sommer genannt, als die Wirtschaft schon vor
Corona in einen Abschwung zu geraten droh-
te. Scholz hatte damals auf die Finanzkrise von
vor zehn Jahren verwiesen, deren Kosten sich für
den Bundeshaushalt in dieser Größenordnung
bewegt hätten. Zudem sei Deutschland heute
dank des auf knapp unter 60 Prozent gefallenen
Schuldenstands sehr handlungsfähig. „Wir haben
uns in den vergangenen Jahren den Spielraum er-
arbeitet, auf Krisen gut reagieren zu können“,
sagt ein Regierungsvertreter.
Auch die Schuldenbremse stünde einem Kon-
junkturprogramm nicht im Weg. Sie sieht in Ab-
schwüngen Ausnahmen und damit mehr Spiel-
raum vor. Zudem gibt es offenbar noch immer
Puffer im Bundeshaushalt. So soll Scholz‘ Finanz-
staatssekretär Werner Gatzer nach Handelsblatt-
Informationen bereits im vergangenen Koaliti-

onsausschuss gesagt haben, er könne den von
der SPD geforderten früheren Abbau des Solida-
ritätszuschlags „aus dem laufenden Haushalt fi-
nanzieren“. Damit hätten die Koalitionsspitzen
am Sonntag noch einmal fünf Milliarden Euro
mehr zu verteilen als bisher bekannt. Bislang war
damit gerechnet worden, dass von dem vorhan-
denen Spielraum in Höhe von 17 Milliarden Euro
zwölf Milliarden in Investitionen gehen und die
übrigen fünf für das Vorziehen des Soli-Abbaus
verwendet werden – wenn denn die Union dem
Vorschlag der SPD zustimmt. Nun könnten die
fünf Milliarden Euro für andere Maßnahmen ver-
wendet werden.
CSU-Chef Markus Söder hatte im Vorfeld be-
reits gefordert, aufgrund des Coronavirus im Ko-
alitionsausschuss über Steuersenkungen zu spre-
chen. Die SPD hält davon jedoch wenig. Sie wit-
tert einen Trick des CSU-Chefs, die Corona-Krise
zu nutzen, um alte Steuersenkungsforderungen
durchzusetzen. Andererseits stammt aber auch
der SPD-Plan, den Soli-Abbau vorzuziehen, aus
Zeiten vor der Corona-Krise. Aber auch er wird
nun von den Sozialdemokraten als Maßnahme
zur Ankurbelung der Konjunktur verkauft.
In der Union herrscht noch keine
Einigkeit, was genau nun unter-
nommen werden soll. So
bremste vor allem Unionsfrak-
tionschef Ralph Brinkhaus
(CDU) Rufe nach schnellen
Stützungsmaßnahmen.
Auch Bundeswirtschafts-
minister Peter Altmaier
(CDU) tritt eher auf die
Bremse. Die CSU fordert
hingegen ein entschlossenes
Handeln. Anders als bei Kon-
junkturproblemen würden
durch die Corona-Krise bei Fir-
men „extrem schnell Liquiditäts-
schwierigkeiten“ auftreten, sagte CSU-
Generalsekretär Markus Blume. Das ist etwa der
Fall, wenn Unternehmen nicht mehr produzie-
ren können, weil Zulieferungen aus Asien aus-
bleiben. Aber auch bestimmte Branchen wie das
Hotelgewerbe leiden. Blume forderte für betrof-
fene Unternehmen kurzfristige Liquiditätshilfen
durch die Förderbanken des Bundes und der
Länder. Und der CSU-Generalsekretär will Hür-
den für den Bezug des Kurzarbeitergeldes schnell
senken. Über beide Punkte dürfte am Sonntag im
Koalitionsausschuss gesprochen werden.
„Wir sind vorbereitet und entschlossen, um ei-
ne mögliche Krise zu vermeiden und Beschäfti-
gung und Wertschöpfung zu sichern“, betonte
Altmaier. Das Wirtschaftsministerium hatte am
Dienstagabend einen Dreistufenplan vorgestellt.
Er sieht vor, notfalls bestehende Instrumente wie
Kreditprogramme für angeschlagene Firmen aus-
zuweiten und finanziell aufzustocken. In einer
letzten Stufe wären demnach „weitergehende
strukturelle und konjunkturelle Maßnahmen“
denkbar, heißt es im Ministerium. Dies könnten
Konjunkturprogramme sein. Das Ministerium
verweist auf die Erfahrungen, die man während
der Finanzkrise 2008/2009 gemacht habe und
nennt in diesem Zusammenhang KfW-Sonder-
programme zur kurzfristigen Versorgung von Un-
ternehmen mit Krediten.
Man habe sich auf alle Szenarien eingestellt
und Instrumente vorbereitet. „Sollte sich die La-
ge zuspitzen, Unternehmen in größerem Umfang
aufgrund unterbrochener Lieferketten ihre Pro-
duktion einstellen müssen, Betriebe aufgrund be-
hördlicher Anordnung oder als Vorsichtsmaß-
nahme geschlossen werden, kann die Bundesre-
gierung nachsteuern“, heißt es im
Wirtschaftsministerium. M. Greive, J. Hildebrand

Haushalt

5


MILLIARDEN
Euro beträgt der zusätzliche
finanzielle Spielraum der
Regierung.

Wirtschaft & Politik


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