103Thrillerautor John Grisham im Interview – eine Leseprobe
aus dem nächsten SPIEGEL BESTSELLER:
SPIEGEL: In Ihrem neuen Roman »Die Wächter« sagt Ihr
Held, ein Anwalt: »Ich hatte Hunderte Mandanten, und
nach kurzer Zeit war ich an einem Punkt, an dem ich alle
für schuldig hielt.« Sie waren selbst Strafverteidiger. Wie
gut können Sie Menschen einschätzen?
Grisham: Es ist schwierig, nicht irgendwann jedem, der in
die Kanzlei kommt, gefühllos, abgestumpft, zynisch und
zweifelnd gegenüberzustehen.
SPIEGEL: Ich frage deshalb, weil Sie 2016 sagten, dass
Donald Trump Ihnen keine Angst mache – im Gegenteil:
Als Kandidat der Republikaner sei er am einfachsten zu
schlagen.
Grisham: Das habe ich gesagt, mehrfach sogar. Vielleicht
auch einmal zu viel. Andererseits kann ich mich nicht erin-
nern, wann ich mal bei einer Wahl richtiglag.
SPIEGEL: Lässt sich der Erfolg von Trump mit einer Faszi-
nation für Gauner erklären?
Grisham: Wir neigen dazu, Verbrecher zu unseren Helden
zu machen. Trump hat auch etwas davon, er ist schamlos,
wenn es um seine Laster geht. Er ist dreist genug, damit an-
zugeben, keine Steuern gezahlt zu haben. Das verschafft
ihm sicher eine gewisse Anziehungskraft.
SPIEGEL: Diese ganzen Intrigen und Skandale unter
Trump, die ans Licht der Öffentlichkeit dringen – steckt da
auch ein Grisham-Thriller drin?
Grisham: Das Material wäre reichhaltig genug, na klar. Ich
habe eine Weile darüber nachgedacht. Bei Trump und all
den irren Geschichten habe ich allerdings das Gefühl, dass
es zu verrückt klingen würde.Was sind die besten Bücher
des Frühjahrs?
Nächste Woche als Beilage: SPIEGEL BESTSELLER,das neue Kulturmagazin.
Alles Wichtige aus Literatur, Film und Musik.
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