Der Spiegel - 29.02.2020

(Jeff_L) #1
ren«: die Fickilanten zum Beispiel, die
Migrassoren. Wer beständig mit solchen
Wörtern auf Zuwanderer zielt, will diese
Leute entwerten, entrechten und am Ende
weghaben – egal wie.
Der Mechanismus ist schlicht, aber viel-
fach bewährt: Die Menschen werden auf
rassistische Manier einer fiktiven Gruppe
zugeschlagen; sie seien doch alle gleich,
heißt es. Dann bekommt diese Gruppe in-
fame Absichten angedichtet – bis im letz-
ten Schritt die Fanatiker behaupten, das
seien keine Menschen, sondern Schäd -
linge, die es zu eliminieren gelte.

»Ein solcher Ausschluss muss sprachlich
vorbereitet werden«, sagt Anatol Stefa -
nowitsch, Sprachwissenschaftler in Ber-
lin. Letztlich laufe es auf die Vernich -
tung der Geschmähten hinaus. Es müsse
nicht zwangsläufig so enden, aber damit
fange es an. Aus Sicht des Forschers
machen eingängige Voka-
beln das Schmähen öko -

nomisch und ef-
fizient. »Durch
sie werden Dinge sagbar, die man nicht
mehr erklären muss. Und man kann sie
jederzeit wie beiläufig einfließen lassen,
auch wenn es gerade um etwas anderes
geht.«
Die Rechte pflegt nicht umsonst mit
Hingabe ihr Arsenal von Schmähwörtern.
Etwas Ähnliches hat es bislang nicht ge -
geben. Zwar bilden soziale Bewegungen
in der Regel einen Jargon aus – so wie
beispielsweise die Spontis in den Siebzi-
gern Bankfurt für Frankfurt sagten. Aber
viel weiter ging das kaum.
Nicht einmal die Nazis kannten einen
solchen Reichtum abwertenden Vokabu-
lars. Wenn sie hetzten und wüteten, griffen
sie dabei eher selten auf spezielle Schmäh-
wörter zurück.
Es gab damals eben noch kein Internet,
kein Facebook, keine Onlineplattformen.
Ein gemeinsames Wörterbuch der Ge -
hässigkeit setzt voraus, dass viele Men-
schen zugleich daran arbeiten und es er-
weitern können. Die einen steuern Ideen
bei, andere greifen sie auf und spitzen sie
zu, und alle zusammen sorgen für Aus-

tausch und Verbreitung. Das geht nur,
wenn die Bewegung in einem schrift -
basierten Medium weit vernetzt ist.
Jetzt ist das alles möglich, und so treibt
der Erfindergeist der neuen Rechten
die absonderlichsten Blüten. Sie über-
dreht wohl auch deshalb penetrant ihr
Schmähvokabular, weil sie noch nicht
agieren kann, wie sie will – in den Wör-
tern steckt eine Art aufgestaute Hand-
lungsbereitschaft.
Sprachforscher Scharloth wundert sich,
»wie sehr ausgerechnet diese Leute die

Sprache verhunzen. Dabei ist ihnen doch
angeblich so sehr an der Reinheit des Deut-
schen gelegen«.
Gut möglich, dass im unaufhörlichen
Verunstalten der Wörter schon der
Wunsch zum Vorschein kommt, etwas
Ähnliches mit den Menschen anzustellen,
auf die man damit zielt – symbolische
Gewalt an der Sprache nähme in gewis-
ser Weise die reale vorweg. Der
Eindruck drängt sich speziell bei
den Namen auf, an denen der
Hassbürger zugange ist. Sein Fu -
ror richtet sich be sonders gegen
die Frauen in der Politik – von der
Grünenpolitikerin Claudia Roth,
deren Name etwa als Rot(z)h verballhornt
wird, bis hin zur Bundeskanzlerin mit
ihren Aberhunderten von abfällig gemein-
ten Pseudonymen.
In früheren Kulturen war der Glaube
verbreitet, wer mit allerhand Simsalabim
den Namen eines Menschen beschwöre,
erlange auch Macht über ihn. So ganz
ist die Namensmagie nie verschwunden.
Die neue Rechte scheint ihr geradezu
verfallen zu sein.
Besonders die vormalige SPD-Vorsitzen-
de hatte unter zwangsoriginellen Wort-
spielen zu leiden: »Sie glauben gar nicht«,
sagt der Sprachforscher Scharloth, »wie
viele Namenswitze mit ›anal‹ über An-
drea Nahles gemacht wurden.«
Die postpubertär verklemmte Narretei
gehört offenbar zum Kernbestand des
Schmähsystems. Die Hassbürger machen
auch da vor kaum ei ner Peinlichkeit halt.
Von POlitikern ist in Scharloths Sammlung
relativ häufig die Rede, von Rechtsextrem-
WICHSexperten und ANALytikern.
Das verrät auch einiges über Charakter
und Reifegrad der Urheber. Es spricht das
öffentliche Klo. Manfred Dworschak

107

Feminismusgeschwür


Schwanzlurch-Abgeordnete BRDDDR-Junta


Affgarnixtan 68er-Arschrichter


ANALytikern


Al Waziristan


ungsgericht


U(ndemokraten)


C(haotisch) D(ebile)
RechtsextremWICHSexperten

Stimmvieh-Doofies

Mülltikültüllütät


D-Gutmenschen


Bülützkrügg
KamelbeglückerX*/_Innen

Journagogen


Presstituierte


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Jürüstün

POlitikern


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