Der Spiegel - 29.02.2020

(Jeff_L) #1
Mike Hughes, 64
Er war Draufgänger von Beruf und setzte sich in selbst
gebaute Raketen, in denen er Hunderte Meter in die Höhe
schoss. Der Ex-Rennfahrer wollte Rekorde aufstellen und
ging dafür nahezu jedes Risiko ein. 2002 gelang ihm mit
einer drei Tonnen schweren Stretchlimousine ein Sprung
über 30 Meter – was ihm einen Eintrag ins Guinnessbuch
der Rekorde einbrachte. Mike Hughes behauptete, der
Überzeugung zu sein, dass die Erde »die Form einer Fris-
beescheibe« habe. Den Beweis dafür musste er schuldig
bleiben, schaffte es mit einem seiner Fluggeräte aber
immerhin auf eine Höhe von rund 600 Metern. Bei dem
Versuch, 1500 Meter zu erreichen, den er für eine TV-Sen-
dung mit dem Titel »Homemade Astronauts« aufzeichnen
ließ, stürzte er nun in der kalifornischen Wüste ab. Mike
Hughes starb am 21. Februar in der Nähe von Barstow. LOB

DER SPIEGEL Nr. 10 / 29. 2. 2020 125


Nachrufe


Hosni Mubarak, 91
Eigentlich wurde er nur zufällig Ägyptens Präsident. Er
hatte eine Laufbahn in der Luftwaffe eingeschlagen und
wurde deren Oberbefehlshaber. Zwei Jahre nach dem Jom-
Kippur-Krieg 1973, in dem eine Koalition arabischer Staa-
ten unter der Führung Ägyptens und Syriens Israel überfiel,
machte ihn der damalige Präsident Anwar el-Sadat zu sei-
nem Vize. Nach dessen Ermordung 1981 durch Fundamen-
talisten, die Sadats Friedensschluss mit Israel ablehnten,
wurde Hosni Mubarak Präsident – und blieb es 30 Jahre
lang. Er regierte mithilfe von Notstandsgesetzen, die viele
Rechte massiv einschränkten. Seine Regentschaft schien
eine Phase der Stabilität zu sein: International hielt er am
Frieden mit Israel und der Freundschaft mit Washington
fest. Gleichzeitig empfanden viele Ägypter es als Phase der
Stagnation. Dazu kamen Repression und Korruption. Als
Mubarak seinen Sohn als Nachfolger in Stellung bringen
wollte, zog er den Unmut mancher Generäle auf sich und
trat 2011 nach Massenprotesten zurück. Der öffentliche
Druck sorgte dafür, dass ihm der Prozess gemacht wurde.
Rund 800 Menschen waren 2011 während der Proteste
gegen ihn von Sicherheitskräften getötet worden. 2012 wur-
de er zu lebenslanger Haft verurteilt. Nachdem Ägypten
2013 zur autoritären Herrschaft zurückkehrte, wurde
er jedoch von den schwersten Vorwürfen freigesprochen.
Hosni Mubarak starb am 25. Februar in Kairo. RAS

Dmitri Jasow, 95
Drei Tage sind es, die aus
dem langen Leben des Dmi-
tri Jasow herausstechen.
Geboren 1924, zweimal ver-
wundet im Großen Vater-
ländischen Krieg gegen die
Deutschen, war Jasow ein
typischer Vertreter der
sowjetischen Militärmacht.
Es war sein Pech, dass er als
letzter Verteidigungsminis-
ter der Sowjetunion den
Niedergang dieser Macht
mitansehen und mitverwal-
ten musste. Am 19. August
1991 schloss er sich dem
Staatsstreich gegen Präsi-
dent Michail Gorbatschow
an, orderte Truppen und
Panzer in die Moskauer
Innenstadt. Aber angesichts
des hartnäckigen Wider-
stands der Demonstranten
scheute er vor dem Einsatz
von Gewalt zurück und
ließ die Truppen nach drei
Tagen abziehen. Jasow
bereute den Putsch später
öffentlich als »Dumm-
heit« – und verbrachte den-
noch anderthalb Jahre in
Untersuchungshaft. Er wur-
de nicht verurteilt, später
sogar rehabilitiert und unter
Präsident Wladimir Putin
mehrfach ausgezeichnet.

Dmitri Jasow, der letzte
Marschall der Sowjetunion,
starb am 25. Februar in
Moskau. ESC

Katherine Johnson, 101
Sie trug maßgeblich dazu
bei, dass die ersten Männer
durchs All fliegen konnten
und am Ende wieder lebend
auf der Erde landeten. Die

Mathematikerin berechne -
te für US-Astronauten wie
Alan Shepard und John
Glenn unter anderem die
Flugbahnen. Weil sie dies
ohne elektronische Hilfe tat,
wurde sie zusammen mit
einigen anderen Kollegin-
nen bei der Nasa als »Com-
puter« bezeichnet. Kathe -
rine Johnson gehörte zu
ei nem Team von sehr schlau -
enFrauen, die in den Fünf-
ziger- und Sechzigerjahren
in der Flugforschungsabtei-
lung der Nasa arbeiteten.
Sie waren so etwas wie die

Bodenkontrolle der Toll-
kühnheit, ohne sie wäre das
Raumfahrtprogramm der
Amerikaner womöglich
nicht so erfolgreich gewesen.
Johnson war schwarz und
eine Frau, doppelter Nach-
teil in einer Zeit der Rassen-
trennung und voreman zi -
patorischen Rollenbilder.
Wie sie sich durchsetzte, da -
von er zählte 2016 der oscar-
nominierte Film »Hidden
Figures – Unerkannte
Heldinnen«, der Johnson
und ihre Mitstreiterinnen
als Pionierinnen feiert. Ein
Jahr zuvor hatte US-Präsi-
dent Barack Obama ihr
die Presidential Medal of
Freedom verliehen, eine
der höchsten zivilen Aus-
zeichnungen. Im August
2018 wurde auf dem Gelän-
de der West Virginia State
University ei ne lebens große
Statue für sie eingeweiht –
ein gro ßer, später Triumph.
Katherine Johnson starb
am 24. Februar in Newport
News, Virginia. LOB

AMR DALSH / REUTERS

SHUTTERSTOCK EDITORIAL

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