Der Spiegel - 29.02.2020

(Jeff_L) #1
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Die Königin


hasst Lärm


Die britische Schauspiele-
rin Imelda Staunton, 64,
kann ziemlich ungemütlich
werden, wenn sie ins Kino
oder Theater geht und
Sitznachbarn laute Geräu-
sche machen. Das bekannte
die gebürtige Londonerin,
die in der fünften und letz-
ten Staffel der TV-Serie


»The Crown« Queen Eliza-
beth II. spielen wird, in
einem Gespräch mit der
Programmzeitschrift »Radio
Times«. Zuschauer, die
während der Aufführung
eines Stücks oder der Vor-
führung eines Films Snacks
zu sich nähmen oder zum
Smartphone griffen, würde
sie rigoros zurechtweisen.
»Keiner kommt mehr
fünf Minuten ohne Essen
aus«, stellt Staunton ge -
nervt fest. »Und die
Ge tränke! Plastik -
becher fallen in stil-
len Mo menten auf
den Boden.« Auch
ihre Schauspieler -
kollegen nimmt sie
von der Kritik nicht
aus. Manche von
ihnen würden zur
Unzeit zum Smart -
phone greifen, sogar
nachdem sie gerade
eine emotionale
Szene gespielt hät-
ten. Im Theater
und im Kino sollten
sich laut Staunton
alle um deutlich
mehr Konzentration
bemühen. LOB

Klare Kante


gegen rechts


Mit seinem weißen Bart
und seinem rollenden R ist
Peter Harry Carstensen, 72,
so etwas wie der Landes-
großvater von Schleswig-
Holstein. Jetzt wird der
Ministerpräsident a. D.
das neue Amt des Landes -
beauftragten für jüdisches
Leben und gegen Antisemi-
tismus übernehmen. Der
kantige Christdemokrat,
eigentlich Landwirtschafts -
experte, war zwar noch nie
in Israel und Yad Vashem.
Am neuen Ehrenamt liegt
ihm aber viel. »Wir haben
die Luft hoheit über den
Stamm tischen anderen über-
lassen«, sagt der Unions-
mann, »wir müssen bei je -
dem Gespräch den Mut
ha ben, gegen un anständig
rechte Sprüche anzugehen.«
In seiner Heimat Nordstrand,
einer Halbinsel in der Nord-
see, habe es schon im 17. Jahr-
hundert Glaubensfreiheit
gegeben. »Das war aber ein
gönnerisches Dulden, um
Arbeitskräfte mit fremdem

Glauben zu gewinnen.« To -
leranz sei etwas Gutes, rei-
che aber nicht. »Das Zusam-
menleben mit Juden muss
selbstverständlich sein.« An
vielen Juden bewundere er
Fröhlichkeit und Intelligenz,
auf jüdische Deutsche wie
Albert Einstein oder Stefan
Heym sei er stolz. Persönlich
freut ihn die Anteilnahme
seiner Familie. Tochter Anja,
eine Keramikerin, lebt im
sächsischen Görlitz. »Als sie
mir per E-Mail zum neuen
Amt gratulierte, klang sie
stolzer als 2005, als ich Mi -
nisterpräsident wurde.«AB

Arbeitswütige Diva


Dem französischen Film-
star Catherine Deneuve,76,
hat die französische Ausgabe
der Zeitschrift »Vanity Fair«
gerade ein ganzes Heft gewid-
met. Untertitel: »Un mythe
français« – ein französischer
Mythos. Laut der Redaktion
ist es als langer Liebesbrief
an die große Schauspielerin
gedacht. Die Lektüre soll sie
von ihren Gesundheitspro -
blemen ablenken. Deneuve
hatte der Zeitschrift wenige
Wochen vor ihrem Schlagan-
fall im letzten November ein
Interview gewährt, das jetzt
nachzulesen ist. Die Familie
und Freunde der Schauspie -
lerin sind überzeugt: Die Ur -
sache für den Schlaganfall
war Überanstrengung. Allein
2019 hat Deneuve vier Filme
gedreht, ihre Tochter Chiara
Mastroianni tat in aller Öffent -
lichkeit ihre Sorge um De -


neuves Gesundheit kund:
»Meine Mutter raucht wie
ein Schlot und schläft nur
drei Stunden pro Tag. Sie ist
überhaupt nicht vernünftig.«
Im »Vanity Fair«-Gespräch
erklärt Deneuve, was sie
antreibt. Sie habe in ihrem
Leben immer alles gleich -
zeitig gemacht, Filme gedreht
und ihre Kinder aufgezogen.
Es liege nun einmal nicht in
ihrem Charakter, sich mit
der Vergangenheit oder der
Zukunft zu befassen: »Ich
lebe ausschließlich in der
Gegenwart.« Sie sehe darin
eine Art Flucht vor der Melan -
cholie, die sie belaste und
der sie nie richtig entkommen
könne. Deneuve ist demnächst
in dem Film »La Vérité – Le -
ben und lügen lassen« an
der Seite von Juliette Binoche
in den deutschen Kinos
zu sehen. Darin spielt sie eine
französische Filmikone am
Ende ihrer Karriere.PE

MAURITIUS IMAGES

CARSTEN REHDER / PICTURE ALLIANCE

FRANCOIS G. DURAND / GETTY IMAGES
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