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Wirtschaft
Fahnder durchsuchen Porsche-Büros
DieselaffäreStaatsanwaltschaft Stuttgart weitet Ermittlungen auf insgesamt sieben Beschuldigte aus.
DER SPIEGEL Nr. 10 / 29. 2. 2020
Luftfahrt
Poker um Condor-
Betriebsrenten
Der geplante Verkauf der
Ferienfluglinie Condor an
die polnische Fluggesellschaft
LOT könnte sich verzögern.
Grund sind die Pensionsver-
pflichtungen der Firma gegen-
über ihren knapp 5000 Mitar-
beitern. Die einstige Lufthansa-
Tochter war im vergangenen
Oktober unter ein Schutz-
schirmverfahren geflüchtet,
eine Art Insolvenz light, und
hatte sich so ihrer Betriebs -
rentenlast in Höhe von rund
einer halben Milliarde Euro
entledigt. Für sie kommt jetzt
der Pensions-Sicherungs-
Verein (PSV) auf, der von allen
deutschen Firmen finanziert
wird. Am 12. März könnte es
nun zu einem Showdown zwi-
schen dem PSV und der Con-
dor- Führung kommen. An
dem Tag entscheiden die Gläu-
biger, darunter auch der PSV,
über den Insolvenzplan. Der
PSV besteht darauf, dass LOT
als neuer Eigner für die Pen -
sionszusagen an die Condor-
Mit arbeiter geradesteht. Dabei
beruft er sich auf das Betriebs-
rentengesetz. Es sieht vor, dass
die Rentenzusagen »bei einer
nachhaltigen Besserung der
wirtschaftlichen Lage ganz
oder teilweise« wieder rück-
übertragen werden können.
Bleibt die Condor-Führung
hart, will der PSV am 12. März
Beschwerde einlegen und
notfalls sogar das Landgericht
Frankfurt anrufen. Bis das
Gericht entschieden hat, läge
der Insolvenzplan erst einmal
auf Eis. Ein Condor-Sprecher
betont, der PSV werde ohne-
hin bevorzugt behandelt. DID
Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat
ihre Ermittlungen gegen Porsche-Mitar-
beiter in der Dieselaffäre ausgeweitet. Am
Mittwoch vergangener Woche durchsuch-
ten die Ermittler drei gewerbliche Stand-
orte sowie drei Privatwohnungen von Por-
sche-Mitarbeitern. Gleichzeitig stieg die
Zahl der Beschuldigten um vier auf ins -
gesamt sieben aktive und ehemalige Mit-
arbeiter. Ihnen wird vorgeworfen, in die
Manipulation von Dieselmotoren ver -
wickelt gewesen zu sein. Die bisherigen
Beschuldigten hatten die Vorwürfe stets
bestritten. Bei den vier neuen Beschuldig-
ten soll es sich um Motorenentwickler
handeln, die nicht dem Topmanagement
angehören. Die Staatsanwaltschaft erklärt,
die Ermittlungen richteten sich ausschließ-
lich gegen Einzelpersonen, nicht gegen
das Unternehmen. Porsche habe mit der
Behörde kooperiert. Im Mai 2019 hatte
die Staatsanwaltschaft bereits eine Geld-
buße von 535 Millionen Euro gegen Por-
sche verhängt, weil der Autobauer seine
Aufsichtspflichten in einer Entwicklungs-
abteilung verletzt habe. Der Sportwagen-
hersteller bestätigt, dass Ermittlungsbeam-
te »Unterlagen in Geschäftsräumen der
Porsche AG an Standorten im Raum Stutt-
gart gesichtet und gesichert haben«. SH
MARCO PROSCH / PORSCHE AG
Fertigung des Porsche Panamera in Leipzig