Der Spiegel - 29.02.2020

(Jeff_L) #1
kreise aus Glas und Stein, mit sauber
gestutztem Rasen davor. Hier wird die
wichtigste Machtressource des Landes ver-
waltet – Öl. Präsidentensohn »Kiki« am-
tierte bis 2018 als Vizechef der Firma.
Die SNPC war auch für die Vergabe der
Schürfrechte im Ngoki-Block zuständig,
wo jetzt angeblich die riesige Ölquelle ge-
funden wurde. Ngoki bedeutet »Krokodil«
in der lokalen Lingala-Sprache; das Schürf-
gebiet liegt tief im Regenwald des Nordens,
der bisher von der Ölindustrie noch ver-
schont geblieben war.
Im Jahr 2006 einigte sich SNPC mit
einem arabischen Geschäftsmann auf die
Ausbeutung des Ngoki-Blocks. Doch dem
Mann wuchs das Projekt über den Kopf.
Seine Firma suchte bald nach Investoren,
die bei der Erschließung einsteigen sollten.
Interne Unterlagen zeigen, dass die Öl-
multis Shell und Total Interesse bekunde-


  • Links: auf Werbetafel in Brazzaville; rechts unten:
    Foto von der Projektwebsite Ledeltadelacuvette.com.


ten. Sie ließen sich etwa die Ergebnisse
von seismischen Untersuchungen vorlegen
und stellten eigene Berechnungen an.
Doch am Ende sagten alle ab.
Der französische Total-Konzern fürch-
tete die »hohen Bohrkosten« und den
»schwierigen Zugang« zu dem abgelegenen
Gebiet. In einem Gesprächsprotokoll vom
Juli 2015 ist vermerkt: »Die Vorkommen
in dem Block sind zu klein.« Bei Shell
klang es ganz ähnlich. Der britisch-nieder-
ländische Energiekonzern ließ im Januar
2016 wissen, am Ende habe man sich gegen
das Investment entschieden, »aufgrund ei-
ner Kombination aus hohem Risiko und
der bescheidenen Größe der Vorkommen«.
Die beteiligten Experten äußerten sogar
die Sorge, ob überhaupt noch Öl im Ngo-
ki-Block vorhanden sei: Die Vorkommen
seien wohl schon zu Zeiten des Paläozoi-
kums entstanden, vor mehr als 400 Mil-
lionen Jahren. Das »Hauptrisiko« sei, dass
sich die Reservoirs längst auf natürliche
Weise entleert hätten.

Nur ein Mann ließ sich davon nicht ab-
schrecken: der kongolesische Unterneh-
mer Wilfrid Etoka, 50, reichster Mann des
Landes mit einem geschätzten Vermögen
von einer halben Milliarde Dollar. Er stieg
zunächst mit 30 Prozent ein, drängte den
Araber aber bald ganz raus und wurde al-
leiniger Chef der Firma Pepa, die im Ngo-
ki-Block bohren durfte.
Etoka hat einen beträchtlichen Teil sei-
nes Vermögens durch Geschäfte mit Staats-
firmen gemacht, auch der nationalen Öl-
gesellschaft SNPC. Dabei dürfte wohl
kaum geschadet haben, dass Geschäfts-
mann Etoka und Präsident Sassou-Ngues-
so dem Mbochi-Stamm angehören. Ihre
Heimat liegt nicht weit vom Ngoki-Block
entfernt. Ein Neffe des Präsidenten wurde
laut Global Witness zum Generaldirektor
der Ölfirma Pepa bestellt, was Etoka auf
Anfrage nicht bestreitet.
Die Nähe Etokas zum Präsidentenclan
hat auch das Interesse französischer
Ermittlungsrichter geweckt. Sie haben

DER SPIEGEL Nr. 10 / 29. 2. 2020 81

LEONARD PONGO / DER SPIEGEL


HAMILTON / REA / LAIF

Geschäftsmann Etoka*, Präsident Macron mit Amtskollege Sassou-Nguesso 2017 in Paris, Ngoki-Bohranlage*: »Es sind Banditen«

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