Frankfurter Allgemeine Zeitung - 14.03.2020

(Nancy Kaufman) #1

SEITE 22·SAMSTAG, 14.MÄRZ2020·NR. 63 Unternehmen FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


ela. WIEN.Wer sichdie Entwicklungvon
Coronavirus-InfektioneninTirol angese-
hen hat, musstedamitrechnen.FürFami-
lie Kostner warerstamDonnerstagabend
die Ernüchterung eingetrete n. Die Eigen-
tümer des Hotels GaltenberginAlpbach
müssen bis zumWochenende ihr Hotel zu-
sperren, obwohl in dem BergdorfimBe-
zirkKufstein keine Fälle aufgetrete nsind
und dertouristische Betrieb normal läuft.
Die Schließung haben die Behörden für
alle Skigebiete des Landes und auchande-
re Hotels in dem an Italiengrenzenden
Bundeslandverfügt. Es istdie Tourismus-
hochburgÖsterreichs imWinter .InTirol
gibt es die meisten Infektionen unter allen
BundesländerninÖsterreich. Die neueste
Entwicklung amFreitag: DieTirole rSkige-
bietePaznauntal undSt.Anton am Arl-
bergwurden unter Quarantänegestellt.
Die Abschottung soll 14Tage andauern,
„Im Moment sind wir alle sprachlos und
wissen nicht, wie esweitergeht“, sagteSa-
bineKostner im Gesprächmit derF.A.Z.
Bis Ostern wardas Hotelnahezu ausge-
bucht.Die Wintersaisonverlief in ihrem
Betrieb wie auchinanderen Skigebieten
des Landes bisher prima. ImResortGal-
tenbergarbeiten hundertMitarbeiter.
„Diesestehen ab Montag auf derStraße.
Davonist viel Stammpersonal. Die haben
auchihreZahlungsverpflichtungen.Wir
wissen nicht, ob wir die im Sommer wie-
derbekommen“, sagtKostner.Dann will
die Hotelbetreiberin ihr Haus wieder öff-
nen. Ähnlichwie ihrgeht es den fast600
Beherbergungsbetrieben in dieserRegion.

Fürsie bedeutet das vorzeitigeSaisonende
ebensoUngewissheit wie für die Gastrono-
mie. „Es wirddeutliche Einbußengeben“,
sagt Juliane SeebachervomTourismusver-
band Alpbach.Wiesichdas staatliche Aus
auf Anzahlungen für Buchungen auswirkt,
istunklar:„Wirappellieren an dieKulanz
der Vermieter“, heißt es.
Zuvorwurde bereits das Saisonende für
denTiroler SkiortIschglverhängt. Dort
scheint sichdie Seuche in den zurücklie-
gendenTagenbesondersrasantverbreitet
zu haben. „ZuletztwareninIschgl, ausge-
hendvoneiner Après-Ski-Bar,vermehrt
Corona-Fälle aufgetreten. Die wirtschaftli-
chen Verluste,die durch die vorzeitigeBe-

endigung derWintersaison entstehenwer-
den, sind aus Sicht des Geschäftsführers
des dortigenTourismusverbands, Andreas
Steibl, nicht abschätzbar.„Wirsind einer
der tourismusintensivsten Orte inganz
Österreich, da sindVerluste vorgegeben“,
sagtSteibl.Die Betriebeseienaber gut auf-
gestellt, und manwolle in der nächsten
Wintersaison wiedervoll durchstarten.
Generellwenig Verständnis fürCorona-
virus-RestriktioneninIschg lhat hingegen
der schillernde Hotelier Günther Aloys,
der mit anderen den Ballermann-Touris-
mus in die Alpengebracht hat.„Wirhaben
ganz wenigeFälle. Die Leutesind sensi-
bel, passen auf. Das istjanichts anderes
als eine Grippe, die für die allermeisten
nichttödlichist“, sagteAloys der Austria
PresseAgentur.Besserwäre es, die Saison
einfachsoweiterlaufen zu lassen.Aus
Sicht der Landesregierung in Tirolwardie
Entscheidungfür einvorzeitiges Saison-
ende hart, aber alternativlos. „Besuchen
Sie Tirol später wieder“, sagteder Landes-
hauptmann Günther Platter.Der Urlauber-
wechsel am Samstag mit 150 000 Gästen
wäre unverantwortlich. Die Entwicklung
der Ausbreitung desVirussei inTiroldy-
namisch, berichteteGesundheitslandesrat
BernhardTilg (ÖVP).Nach einer Berech-
nung derAgentur für Gesundheit und Er-
nährungssicherheitverdoppeln sichdie In-
fektionen in Tirol alle dreiTage.
Wiehochdie VerlustederWirtschaft
seinwerden, istunklar.Der Vorsitzende
der österreichischen Seilbahnwirtschaft,
Franz Hörl, rech netmit Verlustenzwi-
schen 180 und 200 Millionen Euroinder

Woche. Das sei eine nochnie dagewesene
Katastrophe. Es sei so, als ob man mit ei-
nemZugmit 250Stundenkilometern eine
Vollbremsung mache. Im Interesse der Be-
völkerung bleibekeine andereMöglich-
keit.InTirol steuertder Tourismus fast ein
Fünftelzur Wirtschaftsleistung bei.Vom
vorzeitigenAus sind neben Tirolaber
auchVorarlbergund Salzburg betroffen.
Der Tourismuskommt aber nicht nur in
den SkigebietenWestösterreichs zum Er-
liegen. Ebenso istdie Bundeshauptstadt
Wien betroffen. „Wir sind im freienFall“,
sagteder Tourismusverantwortliche der
Stadt,NorbertKettner:„Momentan gibt
es keinen Grund für Gäste,nachWien zu
kommen.“Auch derfür dieStadt wichtige
Geschäfts-,Kongress-und Freizeittouris-
mus brecheförmlichzusammen. Inwel-
chem Ausmaß die Rückgängekurz- und
mittelfristig ausfallenwerden, sei derzeit
nicht seriös abzuschätzen. In der Hotelle-
rieerlebe er derzeit eine Schockstarre,
abergleichzeitig aucheine Gefasstheit,
meinteKettner:„Wichtig ist, dassdie Be-
triebegesundheitlichund ökonomischgut
durch die Krisekommen.“ Hiergebe es ja
bereitsFörderzusagen des Bundes.
Österreich hat ein Klumpenrisikomit
demTourismus, der in der nun zu Endege-
henden Saison trotzSchneemangels bis
Ende Januarstarkes Wachstum verzeich-
nete.Der Wirtschaftszweigsteuertbis zu
zehn Prozent der österreichischenWirt-
schaftsleistung bei. In derWintersaison
2018/19verzeichnetendie Beherbergungs-
betriebe mit 72,9 MillionenÜbernachtun-
geneinen Höchststand.

E


twa10bis 14 Euro–so vielfehlt
dem FrankfurterFlughafenbe-
treiberFraportmit jedemPassa-
gier,der nicht mehrfliegt, beim
GewinnvorZinsen,Steuern undAbschrei-
bungen. Undwie Konzernchef Stefan
SchulteamFreitag erläuterte,bleiben ak-
tuellwegender Auswirkungen des Coro-
navirus eineganze MengePassagiereaus.
Das Aufkommen anReisenden lag in den
vergangenenTagenetwa45Prozent unter
den Vorjahreswerten, im Schnitt derver-
gangenen siebenTage blieben jeweils et-
wasmehr als 50 000Passagierefern. Und
das sei „nur einTeil derWahrheit“. Da im-
mer mehr Länder Einreisebeschränkun-
genverhängen,könntesichschon bald ein
Rückgang von60Prozent ergeben.
Eine Prognose für das Gesamtjahr will
Schultenichtgeben, in denUnterlagen,
die Fraportmit seiner Jahresbilanzveröf-
fentlichte, istzuallen Kennzahlen ledig-
lichvon einer „deutlichnegativenAbwei-
chung“gegenüber demVorjahr dieRede.
„Wir können aktuell nur auf Sicht fahren“,
sagteSchulte. Denn wie langePassagiere
ausbleibenwerden, vermag auchernicht
abzuschätzen. Schultehat die Hoffnung,
dasssichdie Lagezum traditionellver-
kehrsreichen Sommer aufhellt.„Der Som-
mer kann besser laufen, aber er wirdnicht
positiv“, zieht SchulteeinenVergleichzu
Rekordwerten desvergangenen Jahres.
Selbstwenn sichnach einer Erholung
für dasgesamteJahr einPassagierrück-
gang von20Prozent ergebe, würde dieser
das operativeErgebnis (Ebitda) um 140
bis 200 Millionen Euroschmälern–allein
am FlughafenFrankfurt. Fürdie Beteili-

gungen an ausländischen Flughäfenvon
Griechenland bis Südamerikakämen
noch50bis 100 Millionen EuroanEinbu-
ßen beim Ebitda dazu. Da hilftesauch
nicht, dassSchultefür Luftfracht schon
Zeichen einer Belebung sieht, da in China
nachder dortigen Corona-Pause Produk-
tionen schon wieder anlaufen. Aktuell
liegt das Cargo-Aufkommen inFrankfurt
10 Prozent unter demVorjahresniveau.
In Frankfurtlaufen nun Sparmaßnah-
men an. AnfangkommenderWochewill
FraportKurzarbeit für einen Großteil des
Personals in operativen Bereichen bean-
tragen–der Schritt soll bis zu 10 000 Be-
schäftigtebetreffen. DieDeutscheLuft-

hansabestätigtederweil, für dasKabinen-
personal schonKurzarbeit beantragt zu
haben. Schultesagte, er sei „überzeugt,
dassCorona ein Einmaleffekt bleiben
wird“. Die Luftfahrtwerde auf ihren
Wachstumskurszurückkehren, offensei je-
doch,wann dasgeschehe. Die aktuellen
negativen Effekteseiengrößer als invor-
herigen Krisen. Als im Jahr 2010 eineVul-
kanaschewolkeaus Island denVerkehr
zum Erliegen brachte, seien die Auswir-
kungen heftiggewesen, aber dochwesent-
lichkurzfristiger als aktuell. Ähnliches
galt nachTerroranschlägen.
Fraporthat ein umfangreiches Sparpro-
gramm aufgelegt, nur „betrieblichzwin-

gend notwendigeAusgaben“werden noch
getätigt.Dazu zählen die Investitionen in
den Flughafenausbau.Fraporthält daran
fest,Ende 2021 den ersten Abschnitt des
drittenTerminals zu eröffnen und Ende
2023 den Hauptbau.„Wir sind sehr gut be-
raten, dortjetzt keine Bremsen anzuzie-
hen. Dadurch würde der Bauablaufge-
stört, und das würde teuer“, sagteSchulte.
1,5 Milliarden Eurowill Fraportfür Vorha-
ben inFrankfurtund an Auslandsstandor-
tenausgeben–600 Millionen für die Er-
weiterung amKonzernsitz.Nach Anga-
ben vonFinanzvorstand MatthiasZie-
schang wirddie Verschuldung dadurch bis
zum Jahresende aufetwa 5Milliarden
Eurosteigen, zum Jahreswechsel betrug
sie 4,1 Milliarden Euro. Dassder Konzern
wegengeringerer Einnahmen undAusga-
ben für Bauten infinanzielleNöte kommt,
befürchtetSchultenicht.„Wirhaben ein
Liquiditätspolstervon1,1 Milliarden Euro
aufgebaut.“
Denn 2019 liefen die Geschäfte für Fra-
portgut, mit mehr Passagieren, einem hö-
herenUmsatz und einemgestiegenen ope-
rativenErgebnisvorZinsen,Steuernund
Abschreibungen.„Wir könnten sehrzufrie-
den sein, aber das allessteht nicht mehr
im Vordergrund“, so Schulte. InFrankfurt
wurde derRekordwert von70,5 Millionen
Passagieren erreicht. DerUmsatz legte
um 6,5 Prozent auf 3,7 Milliarden Eurozu.
Dassder Gewinn untermStric hum10Pro-
zent auf 454 Millionen Euroschrumpfte,
lag daran, dassder KonzernimVorjahr
einmaligvomErlös auf demVerkauf sei-
ner Anteile am FlughafenHannoverprofi-
tierthatte. Ohne diesen Effekt wäre das
Ergebnis um fast6Prozentgestiegen.
Dochnun hat derKonzernauchlänger
stehende Flugzeugeauf seinem Gelände,
deren Einsatzwegenausgedünnter Flug-
plänevorübergehend nicht nötig ist. 15 bis
20 Jets sind inFrankfurtschon abgestellt,
darunter sieben A380.Noch sollgenug
Platz sein fürweiter eMaschinen, eineLan-
debahn oderRollwegezusperrenund als
Parkplatz zu nutzen sei nichtgeplant,
heißt es. AuchgrößereUmstellungen für
Passagieresollen in der anlaufenden Spar-
phase ausbleiben.Fraporttrat Spe kulatio-
nen entgegen, dasseine Schließungvon
Terminal2erwogenwerde. Das mache
operativkeinen Sinn. Allerdingskönnte
es zuVerlegungenvonFlügen in andere
Gebäudesektionenkommen, um dasver-
ringer te Personal effizient einzusetzen.

cag.HAMBURG. Die Mediengruppe
RTLtreibt nacheinem Allzeithoch
beimUmsatz und einem Gewinnanstieg
von10Prozent imvergangenen Jahr
den Ausbau seinerStreamingdienste in
Deutschland und den Niederlandenvor-
an. „Wir bleiben zwar nochhintergloba-
len Plattformen wieNetflix zurück, sind
aber in unseren jeweiligen Länderndie
führenden lokalen Anbieter“, sagteBer-
telsmann-Chef ThomasRabe derF.A.Z.
nachBekanntgabe der Bilanzzahlen am
Freitag.Rabe führtden Bertelsmann-
Konzernund dieRTL-Gruppe seit ei-
nem Jahr inPersonalunion. Bis 2025
willRTLjährlichrund 350 Millionen
Euroindie Inhalteder beidenStrea-
mingdiensteTV Nowund Videoland in-
vestieren. Der Sender hofft,damit bis
2025 auf5bis 7Millionen zahlende
Abonnenten zukommen. Derzeit sind
es 1,44 Millionen.
BeimUmsatz mit den Streaming-
plattformenrechnetdie RTL-Gruppe
damit, bis 2025vonderzeit 135 Millio-
nen Euroauf mehr als eine halbe Milli-
arde Eurozukommen. Spätestens dann
soll auchdie Gewinnschwelle erreicht
sein. Esgehe darum, „nationaleStrea-
ming-Champions in den Ländernzu
werden, in denen dieRTLGroup füh-
rende Senderfamilienbetreibt“, sagte
Rabe. „Wir betreiben unser klassisches
TV-Geschäftund unsereStreaming-
dienste aus einer Hand–das is tein gro-
ßer Vorteil.“ Im laufenden Jahrwerden
die Investitionen insStreaminggeschäft
allerdings aufsErgebnis drücken. So
geht RTLbeim bereinigten Ergebnis
vorZinsen,Steuernund Firmenwertab-

schreibungen(Ebita) 2020voneinem
Rückgang vonbis zu7Prozent aus.
Rechnetman diegeplantenAusgaben
für dieStreamingdienste heraus, sollte
sichdas Ebitaweitgehendstabil entwi-
ckeln, hieß es. „Esgelingt uns, das Er-
gebnis in unserem traditionellenTV-
Geschäftweitgehendstabil zu halten“,
sagteRabe. „Das erlaubt uns, in den
AusbauunsererStreamingdienste zu in-
vestieren und attraktiveDividenden zu
zahlen.“
BeimAusblic kkonnteRTL die mögli-
chen Folgen der Corona-Epidemie in
Europa nochnicht berücksichtigen. Es
gebe zwei Entwicklungen, sagteRabe.
„Auf der einen SeitesteigenNutzungs-
dauer undReichweiten unserer Medien-
angebote.Auf der anderen Seitegibt es
Ungewissheit über die wirtschaftliche
Entwicklung und ihreAuswirkungen
auf die Werbemärkte.“ Bislang habe
RTLerstrelativgeringeStornierungen
vonWerbekunden, das Bildkönne aber
in einerWoche schon anders aussehen.
„Wir stehen bei Corona erst am Anfang
der Krise.“
Für dasJahr 2019 meldete RTLdank
gutlaufender Digital- und Produktions-
geschäfte beim Umsatz imVergleich
zumVorjahr ein Plusvon2,2 Prozent
auf knapp 6,7 Milliarden Euro. Das um
Restrukturierungskostenbereinigte
operativeErgebnis blieb mit 1,16 Milli-
arden Eurostabil. Unterm Strich stieg
der Gewinn–getrieben durch den Ver-
kauf vonUniversumFilm an denFi-
nanzinvestor KKR undgeringer eAb-
schreibungen–umgut 10 Prozent auf
864 Millionen Euro.

chs. PARIS.Die Coronavirus-Krise
trif ft Air France-KLM schwer.Denn die
zweitgrößteFluggesellschaftEuropas
nachder Lufthansaist starkvon denStre-
cken in dieVereinigtenStaaten abhän-
gig. AmFreitag hat derVorstandsvorsit-
zende Ben Smith in einemVideo an die
BelegschaftneueSparmaßnahmen ange-
kündigt und umstaatliche Unterstüt-
zunggebeten. Smith sprachvon einer
Lage„ohne Beispiel“ in der Geschichte
der französisch-niederländischenFlugge-
sellschaft, an der die beidenStaaten
auchals Minderheitsaktionäre beteiligt
sind. DerKonzernchef nanntenochkei-
ne Zahlen, dochman kann davonausge-
hen, dasssie drastischausfallenwerden.
An der Börsegeben die Anleger dem
Unternehmen nur nocheinenWert von
gut 2Milliarden Euro. „In einem Monat
hat unsereGruppe 50 ProzentihresWer-
tesverloren“, betonteSmith, auchwenn
am Freitag die Anleger denKurs wieder
um mehr als 17 Prozentsteigen ließen.
Für etwasBeruhigung sorgte, dassdie

Gruppe amFreitag auchüber ihreLiqui-
dität berichtete. Air France-KLM hat
eine neueTranche einer älteren Kredit-
liniegezogen undverfügt nun über 5,5
Milliarden Euroanflüssigen Mitteln.
Dennochbefinde sichdas Unternehmen
in einer „finanziellund ökonomischzu-
gespitzten Lage“, wie Smith sagte. Zwi-
schen Märzund Augustseien dieReser-
vierungen eingebrochen. Erst im Febru-
ar hat AirFrance mit KLM und denPart-
nernDeltaAir Lines sowieVirgin Atlan-
tic ein neues Gemeinschaftsunterneh-
men gestartet, dastägl ich341 Flüge
über denAtlantik anbietet.Nachden Rei-
sebeschränkungen durch DonaldTrump
will AirFrance den Großteil seinerStre-
cken in dieVereinigtenStaaten zumin-
destbis zum 28. Märzaufrechterhalten.
Sie bilden unter den Langstreckendie
wichtigste Region. Das Gemeinschafts-
unternehmensteuerte zuletzt knapp 13
Milliarden Dollar zumKonzernumsatz
bei. Seine operativeUmsatzrendite
schätzten Analysten auf fast 20 Prozent.

Der Betrieb amFrankfurterFlughafen ist derzeit überschaubar. FotoFrank Röth

cag.HAMBURG. Nach demVergleich
zwischenVolkswagenund dem Bundes-
verband der Verbraucherzentralen
(vzbv) sollen die erste nEntschädigungen
für Diesel-Kundenvom5.Mai anflie-
ßen. Beide Parteien gehenvonrund
260 000 Berechtigten aus, teilten sie am
Freitag in einemgemeinsamen Pressege-
sprächmit.„AlleVergleichsberechtigten
sollen ihr Geldsoschnellwie möglichbe-
kommen“, hieß es.Volkswagenkündigte
an, dazu in derkommendenWochedie
Kunden anzuschreiben, die sichfür den
Musterprozessangemeldethaben. Mit
demBrief be kommensie mitBenutzerna-
men und PIN Zugang zu einer Plattform
vonVW, wo ihnenvom20. Märzanein
individueller Betrag angebotenwird. Bis
zum 20. Aprilkönnen sie dann entschei-
den, ob sie dies annehmen oder in Einzel-
klagenweiter für mehr Geldstreiten.
Verbraucherschützerund Konzernhat-
tensichEnde Februar auf einen außerge-
richtlichenVergleichverständigt.Jenach
Modell und Alter ihres Autos will VW

Entschädigungen zwischen 1350 und
6257 Euro zahlen. Durchschnittlichsoll-
tenrund 15 Prozent des ursprünglichen
Kaufpreises ausgezahltwerden, das Auto
können dieKundenweiter nutzen. Die
Gesamtentschädigungssumme beziffern
VW und vzbvmit 830 Millionen Euro.
DasVergleichsverfahren steht unter
Zeitdruck, eine spätereZustimmung zum
Vergleichnachdem 20. April istnicht
möglich. Der Bundesgerichtshof (BGH)
will am 5. Mai über die Klageeines Die-
sel-Kunden verhandeln. Dabei werde
sichder BGHwohl dazu äußern, ob er
Schadenersatzansprüche fürgerechtfer-
tigt und eineNutzungsentschädigung für
angemessen hält.Kunden, die sichfür
das Musterverfahren angemeldethaben,
müssen sichdeswegenvorher entschei-
den. Akzeptieren sie denVergleich, oder
hoffen sie,nach einem BGH-Urteil mit ei-
ner individuellen Klagemöglicherweise
docheine höhereEntschädigung zu be-
kommen–mit dem Risiko, am Ende leer
auszugehen oderweniger zu bekommen.

Die letzteAbfahrt


Die Skigebiete in Österreichschließenvorzeitigweg en derrasantenVerbreitung des Corona-Virus


eid. DieKunden freut es, undden Heiz-
ölhändlern beschert es jedeMenge
neueAufträge. Derstarke Rückgang
bei den Ölpreisen zuWochenbeginn
hat auch die heimischenHeizölpreise
deutlichnachunten getrieben. Mit
53,35Euroje100 Liter (bei 3000Li-
tern Abnahme)verringerte sich der
durchschnittlichePreis im Vergleich
zur Vorwoche um gutefünfEuro. Da-
mit istHeizölmomentan so günstig
wie seitdreieinhalbJahrennicht mehr.
Am 11. März 2020kosteteleichtes
HeizölimBundesdurchschnittvon15
Städten bei einerAbnahmevon 1000
Litern61,30Euroje100 Liter,bei ei-
ner Abnahmevon 3000Liter n53,35
Euroje100 Liter undbei einerAbnah-
me von5000 Litern51,65Euroje100
Liter.
Angebotspreise fürLieferungen
(Premium-Qualität) frei Verwender-
tank,allesje100 Liter, einschließlich
19 ProzentMehrwertsteuer, EBVund
IWOam11. März2020.

Fraportgibt düsterenAusblick


Gondel in Kitzbühel Fotodpa

Heizölpreise

gehenstark zurück

hpe.MÜNCHEN.Immerhin dieseUn-
ternehmensnachricht wurde inmitten
derCorona-PanikanderBörsewahrge-
nommen: Der Dax-KonzernWirecard
bezeichnete eine mit Spannung erwarte-
te Sonderprüfung seiner Bilanzen als
„weitestgehend abgeschlossen“. Darauf-
hin legte der AktienkurszuBeginn des
Handelskurzzeitig um 30 Prozent, dann
nochum9Prozent zu. AmTagzuvor
hattesichder Titel um fast18Prozent
verbilligt.
DerZahlungsdienstleister aus Asch-
heim bei Münchensteht seit gut einem
Jahrwegenseiner angeblichunsaube-
renBilanzierungspraktiken in der Kri-
tik.Vor allem aufgrund der Berichter-
stattung in der „Financial Times“ sah
sichdie Wirecard-Führung genötigt,
eine Sonderuntersuchung durch die
WirtschaftsprüfungsgesellschaftKPMG
einzuleiten. Bishergebe dieser Prüfbe-
richtkeinen Anlassfür eineKorrektur
der Jahresabschlüsse imUnters uchungs-
zeitraum 2016, 2017 und 2018, hieß es.
Ein anderer Teil dieser Untersu-
chung, die Einsichtnahme inUnterla-
genexterner Gesellschaften, läuftdage-
gennoch. KPMG habeWirecarddar-
über informiert, dassdies in Bezug auf
die Geschäftstätigkeit in Indien und Sin-
gapur sowie den GeschäftsbereichMer-
chant CashAdvance (MCA)/Digital Len-
dinggelte. Bei derUntersuchung des
sogenannten Drittpartnergeschäfts
(TPA) sind die KPMG-Prüfer auf dieKo-
operation mit denexternen Gesellschaf-

tenangewiesen. Daetlichevonihnen in
Asien sitzen,kameswegen derReiseres-
triktion im Zugedes Coronavirus nach
AussageeinesUnternehmenssprechers
zu Verzögerungen. Bis spätestens zum


  1. April sollKPMG denkompletten Be-
    richtnun abgeschlossen haben.Weil die-
    seraber wiederum in denvonEYerstell-
    tenJahresabschlusseinfließen soll,ge-
    rät Wirecardmit der Bilanzvorlagein
    Verzug. DerVorstand habe daher be-
    schlossen, dieVeröffentlichung des Jah-
    resabschlussesvom8.auf den 30. April
    zu verschieben,teilteWirecardmit.
    Dieser zeitliche Verzug wurdevon
    Börsianerneher unkritischgesehen. Bei
    den meistenBeobachternüberwog,
    dassdie Vorwürfe der Bilanzfälschun-
    genwohlentkräftetsein dürften. Fach-
    leutebewerteten die jüngsten Ergebnis-
    se der Jahresabschlussprüfung jeden-
    falls positiv.Analyst KnutWoller von
    derBaader Banketwasprac hvon „ermu-
    tigenden Einblicken“ in die nochnicht
    beendete Sonderprüfung. SeinKollege
    DavidVignonvomInvestmenthaus Bry-
    an Garnier erklärte,dassdie Zweifel an
    der BilanzvonWirecardlangsam zer-
    streut würden.
    Vorallem diebritischeWirt sch aftszei-
    tung „Financial Times“ hat wiederholt
    über angeblicheUnr egelmäßigkeiten in
    denWirecard-Bilanzen berichtet. Weil
    gleichzeitig zahlreiche Spekulanten auf
    fallendeKurseder Wirecard-Aktiege-
    wettet hatten,kamesander Börseregel-
    mäßig zu dramatischen Kurseinbrü-
    chen.(Kommentar Seite24.)


tag. MAINZ.Der Industriedienstleis-
terBilfinger hat sichmit zwölf ehema-
ligen Vorständen, darunterRoland
Koch, auf einenVergleichgeeinigt.
Vonursprünglich110 Millionen Euro
Schadenersatz, die derAufsichtsrat
vonden Managengeford erthat, blei-
ben nachdem vonBilfingerverkünde-
tenKompromissnoch18,2 Millionen
Euroübrig. Ein kleinerTeil komme
über Gehaltsverzicht zustande, den
größeren–16,75 Millionen Euro–
übernehmedie Managerhaftpflicht.
Einen Selbstbehalt wirdesnichtge-
ben.Weder Koch nochdie anderen
ehemaligenFührungskräfte müssen
also etwasaus privaterTasche zuzah-
len. DemKompromissmussnoch die
HauptversammlungEnde April zu-
stimmen.
Der Aufsichtsrat um EckhardCor-
des wirft den Managernvor,sich
nicht ordnungsgemäß um denAuf-
bauinternerRisikokontrollengeküm-
mertzuhaben. Deshalb, so die Be-
hauptung, wurde dervonKorrupti-
onsfällenerschütterte Konzernlän-
gerals nötig unterKuratel des ameri-
kanischen Justizministeriums ge-
stellt,washoheKosten verursacht
habe.Der ehemaligehessische Minis-
terpräsidentKoch,der denKonzern
vonJuli 2011 bisAugust2014 führte,
hatdie Anschuldigungenstets zurück-
gewiesen. Sein Sprecher sagteam
Freitag,Koch sei weiterhinfest davon
überzeugt, dassdie Vorwürfe „voll-
kommen abwegig“waren. Durch das
Verfahren sei Koch regelmäßig in
Misskredit gebracht worden, ohne
dassBelegevorgelegt worden seien.

Die SonderprüfungvonWirecard


beruhigt die Börsianer


KPMG siehtkeinen Anlassfür Bilanzkorrekturen


RTLbaut Streamingdiensteaus


VorsichtigerAusblicktrotz Allzeithochs


Air France-KLM in der Klemme


Coronavirus undTrumpbelastendie Fluggesellschaft


Bilfinger einig


mit RolandKoch


WenigerPassagiere,


sinkende Erlöse–der


Flughafenkonzern


schicktTausendein


Kurzarbeit,hält aberam


Planfür Terminal3fest.


VonTimo Kotowski,


Frankfurt


Diesel-Schadenersatz im Mai


Vergleichzwischen VW und Klägernunter Zeitdruck


Die aktuellen Heizölpreise



  1. Woche 11.Woche
    Berlin 58,50-59,90 55,20-56,50
    Dresden 56,60-59,75 51,00-55,25
    Düsseldorf 65,45-63,70 56,90-59,50
    Hamburg 55,35-63,65 48,55-59,20
    Frankfurt 60,10-67,95 54,00-61,50
    Hannover 56,50-66,05 49,75-59,50
    Karlsruhe 60,40-64,25 56,75-62,50
    Leipzig 56,90-62,30 51,15-60,85
    Rostock 56,15-65,05 49,40-57,30
    München 64,70-66,40 61,60-64,00
    Stuttgart 63,20-65,75 63,95-64,80

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