Frankfurter Allgemeine Zeitung - 14.03.2020

(Nancy Kaufman) #1

SEITE 24·SAMSTAG, 14.MÄRZ2020·NR.63 Unternehmen FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


D


ie Bundesregierung hat mit
ihrer unbegrenzten Kredit-
zusageanUnternehmen
Druckvom Kessel genommen. Denn
am Markt für Unternehmensanlei-
hen hat die Corona-Krise einegefähr-
liche Situation entstehen lassen. Die
Gespräche derLufthansa über einen
Antrag aufStaatshilfezeigen das. In
denvergangenen Jahren haben die
Unternehmen die günstigen Zinskon-
ditionenreichlichgenutzt, um neue
Anleihen zu begeben. Die Europäi-
scheZentralbank (EZB) hat mit ih-
renKäufen dazu beigetragen, dass
sichUnternehmen so günstig wie
nochnie finanzierenkonnten. Auf
der anderen Seitemussten Investoren
aufder Suche nachRendite in denris-
kanten Bereichausweichen, also in
die Schuldtitelvonfinanzschwachen
Unternehmen.Auch hier sanken die
Zinskonditionenauf historischgünsti-
ge Niveaus. DieUnternehmen mitge-
ringer Kreditwürdigkeitkommen in
solchen Krisenzeiten als ersteinBe-
drängnis.Aufgrund desWegfalls von
Einnahmendrohen AusfällevonUn-
ternehmensanleihen. Daskann eine
gefährlicheKettenreaktion auslösen,
wie dieZahlen der OECDzeigen:
Seit derFinanzkrise 2008 hat sichdas
VolumenanUnternehmensanleihen
auf 13,5 BillionenDollar mehr alsver-
doppelt.Nun sorgenwieder dieSteu-
erzahler für einen Schutzschirm.

K

ursturbulenzen der Aktie,
Strafermittlungenwegendes
Verdachts auf Marktmanipu-
lationen und immer wiederVorwürfe
wegenangeblichunsaubererBilanzie-
rungspraktiken: Aktionäredes Dax-
Aufsteiger sWirecardhaben bei all
den Schlagzeilenrund um ihrUnter-
nehmen erlebt, dassobendrein Spe-
kulanten auffallendeKursegewettet
haben. Seit Anfang desvorigenJah-
resgab es immer wiederNachrich-
ten, die regelmäßig zuKurseinbrü-
chen führten. Allenvorandie briti-
sche Wirtschaftszeitung „Financial
Times“ erhob schwereVorwürfe,un-
terstelltedem Zahlungsdienstleister
in einerganzenReihe vonArtikeln bi-
lanzielleUngereimtheiten und schür-
te Zweifel an der Seriosität desWire-
card-Geschäftsmodells. Die „FT“
setzt eder Führung derartzu, dass
nur nocheine Sonderprüfung alsAus-
wegaus dem Vertrauensdilemma
blieb. Der Prüfberichtgebe keinen
Anlassfür eineKorrektur der Bilan-
zen,teilteWirecardjetzt mit–eine
schlechteNeuigkeit für die Spekulan-
ten. IhreRechnung istindiesenTa-
gendennochaufgegangen:Weil das
Coronavirus die Börsen in allerWelt
in Panik versetzt hat,rauschteauch
der Kurs der Wirecard-Aktie unter
jene Schwellen, die all die Leerver-
käufer brauchen, um satteGewinne
einzufahren.

W

as sollen Anleger und In-
vestorenmachen, wenn
die Aktienkurse in der Co-
ronavirus-Krisefallen?Abwarten und
Teetrinken? JapansSoftbankGroup,
der globalgrößteTechnologie-Inves-
tor, hat amFreitag nicht nur zugese-
hen, sonderngehandelt und einen Ak-
tienrückkauf imWert von500 Milliar-
den Yen(4,2 Milliarden Euro) ange-
kündigt.Das riecht danach, als ob da
jemand eine Krise zum eigenenVor-
teil ausnutzenwolle. DerVorwurfdes
opportunistischen Krisengewinnlers
istnicht weit. Tatsächlichsucht Soft-
bank in der Krise seinen eigenenVor-
teil –und das istgut so. Das Bemü-
hen, zu niedrigenKursen zukaufen, si-
gnalisiertanderen Investoren, dass zu-
mindestmanche dieKursefür unter-
bewertet halten. Die Spekulation
wirkt so demKursverfall entgegen
und stabilisiert den Markt.Moralisch
anrüchig istdas nicht, man mussdie
Spekulanten vielmehr loben.FürSoft-
bank ging es amFreitag dennoch
nicht gut aus. DerKurs sank um5Pro-
zent und endetekaum besserals der
Markt.Das is tkeinegerechte Strafe
für einen Krisengewinnler.Eszeigt
nur,wie sehr nachden Debakeln um
Uber undWework das Vertrauen in
Softbank-Gründer Masayoshi Son an-
geschlagen ist, dassseinemaßlos
scheinendenWetten auf angebliche
Technologieunternehmen aufgehen.

Gewinne mit Wirecard


VonHenningPeitsmeier

Lob dem Spekulanten


VonPatric kWelter

Schutzschirm


VonMarkusFrühauf

W


ir sind sehrstolz, dasswir
das geschafft haben“,sagt Se-
verinSchwan. Der Vor-
standsvorsitzendedes
Schweizer PharmakonzernsRochedurfte
am Freita gvon einem Durchbruc hberich-
ten, der inmittender unzähligen Hiobsbot-
schaftenrund um die Corona-Krise ein po-
sitives Schlaglicht setzt. Ro chehat vonder
amerikanischenGesundheitsbehörde
FDAdie Freigabe für einen neuen Schnell-
test zumNachweis des Coronavirus erhal-
ten. Damitkönnennun in Amerika,Euro-
pa und Asienjeden Monat Millionen er-
krankte Menschen darauf hin untersucht
werden, ob sie sichdas Viruseingefangen
haben oder ob sie nuraneinernormalen
Erkältung oderGrippe leiden. Dieaktuell
nochgravierenden Engpässe in der Diag-
nostikwerdendamit allerdings nichtvoll-
ständig behoben.
Die Diagnostikspezialistenvon Roche
warennachdem Ausbruch desCoronavi-
rusinChinadie Er sten, die einen zuverläs-
sigenTest zur Verfügungstellten. Aller-
dingswardieser nurfür Testgerätemit ei-
nemgeringen Durchsatz ausgelegt.Derar-

tigeTests, dieinzwischenauchnochande-
re Unternehmen anbieten, müssen einzeln
manuellausgeführt werden und erfordern
einen hohenpersonellenAufwand. Daher
sind dieLabors und Krankenhäuser bezüg-
lichder Diagnose desVirus schon jetzt
starküberlastet, und dieWartezeiten für
die Patienten oftmals unerträglichlang.
MancheLänder habenmangels Masse so-
garaufgehört, inVerdachtsfällen breit zu
testen.
Dieses ProblemvorAugen habend, hat
Rocheinden vergangenenWochen mit
Hochdruckdarangearbeitet, dasTestver-
fahren auchauf densogenannten Hoch-
durchsatzplattformen durchführenzukön-
nen.Das sind mannshohe, meterlangeAp-
parate, dieinallen großenLabors auf der
Welt stehen und die normalerweise für das
systematische Screeningganzer Bevölke-
rungsgruppen auf Infektionen wie HIV ein-
gesetz twerden.Rocheist auf diesem Ge-
bietWeltmarktführer.„Wirhaben hierkei-
ne Konkurrenz“, sagt Schwan im Ge-
sprächmit derF.A.Z. Seine Leute hätten

rund um dieUhr darangearbeitet, diese
Hochleistungsgeräte auchfür die automati-
sier te Detektion desCoronavirus einset-
zen zu können. Dabei sei manHand in
HandmitderFDAvorgegangen,diedas
entwickelteTestverfahren amFreitag im
Rahmen einerAutorisierung unterNotfall-
bedingungen freigab. „Unter normalen Be-
dingungenkann es Jahredauern,bis eine
solcheZulassungvorliegt“, lobt Schwan
dieAmerikaner.InEuropa hatRocheauf-
grund der für dieVereinigtenStaatenver-
wendetenDateneineSelbstzerti fizierung
durchgeführt. Im Ergebnisführedies dazu,
dassdie Schnelltestsnun überalle rund
800installierten Großgeräte(namens Co-
bas6800und 8800) in Amerika,Europa
undAsienlaufenkönnten, sagt Schwan.
„Das führtzueinem Quantensprung in der
Diagnosegeschwindigkeit.“ Mit dem Co-
bas 8800könnten mehr als 4100Patienten-
proben amTagvollkommenautomatisiert
ausgewertetwerden. Insgesamt ließen sich
so monatlichMillionen anTestsdurchfüh-
ren, wobei die Ergebnisse nachjeweils drei-

einhalbStundenvorlägen. Dies sei eine be-
deutende Erleichterung für das Gesund-
heitssystem. „Wir sind sehr froh, dass wir
in dieserschwierigenSituation einen Bei-
trag leistenkönnen“,sagt Schwan.Zu-
gleichbetont derRoche-Chef, dass damit
der BedarfanTests immer nochnicht voll
gedecktwerde nkönne. Daher hält eres
weiterhin für richtig,nicht flächende-
ckend vorzugehen und nurjene Personen
auf denVirus zutesten,die entsprechende
Symptome zeigenoder aus Hochrisikoge-
bietenkommen.
Fürdie an derKapazitätsgrenze laufen-
de Produktion der eigentlichen Testkits,
die dann in den Laborgerätenzum Einsatz
kommen,beziehtRocheTeile ausdreiLän-
dern.Die Basisinstrumentekommen aus
derSchweiz, das Plastik-Verbrauchsmateri-
al kommt aus Deutschland, und dieReagen-
zien kommen aus denVereinigtenStaaten.
„Esbestehen alsogegenseitigeAbhängig-
keiten“,erläutertSchwan. DasvonDonald
TrumpverhängteEinreiseverbotfürEuro-
päergefährde die Lieferkettenicht ,weil

Warenlieferungen davonausgenommen
seien.Undwas passiertmit derFracht, die
normalerweise auchanBordvon Passagier-
flugzeugengen Überseegeflogen wird?
„Für diese Lieferungen mieten wir ein
Charterflugzeug“, antwortet Sch wan.
Ausgeschäftlicher Sicht seider Verkauf
der Corona-Testpaketefür Rochevon un-
tergeordneterBedeutung.Der größteTeil
der Kosten falle in denLaborsund Klini-
kenan. „Für deneinzelnenTestbekom-
men wir rund 15 Franken“, rechnet
Schwanvor. Trotzdemreagiertendie Anle-
gerpositiv auf dieNac hric hte naus Basel:
Der Aktienkursvon Rochekletterte am
Freitag imVerlauf um mehr als9Prozent
auf gut 300Franken. Allerdings ginges
nachdem AbsturzamVortagauchmit
dem SwissMarketIndex(SMI),dem Leitin-
dexder Schweiz, kräftig bergauf.
Rochezähltmit einemUmsatzvon zu-
letzt 61 MilliardenFranken zu dengrößten
Pharmakonzernen derWelt. Davonentfal-
len knapp 13 MilliardenFranken auf das
Diagnostikgeschäft.

Symbol der Hoffnung:Ausder Roche-Zentrale (Mitte) in Basel kommen guteNachrichten für die Corona-Diagnose. FotoReuters

Schon mehrfachhat die DeutscheLufthan-
sa imZugeder Corona-KriseKürzungen
im Flugplanvorgenommen–erstumbis
zu 25 Prozent,dann um bis zu 50 Pro-
zent–, undwardamitstetsVorreiter .Den-
nochmusst ejedes Mal nachgelegtwer-
den,weil mehrPassagiereausblieben und
weiter eStaatenEinreisebeschränkungen
verhängten. In derkommendenWoche
werden nun bis zu zwei Drittelder Kon-
zernflotteamBodenbleiben, informierte
Vorstandschef Carsten Spohr die Beschäf-
tigten in einerVideobotschaft. Mittlerwei-
le sind die Einbußendes Konzernswegen
fehlenderTicketeinnahmengroß, da–so
Spohr–seit Tagenmehr Stornierungen als
Buchungen eingehen. Deshalb fragt der
Konzernnun Staatshilfean. „Wir haben
uns vordem Hintergrund dieser bisher un-
bekannten Herausforderung entschieden,
mit denRegierungen unserer Heimatlän-
der nicht nur wie bisher über denAbbau
vonBelastungenzusprechen, sondern
auchüber aktiveUnter stützungen, sobald
diese notwendig werden“, sagte Spohr.
Zuletzt setztedie Ankündigung derVer-
einigtenStaaten zu, die Bürgern der Schen-
gen-Zonevorerstdie Einreiseverweigern.

Statt 70 Flügenschickt Lufthansa für die
wenigen verbleibendenKunden fortan
nur vieram TagnachAmerika.Trotzder
Einschnittebereitet Spohr die Beschäftig-
tenauf eineschmerzliche Phasevorund
wünscht„Flexibilität,Verzicht und Solida-
rität“. Auch der Vorstand werdesicham
Verzicht beteiligen.FürTeile desKabi-
nen- und Bodenpersonals istschon Kurz-
arbeit beantragt.Inter ndürften nochtief-
greifendere Szenarien eineRolle spielen –
bis hin zum befristeten Betriebsstopp.
Noch is tdazu nichts entschieden, einLuft-
hansa-Sprecher sprichtvonSpekulatio-
nen, die man nichtkommentiere.
FürKunden lockert der Konzernaber-
malsUmbuchungsregeln.Wereinenge-
plantenoder ausfallenden Fluggebucht
hat, soll seinTicket behaltendürfen, ohne
sichauf einen neuenTermin festlegen zu
müssen. Das gilt für alleTickets, die bis
zum 12. Märzfür einReisedatum bis Ende
Aprilgebucht wurden.Lufthansa begrün-
dete den Schritt mit dem„Wunschvieler
Kunden“,Reisepläneflexiblergestalten
zu können. Dochesdürfteauchdarumge-
hen, denAbflussvon Kundengeld durch
Erstattungeneinzudämmen.

Zuletzt lieferte die Bilanz ein solides
Bild. Am Ende des dritten Quartals 2019
verfügteLufthansa über eine Liquidität
von3,6 Milliarden Euro,etwa ein Zehntel
der operativenJahresaufwendungen bei
vollem Betrieb. Leasingkostensind imVer-
gleichzur Konkurrenz gering, 86 Prozent
der Flottesind im Eigentum. DieNettover-
schuldungbetrug6,8 Milliarden Euro,
Flugzeugfinanzierungen, Schuldscheindar-
lehen und Anleihen imVolumenvonei-
ner Milliarde Euro spielen eineRolle.
Insgesamtistder Markt fürUnterneh-
mensanleihen zuletzt deutlichgewachsen.
Dafür sorgten traumhafteFinanzierungs-
bedingungen mit Zinsen, die so niedrig
wie nochnie waren. Fürseine jüngste An-
leihe zahlt der Lufthansa-Konzern
0,25 Prozent.BekannteUnternehmen
konnten sichzum Teil sogar zu null Pro-
zentfinanzieren, es fanden sichreichlich
Abnehmer.Die EuropäischeZentralbank
(EZB) hat mit ihrenKäufenvonUnterneh-
mensanleihen dazu beigetragen.Zwarhat
sie sichnur auf Emittenten aus dem inves-
titionswürdigen Bereichkonzentriert: Das
sindUnternehmen mit einemRating von
mindestens „BBB-“(S&P)oder „Baa3“

(Moody’s), das auchLufthansaerreicht.
Aber Unternehmen aus den unterenRa-
tingklassen–der Finanzmarkt spricht hier
saloppvom „Ramschniveau“–haben da-
vonebenfallsprofitiert,weil die Investo-
renauf der Suche nachRenditeauf deren
Anleihen ausweichen mussten. Das sorgte
auchhier für historischgünstigeFinanzie-
rungsbedingungen, obwohl dieseUnter-
nehmenfinanzschwachsind und in einer
Krise als Erstezahlungsunfähigwerden
können.Die Risiken wurden alsonicht
mehr adäquat bepreist.
Diese Kritik an derextrem lockeren
Geldpolitik mit negativen Zinsen und An-
leihekäufen im Billionen-Volumen gilt be-
sonders für den Markt derUnternehmens-
anleihen.Die Organisation für wirtschaft-
liche Zusammenarbeit und Entwicklung
(OECD)warnt eMitteFebruar davor, weil
in denvergangenen Jahren der Anteil der
Emittenten mit geringer Kreditqualität
deutlichzugenommen hat.2019 hätten
rund 51 Prozent aller ausgegebenen Schul-
dentitelmit dem Gütesiegel Investment
Grade, die damitals investitionswürdig
undvergleichsweise ausfallsichergelten,
nur dieNote „BBB“ besessen. Zwischen

2000 und 2007, alsovorder Finanzkrise,
habe dieser Anteil nur 39 Prozent betra-
gen. Sollte dieUnterstützung der Geldpoli-
tik durch niedrigeZinsenwegfallen oder
ein Konjunkturabschwung einsetzen,
könnteesvermehrtzuHerabstufungen in
den Ramschbereichkommen,warnte die
OECD.Betroffene Unternehmen müssten
dann höhereFinanzierungskosten stem-
men, und ihr Spielraum für Investitionen
würde sinken. Mit der Corona-Krise ist
dieserFall nun eingetreten. Nach einerStu-
die derRatingagentur S&P müssen die eu-
ropäischenUnternehmenindiesem Jahr
318 Milliarden Euroanfälligen Anleihen
tilgen. Bis zum Jahr 2024summieren sich
die Tilgungen auf 1,7 BillionenEuro. Hin-
zu kommen aberauchnochKreditevon
Banken und in Deutschland die nicht nur
vonmittelständischenUnternehmenbege-
benen Schuldscheine. Sollteeszueiner Se-
rievon Zahlungsausfällenkommen, droht
eine neueFinanzkrise,weil die Banken
vonden Kreditausfällen überfordertwä-
ren. Das erklärt,warumdie Bundesregie-
rung nun eine unbegrenzteKreditzusage
an alleUnternehmen,die vonder Corona-
Krise betroffensind, abgegebenhat.

Nachlangen Spekulationen über dieFol-
gendes Coronavirus für die diesjährigen
Hauptversammlungensehensichdieers-
tenDax-Konzerne zu einerAbsagege-
zwungen. SoteilteDaimler amFreitag
mit, das AktionärstreffeninBerlin mit
mehrerenTausendTeilnehmernvom 1.
April auf Juli zuverschieben. Eswäre die
ersteHauptversammlung mit dem neuen
Vorstandsvorsitzenden OlaKälleniusge-
wesen, und das in schwierigenZeiten,
mussteDaimler sogar mit eherüberdurch-
schnittlichgroßem Interesserechnen.
Auch der Autozulieferer Continental
aus Hannoverkündigtean, sein für den


  1. Aprilvorgesehenes Aktionärstreffen
    umzulegen. Damit unterstütze Conti das
    Bestreben der Behörden, „dieAusbrei-
    tung der Coronavirus-Infektionen einzu-
    dämmen“, sagteder Vorstandsvorsitzen-


de Elmar Degenhart. Ein neuerTermin
steht nochnicht fest,dochwill Conti das
Treffeninnerhalb dergesetzlichenFrist
vonachtMonaten nachBeginn des Ge-
schäftsjahres nachholen.
In Niedersachsen, dem SitzvonConti,
hattedas Gesundheitsministerium in die-
ser Woche Großveranstaltungen mit
mehr als 1000Teilnehmernuntersagt.
Die DeutscheTelekom hältvorläufig an
ihrem für den 26. MärzgeplantenTermin
fest,appelliertaber an ihreAktionäre, zu
Hause zu bleiben und die Hauptversamm-
lung im Internetzuverfolgen.„Wir bitten
sie daher eindringlich, auf eineTeilnah-
me vorOrt zu verzichten. Dies gilt insbe-
sonderebei krankheits- oder altersbeding-
tenEinschränkungen“, heißt es in einem
Schreiben an die Aktionäre. DieFührung
der Telekom schließt darin nicht aus, dass

das TreffenjenachEntwicklung doch
nochabgesagtwerden kann.
Für die Aktionärevon Conti hat die
VerschiebungkonkreteFolgen. Dievorge-
schlagene Dividendevon4Eurofür das
abgeschlossene Geschäftsjahr 2019kann
erst späterfließen, weil dafür ein Be-
schlussder Hauptversammlung nötig ist.
Auch die Pläne des Managements, die An-
triebssparte Vitesco durch einen soge-
nannten Spin-offabzuspalten, sind betrof-
fen, da die Anteilseigner diesem Schritt
ebenfalls zustimmen müssen.Zuletzt hat-
te Conti betont, dieAbspaltung wiege-
plant in der zweiten Jahreshälfte umset-
zen zuwollen. ImUmfeld desKonzerns
heißt es, das sei immer nochmöglich.
Gleichzeitig gibt sichdas Management
aber mehr Spielraum und spricht jetzt nur
nochdavon, Vite sco „zum nächstmögli-

chen Zeitpunkt“ abzuspalten. An denFi-
nanzmärkten hatteZweifel gegeben, wie
der seit Monaten diskutierte Spin-offim
derzeitigenUmfeldfunktionierensoll.
In seiner Mitteilungregt derKonzern
an, zu prüfen, ob Hauptversammlungen
in Zukunftvirtuellstattfindenkönnen.
„In Zeiten zunehmender Digitalisierung
wäre es aus unserer Sicht nurkonsequent,
Hauptversammlungen insNetz zuverla-
gern“, sagteDegenhartDigitale Aktio-
närstreffen sind aktuell nichtvölligausge-
schlossen, dochmüssen Anteilseigner
weiter die Möglichkeit haben,vorOrt an
Präsenztreffenteilnehmen zu können.
Als Schwierigkeit gilt zudem, das den Ak-
tionären zustehendeFrage- undRede-
rechtimNetzzugewährleisten. Aus-
schließlich digitaleTreffengelten daher
bisher allenfalls theoretischals Option.

DieDeutscheTelekomwill auf ihrer
Hauptversammlung auf das sonst übliche
Rahmenprogramm mit Präsentationen
und Kundenberatungenverzichten,Rede-
zeitenbegrenzenund dieVerpflegung auf
ein Mindestmaß beschränken. Eine Spre-
cherin zeigtesichoptimistisch, dassesge-
lingenwird, den Besucherandrang zuver-
ringern. Mehrere hundertAktionärehät-
tenschon mitgeteilt, derVersammlung
fernzubleiben.IhreStimmekönnen sie on-
line abgeben; allerdings müssten sie auf
ihr Rede- und Antragsrechtverzichten.
Wertrotzdemkommenwolle, mache das
trotzaller Schutzbemühungen auf eigenes
Risiko,stellt dasUnternehmenklar.Im
Falle einerAbsagemüsstedas Aktionärs-
tref fenlaut einer Sprecherin in den ersten
acht Monaten des Jahres, also bis EndeAu-
gust, nachgeholtwerden.

Lufthansa will Hilfevom Staat


Mit erleichtertenUmbuchungsregeln soll derAbflussvon Liquiditätverhindertwerden /VonTimo Kotowski und MarkusFrühauf,Frankfurt


Daimler und Conti verschieben Hauptversammlungen


Telekom hältvorläufig an Aktionärstre ffen fest /VonChristian Müßgens, Hamburg, Helmut Bünder, Düsseldorf, und Susanne Preuß,Stuttgart


Neuer Schnelltestfür das Coronavirus


DerPharmakonzern


Rocheschafft einen


gewaltigenSprung in der


Diagnostik.Amerikas


Gesundheitsbehörde


gibt im Eilverfahren


grünes Licht.


VonJohannes Ritter,


Zürich


Roche

Tagesschlusskurse.13.3.imTagesverlauf.
Quelle: Refinitv F.A.Z.-Grafik Heß

in FrankenISINCH0012032048

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