Frankfurter Allgemeine Zeitung - 14.03.2020

(Nancy Kaufman) #1

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Choleriker,die sichnicht beherrschen können


und ständig herumschreien, gibt es auchunter


Chefs.Wastun? DieKarrierefrage.


Studierende mit Prüfungsangstkönnen Klausuren


nur untergrößten Anstrengungen bewältigen.


Im schlimmstenFall droht derStudienabbruch.


Älter als 40 und nocheinmal an dieUni?


Immer mehr Menschenwagendas. Aber sie


bekommen dabei nurwenig Unterstützung.


P


ünktlichzum Meeting zu er-
scheinen hat nichts mit Diszi-
plin zu tun, sondernist Selbst-
verständlichkeit.“ So sieht es zumin-
destFranz Tost,Chef desRed-Bull-
Nachwuchsrennstalls in derFormel


  1. Unddader Österreicher mit deutli-
    chen Worten selten hinter dem Berg
    hält, führterimhauseigenen Hoch-
    glanz-Magazin des Dosen-Imperiums
    gleichweiter aus:Wernichttägl ich
    angemessen trainiereund sichandie
    strengen Ernährungspläne halte, der
    werdevon der MaschinerieFormel 1
    gefressen. Lässt sichaus derleiWeis-
    heitenauchals gemeiner Bürotäter et-
    waslernen?
    Da wäre natürlichdie an sichbana-
    le Erkenntnis: Profis wie dieRennfah-
    rerinder Königsklasse sind zumeist
    absolut besessen. UndWitzeleien
    über dievermeintlichfurchtbarrigi-
    den Ernährungsvorgaben desPariser
    FußballtrainersThomasTuchel ver-
    kennen denKern des Profitums.Wer
    seinenKörper für das angestrebte
    Spitzenniveau präparieren will, sollte
    möglichstalle Registerziehen. Letzt-
    lichgeht es eben umetwasganz Ele-
    mentares: die Einstellung zum eige-
    nentägl ichenTun–ganz gleichob
    nun im Cockpit, auf demFußball-
    platz oder am Schreibtisch.
    Nunstelltein Arbeitgebereher sel-
    teneinenStabaus Fachleuten bereit,
    um seine Belegschaftmit Rat, Tat
    und Essen permanent zur Seitezu
    stehen. Einmal dieWocheein Korb
    ObstfürsGroßraumbürotaugtman-
    chen schon alsKöder aufStellenbör-
    sen, und im Automatensind dann
    dochdie Chips wiederals Er stes leer.
    Wasbei Tost und Tuchel alle Alarm-
    signale auslösen würde,hat in den
    meisten Unternehmenbloß eine
    Nachbestellung zur Folge. Das ist
    auchvölliginOrdnung–obgleiches
    jedemgeraten sei, sich schonaus
    rein egoistischenGründenGedan-
    kenüber Ernährung zu machen.
    Dochein gestählterKörper gehört
    (zum Glück!) selten zumAnforde-
    rungsprofilimBerufsalltag. DasBe-
    herzigen vonGrundtugenden wie
    eingewisses MaßanDisziplin aller-
    dingsschon.
    Undwenn man es mit der Pünkt-
    lichkeit nicht so hat, mussman ja
    nichtgleichzum Energy-Drinkgrei-
    fen. Ein frühzeitiger Anruf bei den
    Wartendentaugt schon mal als An-
    fang. Tätigt man solche Anrufealler-
    dings imWochentakt,fehlt es ohne-
    hin anganz anderen Dingen als der
    richtigenKoffein- oderTaurin-Dosis.


MEIN CHEF,DAS RUMPELSTILZCHEN BLACKOUT WENIGGELD FÜRS SPÄTESTUDIUM


58


Prozent der
Angestellten würden
wegendes Corona-
virusgernevon
zu Hause aus arbeiten.
17,4 Prozent sind unentschieden.
Quelle: Bundesverband DigitaleWirtschaft

D

ie Klimakrise aufhal-
tenoder abschwä-
chen. Marktwirt-
schaftnicht nur in
Zahlen, sondern
auchmit Umweltef-
fekten abbilden.Forschung für Men-
schen undUmwelt vorantreiben: Im-
mer mehr Menschen träumenvonBe-
rufen, in denen sieUmwelt, Gesund-
heit,Natur und KlimaetwasGutes
tun können. Beim Gedanken an den
sogenannten grünen Arbeitsmarkt
tauchen in vielenKöpfen erst einmal
BildervonNaturschützerninGummi-
stiefeln auf,vonmatschigenÄckern
und Bauernauf derWeide. Katharina
Reuter ,Geschäftsführerin desUnter-
nehmens Grün e.V., eines ökologisch
orientiertenUnternehmensverbands,
findetdas problematisch. „InWirk-
lichkeit mussman grüne Berufeviel
breiterwahrnehmen“, sagt sie.
Das Netzwerk„Grüne Arbeits-
welt“, dasvomBundesumweltministe-
rium unterstützt wird, hat beispiel-
haft16nachhaltige Berufsfelder defi-
nier t. Darunter sindKlassikerwie „Re-
cycling und Abfallwirtschaft“ oder
„Tiere und Pflanzen“, aber auch
„Nachhaltige Architektur und Gebäu-
detechnik“, „GrüneFinanzen undVer-
sicherungen“ oder „Green IT“.Nach-
haltigkeitsfachleute braucht man fast
überall.Vermutlichwirddie Nachfra-
ge nachihnenweiter steigen:Voral-
lem im BereichGrüneFinanzen sieht
Reuter große Wachstumschancen.
Waseigentlich ein „grüner Arbeits-
platz“ ist, müssen Jan Str ohschein
und seine Mitarbeitertägl ichentschei-
den. Er istGeschäftsführer desStel-
lenportals Greenjobs GmbH. Die
Plattformvermittelt Arbeitsplätze mit
Umweltbezug.Wasgrün ist, entschei-
den Str ohs chein und seinTeam nach
denfolgenden Kriterien: „Entweder
der Arbeitgeber istklar imgrünen Be-

reichtätig oder die Stelle erforderteine
grüne Qualifikation“, sagt Stro hschein.
Ausschreibungen für Landschaftsplaner
sind für ihngenausogrüne Jobs wie eine
Bürokauffrau im Naturstromunterneh-
men.Nachhaltigarbeiten lässt sichbei der
Krankenkasse ebenso wie in der Bäckerei
–konkreteBeispiele, wie das im Berufsall-
tag aussehenkann, haben wir auf dieser
Seiteinvier Porträtsgesammelt. Grenzfäl-
le gebe es häufig in der Landwirtschaft:
Während Biobauernimnachhaltigen Be-
reicharbeiten, sei das beikonventionellen
Landwirten nicht unbedingtder Fall.
Branchenübergreifend kann Stroh-
schein einwachsendes Interesse angrünen
Stellenfeststellen. „Nachhaltigkeit istder
bestimmende Megatrend für diesesJahr-
zehnt“,sagt auchReuter. Einenweite ren
Bele gdafür sieht sie darin, dassBelegschaf-
tenmittlerweile vermehrt ganz andereEx-
tras nachfragen alsfrüher. Vielewünschen
sichzum Beispiel ein Jobfahrrad stattei-
nesDienstwagensund vegetarische und
ökologischeAngeboteinden Kantinen.
ReuterrätUnternehmen, die Impulse
anzunehmen:„Mankann viele Punkte
sammeln,wenn man in diesen Dingen of-
fenist“, sagt sie. Am Endegeht es darum,
Arbeitskräfte zugewinnen oder zu bin-
den: „Es gibt einenWechselwillenaus der
klassischenWirtschaftineinen Arbeits-
markt mit Sinn“, sagtReuter .Esgebe auch
in vielen nicht traditionellgrünen Arbeits-
feldernein immergrößeres Bestreben,
sichzuverändern. Das beinhaltet zum ei-
nen Maßnahmen, wie Energie sparen
oderCO 2 -Kompensation. Zum anderen
gibt es auchinder Berichterstattung eine
Veränderungvoneinemrein finanziellen
Blickwinkel zu einer integriertenArbeits-
weise, in der zum Beispiel auchLiefer ket-
tenund Umweltef fekteeine Rolle spielen.
DassnachhaltigesArbeiten so schwer
zu fassen istund keinenstrikten Kriterien
unterliegt,birgt die Gefahr,dassUnter-
nehmenvermeintlichgrünes Handeln zu
Marketingzwecken missbrauchen.Wenn

ein Tabakunternehmen, das in erster
Linie der Gesundheit schadetund da-
mit konträr zu nachhaltigen Entwick-
lungszielen handelt, erklärt, wie sehr
es sichfür das Ziel „sauberesWasser“
einsetzte, dann sei das problematisch,
sagtReuter .„Dagegen hilft, dassdie
Kenntnisse überNachhaltigkeit bei
der jungen Generationwachsen.“ Sie
ließen sichnicht so schnellvonWerbe-
maßnahmen blenden.
FürArbeitsplätze imgrünen Be-
reich, gibt es nicht den einenAusbil-
dungsweg, aber einwachsendes Ange-
botanMöglichkeiten. „Nachhaltige
Studiengängeschießen wie Pilze aus
dem Boden“, sagtReuter .Neben der
LeuphanaUniversität in Lüneburg
und der Hochschule Eberswalde,die
schon langefür ihr Engagement in
diesem Bereichbekannt sind, tau-
chen auchananderen deutschen
Hochschulen immer mehrStudien-
gängemit einemFokusauf Nachhal-
tigkeit auf.Vorallem im BereichLe-
bensmittel beobachtet Reuter span-
nende Entwicklungen.
Nachhaltigkeitgibt es aberlängst
nicht nurinder Aus-, sondernauch
in derWeiterbildung: DasUnterneh-
menOnPurpose bietet Programme
an,bei denen Beschäftigteein Jahr
lang inStiftungen,NGOs oder ökolo-
gischenUnternehmenKenntnisse er-
werben, um in einengrüneren oder
sozialeren Bereichzuwechseln.Reu-
tersagt aber auch, dass nicht für alle
grünenJobs nur dieAusbildung aus-
schlaggebend sei.Wichtig seien auch
persönlichesInteresse oder einschlä-
gige Praktika.
Dassdie Arbeitsweltgrüner wird,
istfür Reuter ein Schritt in dierichtige
Richtung, allerdingsgehe es zu lang-
sam und nichtweit genug.„Vor allem
in klassischen Ausbildungenmüsste
Nachhaltigkeit nochbesserverankert
werden“, sagt sie.

Maximilian Begovic FotoBlende 11


Lernenvon


den Profis


VonBenjaminFischer

„Wir verbinden persönliche Gesundheit
mitder GesundheitunseresPlaneten“, um-
reißt MaximilianBegovic, 31Jahrealt,sei-
nen Arbeitsbereichinder gesetzlichen
Krankenkasse BKK ProVita. Er istdort
verantwortlichfür dasNachhaltigkeitsma-
nagement und damit unter anderem für
die integrierte Berichterstattung, die nicht
nur finanzielle, sondernauchnachhaltige
Aspekteindie Unternehmensbilanz ein-
schließt.Seit 2017 arbeitet er bei der BKK.
Davorhat erBWLstudiert.
Einer seiner Arbeitsbereiche istErnäh-
rung. Dabeigeht es nicht nur um persönli-
cheGesundheit, sondernauchdarum, wie
vieleRessourcen Ernährungverbraucht.
„Dabei istjede Ernährungsweise in Ord-
nung“, sagt Begovic.„Aber wir wollen
Wege aufzeigen, um sichnachhaltiger zu
ernähren.“ Dazu schlägt die Krankenkas-
se ihrenVersichertenauf Social Mediave-
getarischeRezeptideen vor, übernimmt
Kosten fürVitamin B12 oder bezuschusst
Kochkurseund Ernährungsberatung.
FürBegovic isteswichtig, die Themen
Gesundheit und Nachhaltigkeit zusam-
menzubringen. Auchder Klimawandel
habeeinegesundheitlicheDimension,so
sei zum Beispiel die zunehmende Hitze
eine Bedrohungvorallem für kleine Kin-
der und ältereMenschen. Er wünscht sich
aber auch, dassanmanchenStellen noch
mehr passiert: So sollten zum Beispielöko-
logischeFaktoren bei derAuswahlvon
Arzneimitteln besser mit einbezogenwer-
den. NachhaltigeTransformation be-
schränkt sichfür Begovic nicht nur auf sei-
nen Job: Er selbstist Vegetarier,versucht
weniger zufliegen undAuto zufahren und
überlegt,wo er sein Geld anlegt.


Marion Bühl FotoPrivat


Auch an Hochschulenkann man einen
Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leis-
ten. Das tut zum Beispiel der 37 Jahrealte
Geograf Tobias MatuschamUnesco-Lehr-
stuhlfürWelterbe-undBiosphärenbeob-
achtung und Bildung an der pädago-
gischen Hochschule in Heidelberg. Auf
der ganzenWelt gibt es 700Unesco-Lehr-
stühle, zurzeit 13 in Deutschland. Sie ar-
beiten nachden 17 Zielen fürNachhaltige
Entwicklung und derAgenda 2030. „Mein
Job istes, denrote nFaden zwischen der
operativen Projektarbeit und dengröße-
renZielen zuvermitteln“, sagt Matusch.
Viel Arbeitszeitverbringt er am Schreib-
tisch, er besucht auchKonferenzen und
kümmertsichumKooperationen undVer-
netzung. Davorhat MatuschinGeogra-
phie promoviertund inVietnam in der
Entwicklungszusammenarbeitgearbeitet.
Sein Lehrstuhl legt einen Schwerpunkt
auf Wissenschaftskommunikation und Bil-
dung fürNachhaltigeEntwicklung. Das be-
deutet,erforscht dazu, wie manWissen
zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz anver-
schiedene Zielgruppen undvorallem an
Kinderweitergeben kann. 17 Projektegibt
es zu diesenThemen derzeit:Die Forsche-
rinnen undForscher beobachten sowohl
Str euobstwiesen in Bad Schönbornals
auchNebelökosysteme in Chile.
Matuschist überzeugt, dassman nicht
nur forschen sollte, sondernauchmit gu-
temBeispielvorangehen.„Als Unesco-
Lehrstuhl versuchen wir beispielsweise un-
ser Catering nachhaltig undvegetarisch
zu gestalten“, erklärter. Obwohl er seinen
Job liebt, sei er manchmal eine Sisyphusar-
beit.„Vorallem dieKommunikationvon
Wissenschaftist eine echte Herausforde-
rung.“

Tobias Matusch Fotogeo

„Nein, danke, lieberdoch nicht!“ So
oder so ähnlichreagierte in Deutsch-
land in den Jahren 2018 und 2019
mehr als jederFünfte,wenn ihm oder
ihr ein Stellenangebotunterbreitet
wurde. Ganz schönerLuxus! In Ame-
rika erlaubten sichdas nur 17,2 Pro-
zent, inFrankreichwaren es nochwe-
niger.Das jedenfalls berichtet die Ar-
beitgeber-Bewertungsplattform
Glassdoor unter Berufung auf 10 000
dortabgegebene Bewertungen von
Mitarbeitern. Der Haken: Wissen-
schaftlich belastbar sind die Daten
nicht;jederkann freiwillig auf der
Websiteeinen Arbeitgeber bewerten
undAussagen zu Stellenangeboten
und Absagen machen.Trotzder man-
gelndenRepräsentativität istaber da-
vonauszugehen,dassandem Länder-
vergleichetwas dran ist, zumal die
Zahl der Bewertungen sehrgroß ist
und die ArbeitsmarktlageinDeutsch-
land jüngsttatsächlich sehr gutwar.
Dassdie Fachleut evon Glassdoor auf-
grund des vergangenen Aufwärts-
trends schließen, auchimlaufenden
Jahr setze sichdie Entwicklungfort,
darfdagegen bezweifeltwerden. Die
aktuelle Corona-Krise und eine allge-
mein schwächereKonju nkturkönn-
tender häufigen freienStellenaus-
wahl ein jähes Ende bereiten. nab.

EinenTick

voraus

GrünerAntrieb:NachhaltigeBeruf ewirkenheuteganz selbstverständlichimWirtschaftsgeschehen mit. Fotoddp, BearbeitungF.A.Z.

Kathleen Graf FotoPrivat

Marion Bühl, 42 Jahrealt, kümmertsich
seit 2014 darum, dassdie BerlinerStadtrei-
nigung Energie einspart. Wenn neue Ge-
bäudegekauftoder übernommenwerden,
sitzt sie mit amTischund hat einAuge dar-
auf, dassdie getrof fenen Entscheidungen
energetischSinn ergeben. Dazu führtsie
Wirtschaftlichkeitsanalysen durchund
prüft,wofür Fördergeld beantragtwerden
kann. Im Alltagverbringt sie vielZeit mit
Excel-Tabellen. „Nachhaltigkeit istdabei
nicht nurUmweltschutz“, sagt Bühl. Man
müsse immer sowohl die wirtschaftliche,
die ökologische als auchdie soziale Säule
sehen und das bedeutetfür sie, auchdie
Gebühren fürVerbraucher sogering wie
möglichzuhalten.
Wichtig sei es, langfristig zu denken.
„Investitionen in Energieoptimierungen
lohnen sicheigentlich immer,wenn man
ihrenganzen Lebenszyklus betrachtet“,
sagt sie. Die Stadtreinigung erzeugt selbst
Energie mitWindkraftund Photovoltaik
und Biogas ausBiomüll. Seit 2009ist es ge-
lungen, den Energieverbrauchum14Pro-
zent und denCO 2 -Ausstoß imZusammen-
hang mit Gebäuden sogar um 25 Prozent
zu senken. Das soll nochmehr werden: In
Zukunftsoll jährlicheine weiterePhoto-
voltaikanlagehinzukommen.
Bühl nimmtwahr,dassdas Bewusstsein
für ihr Thema in denvergangenen Jahren
starkgewachsen ist. Sie werdejetzt mit ih-
renAnliegen ernstergenommen.Angefan-
genhat sie ihreKarriereübrigensvöllig
anders: Sie istgelernteErzieherin und hat
dannWirtschaftsingenieurwesen fürUm-
welt studiert. Dasssie nun mit ihrem Job
etwasbewirkt, istihr wichtig: „Meine
Tochter soll mir später nichtvorwerfen
können, dassich nichtsgemacht habe.“


NINETOFIVE

Mehl,Salz, Hefeund Wasser –mehr
braucht ein gutes Brot nicht. DieseForm
vonNachhaltigkeit hat die BäckereiSchü-
renschon in den Siebzigerjahren wieder-
entdeckt.Eine Bäckereikette mit knapp
20 Filialen in und um Düsseldorfgrün zu
führen istdann aber dochkomplexer, und
darumkümmertsichdie 35 Jahrealte
Kathleen Graf. Seit 2018 istsie Assisten-
tin der Geschäftsführung. Regionalität
und Saisonalität sieht sie dabei als Grund-
stein fürNachhaltigkeit. „Blaubeeren gibt
es bei uns nur,wenn die auchinDeutsch-
landwachsen.“ DergrößteTeil des Getrei-
des komme aus derRegion, und die meis-
tenBackzutaten seien biologisch.Aber
die Bäckereilegt auchauf anderesWert:
Die Lieferwagen seienfast vollständig auf
Elektroumgestellt, und dasUnternehmen
arbeitezu95Prozent klimaneutral. Mitar-
beiterkönnen über das Unternehmen
Fahrräder leasen.
Graf leitet Personal undVerkauf desUn-
ternehmens, sorgteaber auchdafür,dass
Leinenbeutel eingeführtwurden, die die
Kunden kaufen und wiederverwenden
können. Außerdembetreut sie dieAusbil-
dung vonNachhaltigkeitsbotschaftern.
Sie sollenals Multiplikatoren dienen und
Kundinnen undKundenvermitteln,was
demUnternehmen wichtig ist.
Graf hat sichbewusst für diese Arbeit
entschieden.Sie hat einen Master in nach-
haltiger Dienstleistungs- und Ernährungs-
wirtschaftgemacht und Erfahrungen im
Consultinggesammelt,wo ihr dieständi-
ge Ausrichtung auf Gewinne und daswe-
nig kollegialeMiteinander nichtgefielen.
In der Bäckereiist das nun anders: „Es ist
zwar viel, aber ichfühle michwahnsinnig
wohl.“

Vitamine auf


Rezept


Klimaschutz für


Kindererklärt


Freie Stelle?


Nein, danke!


Grüne und nachhaltigeBeruf ehaben mit demgängigen


BildvonÖkosnur wenig zu tun.Auch klassische Angestellte


könnenganz schön viel bewirken.


VonLisa Kuner


Mit Excel-Tabellen


gegenStromfresser


Blaubeeren nur


im Sommer


ZAHL DERWOCHE


NR. 63·SEITEC1


FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Beruf und Chance 14. MÄRZ 2020

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