Handelsblatt - 11.03.2020

(singke) #1

Macrons Malaise


Frankreichs Präsident steht vor
wichtigen Wahlen. S. 10

G 02531 NR. 50 PREIS 3,30 €

Dax
10 483,
-1,33 %

E-Stoxx 50
2 909,
-1,68 %

Dow Jones
24 104,
+1,06 %

S&P 500
2 750,
+0,13 %

Gold
1 653,82 $
-1,59 %

Euro/Dollar
1,1345 $
-0,92 %
Stand: 17:00 Uhr

Kurz notiert


·


Europas Industriepläne:
Die Europäische Kommission
präsentiert ihre neue Industrie-
strategie und einen Aktionsplan
für den Binnenmarkt. Bürokrati-
sche Hindernisse sollen abge-
baut, wichtige Industrien gezielt
gefördert werden. Schwerpunkt
sind dabei Klimatechnologien
und Digitales. Seite 8

·
Fremdeln mit Siemens:
Next47, die Start-up-Einheit von
Siemens, hat gut drei Jahre
nach dem Start unter CEO Lak
Ananth seine Rolle im Konzern
noch nicht gefunden. Innerhalb
des Unternehmens sehen man-
che Manager die Entwicklung
des Projekts kritisch. Seite 14

·
Daimlers Sorgensparte:
Nirgendwo treten die Erschüt-
terungen bei Daimler so offen
zutage wie in der Transporter-
Division. Die Sparte leidet be-
sonders unter dem Abgasskan-
dal, weil der Dieselmotor dort
der dominante Antrieb ist. Nun
will die Einheit unter CEO Mar-
cus Breitschwerdt wieder profi-
tabel werden. Seite 20

·
Kampf um die Kryptowelt:
Die Große Koalition will
Deutschland zum Blockchain-
Standort Nummer eins ausbau-
en. Nun meldet sich die Bran-
che mit einem eigenen Forde-
rungskatalog zu Wort. Die
Politik müsse mehr Tempo ma-
chen, fordert der Blockchain-
Bundesverband. Seite 29

von Schleswig-Holstein und Mitglied der Datenethik-
kommission der Bundesregierung, warnt sogar: „Die
digitale Souveränität unseres Staates ist bedroht,
wenn Polizeidaten bei fremden Anbietern landen
könnten.“ Die Grünen fordern ein Ende der Zusam-
menarbeit deutscher Sicherheitsbehörden mit Pa-
lantir. „Dass nun gleich mehrere Bundesländer mit
Palantir kooperieren, sehen wir extrem kritisch“,
sagte Fraktionsvize Konstantin von Notz.
Palantir bietet Software an, die Ermittlern hilft,
Bewegungsprofile von Tatverdächtigen anzulegen
und deren Umfeld zu erkunden. Dazu werden Poli-
zeidaten mit Informationen aus Onlinenetzwerken
wie Facebook verknüpft. Die Gewerkschaft der Poli-
zei (GdP) verteidigt den Einsatz von Palantir. „Zu
Furcht ist kein Anlass gegeben“, sagte der GdP-Bun-
desvize Jörg Radek. Die Polizei wisse um ihre daten-
schutzrechtliche Verantwortung. M. Koch, D. Neuerer

Die US-Datenfirma sichert sich immer mehr Aufträge deutscher Polizeibehörden.


SPD, Grüne und FDP warnen vor „neuen Abhängigkeiten“ und gläsernen Bürgern.


Widerstand gegen Palantir


Digitale Ermittlungsarbeit:
Verschiedene Polizeibehör-
den setzen auf die digitalen
Dienste von Palantir.

imago/photothek

> Schwerpunkt Seiten 4 - 5

E


rst Hessen und Nordrhein-Westfalen, dem-
nächst womöglich Bayern und der Rest der
Republik: Immer mehr deutsche Polizeibe-
hörden vertrauen ihre Daten der umstritte-
nen US-Analysefirma Palantir an. Dabei hat
sich die Bundesregierung eigentlich das Ziel gesetzt,
„die Abhängigkeit von ausländischen Informationstech-
nologien“ zu reduzieren. Widerstand gegen Palantir
formiert sich jetzt im Parlament: „Die Sicherheitsbehör-
den der Länder bewegen sich in eine neue Abhängig-
keit“, sagte der digitalpolitische Sprecher der SPD-Frak-
tion, Jens Zimmermann, dem Handelsblatt. Das Bun-
desinnenministerium müsse aktiv werden.
Auch die FDP zeigt sich besorgt. Fraktionsvize Ste-
phan Thomae kritisiert: „Palantir und US-Sicher-
heitsbehörden sind eng miteinander verflochten.
Wie will man die IT-Sicherheit von deutschen Behör-
den gewährleisten, wenn man diese Firma so dicht
heranlässt?“ Marit Hansen, Datenschutzbeauftragte

Ökonomen legen Notfallplan vor


Corona: Experten fordern die Aufgabe der schwarzen Null und Steuersenkungen.


Angesichts der Gefahr einer Wirtschaftskri-
se durch eine Corona-Epidemie haben
sechs führende deutsche Ökonomen einen
Plan ausgearbeitet, mit dem die Bundesre-
gierung gegen eine Rezession angehen soll.
Das 15-seitige Papier, das am Mittwoch offi-
ziell präsentiert werden soll, liegt dem
Handelsblatt vor. Darin sprechen sich die
Ökonomen für ein Abrücken vom schul-
denfreien Bundeshaushalt aus. Von einem
Festhalten an der schwarzen Null sei „drin-

gend abzuraten“, heißt es in dem Papier.
Die Ökonomen fordern sowohl Liquidi-
täts- wie auch Solvenzhilfen für Unterneh-
men. Unter anderem plädieren sie für ein
Vorziehen des für Anfang 2021 geplanten
Abbaus des Solidaritätszuschlags auf Juli.
Die „generelle Stundung von fälligen Steu-
erzahlungen“ für Unternehmen sei zudem
genauso denkbar wie eine „temporäre He-
rabsetzung der Einkommen- und Körper-
schaftsteuer“. Als Ultima Ratio schlagen

die Ökonomen einen Rettungsfonds vor,
über den sich der Staat an Unternehmen
beteiligen kann – ähnlich, wie es mit Ban-
ken während der Finanzkrise geschah.
An dem Papier haben sowohl konservati-
ve Wirtschaftswissenschaftler wie Ifo-Präsi-
dent Clemens Fuest wie auch gewerk-
schaftsnahe Ökonomen wie der frühere
Wirtschaftsweise Peter Bofinger mitgear-
beitet. M. Greive, J. Hildebrand

MITTWOCH, 11. MÄRZ 2020

DEUTSCHLANDS WIRTSCHAFTS- UND FINANZZEITUNG


> Bericht, Kommentar Seiten 7, 12

Zeitenwende für Zocker


Grafik des Tages: Der deutsche
Glücksspielmarkt wird neu geordnet. S. 24

Die digitale


Souveränität


unseres Staates


ist bedroht,


wenn Polizeidaten
bei fremden

Anbietern landen


könnten.


Marit Hansen
Datenschutzbeauftragte
Schleswig-Holstein

Mensch, Roboter!


Warum wir Computer
missverstehen. S. 18

·
Europäisches Sperrgebiet:
Italien reagiert mit drasti-
schen Mitteln auf die grassie-
rende Epidemie. Seite 6

·


Die Rolle der Geldhäuser:
Banken spielen eine Schlüssel-
rolle, wenn es darum geht, die
ökonomischen Folgen der Seu-
che zu bekämpfen. Seite 26

·
Aktien für Chaoszeiten:
Wenn Börsen ihre Berechen-
barkeit verlieren, brauchen An-
leger Beruhigungsmittel – zum
Beispiel Fonds aus der Ge-
sundheitsbranche. Seite 30

Corona und die Folgen
Free download pdf