Handelsblatt - 11.03.2020

(singke) #1
Eva Hilf: Die Digitalexpertin
steht bei Polar jetzt an der
Spitze der DACH-Region.

Polar

Eva Hilf


Polar ernennt neue


Deutschlandchefin


BÜTTELBORN Polar,
der finnische Herstel-
ler von Sportuhren,
verstärkt seine Füh-
rungsmannschaft: Ab
sofort ist die Manage-
rin Eva Hilf verant-
wortlich für die Ge-
schäfte in Deutsch-
land, Österreich und
der Schweiz (DACH-
Region). Für Polar ar-
beitet die Digitalexper-
tin bereits seit sechs
Jahren in verschiede-
nen Funktionen – un-
ter anderem als Com-
mercial Director und
als Mitglied des Glo-
bal-Sales-Manage-
ment-Teams in Osteu-
ropa, Nord- und Süd-
amerika. Zuvor war
Hilf unter anderem für
Vertrieb und Marke-
ting beim Wasserfilter-
Hersteller Brita und


dem Konsumgüter-
konzern Procter &
Gamble verantwort-
lich. Als neue Chefin
will sie vor allem den
Markt für Wearables
und Fitness-Apps wei-
ter stärken. „Für mich
ist Polar schon immer
Fitness und Leiden-
schaft, aber auch glei-
chermaßen Sport und
Tech“, sagt sie. Hilf,
48, übernimmt damit
die Funktion von Lars
Adloff. Der Manager
wird nun im Sales-Be-
reich von Polar arbei-
ten. Als neuer Marke-
tingchef wechselt zu-
dem Martin Plothe
von Soda Stream zu
Polar, er berichtet
künftig direkt an Hilf.
Das Unternehmen
wurde im Jahr 1977 ge-
gründet. C. Kontio

Joachim Hofer München

M


it dem Dulles International
Airport in Washington ist
Reinhard Ploss inzwischen
bestens vertraut. In den ver-
gangenen Monaten ist der
Infineon-Chef immer wieder in die amerika-
nische Hauptstadt geflogen, um sich mit Be-
hördenvertretern zu treffen. Es waren
schwierige Gespräche, die der Ingenieur mit
den Spezialisten des Komitees für ausländi-
sche Investitionen in den USA, kurz CFIUS,
zu führen hatte. Doch der Einsatz hat sich ge-
lohnt: In der Nacht zu Dienstag teilte der Dax-
Konzern Infineon offiziell mit, die Aufseher
hätten die Übernahme des US-Konkurrenten
Cypress genehmigt.
Es wird damit immer wahrscheinlicher,
dass Ploss, 64, seine Karriere mit der größten
Akquisition in der Historie des Chipherstel-
lers krönen kann. Selbstverständlich ist das
allerdings nicht. In der vergangenen Woche
hatte „Bloomberg“ gemeldet, CFIUS bewerte
den neun Milliarden Euro schweren Kauf als
Risiko für die nationale Sicherheit. Die Aufse-
her würden Präsident Donald Trump emp-
fehlen, die Transaktion zu unterbinden. Dem
Vernehmen nach befürchteten sie, US-Tech-
nologie könnte in chinesische Hände geraten.
Im Juni 2019 hatte Infineon-Chef Ploss den
Megadeal verkündet, seither gab er sich zu-
versichtlich. Das war mehr als Zweckoptimis-
mus, wie sich jetzt zeigt. Denn Ploss gelang
es, die strengen Bürokraten davon zu über-
zeugen, dass auf ihn und seine Firma Verlass
ist. Aus Angst, wichtiges Know-how könnte
nach China abfließen, baut Infineon seine
neueste Fabrik in Österreich. Und das, ob-
wohl der Konzern mehr als ein Viertel seines
Umsatzes in China erzielt.
Ploss, so berichten Vertraute, hatte sich im
Vorfeld des Kaufs so gut es ging abgesichert.
Denn eines war dem Franken klar: Würde er
an den Aufsehern scheitern, wäre das eine
Blamage für ihn. Schließlich hatte ihn CFIUS
bereits 2017 brüskiert. Damals wollte Ploss
die US-Halbleiterfirma Wolfspeed schlucken,
doch das hat ihm die Behörde verboten.
Mit Cypress werde Infineon sein Kernge-
schäft mit Leistungshalbleitern, Sensoren
und Sicherheitscontrollern stärken, warb
Ploss jüngst auf der Hauptversammlung um
den Deal. So könne Infineon ein breiteres An-
wendungsspektrum bedienen und den Kun-
den vollständige Lösungen anbieten.
Seit knapp acht Jahren führt der Manager
Infineon. Als der damalige Aufsichtsratschef
Wolfgang Mayrhuber 2012 ihn, den Altgedien-
ten, als neuen Chef präsentierte, waren Ana-
lysten und Investoren verblüfft. Mayrhuber
aber wusste, dass in der hektischen Branche
Bodenhaftung hilft: „In unserem dynami-
schen und zyklischen Geschäft ist Stabilität
ein wesentlicher Erfolgsfaktor.“
Ploss begann 1986 als Prozessingenieur, da-
mals war Infineon noch Teil von Siemens. Im
Jahr 2000 übernahm er die Leitung der Auto-
sparte, 2007 zog er in den Vorstand ein. Der
Manager beherrscht die Gabe, das komplexe
Geschäft gut erklären zu können. Wie wichtig
die richtige Wortwahl sein kann, hat er im-

mer wieder erfahren. Auch in Krisenzeiten.
Es war vermutlich auch einer der Erfolgsfak-
toren in den Unterredungen mit CFIUS.
Die Aktionäre indes sehen die Übernahme
nicht nur positiv. Die strategische Logik sei
zwar einleuchtend, meint Markus Golinski,
Portfoliomanager von Union Investment. In-
fineon werde zum größten Chiplieferanten
für die Autoindustrie aufsteigen, einen besse-
ren Zugang zum japanischen Markt bekom-
men und die Lücke bei Mikrocontrollern
schließen. Die Anteilseigner würden dafür
aber einen hohen Preis zahlen: zum einen
wegen des Verwässerungseffekts, der durch
die Kapitalerhöhung im Juni zu niedrigen
Kursen besonders wehgetan habe. Zudem
durch den Anstieg der Verschuldung, der zu
höheren Finanzierungskosten führen könnte.
Den Rückhalt des Aufsichtsrats hat Ploss.
„Wir stehen voll hinter der Akquisition“, sagt
Chefkontrolleur Wolfgang Eder. Noch ist die
Übernahme nicht ganz durch, es steht die Er-
laubnis der chinesischen Behörden aus. Liege
diese vor, werde er sich sofort daranmachen,
Cypress einzugliedern, kündigte Ploss an.
Viel Zeit bleibt nicht. Ende 2022 will er abtre-
ten. Und ein bestelltes Haus hinterlassen.

Reinhard Ploss


Mit großer


Überzeugungskraft


Der Chef von Infineon hat die US-Aufseher überzeugt. Doch noch ist


der Ingenieur mit seiner Milliardenübernahme nicht ganz am Ziel.


Reinhard Ploss:
Ende 2022 will
der Infineon-
Chef abtreten.

Imago Stock

Die


strategische


Logik der


Cypress-


Übernahme ist


einleuchtend.


Markus Golinski
Union Investment

Conrad Albert


Pro-Sieben-Vize


vor dem Absprung


MÜNCHEN Der Exo-
dus in der Chefetage
von Pro Sieben Sat 1
geht weiter. Vizevor-
standschef Conrad Al-
bert, 52, kündigte jetzt
in einem Interview mit
der „Süddeutschen
Zeitung“ seinen Ab-
schied an. Er werde
seinen Vertrag, der am



  1. April 2021 ausläuft,
    nicht verlängern – so-
    fern es bei der „aktuel-
    len Konstellation“ blei-
    be. Das ist eine unver-
    hohlene Kritik an CEO
    Max Conze, 50. Daher
    ist kaum zu erwarten,
    dass Albert tatsächlich
    bis 2021 dabei bleibt.
    Die momentane Situa-
    tion mache es schwie-
    rig, seine Arbeit zu er-


ledigen, kritisierte Al-
bert. Conze führt den
im MDax notierten
Medienkonzern seit
knapp zwei Jahren
und hat seither das ge-
samte Topmanage-
ment ausgetauscht –
bis auf Albert. Inzwi-
schen verabschieden
sich bereits wieder
Führungskräfte, die
Conze selbst an Bord
geholt hat. Allen voran
Michaela Tod, die Co-
Chefin der TV-Sparte.
Als eine Art Cheflob-
byist hat sich Albert
für bessere Wettbe-
werbsbedingungen für
die deutschen TV-Sen-
der im Kampf gegen
Facebook und Google
eingesetzt. J. Hofer

Namen


des Tages


MITTWOCH, 11. MÄRZ 2020, NR. 50
46

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