Linux-Magazin_-_Januar_2019

(singke) #1

Ob reale oder virtuelle Hardware – das weiß auch Canonical oft nicht.


© Canonical

Mit Einwilligung der Nutzer
veröffentlicht Canonical ano-
nyme Nutzungsdaten zu
Ubuntu 18.04 LTS auf einer
Webseite unter [https://​​www.​
​ubuntu.​​com/​​desktop/​​statistics]. Die
zeigt etwa, auf welchen Gerä-
te-Arten Ubuntu läuft, und
unterteilt die gesammelten
Daten in „User Report“,
„Desktop Specs“ und „Confi-
guration“.
Zwar lassen sich aus den Zah-
len zumindest ein paar Trends
extrahieren, ein umfassendes
Bild aller Ubuntu-Installatio-
nen bieten sie aber aus meh-
reren Gründen nicht. Zum
einen willigten insgesamt nur
66 Prozent der Nutzer ein,
dass Canonical anonym ihre
statistischen Installationsda-
ten erhebt. Diese Daten reprä-
sentieren damit nur zwei Drit-
tel der Ubuntu-Nutzer. Zum
anderen hält sich Canonical
mit den absoluten Nutzerzah-
len bedeckt: Der Betrachter
erfährt also nicht, ob hier die
Zahlen von Tausenden oder
Millionen Ubuntu-Nutzern ge-
sammelt wurden.
Zwar unterscheidet Canonical
die Installationen häufig da-
nach, ob sie auf physischer
oder virtueller Hardware lau-
fen. Allerdings besteht hier
eine weitere Unschärfe darin,
dass sich aus den vorhande-
nen Daten nicht mit Sicher-
heit ableiten lässt, ob es sich
tatsächlich um echte oder vir-


tuelle Hardware handelt, was
Canonical auch so schreibt.
Auch unklar bleibt, ob Con-
tainer zur virtuellen Hardware
zählen und Canonical etwa
die Docker-Hub-Downloads
berücksichtigt.
Bei knapp der Hälfte aller In-
stallationen tippt Canonical
auf echte Hardware, bei zirka
15 Prozent auf virtuelle, rund
20 Prozent bleiben unbe-
stimmbar. Leider fehlen bei
diesem interessanten Punkt
auch die Prozentzahlen in der
Grafik (siehe Abbildung). Die
Folge ist, dass die auf der Un-
terscheidung echt/ virtuell be-
ruhenden Daten notgedrun-
gen nur eine grobe Richtung
abbilden.
Zu den Erkenntnissen gehört,
dass die Mehrheit der Nutzer
(61 Prozent) ihr System mit
den Standard-Einstellungen
installiert und auf virtueller
Hardware. Spielen die Nut-
zer Ubuntu auf physische
Hardware, sind sie offenbar
deutlich anpassungsfreudi-
ger: Hier nutzen nur 33 Pro-
zent die Default-Werte. Dabei
scheinen sie vor allem ein
oder mehrere Add-ons abzu-
schalten (56 Prozent), bei vir-
tuellen Installationen tun dies
nur 24 Prozent.
Rund 30 Prozent der Nutzer
auf virtueller und realer Hard-
ware verwenden beim Login
kein Passwort, 91 Prozent las-
sen sich bei der Installation

Canonical veröffentlicht Nutzungsdaten für Ubuntu


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auch die Updates mit einspie-
len. Nur 12 Prozent der Nut-
zer auf physischer Hardware
verwenden die Minimal-Vari-
ante von Ubuntu, auf virtu-
eller sind es 13 Prozent. Hier
hätte man im zweiten Fall eine
größere Zahl erwartet.
Die Daten verraten zudem,
wo viele Ubuntu-Nutzer sit-
zen, nämlich zum Beispiel in
Russland, Australien, Brasili-
en und Mexiko, häufig also in
Schwellenländern. 60 Prozent
der User verwenden demnach
die englische Sprache. Auch
diese Zahl ist vermutlich mit
Vorsicht zu genießen, einige
Nutzer ändern die Sprach-

einstellungen erst nach der
Installation. Nach Englisch
folgt Spanisch (7 Prozent) als
zweithäufigste Sprache.
Insgesamt scheint Ubuntu
mehrheitlich nicht auf den
neuesten Rechnern zu lau-
fen. Quadcore-Rechner mit
Ubuntu sind in der Minder-
heit, und die Hälfte der Rech-
ner nutzt bis zu 4 GByte RAM
und nur zu 30 Prozent eine
Full-HD-Auflösung (oder hö-
her). Außerdem verwendet
die knappe Mehrheit physi-
scher Installationen Bios und
nicht das jüngere UEFI, bei
virtuellen Maschinen ist Bios
ohnehin meist Standard. n

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