Linux-Magazin_-_Januar_2019

(singke) #1
Welt einverleibt, so Whitehurst, ist Open
Source die wichtigste Zutat dafür.
Ginni Rometty, CEO von IBM, bezeichnet
die Kombination von IBM und Red Hat
als Game Changer, der IBM im Bereich
Cloud und Services zu neuen Höhen
führen werde. Jim Whitehurst und sie
teilten sich den strategischen Blick auf
die Hy brid-Cloud-Chance. Der Zusam-
menschluss bedeute einen Reset für den
Cloud-Markt, nach dem IBM zur Nummer
eins bei Hybrid-Clouds aufsteige, so Ro-
metty. Eine Einschätzung gibt unser Kom-
mentar „Quod erat demonstrandum“.

Blue-Washing


Trotz der Bekenntnisse zur Unabhän-
gigkeit muss Red Hat sich in die Kon-
zernstrukturen von IBM einfügen. Die
Eingliederung und Anpassung zugekauf-
ter Firmen in die Firmenkultur und die
Strukturen von IBM ist als Blue-Washing
bekannt. Tyler Jewell, der seine Firma
Codenvy im Jahr 2017 an Red Hat ver-
kauft hatte, sieht diesen Prozess für Red
Hat nicht gut ausgehen [3]. Selbst wenn
IBM Red Hat ein Jahr lang freie Hand
lasse, so Jewell, könne Big Blue nicht aus
seiner Haut. Die bürokratische und kom-
plizierte Firmenstruktur werde Red Hat
schlecht bekommen, orakelt der heutige
Chef des Integrationsspezialisten WSO2.
IBM sei trotz Beteiligung an Open-Source-
Projekten ein patentorientierter Konzern,
der kommerzielle Aspekte in den Vorder-
grund stelle.

Schub für Open Source


Peter H. Ganten, Vorstandsvorsitzender
der deutschen Open Source Business Al-
liance [4] bewertet den Vorstoß von IBM

Nach Angaben von IBM entspricht das
Angebot einem Preis von 190 US-Dollar
pro Red-Hat-Aktie und damit deutlich
mehr als dem Kurswert. Nach der Über-
nahme soll Red Hat eine eigenständige
Einheit in IBMs Hybrid Cloud Team wer-
den. Das soll dazu dienen, den Open-
Source-Charakter von Red Hat zu wah-
ren. Red Hat werde unabhängig von IBM
agieren können, das betrifft sowohl die
bisherigen Geschäftspraktiken als auch
die von Red Hat Red abhängigen Open-
Source-Projekte.
Der Red-Hat-Chef Jim Whitehurst bleibt
auch in der neuen Einheit Führungskraft
und untersteht als Mitglied der IBM-Top-
Manager direkt der IBM-Chefin Ginni
Rometty (Abbildung 1). Auch das übrige
Red-Hat-Führungsteam bleibe erhalten,
teilt IBM mit [1]. Die 12 600 Red-Hat-Mit-
arbeiter stehen immerhin 366 000 IBM-

Leuten gegenüber. Die Aufsichtsräte der
beiden Unternehmen haben dem Handel
bereits zugestimmt. Es fehlt nun noch die
Einwilligung der Red-Hat-Shareholder.
Auch die nötigen Zustimmungen der Re-
gulierungs- und Kartellbehörden stehen
noch aus. IBM rechnet damit, den Deal
bis Mitte 2019 abzuschließen.

Zutaten zum Erfolg


Für den Red-Hat-Chef Jim Whitehurst ist
Open Source ohne Zweifel der Schlüs-
sel zum Erfolg. Bislang habe man nur
an den Möglichkeiten gekratzt, die vor
einem liegen, bloggt Whitehurst [2].
„Open Source ist die Zukunft der Unter-
nehmens-IT“, sagt er und sieht für den
von Red Hat adressierbaren Markt ein
Volumen von 73 Milliarden US-Dollar bis
zum Jahr 2021. Wenn Software sich die

Der IT-Konzern IBM will den Linux-Spezialisten Red Hat übernehmen. Der Kauf entspricht einem Wert von rund
34 Milliarden US-Dollar und ist damit schon finanziell gesehen der Knaller des Jahres. In der Branche wird der
Deal unterschiedlich bewertet. Ulrich Bantle, Jens-Christoph Brendel

IBM kauft Red hat für sensationelle 34 Milliarden US-Dollar


Big Blue geht all in


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IBM und Red Hat

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