Linux-Magazin_-_Januar_2019

(singke) #1
„compatible“. Und heute sind die beiden
Datenbanken nicht einmal mehr hun-
dertprozentig kompatibel. Beim Wechsel
heißt es jetzt aufpassen!
Welche Neuerungen sind bei den ein-
zelnen Maria-DB-Releases der letzten
Zeit hinzugekommen? Auf die Maria-DB-
Version 5.5 folgte 10.0. Dieser Versions-
sprung soll verdeutlichen, dass Maria
DB jetzt doch schon ein bisschen an-
ders als MySQL ist. Mit Maria DB 10.0
sind hinzugekommen: User-Rollen, ein
Audit-Plugin, ein Volltextsuche-Plugin
für CJK-Sprachen (Chinesisch, Japanisch
und Koreanisch), paralleles Replizieren,
Replikation mit Global Transaction ID
(GTID) und die Multi-Source-Replikation
sowie zahlreiche neue Storage Engines
wie Cassandra, Connect, Spider oder
Toku DB sowie Sequenzen.
Maria DB 10.1 hat sich als erste MySQL-
Variante zu „Galera ready by default“
erklärt, kann also ohne weitere Ände-
rungen in einem Galera-Cluster arbeiten.
Weiter wurde viel Arbeit in Data-at-rest-
Verschlüsselung investiert: Die Tabellen,
Tablespaces, Redo Logs und Binary Logs
lassen sich jetzt verschlüsselt auf Platte
schreiben. Weiter kam der Maria DB Co-
lumn Store hinzu, eine Storage Engine,
die die Daten nicht zeilenweise, sondern
spaltenweise speichert. Dies erlaubt
schnelleren Zugriff auf bestimmte Daten
für Reporting- und Business- Intelligence-
Abfragen.
In der Version Maria DB 10.2 wurde die
bisher genutzte Xtra DB Storage Engine
der Firma Percona durch die Inno DB 5.7
Storage Engine von MySQL ausgetauscht.
Dies ermöglicht die Nutzung praktisch
sämtlicher in MySQL 5.7 verfügbarer
Inno-DB-Features. Das wichtigste davon
sind wohl die Inno DB Spatial Indices
(GIS-Indices, mit denen man geographi-

Wer sich heute auf einer modernen Li-
nux-Distribution ohne weiteres Dazutun
eine MySQL-Datenbank installieren will,
bekommt bereits in über der Hälfte der
Fälle Maria DB. Centos kennt das Paket
»mysql-server« schon gar nicht mehr und
installiert stattdessen »mariadb-server«.
Debian liefert eine Maria DB 10.1 aus und
nur Ubuntu verwendet noch ein origina-
les MySQL 5.7.
Wer es nicht glauben mag, soll es selber
testen:
SQL> SHOW GLOBAL VARIABLES WHERE U
Variable_name IN ('version',U
'version_comment');

+‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑+‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑+
| Variable_name | Value |
+‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑+‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑+
| version | 10.3.9‑Maria DB |
| version_comment | Maria DB Server |
+‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑+‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑‑+

Das ist ja auch nicht weiter schlimm, soll
Maria DB doch ein Drop-in-Replacement
für MySQL sein. Aus technischer Pers-

pektive hieße das: Datenbankserver stop-
pen, Binaries austauschen, Datenbank-
server wieder starten, fertig! Ob das auch
in der Realität so klappt, steht auf einem
anderen Blatt. Aber der Reihe nach.

Was bisher geschah


Im Jahre 2008 wurde MySQL von Sun
Microsystems gekauft – nur ein Jahr spä-
ter wurde Sun von Oracle übernommen.
Dies wiederum passte dem Gründer von
MySQL, Monty Widenius, nicht und er
gründete eine neue Firma namens Maria
DB, in der er mit ein paar Ex-MySQL-
Entwicklern einen Branch von MySQL
weiterpflegt. Das geschah zu Zeiten von
Maria DB 5.5, und zu diesem Zeitpunkt
konnte man noch getrost von einem
Drop-in-Replacement sprechen.
Aber die Zeit ging ins Land, neue Features
kamen hinzu. Maria DB und MySQL fin-
gen an, sich auseinanderzuentwickeln.
Fast unmerklich änderte sich das Wor-
ding jetzt von „Drop-in-Replacement“ in

Schon seit einem halben Jahr kann man die Maria-DB-Release 10.3 installieren. Die unreifen Früchte sind aus-
sortiert, was kann der Admin jetzt ernten? Oli Sennhauser

Neue Features in Maria DB 10.3


Ausgereift


Sysadmin

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Maria DB 10.3

© Martina Unbehauen, 123RF
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