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orab, ichbinkeingroßerFanvonGreenpeace.Ich
gehöredamitzueinerMinderheit,ichweiß.Das
Anliegender 50 JahrealtenUmweltschutzorgani-
sationistgut,aberzuvieleAktionensindgrenzwer-
tig. AlsetwaderGleitschirmfliegerinderMünchner
AllianzArenalandeteundMenschenverletzte.Oder
alsdieAktivisten 3500 LiterFarbeumdieSiegessäu-
le inBerlinkippten,eineRiesensauerei.Ichspende
lieberanSOSKinderdörfer.MeinHerzschlugdeswe-
gennichthöher,wiebeivielenKommentator:innen,
alsJenniferMorgan,Co-ChefinvonGreenpeace,zur
deutschenKlimasonderbeauftragtenernanntwurde.
IchspitzteauchnichtdenBleistiftzurVerteidigung.
MeinersterReflexwarauch:eineAktivistin?Mein
zweiterGedanke aberbald: vermutlicheinekompe-
tenteFrau,einenVersuchisteswert.DieVergleiche
mitRüstungslobbyistenimBeschaffungswesenhin-
ken.Ja,einCoup,diesePersonalie!Dasbrachtemich
zumdrittenGedanken:mehrdavon!JenniferMorgan
könntederAnfangsein,einParadigmenwechsel, wie
wirwichtigePostenkünftigbesetzen.Da,woesrecht-
lichmöglichundpolitischsinnvollist,solltenwirdie
bestenKöpfeaufderganzenWelt zusammensuchen.
Sicher,Morganmussnunlernen,dicke Bretterzuboh-
renundauchmalanderePerspektiveneinzunehmen.
AberdasExperimentistspannend.
AndereBereiche machenesunsjalängstvor:Inden
VorständenvielerUnternehmensitzenLeuteausal-
lerWelt.VorallemStart-ups suchensichTalente,da
arbeitenoftMenschenausDutzendenNationen.Im
Sportistesgangundgäbe,eigentlichsosehr gangund
gäbe, dass dasglobale Casting samt Einbürgerung mit
demTempoeinerFünf-Minuten-Terrinemithalten
kann–undseltsameBlütentreibt.SchauenSiesich
dieserTagemaldiechinesische Eishockey-National-
mannschaftan,inderalleinelfKanadierunddrei
US-Amerikanerspielen.Abersoweitsindwirja nicht.
Esgibt ersteAnsätze:UnsereobersteFinanzaufsicht
Bafinwird,nachVersäumnissenundSkandalen,in-
zwischenvondemBritenMarkBransongeführt.Die
BritenwiederumhattenmitMarkCarneyeinenfähi-
genKanadieranderSpitzeihrerNotenbank.Insofern:
GiveGreenpeacea Chance.Nursolltenwirnicht,wenn
jemandmalInvestmentbankerwar,gleichSkandal
schreien–undbeiUmweltaktivistenjubeln.
Es istnichtso,dasswireinhochkompetitivesSys-
temsprengen,dasNiveauistjaüberschaubar.Bisher
mussmitvielenÄmternvorallemjemandauseiner
Parteiversorgtwerden.DerWettstreitläuftzwischen
derLandesgruppeHessenunddemSaarland, zwischen
RealosoderLinken,undbittenichtdenOssiverges-
sen.Vorallemmussjemandbelohntwerden,derim
WahlkampfguteArbeitgemachthat.Viele vonihnen
machennatürlichdanachauchguteArbeit.Aberein
kreativerStörfaktorinderGeschacherarithmetikund
eineFrischzellenkurkönnennicht schaden.Vorallem
derneuenGenerationvonPolitikern,diedenTonan-
geben,denndiekommenoftnurnochausdenPartei-
kaderschmieden:LeutewieKevinKühnert,Omid
NouripourundKonstantinKuhle.
DieMischungs macht’s.ManbrauchtauchLeute,
diedenLadenkennenunddieMaschinerieimGriff
haben–wiederberühmte„ewigeStaatssekretär“
WernerGatzerimFinanzministerium.Wennmanes
zuweittreibt,wirdeschaotisch. WiemanimHause
Habecksehenkann,woschonjetzteinegewisseÜber-
forderungaufStaatssekretärsebeneherrscht.
Unstutesganzgut,dassunsdiesePersonalieein
wenigaufgeschreckthat.Klagenwirnicht oftüber
Fachkräftemangel,zumalPolitikerinTalkshows?Sie
denkendabeianPfleger,IngenieureundHandwerker.
WarumnichtmalanderoberstenWerkbank anfan-
gen? Einen Versuch ist es wert. 2
Im üblichen Geschacher um
Posten kann ein kreativer
Störfaktor nicht schaden.
Etwas frischer Wind tut gut
GIVE GREENPEACE A CHANCE
DieErnennungvonJenniferMorganzurKlimasonderbeauftragtenkönnteeinAnfang
sein: Warum nichtdiebesten Köpfe ausaller Weltfür zentrale Jobs gewinnen?
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HorstvonButtlar
schreibthierjedezweiteWoche
über Politikund Wirtschaft
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