W
as istdasdochfüreinherrli-
cher Winter.Schon immer
wollteichinderkaltenJah-
reszeitdavonabhängigsein,
obmicheinTyp,dergernmit
freiemOberkörperaufsei-
nemPferddurchdierussische Taiga reitet,
mitGasversorgt odernicht.
UnddannunsereRegieren-
denerst.Wasbinichihnen
dankbar,dasswirsoabhängig
von Russland sind. Warum
auchhätteDeutschlandetwas
VerrückteswagenundVorrei-
terinSachennachhaltigeEner-
giewerdensollen?
DerMann,denwireinstfür
seinenRittverlachthaben,ist
zufällignicht nureinwichtiger
EnergielieferantfürDeutsch-
land, sondernauchjenerMacht-
haber, dergeradediegrößte
KonzentrationanMilitärkräf-
tenaufeuropäischemBoden
seit 1945verantwortet.Mona-
telangbeobachtetenvieleden
AufmarschanderGrenzezur
UkrainemiteinerGelassen-
heit,alskönntePutindorteher
einen Sonntagsspaziergang
mitZapfenstreichplanen.
„BigMen“–so nenntdie
CNN-JournalistinChristiane
Amanpour die autoritären
HerrscherunsererZeit.Beson-
dere Prachtexemplare des
Patriarchats,diealsPolitiker
ihre Eigeninteressen immer
vordasdemokratische Mitein-
anderstellen.Völkerrecht istda
Nebensache.
WirsolltendieAnalysedie-
serBigMenstärkerindenFo-
kusmedialerBerichterstattungrücken,
weilihreHerrschafts-undMännlichkeits-
ideale nicht auszumerzenundunserepazi-
fistischenTräumekeinwirksamesGegen-
mittelsind.
EinBigMankommtseltenallein.Mitso
vielSolidaritätkönntederFeminismus
problemlosdasMatriarchatinstallieren,
dochFrauenverlierensichleiderzuoft
in Konkurrenzen.Machtmännerfreund-
schaftensinddafürsorglicher:Genosse
PutinhatseinenFreundundunserenAlt-
kanzlerGerhardSchrödersoebenfüreinen
SpitzenpostenbeimStaatskonzernGaz-
promnominierenlassen.FrauSchröder-
KimwirddieRusslandreisensicherge-
konntaufInstagraminszenieren.
SeitPutinanderMacht ist,wurdenmin-
destens 37 JournalisteninRusslandermor-
det.DiemeistenFällebliebenunaufge-
klärt.Wiekannmanals regierungskriti-
scherJournalistauchsoanmaßendsein
undunbedarftTeetrinkenwollen?Man
sollteschoneinenVortesterfürdasGift
dabeihaben.PressefreiheitistfürBigMen
ehereinWortals einWert.
WeshalbistderTypusNapoleonneander-
taleralsonichtlängsteinAuslaufmodell?
ObwohlwirvermeintlichFort-
schrittemachenalsZivilisa-
tion,verschiebenBigMendie
WeltordnungzuihrenGuns-
ten.EinGrundfürihrenErfolg
liegt,fürchteich, inderBana-
lisierungdiesertestosteron-
schweren Machtmänner.Als
Trumpdie politischeBühne
betrat,wurde erbelächelt wie
einBachelor.Erstehtschon
wiederinStellung.UndBoris
Johnsonlenkt mitseinerclow-
neskenArtvonseinerPolitik
ab. Gehört das Sich-unter-
schätzen-LassenfürBigMen
zumKalkülaufdemWegzur
ersehntenAllmacht?
PlötzlichistmitteninEu-
ropadieSprachedesKrieges
wiederda.WirDeutschenha-
benbeidervergangenenBun-
destagswahlzumGlückkeinen
Big Man gewählt, sondern
einenOlafScholz.
Es stand aber auch kein
Big Man zurWahl, an dem
wirunstragischhättenirren
können.NachderÄraMerkel
treibt Friedrich Merz die
Maskulinisierung der CDU
voran.Aucherlässtsichgern
unterschätzen.Wieviel Big
Man inihm steckt,werden
wirnochsehen.
Jetztschonhatereinsgemeinsammit
demPatriarchat:Gerade wennmanmeint,
man hätte ihn ein Stück weit hinter
sich gelassen,stehter involler Pracht
wiederda. 2
VON WEGEN GROSS
Warumnurbestimmensogenannte„BigMen“
dasWeltgeschehen?Undwassagt esaus,
dass unser Gegengewicht OlafScholzheißt?
1 7. 2. 2022 83
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MARINIĆ
ILLUSTRATION: LENNART
GÄ
BEL/STERN; FOTO: GUNNAR KNECHTEL/STERN
DieSchriftstellerinundPolitologinJagoda Marinić(„Made inGermany.WasistdeutschinDeutschland?“,
„Sheroes. Neue Held*innen braucht das Land“) schreibt alle zwei Wochen – im Wechsel mit Micky Beisenherz –imstern